daß sie, so lange sie ihre Anlagen noch ausdehnen, den Mehrbedarf an Arbeitern durch weitere Heranziehung des Bevölkerungsüberschusses aus den Landbezirken decken müssen.
Aus dem Gesagten ergibt sich, daß von einer steigen- den Mobilisierung der Gesellschaft als Folge der Schaffung eines dichten Verkehrsnetzes und der Erfindung vollkom- mener Verkehrsmittel nicht die Rede sein kann. Wir be- finden uns vielmehr in einer Uebergangsperiode, in welcher die noch nicht vollendete Umwandlung der städtischen und territorialen Wirtschaftsordnung in eine nationale fortge- setzte Verschiebungen der Grenzen der Arbeitsteilung und der Standorte der einzelnen Produktionszweige nach sich zieht und damit auch Verschiebungen der arbeitenden Bevölkerung.
Nach einer jahrhundertelangen Periode wirtschaftlicher und sozialer Verknöcherung, in welcher Umzugs- und Nieder- lassungsbeschränkungen jeder Art die Bevölkerung an den von den Vorfahren eingenommenen Sitzen festhielten, haben die territorialen Massenbewegungen der Gegenwart für Viele etwas Beängstigendes. Sie erscheinen leicht als Rück- fall in die Urzeit der allgemeinen Wanderung. Aber man übersieht dabei, daß nur ein Teil der Bevölkerung mobiler geworden ist: die Landbewohner, von denen eine große Zahl bis in den Beginn dieses Jahrhunderts an die Scholle gefesselt war. Der Kaufmann, der Handwerker, der Ge- lehrte ist heute weit weniger beweglich als etwa in der Reformationszeit, und die Industriearbeiter wandern heute verhältnismäßig seltener und auf kürzere Entfernungen als
daß ſie, ſo lange ſie ihre Anlagen noch ausdehnen, den Mehrbedarf an Arbeitern durch weitere Heranziehung des Bevölkerungsüberſchuſſes aus den Landbezirken decken müſſen.
Aus dem Geſagten ergibt ſich, daß von einer ſteigen- den Mobiliſierung der Geſellſchaft als Folge der Schaffung eines dichten Verkehrsnetzes und der Erfindung vollkom- mener Verkehrsmittel nicht die Rede ſein kann. Wir be- finden uns vielmehr in einer Uebergangsperiode, in welcher die noch nicht vollendete Umwandlung der ſtädtiſchen und territorialen Wirtſchaftsordnung in eine nationale fortge- ſetzte Verſchiebungen der Grenzen der Arbeitsteilung und der Standorte der einzelnen Produktionszweige nach ſich zieht und damit auch Verſchiebungen der arbeitenden Bevölkerung.
Nach einer jahrhundertelangen Periode wirtſchaftlicher und ſozialer Verknöcherung, in welcher Umzugs- und Nieder- laſſungsbeſchränkungen jeder Art die Bevölkerung an den von den Vorfahren eingenommenen Sitzen feſthielten, haben die territorialen Maſſenbewegungen der Gegenwart für Viele etwas Beängſtigendes. Sie erſcheinen leicht als Rück- fall in die Urzeit der allgemeinen Wanderung. Aber man überſieht dabei, daß nur ein Teil der Bevölkerung mobiler geworden iſt: die Landbewohner, von denen eine große Zahl bis in den Beginn dieſes Jahrhunderts an die Scholle gefeſſelt war. Der Kaufmann, der Handwerker, der Ge- lehrte iſt heute weit weniger beweglich als etwa in der Reformationszeit, und die Induſtriearbeiter wandern heute verhältnismäßig ſeltener und auf kürzere Entfernungen als
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daß ſie, ſo lange ſie ihre Anlagen noch ausdehnen, den
Mehrbedarf an Arbeitern durch weitere Heranziehung des
Bevölkerungsüberſchuſſes aus den Landbezirken decken müſſen.
Aus dem Geſagten ergibt ſich, daß von einer ſteigen-
den Mobiliſierung der Geſellſchaft als Folge der Schaffung
eines dichten Verkehrsnetzes und der Erfindung vollkom-
mener Verkehrsmittel nicht die Rede ſein kann. Wir be-
finden uns vielmehr in einer Uebergangsperiode, in welcher
die noch nicht vollendete Umwandlung der ſtädtiſchen und
territorialen Wirtſchaftsordnung in eine nationale fortge-
ſetzte Verſchiebungen der Grenzen der Arbeitsteilung und der
Standorte der einzelnen Produktionszweige nach ſich zieht
und damit auch Verſchiebungen der arbeitenden Bevölkerung.
Nach einer jahrhundertelangen Periode wirtſchaftlicher und
ſozialer Verknöcherung, in welcher Umzugs- und Nieder-
laſſungsbeſchränkungen jeder Art die Bevölkerung an den
von den Vorfahren eingenommenen Sitzen feſthielten, haben
die territorialen Maſſenbewegungen der Gegenwart für
Viele etwas Beängſtigendes. Sie erſcheinen leicht als Rück-
fall in die Urzeit der allgemeinen Wanderung. Aber man
überſieht dabei, daß nur ein Teil der Bevölkerung mobiler
geworden iſt: die Landbewohner, von denen eine große
Zahl bis in den Beginn dieſes Jahrhunderts an die Scholle
gefeſſelt war. Der Kaufmann, der Handwerker, der Ge-
lehrte iſt heute weit weniger beweglich als etwa in der
Reformationszeit, und die Induſtriearbeiter wandern heute
verhältnismäßig ſeltener und auf kürzere Entfernungen als
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Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buecher_volkswirtschaft_1893/324>, abgerufen am 25.11.2024.
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