entrichten 2 Personen (Johann von Holzhausen und Heinrich Wisse zum Wissen).
Sie sehen, das sind sehr anständige Steuerbeträge, selbst wenn wir den höheren Geldwert des Mittelalters ganz außer Berücksichtigung lassen. Worin sich aber die in der Steuerverteilung von 1420 ausgesprochene Vermögens- und Einkommensverteilung von der heutigen unterscheidet, das läßt sich mit wenigen Worten aussprechen: durch das Ueberwiegen der kleinen und mittleren Vermögen, durch die geringe Zahl der Steuerunfähigen und der ganz großen Be- sitzer. Im Jahre 1879/80 betrug die Zahl derjenigen, welche wegen eines Einkommens unter 420 Mk. in Frank- furt steuerfrei waren, 20 %, die Zahl derjenigen, welche von einem Einkommen von 12000--14400 Mk. und mehr über 1000 Mk. Einkommensteuer zahlten, etwa 1 Prozent. Im Mittelalter fehlen die letzteren und die ersteren be- tragen noch nicht 4 %. 1879 war der höchste Steuerbetrag (Mk. 171288) 38600mal größer als der niedrigste, 1420 nur etwa 2000mal. Allerdings beträgt die Zahl derjenigen, welche über den Unterhaltsbedarf hinaus Vermögen besitzen, 1420 nur 35 %; aber das ist doch fast dreimal mehr als heute Einkommensteuer in Frankfurt zahlen, also ein Ein- kommen von über 3000 Mk. besitzen. Dazu kommt nun noch die große Masse derjenigen, welche den Hausschilling zahlten und sich zweifellos meist in auskömmlicher Lage befanden. Denn wer eine Kuh im Stalle hatte und ein
Bücher, Die Entstehung der Volkswirtschaft. 16
entrichten 2 Perſonen (Johann von Holzhauſen und Heinrich Wiſſe zum Wiſſen).
Sie ſehen, das ſind ſehr anſtändige Steuerbeträge, ſelbſt wenn wir den höheren Geldwert des Mittelalters ganz außer Berückſichtigung laſſen. Worin ſich aber die in der Steuerverteilung von 1420 ausgeſprochene Vermögens- und Einkommensverteilung von der heutigen unterſcheidet, das läßt ſich mit wenigen Worten ausſprechen: durch das Ueberwiegen der kleinen und mittleren Vermögen, durch die geringe Zahl der Steuerunfähigen und der ganz großen Be- ſitzer. Im Jahre 1879/80 betrug die Zahl derjenigen, welche wegen eines Einkommens unter 420 Mk. in Frank- furt ſteuerfrei waren, 20 %, die Zahl derjenigen, welche von einem Einkommen von 12000—14400 Mk. und mehr über 1000 Mk. Einkommenſteuer zahlten, etwa 1 Prozent. Im Mittelalter fehlen die letzteren und die erſteren be- tragen noch nicht 4 %. 1879 war der höchſte Steuerbetrag (Mk. 171288) 38600mal größer als der niedrigſte, 1420 nur etwa 2000mal. Allerdings beträgt die Zahl derjenigen, welche über den Unterhaltsbedarf hinaus Vermögen beſitzen, 1420 nur 35 %; aber das iſt doch faſt dreimal mehr als heute Einkommenſteuer in Frankfurt zahlen, alſo ein Ein- kommen von über 3000 Mk. beſitzen. Dazu kommt nun noch die große Maſſe derjenigen, welche den Hausſchilling zahlten und ſich zweifellos meiſt in auskömmlicher Lage befanden. Denn wer eine Kuh im Stalle hatte und ein
Bücher, Die Entſtehung der Volkswirtſchaft. 16
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entrichten 2 Perſonen (Johann von Holzhauſen und Heinrich
Wiſſe zum Wiſſen).
Sie ſehen, das ſind ſehr anſtändige Steuerbeträge,
ſelbſt wenn wir den höheren Geldwert des Mittelalters
ganz außer Berückſichtigung laſſen. Worin ſich aber die
in der Steuerverteilung von 1420 ausgeſprochene Vermögens-
und Einkommensverteilung von der heutigen unterſcheidet,
das läßt ſich mit wenigen Worten ausſprechen: durch das
Ueberwiegen der kleinen und mittleren
Vermögen, durch die geringe Zahl der
Steuerunfähigen und der ganz großen Be-
ſitzer. Im Jahre 1879/80 betrug die Zahl derjenigen,
welche wegen eines Einkommens unter 420 Mk. in Frank-
furt ſteuerfrei waren, 20 %, die Zahl derjenigen, welche
von einem Einkommen von 12000—14400 Mk. und mehr
über 1000 Mk. Einkommenſteuer zahlten, etwa 1 Prozent.
Im Mittelalter fehlen die letzteren und die erſteren be-
tragen noch nicht 4 %. 1879 war der höchſte Steuerbetrag
(Mk. 171288) 38600mal größer als der niedrigſte, 1420
nur etwa 2000mal. Allerdings beträgt die Zahl derjenigen,
welche über den Unterhaltsbedarf hinaus Vermögen beſitzen,
1420 nur 35 %; aber das iſt doch faſt dreimal mehr als
heute Einkommenſteuer in Frankfurt zahlen, alſo ein Ein-
kommen von über 3000 Mk. beſitzen. Dazu kommt nun
noch die große Maſſe derjenigen, welche den Hausſchilling
zahlten und ſich zweifellos meiſt in auskömmlicher Lage
befanden. Denn wer eine Kuh im Stalle hatte und ein
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Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buecher_volkswirtschaft_1893/263>, abgerufen am 22.11.2024.
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