Zeitungen, für welche nach ihrem Inhalt ein Interesse in weiteren Kreisen vorausgesetzt werden konnte, schon seit dem Ende des XV. Jahrhunderts vielfach gedruckt worden. Es sind das jene Einblattdrucke, welche unter dem Namen "Newe Zeitung" von spekulativen Verlegern herausgegeben und auf Messen und Märkten verkauft wurden und von denen sich Sammlungen in jeder älteren Bibliothek finden 1). Die älteste derselben ist ein Bericht über das Leichenbegäng- nis Kaiser Friedrichs III. aus dem Jahre 1493. Von da ab ziehen sie sich durch das ganze XVI. Jahrhundert hin, um im XVII. Jahrhundert mit dem Aufkommen periodischer gedruckter Nachrichtenblätter seltener zu werden und erst im XVIII. zu verschwinden. Die ältesten derselben tragen entweder gar keinen Titel, oder sie entnehmen die Ueberschrift dem Inhalt. Der Name Zeitung tritt zum erstenmal für ein solches fliegendes Blatt 1505 auf. Daneben finden wir aber noch mancherlei andere Benennungen, wie Brief, Relation, Mär, Nachricht, Beschreibung, Bericht, Aviso, Post, Postillon, Kurier, Fama, Depesche, Felleisen -- oft auch mit allerlei adjektivischen Zusätzen, wie Umbständliche Nachricht, Warhaffte und eigentliche Beschreibung, Wolbedenkliche Beschreibung, Warhaffte Relation, Vberschlag und Inhalt, Histori- scher Discurs und ausführliche Erklärung;
1) Bibliographisch behandelt von Weller, Die ersten deutschen Zeitungen. Nachtrag dazu in der "Germania" XXVI, 106.
Zeitungen, für welche nach ihrem Inhalt ein Intereſſe in weiteren Kreiſen vorausgeſetzt werden konnte, ſchon ſeit dem Ende des XV. Jahrhunderts vielfach gedruckt worden. Es ſind das jene Einblattdrucke, welche unter dem Namen „Newe Zeitung“ von ſpekulativen Verlegern herausgegeben und auf Meſſen und Märkten verkauft wurden und von denen ſich Sammlungen in jeder älteren Bibliothek finden 1). Die älteſte derſelben iſt ein Bericht über das Leichenbegäng- nis Kaiſer Friedrichs III. aus dem Jahre 1493. Von da ab ziehen ſie ſich durch das ganze XVI. Jahrhundert hin, um im XVII. Jahrhundert mit dem Aufkommen periodiſcher gedruckter Nachrichtenblätter ſeltener zu werden und erſt im XVIII. zu verſchwinden. Die älteſten derſelben tragen entweder gar keinen Titel, oder ſie entnehmen die Ueberſchrift dem Inhalt. Der Name Zeitung tritt zum erſtenmal für ein ſolches fliegendes Blatt 1505 auf. Daneben finden wir aber noch mancherlei andere Benennungen, wie Brief, Relation, Mär, Nachricht, Beſchreibung, Bericht, Aviſo, Poſt, Poſtillon, Kurier, Fama, Depeſche, Felleiſen — oft auch mit allerlei adjektiviſchen Zuſätzen, wie Umbſtändliche Nachricht, Warhaffte und eigentliche Beſchreibung, Wolbedenkliche Beſchreibung, Warhaffte Relation, Vberſchlag und Inhalt, Hiſtori- ſcher Diſcurs und ausführliche Erklärung;
1) Bibliographiſch behandelt von Weller, Die erſten deutſchen Zeitungen. Nachtrag dazu in der „Germania“ XXVI, 106.
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[198/0220]
Zeitungen, für welche nach ihrem Inhalt ein Intereſſe in
weiteren Kreiſen vorausgeſetzt werden konnte, ſchon ſeit dem
Ende des XV. Jahrhunderts vielfach gedruckt worden. Es
ſind das jene Einblattdrucke, welche unter dem Namen
„Newe Zeitung“ von ſpekulativen Verlegern herausgegeben
und auf Meſſen und Märkten verkauft wurden und von
denen ſich Sammlungen in jeder älteren Bibliothek finden 1).
Die älteſte derſelben iſt ein Bericht über das Leichenbegäng-
nis Kaiſer Friedrichs III. aus dem Jahre 1493. Von da
ab ziehen ſie ſich durch das ganze XVI. Jahrhundert hin,
um im XVII. Jahrhundert mit dem Aufkommen periodiſcher
gedruckter Nachrichtenblätter ſeltener zu werden und erſt
im XVIII. zu verſchwinden. Die älteſten derſelben tragen
entweder gar keinen Titel, oder ſie entnehmen die Ueberſchrift
dem Inhalt. Der Name Zeitung tritt zum erſtenmal
für ein ſolches fliegendes Blatt 1505 auf. Daneben finden
wir aber noch mancherlei andere Benennungen, wie Brief,
Relation, Mär, Nachricht, Beſchreibung,
Bericht, Aviſo, Poſt, Poſtillon, Kurier,
Fama, Depeſche, Felleiſen — oft auch mit allerlei
adjektiviſchen Zuſätzen, wie Umbſtändliche Nachricht,
Warhaffte und eigentliche Beſchreibung,
Wolbedenkliche Beſchreibung, Warhaffte
Relation, Vberſchlag und Inhalt, Hiſtori-
ſcher Diſcurs und ausführliche Erklärung;
1) Bibliographiſch behandelt von Weller, Die erſten deutſchen
Zeitungen. Nachtrag dazu in der „Germania“ XXVI, 106.
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Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buecher_volkswirtschaft_1893/220>, abgerufen am 31.07.2024.
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