für die wöchentliche Einsendung der Zeitungen jährlich 60 fl. empfieng 1).
In größere Kreise scheinen die geschriebenen Zeitungen auch noch im XVII. Jahrhundert nicht gedrungen zu sein. Dafür waren sie doch noch zu teuer.
Wie in Deutschland und Italien, so finden wir auch in Frankreich und England am Schlusse des XVI. und XVII. Jahrhunderts die geschriebenen Zeitungen. In Frankreich heißen sie Nouvelles a la main, in England News letters. In beiden Ländern sind sie spezifisch hauptstädtische Er- scheinungen.
Am interessantesten gestaltet sich die Entwickelung in Paris; ja man kann wohl sagen, daß die eigentliche Ur- zeitung, diejenige, welche der geschriebenen Zeitung noch vorausgieng, sich dort findet. Es ist die erzählte oder ge- sprochene Zeitung 2).
In den aufgeregten Zeiten des XVI. und XVII. Jahr- hunderts bildeten sich allabendlich an den Straßenecken, auf dem Pont neuf und an den öffentlichen Plätzen ganze Gruppen von Pariser Bürgern, welche sich die Tagesneuig- keiten zutrugen und dieselben glossierten. Wie leicht be- greiflich, waren unter diesen Gruppen einzelne, die es im Sammeln und Wiedererzählen von Neuigkeiten zur Vir- tuosität brachten. Allmählich kam Organisation in die
1)Faulhaber, Geschichte der Post in Frankfurt a. M. (Archiv f. Frankf. Gesch. und Kunst N. F. X) S. 31. 60 ff.
2) Vergl. Hatin, Histoire de la presse en France, I, 32 ff.
für die wöchentliche Einſendung der Zeitungen jährlich 60 fl. empfieng 1).
In größere Kreiſe ſcheinen die geſchriebenen Zeitungen auch noch im XVII. Jahrhundert nicht gedrungen zu ſein. Dafür waren ſie doch noch zu teuer.
Wie in Deutſchland und Italien, ſo finden wir auch in Frankreich und England am Schluſſe des XVI. und XVII. Jahrhunderts die geſchriebenen Zeitungen. In Frankreich heißen ſie Nouvelles à la main, in England News letters. In beiden Ländern ſind ſie ſpezifiſch hauptſtädtiſche Er- ſcheinungen.
Am intereſſanteſten geſtaltet ſich die Entwickelung in Paris; ja man kann wohl ſagen, daß die eigentliche Ur- zeitung, diejenige, welche der geſchriebenen Zeitung noch vorausgieng, ſich dort findet. Es iſt die erzählte oder ge- ſprochene Zeitung 2).
In den aufgeregten Zeiten des XVI. und XVII. Jahr- hunderts bildeten ſich allabendlich an den Straßenecken, auf dem Pont neuf und an den öffentlichen Plätzen ganze Gruppen von Pariſer Bürgern, welche ſich die Tagesneuig- keiten zutrugen und dieſelben gloſſierten. Wie leicht be- greiflich, waren unter dieſen Gruppen einzelne, die es im Sammeln und Wiedererzählen von Neuigkeiten zur Vir- tuoſität brachten. Allmählich kam Organiſation in die
1)Faulhaber, Geſchichte der Poſt in Frankfurt a. M. (Archiv f. Frankf. Geſch. und Kunſt N. F. X) S. 31. 60 ff.
2) Vergl. Hatin, Histoire de la presse en France, I, 32 ff.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0216"n="194"/>
für die wöchentliche Einſendung der Zeitungen jährlich<lb/>
60 fl. empfieng <noteplace="foot"n="1)"><hirendition="#g">Faulhaber</hi>, Geſchichte der Poſt in Frankfurt a. M. (Archiv<lb/>
f. Frankf. Geſch. und Kunſt N. F. <hirendition="#aq">X</hi>) S. 31. 60 ff.</note>.</p><lb/><p>In größere Kreiſe ſcheinen die geſchriebenen Zeitungen<lb/>
auch noch im <hirendition="#aq">XVII.</hi> Jahrhundert nicht gedrungen zu ſein.<lb/>
Dafür waren ſie doch noch zu teuer.</p><lb/><p>Wie in Deutſchland und Italien, ſo finden wir auch<lb/>
in Frankreich und England am Schluſſe des <hirendition="#aq">XVI.</hi> und <hirendition="#aq">XVII.</hi><lb/>
Jahrhunderts die geſchriebenen Zeitungen. In <hirendition="#g">Frankreich</hi><lb/>
heißen ſie <hirendition="#aq">Nouvelles à la main,</hi> in England <hirendition="#aq">News letters.</hi><lb/>
In beiden Ländern ſind ſie ſpezifiſch hauptſtädtiſche Er-<lb/>ſcheinungen.</p><lb/><p>Am intereſſanteſten geſtaltet ſich die Entwickelung in<lb/>
Paris; ja man kann wohl ſagen, daß die eigentliche Ur-<lb/>
zeitung, diejenige, welche der geſchriebenen Zeitung noch<lb/>
vorausgieng, ſich dort findet. Es iſt die erzählte oder ge-<lb/>ſprochene Zeitung <noteplace="foot"n="2)">Vergl. <hirendition="#aq"><hirendition="#g">Hatin</hi>, Histoire de la presse en France, I, 32 ff.</hi></note>.</p><lb/><p>In den aufgeregten Zeiten des <hirendition="#aq">XVI.</hi> und <hirendition="#aq">XVII.</hi> Jahr-<lb/>
hunderts bildeten ſich allabendlich an den Straßenecken,<lb/>
auf dem <hirendition="#aq">Pont neuf</hi> und an den öffentlichen Plätzen ganze<lb/>
Gruppen von Pariſer Bürgern, welche ſich die Tagesneuig-<lb/>
keiten zutrugen und dieſelben gloſſierten. Wie leicht be-<lb/>
greiflich, waren unter dieſen Gruppen einzelne, die es im<lb/>
Sammeln und Wiedererzählen von Neuigkeiten zur Vir-<lb/>
tuoſität brachten. Allmählich kam Organiſation in die<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[194/0216]
für die wöchentliche Einſendung der Zeitungen jährlich
60 fl. empfieng 1).
In größere Kreiſe ſcheinen die geſchriebenen Zeitungen
auch noch im XVII. Jahrhundert nicht gedrungen zu ſein.
Dafür waren ſie doch noch zu teuer.
Wie in Deutſchland und Italien, ſo finden wir auch
in Frankreich und England am Schluſſe des XVI. und XVII.
Jahrhunderts die geſchriebenen Zeitungen. In Frankreich
heißen ſie Nouvelles à la main, in England News letters.
In beiden Ländern ſind ſie ſpezifiſch hauptſtädtiſche Er-
ſcheinungen.
Am intereſſanteſten geſtaltet ſich die Entwickelung in
Paris; ja man kann wohl ſagen, daß die eigentliche Ur-
zeitung, diejenige, welche der geſchriebenen Zeitung noch
vorausgieng, ſich dort findet. Es iſt die erzählte oder ge-
ſprochene Zeitung 2).
In den aufgeregten Zeiten des XVI. und XVII. Jahr-
hunderts bildeten ſich allabendlich an den Straßenecken,
auf dem Pont neuf und an den öffentlichen Plätzen ganze
Gruppen von Pariſer Bürgern, welche ſich die Tagesneuig-
keiten zutrugen und dieſelben gloſſierten. Wie leicht be-
greiflich, waren unter dieſen Gruppen einzelne, die es im
Sammeln und Wiedererzählen von Neuigkeiten zur Vir-
tuoſität brachten. Allmählich kam Organiſation in die
1) Faulhaber, Geſchichte der Poſt in Frankfurt a. M. (Archiv
f. Frankf. Geſch. und Kunſt N. F. X) S. 31. 60 ff.
2) Vergl. Hatin, Histoire de la presse en France, I, 32 ff.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buecher_volkswirtschaft_1893/216>, abgerufen am 31.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.