Das Neue, was nun Caesar dieser Einrichtung hinzu- fügte, bestand darin, daß er die Veröffentlichung eines kurzen Protokolls der Senatsverhandlungen und Beschlüsse anordnete und ebenso die Verhandlungen der Volksver- sammlungen, sowie andere wichtige öffentliche Vorgänge publizieren ließ.
Das erstere waren die Acta senatus, das letztere die Acta diurna populi Romani. Die Veröffentlichung geschah auf einer mit Gyps überstrichenen weißen Tafel, auf welche die Schrift aufgemalt war. Die Tafel wurde öffentlich ausgestellt, war also für die Bewohner der Hauptstadt das, was wir heute ein Plakat nennen. Für die Auswärtigen nahmen zahlreiche Schreiber davon Abschriften und ver- sandten sie an ihre Auftraggeber. Nach Verlauf einiger Zeit kam das Original in das Staatsarchiv.
Wie Sie sehen, war dieser römische Staatsanzeiger an sich keine Zeitung; er erlangte aber die Bedeutung einer solchen durch die für unsere Begriffe etwas schwerfällige Einrichtung der privaten Provinzialkorrespondenzen.
Die Acta senatus wurden nur kurze Zeit publiziert; schon Augustus unterdrückte sie. Dagegen bürgerten sich die Acta diurna populi Romani bald so ein, daß ihr Inhalt bedeutend erweitert werden konnte und daß sie einen großen Teil der Kaiserzeit hindurch fortdauerten. Allerdings wurden sie hier mehr und mehr zu einer Art Hofbericht und näherten sich in ihrem Inhalt demjenigen, was die offiziellen oder offiziösen Blätter mancher europäischen Hauptstädte
Bücher, Die Entstehung der Volkswirtschaft. 12
Das Neue, was nun Caeſar dieſer Einrichtung hinzu- fügte, beſtand darin, daß er die Veröffentlichung eines kurzen Protokolls der Senatsverhandlungen und Beſchlüſſe anordnete und ebenſo die Verhandlungen der Volksver- ſammlungen, ſowie andere wichtige öffentliche Vorgänge publizieren ließ.
Das erſtere waren die Acta senatus, das letztere die Acta diurna populi Romani. Die Veröffentlichung geſchah auf einer mit Gyps überſtrichenen weißen Tafel, auf welche die Schrift aufgemalt war. Die Tafel wurde öffentlich ausgeſtellt, war alſo für die Bewohner der Hauptſtadt das, was wir heute ein Plakat nennen. Für die Auswärtigen nahmen zahlreiche Schreiber davon Abſchriften und ver- ſandten ſie an ihre Auftraggeber. Nach Verlauf einiger Zeit kam das Original in das Staatsarchiv.
Wie Sie ſehen, war dieſer römiſche Staatsanzeiger an ſich keine Zeitung; er erlangte aber die Bedeutung einer ſolchen durch die für unſere Begriffe etwas ſchwerfällige Einrichtung der privaten Provinzialkorreſpondenzen.
Die Acta senatus wurden nur kurze Zeit publiziert; ſchon Auguſtus unterdrückte ſie. Dagegen bürgerten ſich die Acta diurna populi Romani bald ſo ein, daß ihr Inhalt bedeutend erweitert werden konnte und daß ſie einen großen Teil der Kaiſerzeit hindurch fortdauerten. Allerdings wurden ſie hier mehr und mehr zu einer Art Hofbericht und näherten ſich in ihrem Inhalt demjenigen, was die offiziellen oder offiziöſen Blätter mancher europäiſchen Hauptſtädte
Bücher, Die Entſtehung der Volkswirtſchaft. 12
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Das Neue, was nun Caeſar dieſer Einrichtung hinzu-
fügte, beſtand darin, daß er die Veröffentlichung eines
kurzen Protokolls der Senatsverhandlungen und Beſchlüſſe
anordnete und ebenſo die Verhandlungen der Volksver-
ſammlungen, ſowie andere wichtige öffentliche Vorgänge
publizieren ließ.
Das erſtere waren die Acta senatus, das letztere die
Acta diurna populi Romani. Die Veröffentlichung geſchah
auf einer mit Gyps überſtrichenen weißen Tafel, auf welche
die Schrift aufgemalt war. Die Tafel wurde öffentlich
ausgeſtellt, war alſo für die Bewohner der Hauptſtadt das,
was wir heute ein Plakat nennen. Für die Auswärtigen
nahmen zahlreiche Schreiber davon Abſchriften und ver-
ſandten ſie an ihre Auftraggeber. Nach Verlauf einiger
Zeit kam das Original in das Staatsarchiv.
Wie Sie ſehen, war dieſer römiſche Staatsanzeiger an
ſich keine Zeitung; er erlangte aber die Bedeutung einer
ſolchen durch die für unſere Begriffe etwas ſchwerfällige
Einrichtung der privaten Provinzialkorreſpondenzen.
Die Acta senatus wurden nur kurze Zeit publiziert;
ſchon Auguſtus unterdrückte ſie. Dagegen bürgerten ſich die
Acta diurna populi Romani bald ſo ein, daß ihr Inhalt
bedeutend erweitert werden konnte und daß ſie einen großen
Teil der Kaiſerzeit hindurch fortdauerten. Allerdings wurden
ſie hier mehr und mehr zu einer Art Hofbericht und
näherten ſich in ihrem Inhalt demjenigen, was die offiziellen
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Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buecher_volkswirtschaft_1893/199>, abgerufen am 08.07.2024.
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