Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893.telten verhielte. Es braucht nicht ausgeführt zu werden, Wohl aber darf behauptet werden, daß die neue Theorie Wie oft ist es beklagt worden, daß so manches Talent Unsere ganze sozialrechtliche Entwicklung seit der fran- Auch manche unserer ältesten akademischen Einrichtungen telten verhielte. Es braucht nicht ausgeführt zu werden, Wohl aber darf behauptet werden, daß die neue Theorie Wie oft iſt es beklagt worden, daß ſo manches Talent Unſere ganze ſozialrechtliche Entwicklung ſeit der fran- Auch manche unſerer älteſten akademiſchen Einrichtungen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0186" n="164"/> telten verhielte. Es braucht nicht ausgeführt zu werden,<lb/> daß für eine derartige Unterſuchung alle Vorausſetzungen<lb/> fehlen.</p><lb/> <p>Wohl aber darf behauptet werden, daß die neue Theorie<lb/> der auf der Beobachtung vieler Generationen beruhenden<lb/> Auffaſſung der modernen Kulturvölker widerſpricht.</p><lb/> <p>Wie oft iſt es beklagt worden, daß ſo manches Talent<lb/> unter der Ungunſt der äußeren Verhältniſſe verkümmere!<lb/> Und wenn dieſem Satze der andere entgegengeſtellt worden<lb/> iſt, daß jedes wahre Talent ſich Bahn breche, ſo mag eine<lb/> ſolche Formel wohl dem Selbſtgefühle glücklicher Streber<lb/> ſchmeicheln, in der Wirklichkeit findet ſie nur zu oft keine<lb/> Beſtätigung.</p><lb/> <p>Unſere ganze ſozialrechtliche Entwicklung ſeit der fran-<lb/> zöſiſchen Revolution ſteht unter der Vorausſetzung, daß der<lb/> Zugang zu jedem freien Berufe und zu allen Staatsämtern,<lb/> in denen wir doch immer den Höhepunkt der Berufsgliede-<lb/> rung erblicken, jedermann offen ſtehen müſſe. Dieſer Grund-<lb/> ſatz der „freien Berufswahl“, deſſen Anerkennung nach<lb/> ſchweren Kämpfen errungen wurde, wäre ein großer Irrtum,<lb/> jede Bemühung zu ſeiner Verwirklichung verlorene Arbeit,<lb/> wenn ſeiner Durchführung außer der Ungleichheit der Ver-<lb/> mögensverteilung auch noch die Vererblichkeit beruflicher<lb/> Anpaſſung im Wege ſtünde.</p><lb/> <p>Auch manche unſerer älteſten akademiſchen Einrichtungen<lb/> würden im Lichte dieſer Theorie als Verirrungen erſcheinen<lb/> müſſen. Ihnen, meine Herren Kommilitonen, die Sie ſich<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [164/0186]
telten verhielte. Es braucht nicht ausgeführt zu werden,
daß für eine derartige Unterſuchung alle Vorausſetzungen
fehlen.
Wohl aber darf behauptet werden, daß die neue Theorie
der auf der Beobachtung vieler Generationen beruhenden
Auffaſſung der modernen Kulturvölker widerſpricht.
Wie oft iſt es beklagt worden, daß ſo manches Talent
unter der Ungunſt der äußeren Verhältniſſe verkümmere!
Und wenn dieſem Satze der andere entgegengeſtellt worden
iſt, daß jedes wahre Talent ſich Bahn breche, ſo mag eine
ſolche Formel wohl dem Selbſtgefühle glücklicher Streber
ſchmeicheln, in der Wirklichkeit findet ſie nur zu oft keine
Beſtätigung.
Unſere ganze ſozialrechtliche Entwicklung ſeit der fran-
zöſiſchen Revolution ſteht unter der Vorausſetzung, daß der
Zugang zu jedem freien Berufe und zu allen Staatsämtern,
in denen wir doch immer den Höhepunkt der Berufsgliede-
rung erblicken, jedermann offen ſtehen müſſe. Dieſer Grund-
ſatz der „freien Berufswahl“, deſſen Anerkennung nach
ſchweren Kämpfen errungen wurde, wäre ein großer Irrtum,
jede Bemühung zu ſeiner Verwirklichung verlorene Arbeit,
wenn ſeiner Durchführung außer der Ungleichheit der Ver-
mögensverteilung auch noch die Vererblichkeit beruflicher
Anpaſſung im Wege ſtünde.
Auch manche unſerer älteſten akademiſchen Einrichtungen
würden im Lichte dieſer Theorie als Verirrungen erſcheinen
müſſen. Ihnen, meine Herren Kommilitonen, die Sie ſich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |