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Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893.

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elemente. Aber dieser Vorgang ist grundverschieden von
der Vererbung im biologischen Sinne 1). Was in diesem
Sinne vererblich sein soll, muß auch dann zur Erscheinung
kommen, wenn die Nachkommen vom Moment der Geburt
ab dem Einflusse ihrer Erzeuger gänzlich entrückt sind.

Ich weiß nicht, ob es Leute giebt, welche die körper-
lichen und geistigen Eigentümlichkeiten, die das Kulturniveau
unserer sechs oder acht sozialen Berufsklassen ausmachen,
in dem Sinne für vererblich halten, daß sie bei den Nach-
kommen jeder Klasse auch dann auftreten müßten, wenn
sie innerhalb einer andern Klasse aufgezogen würden. Das
praktische Leben bietet immer nur vereinzelte Fälle dieser
Art, und noch niemand hat sich die Mühe genommen, sie
zu sammeln. Meist handelt es sich dabei um Kinder aus
niederen Ständen, welche von Angehörigen einer höhern
Berufsklasse erzogen oder förmlich adoptiert werden. Es
wird schwerlich jemand so kühn sein, zu behaupten, daß
diese künstlich einer höherstehenden sozialen Gruppe ange-
gliederten Personen von den durch Geburt dieser Gruppe
Zugehörenden sich später durch geringere berufliche Tüchtig-
keit oder ein tieferes Kulturniveau unterschieden.

Eine weitere Reihe hierher gehöriger Beobachtungen
bieten die Fälle, in welchen Nachkommen einer Berufsklasse

1) Um diese handelt es sich für Schmoller, wie er in den
Preuß. Ihb. 69 S. 464 deutlich ausspricht. Der soziologische
Begriff der Vererbung, welchen Schäffle a. a. O. II S. 208 ff.
konstruiert hat, kommt für ihn nicht in Frage, obwohl manche seiner
Ausführungen an ihn erinnern.

elemente. Aber dieſer Vorgang iſt grundverſchieden von
der Vererbung im biologiſchen Sinne 1). Was in dieſem
Sinne vererblich ſein ſoll, muß auch dann zur Erſcheinung
kommen, wenn die Nachkommen vom Moment der Geburt
ab dem Einfluſſe ihrer Erzeuger gänzlich entrückt ſind.

Ich weiß nicht, ob es Leute giebt, welche die körper-
lichen und geiſtigen Eigentümlichkeiten, die das Kulturniveau
unſerer ſechs oder acht ſozialen Berufsklaſſen ausmachen,
in dem Sinne für vererblich halten, daß ſie bei den Nach-
kommen jeder Klaſſe auch dann auftreten müßten, wenn
ſie innerhalb einer andern Klaſſe aufgezogen würden. Das
praktiſche Leben bietet immer nur vereinzelte Fälle dieſer
Art, und noch niemand hat ſich die Mühe genommen, ſie
zu ſammeln. Meiſt handelt es ſich dabei um Kinder aus
niederen Ständen, welche von Angehörigen einer höhern
Berufsklaſſe erzogen oder förmlich adoptiert werden. Es
wird ſchwerlich jemand ſo kühn ſein, zu behaupten, daß
dieſe künſtlich einer höherſtehenden ſozialen Gruppe ange-
gliederten Perſonen von den durch Geburt dieſer Gruppe
Zugehörenden ſich ſpäter durch geringere berufliche Tüchtig-
keit oder ein tieferes Kulturniveau unterſchieden.

Eine weitere Reihe hierher gehöriger Beobachtungen
bieten die Fälle, in welchen Nachkommen einer Berufsklaſſe

1) Um dieſe handelt es ſich für Schmoller, wie er in den
Preuß. Ihb. 69 S. 464 deutlich ausſpricht. Der ſoziologiſche
Begriff der Vererbung, welchen Schäffle a. a. O. II S. 208 ff.
konſtruiert hat, kommt für ihn nicht in Frage, obwohl manche ſeiner
Ausführungen an ihn erinnern.
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[162/0184] elemente. Aber dieſer Vorgang iſt grundverſchieden von der Vererbung im biologiſchen Sinne 1). Was in dieſem Sinne vererblich ſein ſoll, muß auch dann zur Erſcheinung kommen, wenn die Nachkommen vom Moment der Geburt ab dem Einfluſſe ihrer Erzeuger gänzlich entrückt ſind. Ich weiß nicht, ob es Leute giebt, welche die körper- lichen und geiſtigen Eigentümlichkeiten, die das Kulturniveau unſerer ſechs oder acht ſozialen Berufsklaſſen ausmachen, in dem Sinne für vererblich halten, daß ſie bei den Nach- kommen jeder Klaſſe auch dann auftreten müßten, wenn ſie innerhalb einer andern Klaſſe aufgezogen würden. Das praktiſche Leben bietet immer nur vereinzelte Fälle dieſer Art, und noch niemand hat ſich die Mühe genommen, ſie zu ſammeln. Meiſt handelt es ſich dabei um Kinder aus niederen Ständen, welche von Angehörigen einer höhern Berufsklaſſe erzogen oder förmlich adoptiert werden. Es wird ſchwerlich jemand ſo kühn ſein, zu behaupten, daß dieſe künſtlich einer höherſtehenden ſozialen Gruppe ange- gliederten Perſonen von den durch Geburt dieſer Gruppe Zugehörenden ſich ſpäter durch geringere berufliche Tüchtig- keit oder ein tieferes Kulturniveau unterſchieden. Eine weitere Reihe hierher gehöriger Beobachtungen bieten die Fälle, in welchen Nachkommen einer Berufsklaſſe 1) Um dieſe handelt es ſich für Schmoller, wie er in den Preuß. Ihb. 69 S. 464 deutlich ausſpricht. Der ſoziologiſche Begriff der Vererbung, welchen Schäffle a. a. O. II S. 208 ff. konſtruiert hat, kommt für ihn nicht in Frage, obwohl manche ſeiner Ausführungen an ihn erinnern.

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Zitationshilfe: Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buecher_volkswirtschaft_1893/184>, abgerufen am 22.11.2024.