älteren Schrift selbst nachgewiesen hat 1). Die Söhne haben, weit entfernt die technischen Errungenschaften ihrer Väter zu mehren, die von jenen erreichte Höhe beruflicher An- passung nicht einmal festzuhalten vermocht.
Wir werden also, wenn wir der neuen Theorie nicht Unrecht thun wollen, sie auf die Vererbung körper- licher und geistiger Eigenschaften unter den Angehörigen der sozialen Berufsklassen be- ziehen müssen. Da aber diese Berufsklassen in der Regel auch Vermögens- und Einkommensklassen sind, da durch das Vermögen und Einkommen die Höhe der (materiellen und geistigen) Lebenshaltung bedingt wird, so wird man von dem Urheber jener Theorie fordern müssen, daß er scheide zwischen dem, was Folge der durch den Besitz für jede Berufsklasse ermöglichten Ernährungs- und Erziehungs- weise und was ererbter beruflicher Anpassung zu verdanken sei. Wird eine solche Trennung der möglichen und wahr- scheinlichen Ursachen nicht vorgenommen, wird unbesehen der Arbeitsteilung zugeschrieben, was mit größerer Wahr- scheinlichkeit auf die Vermögensverteilung zurückgeführt wer- den kann, so wird sich die ganze Theorie bei der unleug- baren Schwäche des "historischen Beweises" gefallen lassen müssen, als eine schiefe Darwinistische Analogie, als eine beweislos aufgestellte These behandelt zu werden.
Daß innerhalb einer ganzen sozialen Berufsklasse eine
1) Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert S. 14. 667 ff.
älteren Schrift ſelbſt nachgewieſen hat 1). Die Söhne haben, weit entfernt die techniſchen Errungenſchaften ihrer Väter zu mehren, die von jenen erreichte Höhe beruflicher An- paſſung nicht einmal feſtzuhalten vermocht.
Wir werden alſo, wenn wir der neuen Theorie nicht Unrecht thun wollen, ſie auf die Vererbung körper- licher und geiſtiger Eigenſchaften unter den Angehörigen der ſozialen Berufsklaſſen be- ziehen müſſen. Da aber dieſe Berufsklaſſen in der Regel auch Vermögens- und Einkommensklaſſen ſind, da durch das Vermögen und Einkommen die Höhe der (materiellen und geiſtigen) Lebenshaltung bedingt wird, ſo wird man von dem Urheber jener Theorie fordern müſſen, daß er ſcheide zwiſchen dem, was Folge der durch den Beſitz für jede Berufsklaſſe ermöglichten Ernährungs- und Erziehungs- weiſe und was ererbter beruflicher Anpaſſung zu verdanken ſei. Wird eine ſolche Trennung der möglichen und wahr- ſcheinlichen Urſachen nicht vorgenommen, wird unbeſehen der Arbeitsteilung zugeſchrieben, was mit größerer Wahr- ſcheinlichkeit auf die Vermögensverteilung zurückgeführt wer- den kann, ſo wird ſich die ganze Theorie bei der unleug- baren Schwäche des „hiſtoriſchen Beweiſes“ gefallen laſſen müſſen, als eine ſchiefe Darwiniſtiſche Analogie, als eine beweislos aufgeſtellte Theſe behandelt zu werden.
Daß innerhalb einer ganzen ſozialen Berufsklaſſe eine
1) Zur Geſchichte der deutſchen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert S. 14. 667 ff.
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älteren Schrift ſelbſt nachgewieſen hat 1). Die Söhne haben,
weit entfernt die techniſchen Errungenſchaften ihrer Väter
zu mehren, die von jenen erreichte Höhe beruflicher An-
paſſung nicht einmal feſtzuhalten vermocht.
Wir werden alſo, wenn wir der neuen Theorie nicht
Unrecht thun wollen, ſie auf die Vererbung körper-
licher und geiſtiger Eigenſchaften unter den
Angehörigen der ſozialen Berufsklaſſen be-
ziehen müſſen. Da aber dieſe Berufsklaſſen in der Regel
auch Vermögens- und Einkommensklaſſen ſind, da durch
das Vermögen und Einkommen die Höhe der (materiellen
und geiſtigen) Lebenshaltung bedingt wird, ſo wird man
von dem Urheber jener Theorie fordern müſſen, daß er
ſcheide zwiſchen dem, was Folge der durch den Beſitz für
jede Berufsklaſſe ermöglichten Ernährungs- und Erziehungs-
weiſe und was ererbter beruflicher Anpaſſung zu verdanken
ſei. Wird eine ſolche Trennung der möglichen und wahr-
ſcheinlichen Urſachen nicht vorgenommen, wird unbeſehen
der Arbeitsteilung zugeſchrieben, was mit größerer Wahr-
ſcheinlichkeit auf die Vermögensverteilung zurückgeführt wer-
den kann, ſo wird ſich die ganze Theorie bei der unleug-
baren Schwäche des „hiſtoriſchen Beweiſes“ gefallen laſſen
müſſen, als eine ſchiefe Darwiniſtiſche Analogie, als eine
beweislos aufgeſtellte Theſe behandelt zu werden.
Daß innerhalb einer ganzen ſozialen Berufsklaſſe eine
1) Zur Geſchichte der deutſchen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert
S. 14. 667 ff.
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Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buecher_volkswirtschaft_1893/182>, abgerufen am 08.07.2024.
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