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Buchner, Johann Siegmund: Theoria Et Praxis Artilleriæ. Bd. 2. Nürnberg, 1683.

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derlich denen/ sn auf Schemmeln oder Füssen stehen/ wohl etliche Würffe/ und
viel gewisser/ auch stracks hinter einander geschehen können. Dahero halte ich 4.
Würffe aus einem 96. oder 100 pfündigen Feuermörser/ oder 8. Würffe aus
einem 64 pfündigen Feuermörser vor besser/ als einen aus dem 4. oder 500 pfün-
digen Feuermörser.

Wenn nun darzu kömmt/ daß der Wurff nicht den begehrten Ort erreichen/
oder mißlingen solte/ dessen man nicht gantz versichert ist/ würden nicht allein
alle aufgewendete Kosten/ Mühe und Fleiß vergebens/ sondern auch die Zeit
darmit verlohren seyn. Welches dann/ wann gleich bey geringen Feuermör-
sern/ ein oder 2. Würffe über Verhoffen fallirten/ wäre doch ein solcher Schade
nicht so hoch zu aestimiren; anderer Ursachen/ derer bey vorhergehenden gros-
sen Stücken Bericht erfolget/ und gleichfals hieher zu appliciren seynd/ zu ge-
schweigen, Wiewol wenn man aus einem so grossen Feuermörser/ einen Wurff
recht anbringet/ wird dessen effect nicht allein gewaltsamer/ sondern auch er-
schröcklicher/ als etliche mal aus einem 100 Lb digen Feuermörser seyn; auch
sonder Zweifel denen Belägerten eine sonderbare Furcht und Zagheit einjagen.
Um deswegen man solche grosse Feuermörser (indem sowol bey dem kleinern/ viel-
mehr aber grossen Geschütze/ sich Zeit und Gelegenheit nach/ incommoditäten
ereignen) nicht gantz verwerffen kan/ und ist es einem Potentaten sehr rühm-
lich/ daß sie dahin/ wie etwan die bey dieser Zeit ziemlich hochgestiegene Artille-
ri
e-Kunst/ durch ferners Nachdencken/ ohngeachtet der aufgewendeten Mühe/
Fleiß/ und Kosten/ höher zu bringen/ bedacht gewesen. Zum andern ist so eine
grosse Machina dem Zeughause eine Zierrath und rarität/ damit gleichwol ein
Fürst und Herr/ vor einem andern/ was sonderliches haben/ und solche bey gu-
ter und füglicher Gelegenheit gebrauchen möge.

Dieses ist also mein weniges Bedencken/ über den Unterscheid und Nutzen
der grossen Feuermörser.

Den Erdwurff betreffend/ etwas zu-
gedencken.

Die Erfindung des Erdwurffs/ wird dem berühmten Artillerie-Obristen
und Ober Ingenieur, Herrn Friederich Gettkandten/ wie mir vor gewiß berichtet
worden/ zugeleget. Bey verfertigung dieses Wercks/ hat er einen von der Ar-
ti lerie,
Nahmens N. Thömsen gebrauchet/ welcher durch einen Eyd angelo-
ben müssen/ solche Wissenschafft niemand zu offenbaren/ sondern mit sich ins
Grab zu nehmen/ desgleichen der seel. Herr Gettkand ohne Zweiffel sich selbst
fürgesetzet gehabt/ weil er nemlich auf seinem Todbette/ wie mir von glaubwür-
digen Männern erzehlet worden/ seine vornehmste manuscripta neben dem
Bette in einem Camin durch seine einzige hinterlassene Tochter verbrennen las-
sen/ und also nicht gewolt/ sintemal er keine Söhne gehabt/ daß solche grosse
Wissenschafften unter frembde Hände/ daraus leichtlich Mißbrauch erwach-
sen könnte/ kommen solte.

Welche Verfahrung dem damaligen König in Pohlen Uladislao sehr getau-
ert/ die noch vorhanden Schrifften abfordern lassen/ auch die andern Sachen/ wenn
es möglich gewesen/ gerne mit vielem Gelde/ nach wohlgedachten seel. Herrn
Gettkands Tode/ wieder erkaufft hätte.

Nachdem aber gedachter Tömsen/ bloß um der Ursachen willen/ man möchte
den Erdwurff und andere Dinge aus ihm erforschen/ und/ nach der Wegerung/ gar
erzwingen wollen/ sich davon gemacht/ und erstlich in Moßkau angelanget/ hat
er daselbst um Dienst sich beworben/ und bey dem damahligen General/ Herrn
Nicolao Baumannen/ nebst andern/ des Erdwurffs erwähnt/ welches wohler-

meldtem



derlich denen/ ſn auf Schemmeln oder Fuͤſſen ſtehen/ wohl etliche Wuͤrffe/ und
viel gewiſſer/ auch ſtracks hinter einander geſchehen koͤnnen. Dahero halte ich 4.
Wuͤrffe aus einem 96. oder 100 pfuͤndigen Feuermoͤrſer/ oder 8. Wuͤrffe aus
einem 64 pfuͤndigen Feuermoͤrſer vor beſſer/ als einen aus dem 4. oder 500 pfuͤn-
digen Feuermoͤrſer.

Wenn nun darzu koͤmmt/ daß der Wurff nicht den begehrten Ort erreichen/
oder mißlingen ſolte/ deſſen man nicht gantz verſichert iſt/ wuͤrden nicht allein
alle aufgewendete Koſten/ Muͤhe und Fleiß vergebens/ ſondern auch die Zeit
darmit verlohren ſeyn. Welches dann/ wann gleich bey geringen Feuermoͤr-
ſern/ ein oder 2. Wuͤrffe uͤber Verhoffen fallirten/ waͤre doch ein ſolcher Schade
nicht ſo hoch zu æſtimiren; anderer Urſachen/ derer bey vorhergehenden groſ-
ſen Stuͤcken Bericht erfolget/ und gleichfals hieher zu appliciren ſeynd/ zu ge-
ſchweigen, Wiewol wenn man aus einem ſo groſſen Feuermoͤrſer/ einen Wurff
recht anbringet/ wird deſſen effect nicht allein gewaltſamer/ ſondern auch er-
ſchroͤcklicher/ als etliche mal aus einem 100 ℔ digen Feuermoͤrſer ſeyn; auch
ſonder Zweifel denen Belaͤgerten eine ſonderbare Furcht und Zagheit einjagen.
Um deswegen man ſolche groſſe Feuermoͤrſer (indem ſowol bey dem kleinern/ viel-
mehr aber groſſen Geſchuͤtze/ ſich Zeit und Gelegenheit nach/ incommoditaͤten
ereignen) nicht gantz verwerffen kan/ und iſt es einem Potentaten ſehr ruͤhm-
lich/ daß ſie dahin/ wie etwan die bey dieſer Zeit ziemlich hochgeſtiegene Artille-
ri
e-Kunſt/ durch ferners Nachdencken/ ohngeachtet der aufgewendeten Muͤhe/
Fleiß/ und Koſten/ hoͤher zu bringen/ bedacht geweſen. Zum andern iſt ſo eine
groſſe Machina dem Zeughauſe eine Zierrath und raritaͤt/ damit gleichwol ein
Fuͤrſt und Herꝛ/ vor einem andern/ was ſonderliches haben/ und ſolche bey gu-
ter und fuͤglicher Gelegenheit gebrauchen moͤge.

Dieſes iſt alſo mein weniges Bedencken/ uͤber den Unterſcheid und Nutzen
der groſſen Feuermoͤrſer.

Den Erdwurff betreffend/ etwas zu-
gedencken.

Die Erfindung des Erdwurffs/ wird dem beruͤhmten Artillerie-Obriſten
und Ober Ingenieur, Herꝛn Friederich Gettkandten/ wie mir vor gewiß berichtet
worden/ zugeleget. Bey verfertigung dieſes Wercks/ hat er einen von der Ar-
ti lerie,
Nahmens N. Thoͤmſen gebrauchet/ welcher durch einen Eyd angelo-
ben muͤſſen/ ſolche Wiſſenſchafft niemand zu offenbaren/ ſondern mit ſich ins
Grab zu nehmen/ desgleichen der ſeel. Herꝛ Gettkand ohne Zweiffel ſich ſelbſt
fuͤrgeſetzet gehabt/ weil er nemlich auf ſeinem Todbette/ wie mir von glaubwuͤr-
digen Maͤnnern erzehlet worden/ ſeine vornehmſte manuſcripta neben dem
Bette in einem Camin durch ſeine einzige hinterlaſſene Tochter verbrennen laſ-
ſen/ und alſo nicht gewolt/ ſintemal er keine Soͤhne gehabt/ daß ſolche groſſe
Wiſſenſchafften unter frembde Haͤnde/ daraus leichtlich Mißbrauch erwach-
ſen koͤnnte/ kommen ſolte.

Welche Verfahrung dem damaligen Koͤnig in Pohlen Uladislao ſehr getau-
ert/ die noch vorhanden Schrifften abfordern laſſen/ auch die andern Sachen/ weñ
es moͤglich geweſen/ gerne mit vielem Gelde/ nach wohlgedachten ſeel. Herꝛn
Gettkands Tode/ wieder erkaufft haͤtte.

Nachdem aber gedachter Toͤmſen/ bloß um der Urſachen willen/ man moͤchte
den Erdwurff und andere Dinge aus ihm erforſchen/ und/ nach der Wegerung/ gar
erzwingen wollen/ ſich davon gemacht/ und erſtlich in Moßkau angelanget/ hat
er daſelbſt um Dienſt ſich beworben/ und bey dem damahligen General/ Herꝛn
Nicolao Baumannen/ nebſt andern/ des Erdwurffs erwaͤhnt/ welches wohler-

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Zitationshilfe: Buchner, Johann Siegmund: Theoria Et Praxis Artilleriæ. Bd. 2. Nürnberg, 1683, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchner_theoria02_1683/95>, abgerufen am 27.11.2024.