Buchner, Johann Siegmund: Theoria Et Praxis Artilleriæ. Bd. 2. Nürnberg, 1683.Handschlägel in den Granaten hinein treiben/ wordurch offtmals dem Brande zuviel geschiehet. Und so derselbe gerne hinein gehet/ wird er/ meines Bedün- ckens/ nicht feste schliessen. Wie aber ein dergleichen Brand ohne Schaden/ und doch feste/ in den Granaten zu bringen/ ist theils meinen Herrn Scholarn bekandt/ und weil solches/ wiewol man es stracks vom Zusehen erlernen kan/ noch ungemein ist/ will ich es gewisser Ursachen halber allhier zu berichten übergehen. 3. So man nun den Brand in den Granaten eingesetzet oder eingeküttet hat/ wird oben um denselben neben dem Kopffe etwas Rheinischer Hanff oder Pferde-Adern eingezogen/ und mit Kütte fein eben bestrichen. Wann auch der Granat auswendig etwas grubicht oder rissig anzusehen/ kan derselbe um und um/ wie allbereit oben vermeldet/ eines Messerrückens Dicke mit einer guten und zähen anhaltenden Kütte versehen werden/ hernach beyseit gesetzet/ und treu- gen lassen. 4. Nach diesem/ und so die Kütte recht trocken ist/ werden um den Kopff des Brandes entweder mit ausgeglüenden dünnen Drathe/ oder nur kleinen Bindfaden/ rasche/ in Brandewein oder Essig gesottene Stopinen, befestiget/ worüber man eine Lemwat/ oder doppelte Papier-Pappe/ leimet. 5. Wird durch das Füll-Löchel gut Pirschpulver eingeröhret/ und wenn der Granat voll ist/ das Löchlein mit einem Büchen- oder Birckenen Pflöcklein/ fe- sie geschlagen/ und etwas Kütte überstrichen; hernach den Granaten wol einge- füttert nnd biß zum Gebrauch verwahret. Unterschiedliche gute und offt pro- birte Brand-Sätze und Kütten seynd im Ersten Theile stracks nach der Be- schreibung der allerhand Arten Kugeln pag. 72. und 73. zu befinden/ habe aber zum Uberfluß hierbey 2. oder 3. gute Compositiones anhero setzen wollen. Sätze zu den Granaten-Bränden. 1. Cin halb Pfund Salpeter/ 8. Loth Mehlpulver/ 4. Loth Schwefel/ 2. Loth Kohlen/ dieser Satz ist auch zu den Granaten-Bränden in die halbe Carthaune gebraucht worden. 2. 21. Loth Mehlpulver/ 8. Loth Salpeter/ 4. Loth Lindene Kohlen/ 3. Q. Grünspan. Dieser Satz ist offte zn den Mörser und Hand-Granaten ge- braucht und gut erfunden worden. 3. 10. Loth Salpeter/ 7. Loth Mehlpulver/ 11/2. Loth Schwefel/ 1. Loth Lindene Kohlen. Kütte zu den Granaten zu gebrauchen. Warme Kütte. Neun Loth Leinöhle/ 12. Loth Terpentin/ 9. Loth Calophonium/ 6. Loth Kalte Kütte. Rein gestossen ungelöschten Kalck/ reine durchgesiebte Asche jedes so viel gesiebt/
Handſchlaͤgel in den Granaten hinein treiben/ wordurch offtmals dem Brande zuviel geſchiehet. Und ſo derſelbe gerne hinein gehet/ wird er/ meines Beduͤn- ckens/ nicht feſte ſchlieſſen. Wie aber ein dergleichen Brand ohne Schaden/ und doch feſte/ in den Granaten zu bringen/ iſt theils meinen Herꝛn Scholarn bekandt/ und weil ſolches/ wiewol man es ſtracks vom Zuſehen erlernen kan/ noch ungemein iſt/ will ich es gewiſſer Urſachen halber allhier zu berichten uͤbergehen. 3. So man nun den Brand in den Granaten eingeſetzet oder eingekuͤttet hat/ wird oben um denſelben neben dem Kopffe etwas Rheiniſcher Hanff oder Pferde-Adern eingezogen/ und mit Kuͤtte fein eben beſtrichen. Wann auch der Granat auswendig etwas grubicht oder riſſig anzuſehen/ kan derſelbe um und um/ wie allbereit oben vermeldet/ eines Meſſerruͤckens Dicke mit einer guten und zaͤhen anhaltenden Kuͤtte verſehen werden/ hernach beyſeit geſetzet/ und treu- gen laſſen. 4. Nach dieſem/ und ſo die Kuͤtte recht trocken iſt/ werden um den Kopff des Brandes entweder mit ausgegluͤenden duͤnnen Drathe/ oder nur kleinen Bindfaden/ raſche/ in Brandewein oder Eſſig geſottene Stopinen, befeſtiget/ woruͤber man eine Lemwat/ oder doppelte Papier-Pappe/ leimet. 5. Wird durch das Fuͤll-Loͤchel gut Pirſchpulver eingeroͤhret/ und wenn der Granat voll iſt/ das Loͤchlein mit einem Buͤchen- oder Birckenen Pfloͤcklein/ fe- ſie geſchlagen/ und etwas Kuͤtte uͤberſtrichen; hernach den Granaten wol einge- fuͤttert nnd biß zum Gebrauch verwahret. Unterſchiedliche gute und offt pro- birte Brand-Saͤtze und Kuͤtten ſeynd im Erſten Theile ſtracks nach der Be- ſchreibung der allerhand Arten Kugeln pag. 72. und 73. zu befinden/ habe aber zum Uberfluß hierbey 2. oder 3. gute Compoſitiones anhero ſetzen wollen. Saͤtze zu den Granaten-Braͤnden. 1. Cin halb Pfund Salpeter/ 8. Loth Mehlpulver/ 4. Loth Schwefel/ 2. Loth Kohlen/ dieſer Satz iſt auch zu den Granaten-Braͤnden in die halbe Carthaune gebraucht worden. 2. 21. Loth Mehlpulver/ 8. Loth Salpeter/ 4. Loth Lindene Kohlen/ 3. Q. Gruͤnſpan. Dieſer Satz iſt offte zn den Moͤrſer und Hand-Granaten ge- braucht und gut erfunden worden. 3. 10. Loth Salpeter/ 7. Loth Mehlpulver/ 1½. Loth Schwefel/ 1. Loth Lindene Kohlen. Kuͤtte zu den Granaten zu gebrauchen. Warme Kuͤtte. Neun Loth Leinoͤhle/ 12. Loth Terpentin/ 9. Loth Calophonium/ 6. Loth Kalte Kuͤtte. Rein geſtoſſen ungeloͤſchten Kalck/ reine durchgeſiebte Aſche jedes ſo viel geſiebt/
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Handſchlaͤgel in den Granaten hinein treiben/ wordurch offtmals dem Brande
zuviel geſchiehet. Und ſo derſelbe gerne hinein gehet/ wird er/ meines Beduͤn-
ckens/ nicht feſte ſchlieſſen.
Wie aber ein dergleichen Brand ohne Schaden/ und doch feſte/ in den
Granaten zu bringen/ iſt theils meinen Herꝛn Scholarn bekandt/ und weil
ſolches/ wiewol man es ſtracks vom Zuſehen erlernen kan/ noch ungemein iſt/ will
ich es gewiſſer Urſachen halber allhier zu berichten uͤbergehen.
3. So man nun den Brand in den Granaten eingeſetzet oder eingekuͤttet
hat/ wird oben um denſelben neben dem Kopffe etwas Rheiniſcher Hanff oder
Pferde-Adern eingezogen/ und mit Kuͤtte fein eben beſtrichen. Wann auch der
Granat auswendig etwas grubicht oder riſſig anzuſehen/ kan derſelbe um und
um/ wie allbereit oben vermeldet/ eines Meſſerruͤckens Dicke mit einer guten
und zaͤhen anhaltenden Kuͤtte verſehen werden/ hernach beyſeit geſetzet/ und treu-
gen laſſen.
4. Nach dieſem/ und ſo die Kuͤtte recht trocken iſt/ werden um den Kopff
des Brandes entweder mit ausgegluͤenden duͤnnen Drathe/ oder nur kleinen
Bindfaden/ raſche/ in Brandewein oder Eſſig geſottene Stopinen, befeſtiget/
woruͤber man eine Lemwat/ oder doppelte Papier-Pappe/ leimet.
5. Wird durch das Fuͤll-Loͤchel gut Pirſchpulver eingeroͤhret/ und wenn der
Granat voll iſt/ das Loͤchlein mit einem Buͤchen- oder Birckenen Pfloͤcklein/ fe-
ſie geſchlagen/ und etwas Kuͤtte uͤberſtrichen; hernach den Granaten wol einge-
fuͤttert nnd biß zum Gebrauch verwahret. Unterſchiedliche gute und offt pro-
birte Brand-Saͤtze und Kuͤtten ſeynd im Erſten Theile ſtracks nach der Be-
ſchreibung der allerhand Arten Kugeln pag. 72. und 73. zu befinden/ habe
aber zum Uberfluß hierbey 2. oder 3. gute Compoſitiones anhero ſetzen
wollen.
Saͤtze zu den Granaten-Braͤnden.
1.
Cin halb Pfund Salpeter/ 8. Loth Mehlpulver/ 4. Loth Schwefel/ 2. Loth
Kohlen/ dieſer Satz iſt auch zu den Granaten-Braͤnden in die halbe Carthaune
gebraucht worden.
2.
21. Loth Mehlpulver/ 8. Loth Salpeter/ 4. Loth Lindene Kohlen/ 3. Q.
Gruͤnſpan. Dieſer Satz iſt offte zn den Moͤrſer und Hand-Granaten ge-
braucht und gut erfunden worden.
3.
10. Loth Salpeter/ 7. Loth Mehlpulver/ 1½. Loth Schwefel/ 1. Loth
Lindene Kohlen.
Kuͤtte zu den Granaten zu gebrauchen.
Warme Kuͤtte.
Neun Loth Leinoͤhle/ 12. Loth Terpentin/ 9. Loth Calophonium/ 6. Loth
Ziegelmehl/ 8. Loth kleine Feylſpaͤne/ alles in einem Tiegel uͤber einer Glut
unter einander incorporiret/ und unterweilen probirt/ da dann bald zu ſehen/
ob ſolche zu ſtarck oder zu duͤnne/ welchen leicht geholffen werden kan/ iſt offt
probiret.
Kalte Kuͤtte.
Rein geſtoſſen ungeloͤſchten Kalck/ reine durchgeſiebte Aſche jedes ſo viel
als des andern/ Ziegelmehl ¾ Theil/ ingleichen kleine Feylſpaͤne ½ Theil/ alles
geſiebt/
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Zitationshilfe: | Buchner, Johann Siegmund: Theoria Et Praxis Artilleriæ. Bd. 2. Nürnberg, 1683, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchner_theoria02_1683/105>, abgerufen am 22.07.2024. |