Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Buchner, Johann Siegmund: Theoria Et Praxis Artilleriæ. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite


Von dem Unterscheid des Brust- oder Banck- und des
Scharten oder Schantzkörbe-Schiessens/ auch wie die

Schantzkörbe gefüllet werden.

Wiewol ich nicht Ursache hätte von dem Banck- und Scharten-schiessen et-
was mehrers zu berichten; sintemal auch dieser-wegen allbereit viel disputi-
ret/ und auf gewisse Maasse das Banckschiessen den andern vorgezogen wor-
den/ indem man dem Feind auf allen Seiten besser begegnen könne; so wird
doch billig dahin gesehen/ daß der gute Büchsenmeister auch eine Bedeckung ha-
be/ und nicht so bloß stehe/ indem offt geschehen/ daß/ so ein verständiger Büch-
senmeister ums Leben kommen/ derselbe sehr gemisset worden. Und wenn die
Büchsenmeister bald umkommen sollten/ wie beym Banckschiessen gemeiniglich
geschiehet/ so ist es auch hernach mit der starcken Defension aus; weiln die Büch-
senmeister nicht so geschwinde/ als die Mußquetierer/ ja (wie theils Orten manch-
mal geschiehet) wie die Officirer zu machen seynd. Dannenhero ist an einem/
geschweige denn vielen/ ich sage an verständigen guten Büchsenmeistern viel ge-
legen: und glaube sicherlich/ daß/ nachdem die Belägerung ist/ man einen einzi-
gen guten Büchsenmeister besser in acht nimmt/ als etliche Musquetirer; Und
will der Herr Siemonowitz in seiner so genannten vollkommenen Feuerwercker-
und Büchsenmeisterey-Kunst/ in seiner Vorrede des Teutschen Exemplars/ ei-
nen rechten Büchsenmeister/ wenn Nahmen und That überein stimmet/ 200.
gemeinen Knechten/ oder Mußquetirern vorziehen. Also siehet man/ daß es ein
Unterscheid ist/ unter Schlangen-Schützen/ und rechten Büchsenmeistern/ denn
wie dieses nicht alle Jäger seynd/ so das Jägerhorn blasen können/ also sind auch
dieses nicht alle Büchsenmeister/ so Zündruthen tragen/ oder ein Stücke laden/
und abfeuren/ ja manchmal wol gar nicht lesen/ vielweniger schreiben können. Es
fragt sich/ ob dann solche Nahmen-Büchsenmeister/ auch ihren gnadigsten Für-
sten und Herren den Sold abverdienen? Jch zweiffele/ und sage darzu/ sie werden
den Herrn mehr schaden/ als nutzen/ weiln sie/ in ihrer Unwissenheit/ nur Pulver
und Kugeln vergebens verschiessen werden. Derowegen wäre auch sehr billig
und nötig/ daß die rechten Büchsenmeister wol und ehrlich befoldet und gehal-
ten würden/ damit solche nicht Noth leiden/ oder sonst einer Taglöhnerischen
Arbeit/ wie an Theils Orten offt geschiehet/ nachgehen müsten/ und also ehe
was mehrers lernen/ und ihren Herren dadurch bessere Dienste leisten könnten/
um desto eh auch/ wann man Jährliche Examina oder Proben anstellte/ wo-
durch die Büchsenmeister in guter Ubung blieben/ würde es denen Fürsten und
Herren sehr zuträglich seyn/ und dörfften hernach einige sich nicht entschuldigen/
daß sie wegen zu geringen Besolds sich weder Cirkel noch Linial/ viel weniger was
anders schaffen könnten. Alsdann würde die Hochlöbl. Artillerie-Kunst/ wel-
che doch Könige/ Chur- und Fürsten/ Grafen und Herren selbst erlernet/ nicht
so in Verachtung bleiben/ und sollten viele/ die sichs sonsten nicht eingebildet/
bekennen müssen/ daß ein rechter Büchsenmeister mehr als ein Stücke zu laden
und abzufeuren verstehen müsse.

Nun wiederum auf unser Vorhaben zu gelangen; Es lassen etzliche die
Schießscharten auf den Seiten auszäunen/ welches aber wenig Bestand hat/
und sich durch öffters Schiessen (wie ingleichen die Schantzkörbe) anzünden/ des-
wegen sie stets wollen mit Wasser begossen seyn.

Anlangende die Schantzkörbe/ damit an statt der Brustwehr man sich
und die Stücke zu decken pfleget/ seynd derselben dreyerley Arten. Als: dop-
peite/ einfache und halbe/ die Höhe der ersten Sorte seynd 9. biß 10. und die Di-
cke 6. biß 7. Schuh/ die mittler Sorten Höhe seynd 7. biß 8. Schuh/ und die
Dicke 5. biß 6. Schuh/ die halben/ oder dritte Sorte seynd 6. Schuh/ und 4.
Schuh (jede Sorte nach ihrem Diametro gerechnet) dicke/ werden von guten
zähen weidenen Ruthen/ und um höltzerne Pfäle/ welche etwas länger als die

Körbe
H ij


Von dem Unterſcheid des Bruſt- oder Banck- und des
Scharten oder Schantzkoͤrbe-Schieſſens/ auch wie die

Schantzkoͤrbe gefuͤllet werden.

Wiewol ich nicht Urſache haͤtte von dem Banck- und Scharten-ſchieſſen et-
was mehrers zu berichten; ſintemal auch dieſer-wegen allbereit viel diſputi-
ret/ und auf gewiſſe Maaſſe das Banckſchieſſen den andern vorgezogen wor-
den/ indem man dem Feind auf allen Seiten beſſer begegnen koͤnne; ſo wird
doch billig dahin geſehen/ daß der gute Buͤchſenmeiſter auch eine Bedeckung ha-
be/ und nicht ſo bloß ſtehe/ indem offt geſchehen/ daß/ ſo ein verſtaͤndiger Buͤch-
ſenmeiſter ums Leben kommen/ derſelbe ſehr gemiſſet worden. Und wenn die
Buͤchſenmeiſter bald umkommen ſollten/ wie beym Banckſchieſſen gemeiniglich
geſchiehet/ ſo iſt es auch hernach mit der ſtarcken Defenſion aus; weiln die Buͤch-
ſenmeiſter nicht ſo geſchwinde/ als die Mußquetierer/ ja (wie theils Orten manch-
mal geſchiehet) wie die Officirer zu machen ſeynd. Dannenhero iſt an einem/
geſchweige denn vielen/ ich ſage an verſtaͤndigen guten Buͤchſenmeiſtern viel ge-
legen: und glaube ſicherlich/ daß/ nachdem die Belaͤgerung iſt/ man einen einzi-
gen guten Buͤchſenmeiſter beſſer in acht nim̃t/ als etliche Muſquetirer; Und
will der Herꝛ Siemonowitz in ſeiner ſo genannten vollkommenen Feuerwercker-
und Buͤchſenmeiſterey-Kunſt/ in ſeiner Vorrede des Teutſchen Exemplars/ ei-
nen rechten Buͤchſenmeiſter/ wenn Nahmen und That uͤberein ſtimmet/ 200.
gemeinen Knechten/ oder Mußquetirern vorziehen. Alſo ſiehet man/ daß es ein
Unterſcheid iſt/ unter Schlangen-Schuͤtzen/ und rechten Buͤchſenmeiſtern/ denn
wie dieſes nicht alle Jaͤger ſeynd/ ſo das Jaͤgerhorn blaſen koͤnnen/ alſo ſind auch
dieſes nicht alle Buͤchſenmeiſter/ ſo Zuͤndruthen tragen/ oder ein Stuͤcke laden/
und abfeuren/ ja manchmal wol gar nicht leſen/ vielweniger ſchreiben koͤnnen. Es
fragt ſich/ ob dann ſolche Nahmen-Buͤchſenmeiſter/ auch ihren gnadigſten Fuͤr-
ſten und Herren den Sold abverdienen? Jch zweiffele/ und ſage darzu/ ſie werden
den Herrn mehr ſchaden/ als nutzen/ weiln ſie/ in ihrer Unwiſſenheit/ nur Pulver
und Kugeln vergebens verſchieſſen werden. Derowegen waͤre auch ſehr billig
und noͤtig/ daß die rechten Buͤchſenmeiſter wol und ehrlich befoldet und gehal-
ten wuͤrden/ damit ſolche nicht Noth leiden/ oder ſonſt einer Tagloͤhneriſchen
Arbeit/ wie an Theils Orten offt geſchiehet/ nachgehen muͤſten/ und alſo ehe
was mehrers lernen/ und ihren Herꝛen dadurch beſſere Dienſte leiſten koͤnnten/
um deſto eh auch/ wann man Jaͤhrliche Examina oder Proben anſtellte/ wo-
durch die Buͤchſenmeiſter in guter Ubung blieben/ wuͤrde es denen Fuͤrſten und
Herren ſehr zutraͤglich ſeyn/ und doͤrfften hernach einige ſich nicht entſchuldigen/
daß ſie wegen zu geringen Beſolds ſich weder Cirkel noch Linial/ viel weniger was
anders ſchaffen koͤnnten. Alsdann wuͤrde die Hochloͤbl. Artillerie-Kunſt/ wel-
che doch Koͤnige/ Chur- und Fuͤrſten/ Grafen und Herren ſelbſt erlernet/ nicht
ſo in Verachtung bleiben/ und ſollten viele/ die ſichs ſonſten nicht eingebildet/
bekennen muͤſſen/ daß ein rechter Buͤchſenmeiſter mehr als ein Stuͤcke zu laden
und abzufeuren verſtehen muͤſſe.

Nun wiederum auf unſer Vorhaben zu gelangen; Es laſſen etzliche die
Schießſcharten auf den Seiten auszaͤunen/ welches aber wenig Beſtand hat/
und ſich durch oͤffters Schieſſen (wie ingleichen die Schantzkoͤrbe) anzuͤnden/ des-
wegen ſie ſtets wollen mit Waſſer begoſſen ſeyn.

Anlangende die Schantzkoͤrbe/ damit an ſtatt der Bruſtwehr man ſich
und die Stuͤcke zu decken pfleget/ ſeynd derſelben dreyerley Arten. Als: dop-
peite/ einfache und halbe/ die Hoͤhe der erſten Sorte ſeynd 9. biß 10. und die Di-
cke 6. biß 7. Schuh/ die mittler Sorten Hoͤhe ſeynd 7. biß 8. Schuh/ und die
Dicke 5. biß 6. Schuh/ die halben/ oder dritte Sorte ſeynd 6. Schuh/ und 4.
Schuh (jede Sorte nach ihrem Diametro gerechnet) dicke/ werden von guten
zaͤhen weidenen Ruthen/ und um hoͤltzerne Pfaͤle/ welche etwas laͤnger als die

Koͤrbe
H ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0071" n="55"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#b">Von dem Unter&#x017F;cheid des Bru&#x017F;t- oder Banck- und des<lb/>
Scharten oder Schantzko&#x0364;rbe-Schie&#x017F;&#x017F;ens/ auch wie die</hi><lb/>
Schantzko&#x0364;rbe gefu&#x0364;llet werden.</head><lb/>
        <p>Wiewol ich nicht Ur&#x017F;ache ha&#x0364;tte von dem <choice><orig>Banck-und</orig><reg>Banck- und</reg></choice> Scharten-&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en et-<lb/>
was mehrers zu berichten; &#x017F;intemal auch die&#x017F;er-wegen allbereit viel <hi rendition="#aq">di&#x017F;puti-</hi><lb/>
ret/ und auf gewi&#x017F;&#x017F;e Maa&#x017F;&#x017F;e das Banck&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en den andern vorgezogen wor-<lb/>
den/ indem man dem Feind auf allen Seiten be&#x017F;&#x017F;er begegnen ko&#x0364;nne; &#x017F;o wird<lb/>
doch billig dahin ge&#x017F;ehen/ daß der gute Bu&#x0364;ch&#x017F;enmei&#x017F;ter auch eine Bedeckung ha-<lb/>
be/ und nicht &#x017F;o bloß &#x017F;tehe/ indem offt ge&#x017F;chehen/ daß/ &#x017F;o ein ver&#x017F;ta&#x0364;ndiger Bu&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;enmei&#x017F;ter ums Leben kommen/ der&#x017F;elbe &#x017F;ehr gemi&#x017F;&#x017F;et worden. Und wenn die<lb/>
Bu&#x0364;ch&#x017F;enmei&#x017F;ter bald umkommen &#x017F;ollten/ wie beym Banck&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en gemeiniglich<lb/>
ge&#x017F;chiehet/ &#x017F;o i&#x017F;t es auch hernach mit der &#x017F;tarcken <hi rendition="#aq">Defen&#x017F;ion</hi> aus; weiln die Bu&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;enmei&#x017F;ter nicht &#x017F;o ge&#x017F;chwinde/ als die Mußquetierer/ ja (wie theils Orten manch-<lb/>
mal ge&#x017F;chiehet) wie die Officirer zu machen &#x017F;eynd. Dannenhero i&#x017F;t an einem/<lb/>
ge&#x017F;chweige denn vielen/ ich &#x017F;age an ver&#x017F;ta&#x0364;ndigen guten Bu&#x0364;ch&#x017F;enmei&#x017F;tern viel ge-<lb/>
legen: und glaube &#x017F;icherlich/ daß/ nachdem die Bela&#x0364;gerung i&#x017F;t/ man einen einzi-<lb/>
gen guten Bu&#x0364;ch&#x017F;enmei&#x017F;ter be&#x017F;&#x017F;er in acht nim&#x0303;t/ als etliche Mu&#x017F;quetirer; Und<lb/>
will der Her&#xA75B; Siemonowitz in &#x017F;einer &#x017F;o genannten vollkommenen Feuerwercker-<lb/>
und Bu&#x0364;ch&#x017F;enmei&#x017F;terey-Kun&#x017F;t/ in &#x017F;einer Vorrede des Teut&#x017F;chen Exemplars/ ei-<lb/>
nen rechten Bu&#x0364;ch&#x017F;enmei&#x017F;ter/ wenn Nahmen und That u&#x0364;berein &#x017F;timmet/ 200.<lb/>
gemeinen Knechten/ oder Mußquetirern vorziehen. Al&#x017F;o &#x017F;iehet man/ daß es ein<lb/>
Unter&#x017F;cheid i&#x017F;t/ unter Schlangen-Schu&#x0364;tzen/ und rechten Bu&#x0364;ch&#x017F;enmei&#x017F;tern/ denn<lb/>
wie die&#x017F;es nicht alle Ja&#x0364;ger &#x017F;eynd/ &#x017F;o das Ja&#x0364;gerhorn bla&#x017F;en ko&#x0364;nnen/ al&#x017F;o &#x017F;ind auch<lb/>
die&#x017F;es nicht alle Bu&#x0364;ch&#x017F;enmei&#x017F;ter/ &#x017F;o Zu&#x0364;ndruthen tragen/ oder ein Stu&#x0364;cke laden/<lb/>
und abfeuren/ ja manchmal wol gar nicht le&#x017F;en/ vielweniger &#x017F;chreiben ko&#x0364;nnen. Es<lb/>
fragt &#x017F;ich/ ob dann &#x017F;olche Nahmen-Bu&#x0364;ch&#x017F;enmei&#x017F;ter/ auch ihren gnadig&#x017F;ten Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;ten und Herren den Sold abverdienen? Jch zweiffele/ und &#x017F;age darzu/ &#x017F;ie werden<lb/>
den Herrn mehr &#x017F;chaden/ als nutzen/ weiln &#x017F;ie/ in ihrer Unwi&#x017F;&#x017F;enheit/ nur Pulver<lb/>
und Kugeln vergebens ver&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en werden. Derowegen wa&#x0364;re auch &#x017F;ehr billig<lb/>
und no&#x0364;tig/ daß die rechten Bu&#x0364;ch&#x017F;enmei&#x017F;ter wol und ehrlich befoldet und gehal-<lb/>
ten wu&#x0364;rden/ damit &#x017F;olche nicht Noth leiden/ oder &#x017F;on&#x017F;t einer Taglo&#x0364;hneri&#x017F;chen<lb/>
Arbeit/ wie an Theils Orten offt ge&#x017F;chiehet/ nachgehen mu&#x0364;&#x017F;ten/ und al&#x017F;o ehe<lb/>
was mehrers lernen/ und ihren Her&#xA75B;en dadurch be&#x017F;&#x017F;ere Dien&#x017F;te lei&#x017F;ten ko&#x0364;nnten/<lb/>
um de&#x017F;to eh auch/ wann man Ja&#x0364;hrliche <hi rendition="#aq">Examina</hi> oder Proben an&#x017F;tellte/ wo-<lb/>
durch die Bu&#x0364;ch&#x017F;enmei&#x017F;ter in guter Ubung blieben/ wu&#x0364;rde es denen Fu&#x0364;r&#x017F;ten und<lb/>
Herren &#x017F;ehr zutra&#x0364;glich &#x017F;eyn/ und do&#x0364;rfften hernach einige &#x017F;ich nicht ent&#x017F;chuldigen/<lb/>
daß &#x017F;ie wegen zu geringen Be&#x017F;olds &#x017F;ich weder Cirkel noch Linial/ viel weniger was<lb/>
anders &#x017F;chaffen ko&#x0364;nnten. Alsdann wu&#x0364;rde die Hochlo&#x0364;bl. Artillerie-Kun&#x017F;t/ wel-<lb/>
che doch Ko&#x0364;nige/ Chur- und Fu&#x0364;r&#x017F;ten/ Grafen und Herren &#x017F;elb&#x017F;t erlernet/ nicht<lb/>
&#x017F;o in Verachtung bleiben/ und &#x017F;ollten viele/ die &#x017F;ichs &#x017F;on&#x017F;ten nicht eingebildet/<lb/>
bekennen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ daß ein rechter Bu&#x0364;ch&#x017F;enmei&#x017F;ter mehr als ein Stu&#x0364;cke zu laden<lb/>
und abzufeuren ver&#x017F;tehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</p><lb/>
        <p>Nun wiederum auf un&#x017F;er Vorhaben zu gelangen; Es la&#x017F;&#x017F;en etzliche die<lb/>
Schieß&#x017F;charten auf den Seiten ausza&#x0364;unen/ welches aber wenig Be&#x017F;tand hat/<lb/>
und &#x017F;ich durch o&#x0364;ffters Schie&#x017F;&#x017F;en (wie ingleichen die Schantzko&#x0364;rbe) anzu&#x0364;nden/ des-<lb/>
wegen &#x017F;ie &#x017F;tets wollen mit Wa&#x017F;&#x017F;er bego&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn.</p><lb/>
        <p>Anlangende die Schantzko&#x0364;rbe/ damit an &#x017F;tatt der Bru&#x017F;twehr man &#x017F;ich<lb/>
und die Stu&#x0364;cke zu decken pfleget/ &#x017F;eynd der&#x017F;elben dreyerley Arten. Als: dop-<lb/>
peite/ einfache und halbe/ die Ho&#x0364;he der er&#x017F;ten Sorte &#x017F;eynd 9. biß 10. und die Di-<lb/>
cke 6. biß 7. Schuh/ die mittler Sorten Ho&#x0364;he &#x017F;eynd 7. biß 8. Schuh/ und die<lb/>
Dicke 5. biß 6. Schuh/ die halben/ oder dritte Sorte &#x017F;eynd 6. Schuh/ und 4.<lb/>
Schuh (jede Sorte nach ihrem <hi rendition="#aq">Diametro</hi> gerechnet) dicke/ werden von guten<lb/>
za&#x0364;hen weidenen Ruthen/ und um ho&#x0364;ltzerne Pfa&#x0364;le/ welche etwas la&#x0364;nger als die<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H ij</fw><fw place="bottom" type="catch">Ko&#x0364;rbe</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0071] Von dem Unterſcheid des Bruſt- oder Banck- und des Scharten oder Schantzkoͤrbe-Schieſſens/ auch wie die Schantzkoͤrbe gefuͤllet werden. Wiewol ich nicht Urſache haͤtte von dem Banck-und Scharten-ſchieſſen et- was mehrers zu berichten; ſintemal auch dieſer-wegen allbereit viel diſputi- ret/ und auf gewiſſe Maaſſe das Banckſchieſſen den andern vorgezogen wor- den/ indem man dem Feind auf allen Seiten beſſer begegnen koͤnne; ſo wird doch billig dahin geſehen/ daß der gute Buͤchſenmeiſter auch eine Bedeckung ha- be/ und nicht ſo bloß ſtehe/ indem offt geſchehen/ daß/ ſo ein verſtaͤndiger Buͤch- ſenmeiſter ums Leben kommen/ derſelbe ſehr gemiſſet worden. Und wenn die Buͤchſenmeiſter bald umkommen ſollten/ wie beym Banckſchieſſen gemeiniglich geſchiehet/ ſo iſt es auch hernach mit der ſtarcken Defenſion aus; weiln die Buͤch- ſenmeiſter nicht ſo geſchwinde/ als die Mußquetierer/ ja (wie theils Orten manch- mal geſchiehet) wie die Officirer zu machen ſeynd. Dannenhero iſt an einem/ geſchweige denn vielen/ ich ſage an verſtaͤndigen guten Buͤchſenmeiſtern viel ge- legen: und glaube ſicherlich/ daß/ nachdem die Belaͤgerung iſt/ man einen einzi- gen guten Buͤchſenmeiſter beſſer in acht nim̃t/ als etliche Muſquetirer; Und will der Herꝛ Siemonowitz in ſeiner ſo genannten vollkommenen Feuerwercker- und Buͤchſenmeiſterey-Kunſt/ in ſeiner Vorrede des Teutſchen Exemplars/ ei- nen rechten Buͤchſenmeiſter/ wenn Nahmen und That uͤberein ſtimmet/ 200. gemeinen Knechten/ oder Mußquetirern vorziehen. Alſo ſiehet man/ daß es ein Unterſcheid iſt/ unter Schlangen-Schuͤtzen/ und rechten Buͤchſenmeiſtern/ denn wie dieſes nicht alle Jaͤger ſeynd/ ſo das Jaͤgerhorn blaſen koͤnnen/ alſo ſind auch dieſes nicht alle Buͤchſenmeiſter/ ſo Zuͤndruthen tragen/ oder ein Stuͤcke laden/ und abfeuren/ ja manchmal wol gar nicht leſen/ vielweniger ſchreiben koͤnnen. Es fragt ſich/ ob dann ſolche Nahmen-Buͤchſenmeiſter/ auch ihren gnadigſten Fuͤr- ſten und Herren den Sold abverdienen? Jch zweiffele/ und ſage darzu/ ſie werden den Herrn mehr ſchaden/ als nutzen/ weiln ſie/ in ihrer Unwiſſenheit/ nur Pulver und Kugeln vergebens verſchieſſen werden. Derowegen waͤre auch ſehr billig und noͤtig/ daß die rechten Buͤchſenmeiſter wol und ehrlich befoldet und gehal- ten wuͤrden/ damit ſolche nicht Noth leiden/ oder ſonſt einer Tagloͤhneriſchen Arbeit/ wie an Theils Orten offt geſchiehet/ nachgehen muͤſten/ und alſo ehe was mehrers lernen/ und ihren Herꝛen dadurch beſſere Dienſte leiſten koͤnnten/ um deſto eh auch/ wann man Jaͤhrliche Examina oder Proben anſtellte/ wo- durch die Buͤchſenmeiſter in guter Ubung blieben/ wuͤrde es denen Fuͤrſten und Herren ſehr zutraͤglich ſeyn/ und doͤrfften hernach einige ſich nicht entſchuldigen/ daß ſie wegen zu geringen Beſolds ſich weder Cirkel noch Linial/ viel weniger was anders ſchaffen koͤnnten. Alsdann wuͤrde die Hochloͤbl. Artillerie-Kunſt/ wel- che doch Koͤnige/ Chur- und Fuͤrſten/ Grafen und Herren ſelbſt erlernet/ nicht ſo in Verachtung bleiben/ und ſollten viele/ die ſichs ſonſten nicht eingebildet/ bekennen muͤſſen/ daß ein rechter Buͤchſenmeiſter mehr als ein Stuͤcke zu laden und abzufeuren verſtehen muͤſſe. Nun wiederum auf unſer Vorhaben zu gelangen; Es laſſen etzliche die Schießſcharten auf den Seiten auszaͤunen/ welches aber wenig Beſtand hat/ und ſich durch oͤffters Schieſſen (wie ingleichen die Schantzkoͤrbe) anzuͤnden/ des- wegen ſie ſtets wollen mit Waſſer begoſſen ſeyn. Anlangende die Schantzkoͤrbe/ damit an ſtatt der Bruſtwehr man ſich und die Stuͤcke zu decken pfleget/ ſeynd derſelben dreyerley Arten. Als: dop- peite/ einfache und halbe/ die Hoͤhe der erſten Sorte ſeynd 9. biß 10. und die Di- cke 6. biß 7. Schuh/ die mittler Sorten Hoͤhe ſeynd 7. biß 8. Schuh/ und die Dicke 5. biß 6. Schuh/ die halben/ oder dritte Sorte ſeynd 6. Schuh/ und 4. Schuh (jede Sorte nach ihrem Diametro gerechnet) dicke/ werden von guten zaͤhen weidenen Ruthen/ und um hoͤltzerne Pfaͤle/ welche etwas laͤnger als die Koͤrbe H ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchner_theoria01_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchner_theoria01_1682/71
Zitationshilfe: Buchner, Johann Siegmund: Theoria Et Praxis Artilleriæ. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchner_theoria01_1682/71>, abgerufen am 24.11.2024.