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Buchner, Johann Siegmund: Theoria Et Praxis Artilleriæ. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Wie viel/ und was vor Stücke zu einer Breche
zu gebrauchen.

Was nun vor Stücke zu einer Breche nötig seyen/ ist nicht möglich so ei-
gentlich zu beschreiben// indem man sich nach jedem Orte/ so beschossen werden
solle/ richten/ die Batterien machen/ auch nach selbigen die Stücke ordnen muß.
Es seynd sonst zur Breche-schiessen 6. gantzer/ 8. halbe Canonen/ und 4. 18pfün-
dige Stücken gebraucht worden; Oder/ 8. gantze/ 6. halbe Canonen/ und 4.
12pfündige Stücke/ davon die gantzen gerade zu/ die andern Seitenweise ge-
stellet werden/ ingleichen werden mit etlichen Faulconen/ welche 2. 3. und 4pfün-
dige Kugeln schiessen/ die Flanquen zugleich attaquiret.

Wie tieff eine eiserne Stück-Kugel in das Erdreich
zu gehen pfleget.

Es ist unterschiedlichmal wahrgenommen worden/ daß eine halbe Cano-
ne/ so selbige biß 300 Schritte von einer Breche ihren Stand gehabt/ die Kugel
in wol-geschlagen oder gesetztes Erdreich/ 10. biß 12. Schuh/ in gemein Erd-
reich aber 14. biß 15. in sandichte Erde 18. biß 20. Schuh gedrungen.

Zu mercken:

Wenn schon eine eiserne Kugel (glüende excipio) auf 4 oder 500 Schritte/
in pulver geschossen wird/ so zündet doch selbiges nicht an/ so aber die Kugel
wider Stein oder Eisen anschlüge/ davon könnte leicht Feuer entstehen.

Wie die Stücke zu kühlen.

Wenn die Stücke/ durch viel Schiessen/ sich allzusehr erhitzen/ und/ wie oben
erkläret/ das Metall weisfärbig wird/ muß mit dem Schiessen eine Zeitlang/ sol-
che verkühlen zu lassen/ aufgehört werden. Es brauchen aber viele unterschied-
liche Abkühlungen/ da sie entweder das Stücke inwendig mit nassen Hadern/
welche in Essig oder Menschen-Harn getuncket (Kühler genennet) an einer Stan-
gen angemacht/ abkühlen/ Fig. 103. Oder das Stücke auch auswendig mit der-
gleichen nassen Tüchern/ Härenen Decken oder Schaf Fellen belegen. Diese/
und zwar die äusere Abkühlung muß im Fall der Noth (wo man bald wieder das
Geschütze zu gebrauchen gezwungen wird) wol passiren. Es thut aber dem Geschütze
keinen Nutzen/ und erfolgen auch (indem die Hitze das kalte Wasser/ Essig/ oder
Harn in die Dünste verwandelt/ wovon die Feuchtigkeit in das Pulver schläget)
dadurch kurtze und schwache Schüsse. Könnte demnach nicht schaden/ wenn
das Stücke beym Auswischen mit dem Wischer oder von Lumpen gemachten
Kühler (dieweil sich selbiges dadurch in etwas erkühlet/ und man auch im Einfüh-
ren des Pulvers desto sicherer ist) etwas länger ausgefeget würde. Oder/

So ferne es die Gelegenheit zugiebet/ erachte ich es vor die beste Kühlung/
wenn etliche Stunden mit Schiessen innen gehalten würde; Unter währender
Zeit/ das Geschütze jedes mit dem Munde (die Zündpfanne eröffnet) gegen den
Wind/ damit die Lufft durchhin streichen könne/ gestellet/ und unterweilen mit
dem Wischer inwendig hin und wieder gefahren. Wo es aber die Zeit nicht lei-
den will/ so kan das Auswendige (nicht aber das inwendige Kühlen) mit den
nassen Tüchern inzwischen durch die Lufft zu kühlen gebraucht werden.

Von denen Stücken/ so in Festungen zu
gebrauchen.

Die Stücken in einer Festung auf ihre gehörige Orte zu stellen/ muß vor al-
len Dingen auf das Fundament/ was selbiges ausstehen könne/ ingleichen was
mit dem Geschütze auszurichten/ und was vor Gegenstand man vom Feinde zu
gewarten habe/ gesehen werden; wiewol solches der verständige Kriegs-Bau-

meister


Wie viel/ und was vor Stuͤcke zu einer Breche
zu gebrauchen.

Was nun vor Stuͤcke zu einer Breche noͤtig ſeyen/ iſt nicht moͤglich ſo ei-
gentlich zu beſchreiben// indem man ſich nach jedem Orte/ ſo beſchoſſen werden
ſolle/ richten/ die Batterien machen/ auch nach ſelbigen die Stuͤcke ordnen muß.
Es ſeynd ſonſt zur Breche-ſchieſſen 6. gantzer/ 8. halbe Canonen/ und 4. 18pfuͤn-
dige Stuͤcken gebraucht worden; Oder/ 8. gantze/ 6. halbe Canonen/ und 4.
12pfuͤndige Stuͤcke/ davon die gantzen gerade zu/ die andern Seitenweiſe ge-
ſtellet werden/ ingleichen werden mit etlichen Faulconen/ welche 2. 3. und 4pfuͤn-
dige Kugeln ſchieſſen/ die Flanquen zugleich attaquiret.

Wie tieff eine eiſerne Stuͤck-Kugel in das Erdreich
zu gehen pfleget.

Es iſt unterſchiedlichmal wahrgenommen worden/ daß eine halbe Cano-
ne/ ſo ſelbige biß 300 Schritte von einer Breche ihren Stand gehabt/ die Kugel
in wol-geſchlagen oder geſetztes Erdreich/ 10. biß 12. Schuh/ in gemein Erd-
reich aber 14. biß 15. in ſandichte Erde 18. biß 20. Schuh gedrungen.

Zu mercken:

Wenn ſchon eine eiſerne Kugel (gluͤende excipio) auf 4 oder 500 Schritte/
in pulver geſchoſſen wird/ ſo zuͤndet doch ſelbiges nicht an/ ſo aber die Kugel
wider Stein oder Eiſen anſchluͤge/ davon koͤnnte leicht Feuer entſtehen.

Wie die Stuͤcke zu kuͤhlen.

Wenn die Stuͤcke/ durch viel Schieſſen/ ſich allzuſehr erhitzen/ und/ wie oben
erklaͤret/ das Metall weisfaͤrbig wird/ muß mit dem Schieſſen eine Zeitlang/ ſol-
che verkuͤhlen zu laſſen/ aufgehoͤrt werden. Es brauchen aber viele unterſchied-
liche Abkuͤhlungen/ da ſie entweder das Stuͤcke inwendig mit naſſen Hadern/
welche in Eſſig oder Menſchen-Harn getuncket (Kuͤhler genennet) an einer Stan-
gen angemacht/ abkuͤhlen/ Fig. 103. Oder das Stuͤcke auch auswendig mit der-
gleichen naſſen Tuͤchern/ Haͤrenen Decken oder Schaf Fellen belegen. Dieſe/
und zwar die aͤuſere Abkuͤhlung muß im Fall der Noth (wo man bald wieder das
Geſchuͤtze zu gebrauchẽ gezwungẽ wird) wol paſſiren. Es thut aber dem Geſchuͤtze
keinen Nutzen/ und erfolgen auch (indem die Hitze das kalte Waſſer/ Eſſig/ oder
Harn in die Duͤnſte verwandelt/ wovon die Feuchtigkeit in das Pulver ſchlaͤget)
dadurch kurtze und ſchwache Schuͤſſe. Koͤnnte demnach nicht ſchaden/ wenn
das Stuͤcke beym Auswiſchen mit dem Wiſcher oder von Lumpen gemachten
Kuͤhler (dieweil ſich ſelbiges dadurch in etwas erkuͤhlet/ und man auch im Einfuͤh-
ren des Pulvers deſto ſicherer iſt) etwas laͤnger ausgefeget wuͤrde. Oder/

So ferne es die Gelegenheit zugiebet/ erachte ich es vor die beſte Kuͤhlung/
wenn etliche Stunden mit Schieſſen innen gehalten wuͤrde; Unter waͤhrender
Zeit/ das Geſchuͤtze jedes mit dem Munde (die Zuͤndpfanne eroͤffnet) gegen den
Wind/ damit die Lufft durchhin ſtreichen koͤnne/ geſtellet/ und unterweilen mit
dem Wiſcher inwendig hin und wieder gefahren. Wo es aber die Zeit nicht lei-
den will/ ſo kan das Auswendige (nicht aber das inwendige Kuͤhlen) mit den
naſſen Tuͤchern inzwiſchen durch die Lufft zu kuͤhlen gebraucht werden.

Von denen Stuͤcken/ ſo in Feſtungen zu
gebrauchen.

Die Stuͤcken in einer Feſtung auf ihre gehoͤrige Orte zu ſtellen/ muß vor al-
len Dingen auf das Fundament/ was ſelbiges ausſtehen koͤnne/ ingleichen was
mit dem Geſchuͤtze auszurichten/ und was vor Gegenſtand man vom Feinde zu
gewarten habe/ geſehen werden; wiewol ſolches der verſtaͤndige Kriegs-Bau-

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[52/0068] Wie viel/ und was vor Stuͤcke zu einer Breche zu gebrauchen. Was nun vor Stuͤcke zu einer Breche noͤtig ſeyen/ iſt nicht moͤglich ſo ei- gentlich zu beſchreiben// indem man ſich nach jedem Orte/ ſo beſchoſſen werden ſolle/ richten/ die Batterien machen/ auch nach ſelbigen die Stuͤcke ordnen muß. Es ſeynd ſonſt zur Breche-ſchieſſen 6. gantzer/ 8. halbe Canonen/ und 4. 18pfuͤn- dige Stuͤcken gebraucht worden; Oder/ 8. gantze/ 6. halbe Canonen/ und 4. 12pfuͤndige Stuͤcke/ davon die gantzen gerade zu/ die andern Seitenweiſe ge- ſtellet werden/ ingleichen werden mit etlichen Faulconen/ welche 2. 3. und 4pfuͤn- dige Kugeln ſchieſſen/ die Flanquen zugleich attaquiret. Wie tieff eine eiſerne Stuͤck-Kugel in das Erdreich zu gehen pfleget. Es iſt unterſchiedlichmal wahrgenommen worden/ daß eine halbe Cano- ne/ ſo ſelbige biß 300 Schritte von einer Breche ihren Stand gehabt/ die Kugel in wol-geſchlagen oder geſetztes Erdreich/ 10. biß 12. Schuh/ in gemein Erd- reich aber 14. biß 15. in ſandichte Erde 18. biß 20. Schuh gedrungen. Zu mercken: Wenn ſchon eine eiſerne Kugel (gluͤende excipio) auf 4 oder 500 Schritte/ in pulver geſchoſſen wird/ ſo zuͤndet doch ſelbiges nicht an/ ſo aber die Kugel wider Stein oder Eiſen anſchluͤge/ davon koͤnnte leicht Feuer entſtehen. Wie die Stuͤcke zu kuͤhlen. Wenn die Stuͤcke/ durch viel Schieſſen/ ſich allzuſehr erhitzen/ und/ wie oben erklaͤret/ das Metall weisfaͤrbig wird/ muß mit dem Schieſſen eine Zeitlang/ ſol- che verkuͤhlen zu laſſen/ aufgehoͤrt werden. Es brauchen aber viele unterſchied- liche Abkuͤhlungen/ da ſie entweder das Stuͤcke inwendig mit naſſen Hadern/ welche in Eſſig oder Menſchen-Harn getuncket (Kuͤhler genennet) an einer Stan- gen angemacht/ abkuͤhlen/ Fig. 103. Oder das Stuͤcke auch auswendig mit der- gleichen naſſen Tuͤchern/ Haͤrenen Decken oder Schaf Fellen belegen. Dieſe/ und zwar die aͤuſere Abkuͤhlung muß im Fall der Noth (wo man bald wieder das Geſchuͤtze zu gebrauchẽ gezwungẽ wird) wol paſſiren. Es thut aber dem Geſchuͤtze keinen Nutzen/ und erfolgen auch (indem die Hitze das kalte Waſſer/ Eſſig/ oder Harn in die Duͤnſte verwandelt/ wovon die Feuchtigkeit in das Pulver ſchlaͤget) dadurch kurtze und ſchwache Schuͤſſe. Koͤnnte demnach nicht ſchaden/ wenn das Stuͤcke beym Auswiſchen mit dem Wiſcher oder von Lumpen gemachten Kuͤhler (dieweil ſich ſelbiges dadurch in etwas erkuͤhlet/ und man auch im Einfuͤh- ren des Pulvers deſto ſicherer iſt) etwas laͤnger ausgefeget wuͤrde. Oder/ So ferne es die Gelegenheit zugiebet/ erachte ich es vor die beſte Kuͤhlung/ wenn etliche Stunden mit Schieſſen innen gehalten wuͤrde; Unter waͤhrender Zeit/ das Geſchuͤtze jedes mit dem Munde (die Zuͤndpfanne eroͤffnet) gegen den Wind/ damit die Lufft durchhin ſtreichen koͤnne/ geſtellet/ und unterweilen mit dem Wiſcher inwendig hin und wieder gefahren. Wo es aber die Zeit nicht lei- den will/ ſo kan das Auswendige (nicht aber das inwendige Kuͤhlen) mit den naſſen Tuͤchern inzwiſchen durch die Lufft zu kuͤhlen gebraucht werden. Von denen Stuͤcken/ ſo in Feſtungen zu gebrauchen. Die Stuͤcken in einer Feſtung auf ihre gehoͤrige Orte zu ſtellen/ muß vor al- len Dingen auf das Fundament/ was ſelbiges ausſtehen koͤnne/ ingleichen was mit dem Geſchuͤtze auszurichten/ und was vor Gegenſtand man vom Feinde zu gewarten habe/ geſehen werden; wiewol ſolches der verſtaͤndige Kriegs-Bau- meiſter

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Buchner, Johann Siegmund: Theoria Et Praxis Artilleriæ. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchner_theoria01_1682/68>, abgerufen am 22.12.2024.