Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.Achtes Buch. erzählete: wie er 26 Wochen sein Leibeigener gewesen/ unter welcher kurzen Zeit er über40 gefangene Römer an sich gekaufft/ bloß nur zu dem Ende/ daß an ihrer unsäglichen peinlichen Hinrichtung er seine Augen weiden möchte/ dabey er offt diesen Wunsch ge- tahn/ daß er mit dem Römischen Käyser und allen seinen hohen Bedieneten auch also ver- fahren möchte. Ihn selbst hätte er bloß darumb beym Leben gelassen/ weil er gesehen/ daß er den Tod/ als seines Jammers Ende stets gewünschet. Fabius taht solches Ladisla zu wissen/ welcher den Buben gefangen legete/ und weil drey Tage hernach sein gewesener Herr/ ein Böhmischer von Adel/ ihn anklagete/ daß er ihm seine drey Mägde/ und seines Jägers eheliches Weib genohtzüchtiget hätte/ ward er durch allerhand Peinigung hin- gerichtet. Tibullus ward sonst von Herkules befraget/ warumb er sich nicht bemühet hät- te/ unter den 10000 loßgelassenen Römern mit zuseyn; worauff er antwortete; daß er sol- ches zwar gesuchet/ aber durchaus nicht erhalten können; auch hätte man die geringesten frey gegeben/ und die vornehmsten behalten; baht darauff sehr inständig/ bey König Mna- ta es zutreiben/ daß den vornehmsten Römischen möchte gegönnet seyn/ sich mit einem an- sehnlichen Lösegelde frey zukäuffen; welches Mnata nicht allein gerne einwilligte/ sondern sich erboht/ er wolte alle leibeigene Römer durch die Bank hin/ gegen so viel gemeine ädle Pannonische Leibeigene/ frey geben; welches auch stündlich an Stathalter Mastyes ge- schrieben ward/ der alle Römische Leibeigene unter der Versprechung eines zimlichen Lö- segeldes/ bey Leib und Lebensstraffe an allen/ so es verhindern würden/ in einer Pannonischen Grenze Stad versamlen ließ/ deren Anzahl sich auff 9000 erstreckete. Nach Endigung des obgedachten Freyschiessens/ hielt Arbianes auff Pharnabazus gegen d d d d d d ij
Achtes Buch. erzaͤhlete: wie er 26 Wochen ſein Leibeigener geweſen/ unter welcher kurzen Zeit er uͤber40 gefangene Roͤmer an ſich gekaufft/ bloß nur zu dem Ende/ daß an ihrer unſaͤglichen peinlichen Hinrichtung er ſeine Augen weiden moͤchte/ dabey er offt dieſen Wunſch ge- tahn/ daß er mit dem Roͤmiſchen Kaͤyſer und allen ſeinen hohen Bedieneten auch alſo ver- fahren moͤchte. Ihn ſelbſt haͤtte er bloß darumb beym Leben gelaſſen/ weil er geſehen/ daß er den Tod/ als ſeines Jammers Ende ſtets gewuͤnſchet. Fabius taht ſolches Ladiſla zu wiſſen/ welcher den Buben gefangen legete/ und weil drey Tage hernach ſein geweſener Herr/ ein Boͤhmiſcher von Adel/ ihn anklagete/ daß er ihm ſeine drey Maͤgde/ und ſeines Jaͤgers eheliches Weib genohtzuͤchtiget haͤtte/ ward er durch allerhand Peinigung hin- gerichtet. Tibullus ward ſonſt von Herkules befraget/ warumb er ſich nicht bemuͤhet haͤt- te/ unter den 10000 loßgelaſſenen Roͤmern mit zuſeyn; worauff er antwortete; daß er ſol- ches zwar geſuchet/ aber durchaus nicht erhalten koͤnnen; auch haͤtte man die geringeſten frey gegeben/ und die vornehmſten behalten; baht darauff ſehr inſtaͤndig/ bey Koͤnig Mna- ta es zutreiben/ daß den vornehmſten Roͤmiſchen moͤchte gegoͤnnet ſeyn/ ſich mit einem an- ſehnlichen Loͤſegelde frey zukaͤuffen; welches Mnata nicht allein gerne einwilligte/ ſondern ſich erboht/ er wolte alle leibeigene Roͤmer durch die Bank hin/ gegen ſo viel gemeine aͤdle Pannoniſche Leibeigene/ frey geben; welches auch ſtuͤndlich an Stathalter Maſtyes ge- ſchrieben ward/ der alle Roͤmiſche Leibeigene unter der Verſprechung eines zimlichen Loͤ- ſegeldes/ bey Leib und Lebensſtraffe an allen/ ſo es verhindern wuͤrden/ in einer Pannoniſchẽ Grenze Stad verſamlen ließ/ deren Anzahl ſich auff 9000 erſtreckete. Nach Endigung des obgedachten Freyſchieſſens/ hielt Arbianes auff Pharnabazus gegen d d d d d d ij
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0953" n="947"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Achtes Buch.</hi></fw><lb/> erzaͤhlete: wie er 26 Wochen ſein Leibeigener geweſen/ unter welcher kurzen Zeit er uͤber<lb/> 40 gefangene Roͤmer an ſich gekaufft/ bloß nur zu dem Ende/ daß an ihrer unſaͤglichen<lb/> peinlichen Hinrichtung er ſeine Augen weiden moͤchte/ dabey er offt dieſen Wunſch ge-<lb/> tahn/ daß er mit dem Roͤmiſchen Kaͤyſer und allen ſeinen hohen Bedieneten auch alſo ver-<lb/> fahren moͤchte. Ihn ſelbſt haͤtte er bloß darumb beym Leben gelaſſen/ weil er geſehen/ daß<lb/> er den Tod/ als ſeines Jammers Ende ſtets gewuͤnſchet. Fabius taht ſolches Ladiſla zu<lb/> wiſſen/ welcher den Buben gefangen legete/ und weil drey Tage hernach ſein geweſener<lb/> Herr/ ein Boͤhmiſcher von Adel/ ihn anklagete/ daß er ihm ſeine drey Maͤgde/ und ſeines<lb/> Jaͤgers eheliches Weib genohtzuͤchtiget haͤtte/ ward er durch allerhand Peinigung hin-<lb/> gerichtet. Tibullus ward ſonſt von Herkules befraget/ warumb er ſich nicht bemuͤhet haͤt-<lb/> te/ unter den 10000 loßgelaſſenen Roͤmern mit zuſeyn; worauff er antwortete; daß er ſol-<lb/> ches zwar geſuchet/ aber durchaus nicht erhalten koͤnnen; auch haͤtte man die geringeſten<lb/> frey gegeben/ und die vornehmſten behalten; baht darauff ſehr inſtaͤndig/ bey Koͤnig Mna-<lb/> ta es zutreiben/ daß den vornehmſten Roͤmiſchen moͤchte gegoͤnnet ſeyn/ ſich mit einem an-<lb/> ſehnlichen Loͤſegelde frey zukaͤuffen; welches Mnata nicht allein gerne einwilligte/ ſondern<lb/> ſich erboht/ er wolte alle leibeigene Roͤmer durch die Bank hin/ gegen ſo viel gemeine aͤdle<lb/> Pannoniſche Leibeigene/ frey geben; welches auch ſtuͤndlich an Stathalter Maſtyes ge-<lb/> ſchrieben ward/ der alle Roͤmiſche Leibeigene unter der Verſprechung eines zimlichen Loͤ-<lb/> ſegeldes/ bey Leib und Lebensſtraffe an allen/ ſo es verhindern wuͤrden/ in einer Pannoniſchẽ<lb/> Grenze Stad verſamlen ließ/ deren Anzahl ſich auff 9000 erſtreckete.</p><lb/> <p>Nach Endigung des obgedachten Freyſchieſſens/ hielt Arbianes auff Pharnabazus<lb/> Erinnerung bey Koͤnigin Valiſken an/ daß die verſprochenen Voͤlker mit der Zeit moͤch-<lb/> ten verſchrieben und zuſammen gefuͤhret werden; welches inwendig fuͤnff Wochen ge-<lb/> ſchahe/ und lieſſen ſich 24000 Teutſchen/ 4000 Boͤhmen/ 2000 Pañonier/ 1000 Schwe-<lb/> den und Gothen/ 1000 Franken und Sikambrer/ 1000 Daͤnen/ 1500 Wenden/ und 1500<lb/> Frieſen/ ingeſamt 36000 wolgeuͤbete wehrhaffte Reuter freywillig beſtellen/ mit der Be-<lb/> dingung/ daß nach Verlauff dreyer Jahren/ ihnen/ ſo viel ihrer im Leben bleiben wuͤrden/<lb/> freyer Abzug nach ihrem Vaterlande ſolte gegoͤnnet/ und aller Sold richtig ausgezahlet<lb/> werden. Fuͤrſt Olaff (weil er ſich erboht/ mit in Aſten zuzihen) ward uͤber das Heer Feld-<lb/> marſchalk/ die Daͤnen und Wenden aber zu ſeinem Leib Schuz geſetzet; Herr Wedekind/<lb/> nebeſt Graf Prinſla/ Herr Bertram und Wilhelm ſetzete Arbianes zu Groß Ober Wacht-<lb/> meiſtere ein. Vierzehn Tage nach dem Freyſchieſſen machete Koͤnig Mnata ſich fertig<lb/> zum Auffbruche/ und ließ durch ſeinen Schwager den Daͤniſchen Koͤnig bey Ladiſla<lb/> anſuchen/ nachdem eine ſo groſſe Menge ſeiner geübten Manſchafft in dem verfluchten<lb/> Kriege drauff gangen waͤhre/ und ſein Land von Einwohnern zimlich entbloͤſſet/ ob den ge-<lb/> fangenen Pannoniern nicht koͤnte verguͤnſtiget werden/ ſich bey ihren Herren von der<lb/> Leibeigenſchafft loßzukaͤuffen/ alsdann ſolte ein jeder gemeiner Reuter und Landsknecht<lb/> vor ſeine Freyheit 250 Kronen/ ein jeder Unter Befehlichshaber 350 Kronen; jeder Un-<lb/> terhaͤuptman und Faͤhndrich 450 Kronen; jeder Haͤuptman und aͤdles Standes 600<lb/> Kronen; jeder aͤdler und Ritter 4000 Kronen/ und jeder Oberſter 12000 Kronen erlegẽ;<lb/> da er dann nicht zweifeln wolte/ der Roͤmiſche Kaͤyſer wuͤrde auff freundliches anſinnen<lb/> <fw place="bottom" type="sig">d d d d d d ij</fw><fw place="bottom" type="catch">gegen</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [947/0953]
Achtes Buch.
erzaͤhlete: wie er 26 Wochen ſein Leibeigener geweſen/ unter welcher kurzen Zeit er uͤber
40 gefangene Roͤmer an ſich gekaufft/ bloß nur zu dem Ende/ daß an ihrer unſaͤglichen
peinlichen Hinrichtung er ſeine Augen weiden moͤchte/ dabey er offt dieſen Wunſch ge-
tahn/ daß er mit dem Roͤmiſchen Kaͤyſer und allen ſeinen hohen Bedieneten auch alſo ver-
fahren moͤchte. Ihn ſelbſt haͤtte er bloß darumb beym Leben gelaſſen/ weil er geſehen/ daß
er den Tod/ als ſeines Jammers Ende ſtets gewuͤnſchet. Fabius taht ſolches Ladiſla zu
wiſſen/ welcher den Buben gefangen legete/ und weil drey Tage hernach ſein geweſener
Herr/ ein Boͤhmiſcher von Adel/ ihn anklagete/ daß er ihm ſeine drey Maͤgde/ und ſeines
Jaͤgers eheliches Weib genohtzuͤchtiget haͤtte/ ward er durch allerhand Peinigung hin-
gerichtet. Tibullus ward ſonſt von Herkules befraget/ warumb er ſich nicht bemuͤhet haͤt-
te/ unter den 10000 loßgelaſſenen Roͤmern mit zuſeyn; worauff er antwortete; daß er ſol-
ches zwar geſuchet/ aber durchaus nicht erhalten koͤnnen; auch haͤtte man die geringeſten
frey gegeben/ und die vornehmſten behalten; baht darauff ſehr inſtaͤndig/ bey Koͤnig Mna-
ta es zutreiben/ daß den vornehmſten Roͤmiſchen moͤchte gegoͤnnet ſeyn/ ſich mit einem an-
ſehnlichen Loͤſegelde frey zukaͤuffen; welches Mnata nicht allein gerne einwilligte/ ſondern
ſich erboht/ er wolte alle leibeigene Roͤmer durch die Bank hin/ gegen ſo viel gemeine aͤdle
Pannoniſche Leibeigene/ frey geben; welches auch ſtuͤndlich an Stathalter Maſtyes ge-
ſchrieben ward/ der alle Roͤmiſche Leibeigene unter der Verſprechung eines zimlichen Loͤ-
ſegeldes/ bey Leib und Lebensſtraffe an allen/ ſo es verhindern wuͤrden/ in einer Pannoniſchẽ
Grenze Stad verſamlen ließ/ deren Anzahl ſich auff 9000 erſtreckete.
Nach Endigung des obgedachten Freyſchieſſens/ hielt Arbianes auff Pharnabazus
Erinnerung bey Koͤnigin Valiſken an/ daß die verſprochenen Voͤlker mit der Zeit moͤch-
ten verſchrieben und zuſammen gefuͤhret werden; welches inwendig fuͤnff Wochen ge-
ſchahe/ und lieſſen ſich 24000 Teutſchen/ 4000 Boͤhmen/ 2000 Pañonier/ 1000 Schwe-
den und Gothen/ 1000 Franken und Sikambrer/ 1000 Daͤnen/ 1500 Wenden/ und 1500
Frieſen/ ingeſamt 36000 wolgeuͤbete wehrhaffte Reuter freywillig beſtellen/ mit der Be-
dingung/ daß nach Verlauff dreyer Jahren/ ihnen/ ſo viel ihrer im Leben bleiben wuͤrden/
freyer Abzug nach ihrem Vaterlande ſolte gegoͤnnet/ und aller Sold richtig ausgezahlet
werden. Fuͤrſt Olaff (weil er ſich erboht/ mit in Aſten zuzihen) ward uͤber das Heer Feld-
marſchalk/ die Daͤnen und Wenden aber zu ſeinem Leib Schuz geſetzet; Herr Wedekind/
nebeſt Graf Prinſla/ Herr Bertram und Wilhelm ſetzete Arbianes zu Groß Ober Wacht-
meiſtere ein. Vierzehn Tage nach dem Freyſchieſſen machete Koͤnig Mnata ſich fertig
zum Auffbruche/ und ließ durch ſeinen Schwager den Daͤniſchen Koͤnig bey Ladiſla
anſuchen/ nachdem eine ſo groſſe Menge ſeiner geübten Manſchafft in dem verfluchten
Kriege drauff gangen waͤhre/ und ſein Land von Einwohnern zimlich entbloͤſſet/ ob den ge-
fangenen Pannoniern nicht koͤnte verguͤnſtiget werden/ ſich bey ihren Herren von der
Leibeigenſchafft loßzukaͤuffen/ alsdann ſolte ein jeder gemeiner Reuter und Landsknecht
vor ſeine Freyheit 250 Kronen/ ein jeder Unter Befehlichshaber 350 Kronen; jeder Un-
terhaͤuptman und Faͤhndrich 450 Kronen; jeder Haͤuptman und aͤdles Standes 600
Kronen; jeder aͤdler und Ritter 4000 Kronen/ und jeder Oberſter 12000 Kronen erlegẽ;
da er dann nicht zweifeln wolte/ der Roͤmiſche Kaͤyſer wuͤrde auff freundliches anſinnen
gegen
d d d d d d ij
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/953 |
Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 947. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/953>, abgerufen am 16.07.2024. |