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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
ste ich/ daß du mir vor diesem mannichen guten Dienst geleistet/ und sich keiner gefunden/
der deines Bruders Verrähterey dich mit beschuldiget hätte/ daher ich/ in Ansehung dei-
nes hitzigen Jach Zorns/ dir deine außgestossene Reden/ weil du sie bereuest/ wol verzeihen
könte/ aber das übrige/ wie du hörest/ ist nicht in meinen Händen. Dieser sahe betrübt vor
sich nider/ durffte auch bey Herkules wegen seines gar zu starken Verbrechens umb keine
andere Gnade anhalten/ als daß er untertähnigst baht/ seine Hocheit möchte an den schon
ausgestandenen herben Straffen seinen Zorn gnädigst brechen/ und ihm einen schleunigen
Tod/ es währe gleich mit dem Schwerte oder Strange/ wiederfahren lassen/ nur daß er
den Römern nicht übergeben würde. Worauff ihm Herkules zur Antwort gab: Ich
möchte dir diesen demühtigen Geist/ Zeit unsers Kampffs/ oder kurz hernach/ wol gegön-
net haben/ alsdann würdestu mehr Güte und Barmherzigkeit bey mir haben gefunden/
als du dir irgend magst einbilden können; Zwar mein Zorn hat nie kein mahl von einigem
Menschen schwerere Rache begehret/ als die Busse/ geschweige/ daß ich ihm den Tod anzu-
legen solte getrachtet haben/ welchen du jezt als eine sonderliche Gnade suchest; aber beden-
ke nur selber/ ob ich ohn Verletzung meiner Redligkeit anders könne/ als dem Römischen
Käyser dich wieder zusenden; dann unterliesse ich solches/ würde dessen Hocheit von mir
halten/ ich billichte deinen Mord/ welchen du selbst eigener Bekäntniß nach/ an neun un-
schuldigen Menschen begangen hast. Jedoch/ daß du meine Gnade und Gewogenheit/ die
du nicht verdienet/ erkennen mögest/ wil ich dich so lange in gewarsamer Hafft behalten/
und an Römische Käyserl. Hocheit schreiben/ ob dieselbe dich mir lassen könne; alsdann
soltu auff Besserung deines Lebens erfahren/ daß ich ja so bereit und willig bin zuverzeihen/
als du ehmals zubeleidigen. Dieser durch Unglük gezähmeter Mensch hatte sich dieser
Gnade nicht versehen/ taht einen wehmühtigen Fußfal vor der ganzen Geselschafft/ und
nach getahner herzlichen Danksagung vor angebohtene Gnade/ hielt er bey Königin Va-
lisken an/ wie auch bey König Ladisla/ und den anwesenden Römischen Herren/ ihm bey
Käyserl. Hocheit mit ihrer kräfftigen Vorbitte zu hülffe zukommen; welches ihm al-
lerseits versprochen ward/ und ließ ihm Herkules auff Königes Mnata Einwilligung die
Ketten abnehmen/ und Ritterliche Kleider anlegen/ daß er neben Gamaxus (dem das
Narren Kleid auch schon abgenommen wahr) auffwartete. Weil auch nachgehends der
Käyser ihn auff solche Vorbitte Herkules schenkete/ sprach derselbe ihn nicht allein frey/
sondern machete ihn zum Obersten über 2000 Pannonische Reuter/ die mit Arbianes
fortzogen/ da er nach angenommenem Christlichen Glauben sich in Persien gegen die Par-
ther sehr wol gehalten/ und in einem Treffen/ nach Erlegung einer grossen Menge Feinde/
sein Leben ritterlich eingebüsset hat.

O wie eine herliche und Christliche Tugend ist die Versöhnligkeit/ deren unser Her-
kules so gar ergeben wahr/ daß er seinen grausamesten Feinden/ ungeachtet alles schändli-
chen Wiederdriesses solcher gestalt vergeben kunte/ als hätten sie ihm nie kein Leid getahn;
welches ja an Gamaxus und diesem Pines Sonnenklar erscheinet. Seine Freunde hiel-
ten ihm offt vor/ er überginge fast die Grenzen der Sanfftmuht/ aber er pflag ihnen zuant-
worten; sein Heiland JEsus währe noch viel sanfftmühtiger gewesen/ als welcher nicht
allein seinen Feinden nach ergangener Busse gerne verzihen/ sondern auch mitten in der

gewalt-

Achtes Buch.
ſte ich/ daß du mir vor dieſem mannichen guten Dienſt geleiſtet/ und ſich keiner gefunden/
der deines Bruders Verraͤhterey dich mit beſchuldiget haͤtte/ daher ich/ in Anſehung dei-
nes hitzigen Jach Zorns/ dir deine außgeſtoſſene Reden/ weil du ſie bereueſt/ wol verzeihen
koͤnte/ aber das uͤbrige/ wie du hoͤreſt/ iſt nicht in meinen Haͤnden. Dieſer ſahe betruͤbt vor
ſich nider/ durffte auch bey Herkules wegen ſeines gar zu ſtarken Verbrechens umb keine
andere Gnade anhalten/ als daß er untertaͤhnigſt baht/ ſeine Hocheit moͤchte an den ſchon
ausgeſtandenen herben Straffen ſeinen Zorn gnaͤdigſt brechen/ und ihm einen ſchleunigen
Tod/ es waͤhre gleich mit dem Schwerte oder Strange/ wiederfahren laſſen/ nur daß er
den Roͤmern nicht uͤbergeben würde. Worauff ihm Herkules zur Antwort gab: Ich
moͤchte dir dieſen demuͤhtigen Geiſt/ Zeit unſers Kampffs/ oder kurz hernach/ wol gegoͤn-
net haben/ alsdann würdeſtu mehr Guͤte und Barmherzigkeit bey mir haben gefunden/
als du dir irgend magſt einbilden koͤnnen; Zwar mein Zorn hat nie kein mahl von einigem
Menſchen ſchwerere Rache begehret/ als die Buſſe/ geſchweige/ daß ich ihm den Tod anzu-
legen ſolte getrachtet haben/ welchen du jezt als eine ſonderliche Gnade ſucheſt; aber beden-
ke nur ſelber/ ob ich ohn Verletzung meiner Redligkeit anders koͤnne/ als dem Roͤmiſchen
Kaͤyſer dich wieder zuſenden; dann unterlieſſe ich ſolches/ wuͤrde deſſen Hocheit von mir
halten/ ich billichte deinen Mord/ welchen du ſelbſt eigener Bekaͤntniß nach/ an neun un-
ſchuldigen Menſchen begangen haſt. Jedoch/ daß du meine Gnade und Gewogenheit/ die
du nicht verdienet/ erkennen moͤgeſt/ wil ich dich ſo lange in gewarſamer Hafft behalten/
und an Roͤmiſche Kaͤyſerl. Hocheit ſchreiben/ ob dieſelbe dich mir laſſen koͤnne; alsdann
ſoltu auff Beſſerung deines Lebens erfahren/ daß ich ja ſo bereit und willig bin zuverzeihẽ/
als du ehmals zubeleidigen. Dieſer durch Ungluͤk gezaͤhmeter Menſch hatte ſich dieſer
Gnade nicht verſehen/ taht einen wehmuͤhtigen Fußfal vor der ganzen Geſelſchafft/ und
nach getahner herzlichen Dankſagung vor angebohtene Gnade/ hielt er bey Koͤnigin Va-
liſken an/ wie auch bey Koͤnig Ladiſla/ und den anweſenden Roͤmiſchen Herren/ ihm bey
Kaͤyſerl. Hocheit mit ihrer kraͤfftigen Vorbitte zu huͤlffe zukommen; welches ihm al-
lerſeits verſprochen ward/ und ließ ihm Herkules auff Koͤniges Mnata Einwilligung die
Ketten abnehmen/ und Ritterliche Kleider anlegen/ daß er neben Gamaxus (dem das
Narren Kleid auch ſchon abgenommen wahr) auffwartete. Weil auch nachgehends der
Kaͤyſer ihn auff ſolche Vorbitte Herkules ſchenkete/ ſprach derſelbe ihn nicht allein frey/
ſondern machete ihn zum Oberſten uͤber 2000 Pannoniſche Reuter/ die mit Arbianes
fortzogen/ da er nach angenommenem Chriſtlichen Glauben ſich in Perſien gegen die Par-
ther ſehr wol gehalten/ und in einem Treffen/ nach Erlegung einer groſſen Menge Feinde/
ſein Leben ritterlich eingebuͤſſet hat.

O wie eine herliche und Chriſtliche Tugend iſt die Verſoͤhnligkeit/ deren unſer Her-
kules ſo gar ergeben wahr/ daß er ſeinen grauſameſten Feinden/ ungeachtet alles ſchaͤndli-
chen Wiederdrieſſes ſolcher geſtalt vergeben kunte/ als haͤtten ſie ihm nie kein Leid getahn;
welches ja an Gamaxus und dieſem Pines Sonnenklar erſcheinet. Seine Freunde hiel-
ten ihm offt vor/ er uͤberginge faſt die Grenzen der Sanfftmuht/ aber er pflag ihnen zuant-
worten; ſein Heiland JEſus waͤhre noch viel ſanfftmühtiger geweſen/ als welcher nicht
allein ſeinen Feinden nach ergangener Buſſe gerne verzihen/ ſondern auch mitten in der

gewalt-
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[928/0934] Achtes Buch. ſte ich/ daß du mir vor dieſem mannichen guten Dienſt geleiſtet/ und ſich keiner gefunden/ der deines Bruders Verraͤhterey dich mit beſchuldiget haͤtte/ daher ich/ in Anſehung dei- nes hitzigen Jach Zorns/ dir deine außgeſtoſſene Reden/ weil du ſie bereueſt/ wol verzeihen koͤnte/ aber das uͤbrige/ wie du hoͤreſt/ iſt nicht in meinen Haͤnden. Dieſer ſahe betruͤbt vor ſich nider/ durffte auch bey Herkules wegen ſeines gar zu ſtarken Verbrechens umb keine andere Gnade anhalten/ als daß er untertaͤhnigſt baht/ ſeine Hocheit moͤchte an den ſchon ausgeſtandenen herben Straffen ſeinen Zorn gnaͤdigſt brechen/ und ihm einen ſchleunigen Tod/ es waͤhre gleich mit dem Schwerte oder Strange/ wiederfahren laſſen/ nur daß er den Roͤmern nicht uͤbergeben würde. Worauff ihm Herkules zur Antwort gab: Ich moͤchte dir dieſen demuͤhtigen Geiſt/ Zeit unſers Kampffs/ oder kurz hernach/ wol gegoͤn- net haben/ alsdann würdeſtu mehr Guͤte und Barmherzigkeit bey mir haben gefunden/ als du dir irgend magſt einbilden koͤnnen; Zwar mein Zorn hat nie kein mahl von einigem Menſchen ſchwerere Rache begehret/ als die Buſſe/ geſchweige/ daß ich ihm den Tod anzu- legen ſolte getrachtet haben/ welchen du jezt als eine ſonderliche Gnade ſucheſt; aber beden- ke nur ſelber/ ob ich ohn Verletzung meiner Redligkeit anders koͤnne/ als dem Roͤmiſchen Kaͤyſer dich wieder zuſenden; dann unterlieſſe ich ſolches/ wuͤrde deſſen Hocheit von mir halten/ ich billichte deinen Mord/ welchen du ſelbſt eigener Bekaͤntniß nach/ an neun un- ſchuldigen Menſchen begangen haſt. Jedoch/ daß du meine Gnade und Gewogenheit/ die du nicht verdienet/ erkennen moͤgeſt/ wil ich dich ſo lange in gewarſamer Hafft behalten/ und an Roͤmiſche Kaͤyſerl. Hocheit ſchreiben/ ob dieſelbe dich mir laſſen koͤnne; alsdann ſoltu auff Beſſerung deines Lebens erfahren/ daß ich ja ſo bereit und willig bin zuverzeihẽ/ als du ehmals zubeleidigen. Dieſer durch Ungluͤk gezaͤhmeter Menſch hatte ſich dieſer Gnade nicht verſehen/ taht einen wehmuͤhtigen Fußfal vor der ganzen Geſelſchafft/ und nach getahner herzlichen Dankſagung vor angebohtene Gnade/ hielt er bey Koͤnigin Va- liſken an/ wie auch bey Koͤnig Ladiſla/ und den anweſenden Roͤmiſchen Herren/ ihm bey Kaͤyſerl. Hocheit mit ihrer kraͤfftigen Vorbitte zu huͤlffe zukommen; welches ihm al- lerſeits verſprochen ward/ und ließ ihm Herkules auff Koͤniges Mnata Einwilligung die Ketten abnehmen/ und Ritterliche Kleider anlegen/ daß er neben Gamaxus (dem das Narren Kleid auch ſchon abgenommen wahr) auffwartete. Weil auch nachgehends der Kaͤyſer ihn auff ſolche Vorbitte Herkules ſchenkete/ ſprach derſelbe ihn nicht allein frey/ ſondern machete ihn zum Oberſten uͤber 2000 Pannoniſche Reuter/ die mit Arbianes fortzogen/ da er nach angenommenem Chriſtlichen Glauben ſich in Perſien gegen die Par- ther ſehr wol gehalten/ und in einem Treffen/ nach Erlegung einer groſſen Menge Feinde/ ſein Leben ritterlich eingebuͤſſet hat. O wie eine herliche und Chriſtliche Tugend iſt die Verſoͤhnligkeit/ deren unſer Her- kules ſo gar ergeben wahr/ daß er ſeinen grauſameſten Feinden/ ungeachtet alles ſchaͤndli- chen Wiederdrieſſes ſolcher geſtalt vergeben kunte/ als haͤtten ſie ihm nie kein Leid getahn; welches ja an Gamaxus und dieſem Pines Sonnenklar erſcheinet. Seine Freunde hiel- ten ihm offt vor/ er uͤberginge faſt die Grenzen der Sanfftmuht/ aber er pflag ihnen zuant- worten; ſein Heiland JEſus waͤhre noch viel ſanfftmühtiger geweſen/ als welcher nicht allein ſeinen Feinden nach ergangener Buſſe gerne verzihen/ ſondern auch mitten in der gewalt-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 928. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/934>, abgerufen am 23.11.2024.