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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
genen das Brod nicht so wol auff der See/ als auff dem Troknen/ daß du/ wie ich gänzlich
muhtmasse/ durch eine frische Untaht dich von der Ruderbank hinweg gestohlen/ und Pan-
nonien wieder gesuchet hast? erkenne doch nun dereins/ daß des allerhöchsten Gottes Rache
allenthalben hinter dir her ist/ so daß du von neuen in deiner eigenen Heimat mit Ketten
must belegt werden/ woselbst du am allersichersten zu seyn/ dir eingebildet hattest. So beken-
ne mir nun gutwillig/ auff was Weise du loß kommen bist/ weil ich ohndas die Warheit
von Rom alsbald erfahren/ und da ich dich auff Lügen betreffe/ gebührlich straffen werde.
Der Gefangene/ nach ausgehohletem schweren Seufzen/ antwortete ihm: Ich unseliger
mag wol klagen/ daß das verfluchte Glük mir den Rücken zugekehret/ und nach ehemahli-
gem wolergehen mich in die tiefste Pfütze aller Wiederwertigkeit gestürzet hat; und rech-
ne mir nicht vor das schlechteste Unglük/ daß mein ehemahls gnädigst-gewogener König
und Landes Herr/ ohn alles mein Verbrechen mir Ungnade zugeworffen/ ungeachtet vor
seine Hocheit und des Landes Wolfahrt ich mich willig gewaget/ und in diesen leidigen
Stand gerahten bin/ dem ich durch meine Vorsichtigkeit allerdinge meinete entgangen
seyn. Warumb trage ich diese Ketten? König Mnata/ eure Hocheit frage ich; warumb
schleppet man mich als einen Ubeltähter gefangen? geschihets irgend meines Bruders
wegen? ie hat derselbe mißgehandelt/ mus ja mir unschuldigen solches nicht zugeleget wer-
den; und hat er/ meine ich/ durch einen zuvor unerhörten schändlichen Tod sein Verbre-
chen bezahlen können. Zwar König Herkules hat Ursach/ mich zu rechtfärtigen/ aber nicht
König Mnata/ mich ihm zu übergeben/ wo er sonst nicht das Ziel der billichen Belohnung
übertreten wil. Man leget mir zu/ ich habe wieder den König geredet. Ich leugne es be-
ständig/ und ist allerdinge unerweißlich/ nur etliche Worte sind mir aus hohem mitleiden
entfahren/ als ich den elenden Zustand meines geliebeten Vaterlandes gesehen habe/ wel-
che meine Wiederwertigen/ so vielleicht eine falsche Sorge tragen/ durch ungleiche Aus-
legung mir verkehren/ und dadurch meinen König wieder mich auffmachen. Ich bin in
mein Vaterland verstohlner weise kommen/ habe gemeinet dasselbe in seinem ehemaligen
guten Zustande wieder zu finden/ aber leider da ich kaum den ersten Fuß hinein gesezt hatte/
solch klagen/ seufzen/ winseln und jammern gehöret/ daß ich vor Angst meinete zuvergehen.
Ich fragete/ ob dann alle wehrhafte Mannschaft durch den Donner vom Himmel herab er-
schlagen/ oder durch eine algemeine Seuche nidergefallen währe; und vernam aus der
Antwort/ daß eben der Bliz meinen König/ und seine drey grosse Kriegsheer getroffen/
durch welchen ich und meine kleine Geselschaft vor Padua versenget sind/ ehe wirs noch
recht empfunden. Nun sehe ich aber/ den Göttern sey dank/ daß mein König alhie König-
lich gehalten wird/ welches mich in diesem meinem Unglük ja noch ergetzet/ weil Königliche
Pannonische Hocheit noch nicht gar unter die Füsse getreten ist. Ey so mag dann mein
Bruder immerhin am Galgen verdorren/ wann nur mein König lebendig und ein König
bleibet. Ja ich wil diese meine Ketten lieber tragen/ weil mein König ein König bleibet/ als
ohn Ketten in Freiheit ansehen/ daß mein König solte verächtlich gehalten werden; und
wann mich jemand eines andern überzeugen wird/ wil ich gerne und willig grössere Straf-
fen über mich nehmen/ als ich eine geraume Zeit auff dem Schiffe schon erduldet habe; ja
man zureisse mich alsdann mit eben den glüenden Zangen/ welche meinem Bruder sind

ange-

Achtes Buch.
genen das Brod nicht ſo wol auff der See/ als auff dem Troknen/ daß du/ wie ich gaͤnzlich
muhtmaſſe/ durch eine friſche Untaht dich von der Ruderbank hinweg geſtohlen/ und Pan-
nonien wieder geſuchet haſt? erkeñe doch nun dereins/ daß des allerhoͤchſten Gottes Rache
allenthalben hinter dir her iſt/ ſo daß du von neuen in deiner eigenen Heimat mit Ketten
muſt belegt werden/ woſelbſt du am allerſicherſten zu ſeyn/ dir eingebildet hatteſt. So beken-
ne mir nun gutwillig/ auff was Weiſe du loß kommen biſt/ weil ich ohndas die Warheit
von Rom alsbald erfahren/ und da ich dich auff Luͤgen betreffe/ gebuͤhrlich ſtraffen werde.
Der Gefangene/ nach ausgehohletem ſchweren Seufzen/ antwortete ihm: Ich unſeliger
mag wol klagen/ daß das verfluchte Gluͤk mir den Ruͤcken zugekehret/ und nach ehemahli-
gem wolergehen mich in die tiefſte Pfuͤtze aller Wiederwertigkeit geſtuͤrzet hat; und rech-
ne mir nicht vor das ſchlechteſte Ungluͤk/ daß mein ehemahls gnaͤdigſt-gewogener Koͤnig
und Landes Herr/ ohn alles mein Verbrechen mir Ungnade zugeworffen/ ungeachtet vor
ſeine Hocheit und des Landes Wolfahrt ich mich willig gewaget/ und in dieſen leidigen
Stand gerahten bin/ dem ich durch meine Vorſichtigkeit allerdinge meinete entgangen
ſeyn. Warumb trage ich dieſe Ketten? Koͤnig Mnata/ eure Hocheit frage ich; warumb
ſchleppet man mich als einen Ubeltaͤhter gefangen? geſchihets irgend meines Bruders
wegen? ie hat derſelbe mißgehandelt/ mus ja mir unſchuldigen ſolches nicht zugeleget wer-
den; und hat er/ meine ich/ durch einen zuvor unerhoͤrten ſchaͤndlichen Tod ſein Verbre-
chen bezahlen koͤnnen. Zwar Koͤnig Herkules hat Urſach/ mich zu rechtfaͤrtigen/ aber nicht
Koͤnig Mnata/ mich ihm zu übergeben/ wo er ſonſt nicht das Ziel der billichen Belohnung
uͤbertreten wil. Man leget mir zu/ ich habe wieder den Koͤnig geredet. Ich leugne es be-
ſtaͤndig/ und iſt allerdinge unerweißlich/ nur etliche Worte ſind mir aus hohem mitleiden
entfahren/ als ich den elenden Zuſtand meines geliebeten Vaterlandes geſehen habe/ wel-
che meine Wiederwertigen/ ſo vielleicht eine falſche Sorge tragen/ durch ungleiche Aus-
legung mir verkehren/ und dadurch meinen Koͤnig wieder mich auffmachen. Ich bin in
mein Vaterland verſtohlner weiſe kommen/ habe gemeinet daſſelbe in ſeinem ehemaligen
guten Zuſtande wieder zu finden/ aber leider da ich kaum den erſten Fuß hinein geſezt hatte/
ſolch klagen/ ſeufzen/ winſeln und jammern gehoͤret/ daß ich vor Angſt meinete zuvergehen.
Ich fragete/ ob dann alle wehrhafte Mañſchaft durch den Donner vom Himmel herab er-
ſchlagen/ oder durch eine algemeine Seuche nidergefallen waͤhre; und vernam aus der
Antwort/ daß eben der Bliz meinen Koͤnig/ und ſeine drey groſſe Kriegsheer getroffen/
durch welchen ich und meine kleine Geſelſchaft vor Padua verſenget ſind/ ehe wirs noch
recht empfunden. Nun ſehe ich aber/ den Goͤttern ſey dank/ daß mein Koͤnig alhie Koͤnig-
lich gehalten wird/ welches mich in dieſem meinem Ungluͤk ja noch ergetzet/ weil Koͤnigliche
Pannoniſche Hocheit noch nicht gar unter die Fuͤſſe getreten iſt. Ey ſo mag dann mein
Bruder immerhin am Galgen verdorren/ wann nur mein Koͤnig lebendig und ein Koͤnig
bleibet. Ja ich wil dieſe meine Ketten lieber tragen/ weil mein Koͤnig ein Koͤnig bleibet/ als
ohn Ketten in Freiheit anſehen/ daß mein Koͤnig ſolte veraͤchtlich gehalten werden; und
wann mich jemand eines andern uͤberzeugen wird/ wil ich gerne und willig groͤſſere Straf-
fen uͤber mich nehmen/ als ich eine geraume Zeit auff dem Schiffe ſchon erduldet habe; ja
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[926/0932] Achtes Buch. genen das Brod nicht ſo wol auff der See/ als auff dem Troknen/ daß du/ wie ich gaͤnzlich muhtmaſſe/ durch eine friſche Untaht dich von der Ruderbank hinweg geſtohlen/ und Pan- nonien wieder geſuchet haſt? erkeñe doch nun dereins/ daß des allerhoͤchſten Gottes Rache allenthalben hinter dir her iſt/ ſo daß du von neuen in deiner eigenen Heimat mit Ketten muſt belegt werden/ woſelbſt du am allerſicherſten zu ſeyn/ dir eingebildet hatteſt. So beken- ne mir nun gutwillig/ auff was Weiſe du loß kommen biſt/ weil ich ohndas die Warheit von Rom alsbald erfahren/ und da ich dich auff Luͤgen betreffe/ gebuͤhrlich ſtraffen werde. Der Gefangene/ nach ausgehohletem ſchweren Seufzen/ antwortete ihm: Ich unſeliger mag wol klagen/ daß das verfluchte Gluͤk mir den Ruͤcken zugekehret/ und nach ehemahli- gem wolergehen mich in die tiefſte Pfuͤtze aller Wiederwertigkeit geſtuͤrzet hat; und rech- ne mir nicht vor das ſchlechteſte Ungluͤk/ daß mein ehemahls gnaͤdigſt-gewogener Koͤnig und Landes Herr/ ohn alles mein Verbrechen mir Ungnade zugeworffen/ ungeachtet vor ſeine Hocheit und des Landes Wolfahrt ich mich willig gewaget/ und in dieſen leidigen Stand gerahten bin/ dem ich durch meine Vorſichtigkeit allerdinge meinete entgangen ſeyn. Warumb trage ich dieſe Ketten? Koͤnig Mnata/ eure Hocheit frage ich; warumb ſchleppet man mich als einen Ubeltaͤhter gefangen? geſchihets irgend meines Bruders wegen? ie hat derſelbe mißgehandelt/ mus ja mir unſchuldigen ſolches nicht zugeleget wer- den; und hat er/ meine ich/ durch einen zuvor unerhoͤrten ſchaͤndlichen Tod ſein Verbre- chen bezahlen koͤnnen. Zwar Koͤnig Herkules hat Urſach/ mich zu rechtfaͤrtigen/ aber nicht Koͤnig Mnata/ mich ihm zu übergeben/ wo er ſonſt nicht das Ziel der billichen Belohnung uͤbertreten wil. Man leget mir zu/ ich habe wieder den Koͤnig geredet. Ich leugne es be- ſtaͤndig/ und iſt allerdinge unerweißlich/ nur etliche Worte ſind mir aus hohem mitleiden entfahren/ als ich den elenden Zuſtand meines geliebeten Vaterlandes geſehen habe/ wel- che meine Wiederwertigen/ ſo vielleicht eine falſche Sorge tragen/ durch ungleiche Aus- legung mir verkehren/ und dadurch meinen Koͤnig wieder mich auffmachen. Ich bin in mein Vaterland verſtohlner weiſe kommen/ habe gemeinet daſſelbe in ſeinem ehemaligen guten Zuſtande wieder zu finden/ aber leider da ich kaum den erſten Fuß hinein geſezt hatte/ ſolch klagen/ ſeufzen/ winſeln und jammern gehoͤret/ daß ich vor Angſt meinete zuvergehen. Ich fragete/ ob dann alle wehrhafte Mañſchaft durch den Donner vom Himmel herab er- ſchlagen/ oder durch eine algemeine Seuche nidergefallen waͤhre; und vernam aus der Antwort/ daß eben der Bliz meinen Koͤnig/ und ſeine drey groſſe Kriegsheer getroffen/ durch welchen ich und meine kleine Geſelſchaft vor Padua verſenget ſind/ ehe wirs noch recht empfunden. Nun ſehe ich aber/ den Goͤttern ſey dank/ daß mein Koͤnig alhie Koͤnig- lich gehalten wird/ welches mich in dieſem meinem Ungluͤk ja noch ergetzet/ weil Koͤnigliche Pannoniſche Hocheit noch nicht gar unter die Fuͤſſe getreten iſt. Ey ſo mag dann mein Bruder immerhin am Galgen verdorren/ wann nur mein Koͤnig lebendig und ein Koͤnig bleibet. Ja ich wil dieſe meine Ketten lieber tragen/ weil mein Koͤnig ein Koͤnig bleibet/ als ohn Ketten in Freiheit anſehen/ daß mein Koͤnig ſolte veraͤchtlich gehalten werden; und wann mich jemand eines andern uͤberzeugen wird/ wil ich gerne und willig groͤſſere Straf- fen uͤber mich nehmen/ als ich eine geraume Zeit auff dem Schiffe ſchon erduldet habe; ja man zureiſſe mich alsdann mit eben den gluͤenden Zangen/ welche meinem Bruder ſind ange-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 926. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/932>, abgerufen am 23.11.2024.