Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Achtes Buch.
vorsetzen ließ/ fraß er dieselben geitzig in sich/ und sagete zu ihm: Mein Herr/ ihr tuht mir
hieselbst bessere Freundschafft als in Persen/ und O wolte Gott/ dz ich alhie entweder gnä-
digere Herren/ oder den schleunigen Tod/ wie hart er immer währe/ antreffen möchte;
worüber Herkules zu Mitleiden bewäget ward/ daß er ihm von den besten Speisen auff-
tragen/ und so viel er sauffen mochte/ des guten Weins einschenken ließ; da er dann über-
menschlicher weise in die 25 Pfund allerhand niedlicher Speise/ und daneben 6 Stübichen
Wein einschluckete; wodurch er die bißher geführete Schwermühtigkeit in etwas ablege-
te/ und Herkules also anredete: Unüberwindlicher grosser Fürst und Herr; ich bin zwar
mit harten Streichen genöhtiget worden/ mich auff diese Reise zubegeben/ welches mir
sehr unwillig eingangen/ in Betrachtung des Spottes/ der mir von unbekanten/ wegen
meines ehemaligen sehr groben und unverantwortlichen Verbrechens/ auffs neue möch-
te angeleget werden/ daher ich dann mein Leben auff dem Meer gerne würde geendiget ha-
ben/ wann man mich nicht so fest an die Ruderbank geschlossen hätte; Nachdem ich aber
viel eine grössere Gnade alhier antreffe/ als ich mir einbilden können/ so zweiffele ich nicht/
Eure Hocheit werde den über mich gefasseten hefftigen und gerechten Zorn gnädigst mil-
tern/ und durch mein Elende sich bewägen lassen/ ihre so hochgepreisete Barmherzigkeit
mir mitzuteilen; bitte demnach durch denselben starken Gott/ welcher Eurer Hocheit mich
überliefert hat/ demühtig und untertähnigst/ dieselbe wolle mir ferner Gnade erzeigen/ und
der Beschimpffung der nicht-werten Knaben mich entreissen/ alsdann bin ich erböhtig/
alles dasselbe gehorsamst zuleisten/ was Eure Gn. von mir begehret und haben wil. Her-
kules antwortete ihm: Ich hätte dir diesen Geist/ der dich anjezt unterrichtet/ wol zu jener
Zeit wünschen mögen/ welches dir sehr vorträglich würde gewesen seyn/ und ist mir lieb/ dz
du nicht allein in der Demuht Schuele schon zimlich zugenommen/ sondern auch meines
Gottes Almacht erkennet hast/ weiß dir aber auff deine Bitte nichts gewisses zuversprechen/
ohn daß ich an den Medischen Groß Fürsten schreiben/ und eine Vorbitte vor dich einlegen
wil/ weil ich über dich nicht zugebieten habe. Großfürstin Saptina zeigete an/ ihr Gemahl
hätte ihn ausdrüklich mit übergeschikt/ daß er seiner Hocheit vor leibeigen wieder solte ein-
geliefert werden/ als eine Gedächtniß ihrer herlichen überwindung. Als Königin Valiska
solches vernam/ fragete sie Gamaxus/ ob ihm dann vorerst seine Gotteslästerung/ hernach
sein begangener Frevel von ganzem Herzen leid währe. Worauff er antwortete: Es wäh-
re ihm beydes von Herzen leid/ bähte auch untertähnigst/ ihre Hocheit wolten ihm ein kräf-
tiges Wort zum besten verleihen; Er hätte bißher so viel Spot und Streiche erduldet/ dz
ihm der Hochmuht allerdinge ausgetrieben währe. Ich weiß nicht/ sagete Valiska/ ob du
nach diesem so standhafftig dich im guten/ als ehmahls im bösen erzeigen könnest/ und nach
meiner Vorbitte es mir nicht ginge/ als jenem frommen einfältigen Bauren/ welcher ei-
ner in der Höhle versperreten Schlange/ durch Mitleiden bewogen/ aushalff/ die ihn her-
nach umbringen wolte. Solche Falscheit/ antwortete Gamaxus/ hat nie in meinem Her-
zen Raum finden können/ sonsten wolte ich mich des Schmeichels frühzeitig beflissen/ und
mannichem Elende mich entzogen haben; Versichere demnach Eure Hocheit bey der
höchsten Krafft des Himmels/ daß ich mich aller Untugend enthalten/ und in bäurischer
Arbeit mein Brod gerne verdienen wil/ als viel meine gekrümmeten Arme und Beine es

vermö-

Achtes Buch.
vorſetzen ließ/ fraß er dieſelben geitzig in ſich/ und ſagete zu ihm: Mein Herr/ ihr tuht mir
hieſelbſt beſſere Freundſchafft als in Perſen/ und O wolte Gott/ dz ich alhie entweder gnaͤ-
digere Herren/ oder den ſchleunigen Tod/ wie hart er immer waͤhre/ antreffen moͤchte;
woruͤber Herkules zu Mitleiden bewaͤget ward/ daß er ihm von den beſten Speiſen auff-
tragen/ und ſo viel er ſauffen mochte/ des guten Weins einſchenken ließ; da er dann uͤber-
menſchlicher weiſe in die 25 Pfund allerhand niedlicher Speiſe/ und daneben 6 Stuͤbichẽ
Wein einſchluckete; wodurch er die bißher gefuͤhrete Schwermühtigkeit in etwas ablege-
te/ und Herkules alſo anredete: Unuͤberwindlicher groſſer Fuͤrſt und Herr; ich bin zwar
mit harten Streichen genoͤhtiget worden/ mich auff dieſe Reiſe zubegeben/ welches mir
ſehr unwillig eingangen/ in Betrachtung des Spottes/ der mir von unbekanten/ wegen
meines ehemaligen ſehr groben und unverantwortlichen Verbrechens/ auffs neue moͤch-
te angeleget werden/ daher ich dann mein Leben auff dem Meer gerne wuͤrde geendiget ha-
ben/ wann man mich nicht ſo feſt an die Ruderbank geſchloſſen haͤtte; Nachdem ich aber
viel eine groͤſſere Gnade alhier antreffe/ als ich mir einbilden koͤnnen/ ſo zweiffele ich nicht/
Eure Hocheit werde den uͤber mich gefaſſeten hefftigen und gerechten Zorn gnaͤdigſt mil-
tern/ und durch mein Elende ſich bewaͤgen laſſen/ ihre ſo hochgepreiſete Barmherzigkeit
mir mitzuteilen; bitte demnach durch denſelben ſtarken Gott/ welcher Eurer Hocheit mich
uͤberliefert hat/ demuͤhtig und untertaͤhnigſt/ dieſelbe wolle mir ferner Gnade erzeigen/ uñ
der Beſchimpffung der nicht-werten Knaben mich entreiſſen/ alsdann bin ich erboͤhtig/
alles daſſelbe gehorſamſt zuleiſten/ was Eure Gn. von mir begehret und haben wil. Her-
kules antwortete ihm: Ich haͤtte dir dieſen Geiſt/ der dich anjezt unterrichtet/ wol zu jener
Zeit wünſchen moͤgen/ welches dir ſehr vortraͤglich wuͤrde geweſen ſeyn/ und iſt mir lieb/ dz
du nicht allein in der Demuht Schuele ſchon zimlich zugenommen/ ſondern auch meines
Gottes Almacht erkennet haſt/ weiß dir aber auff deine Bitte nichts gewiſſes zuverſprechẽ/
ohn daß ich an den Mediſchen Groß Fuͤrſten ſchreiben/ und eine Vorbitte vor dich einlegẽ
wil/ weil ich uͤber dich nicht zugebieten habe. Großfuͤrſtin Saptina zeigete an/ ihr Gemahl
haͤtte ihn ausdruͤklich mit uͤbergeſchikt/ daß er ſeiner Hocheit vor leibeigen wieder ſolte ein-
geliefert werden/ als eine Gedaͤchtniß ihrer herlichen uͤberwindung. Als Koͤnigin Valiſka
ſolches vernam/ fragete ſie Gamaxus/ ob ihm dann vorerſt ſeine Gotteslaͤſterung/ hernach
ſein begangener Frevel von ganzem Herzen leid waͤhre. Worauff er antwortete: Es waͤh-
re ihm beydes von Herzen leid/ baͤhte auch untertaͤhnigſt/ ihre Hocheit wolten ihm ein kraͤf-
tiges Wort zum beſten verleihen; Er haͤtte bißher ſo viel Spot und Streiche erduldet/ dz
ihm der Hochmuht allerdinge ausgetrieben waͤhre. Ich weiß nicht/ ſagete Valiſka/ ob du
nach dieſem ſo ſtandhafftig dich im guten/ als ehmahls im boͤſen erzeigen koͤnneſt/ und nach
meiner Vorbitte es mir nicht ginge/ als jenem frommen einfaͤltigen Bauren/ welcher ei-
ner in der Hoͤhle verſperreten Schlange/ durch Mitleiden bewogen/ aushalff/ die ihn her-
nach umbringen wolte. Solche Falſcheit/ antwortete Gamaxus/ hat nie in meinem Her-
zen Raum finden koͤnnen/ ſonſten wolte ich mich des Schmeichels fruͤhzeitig befliſſen/ und
mannichem Elende mich entzogen haben; Verſichere demnach Eure Hocheit bey der
hoͤchſten Krafft des Himmels/ daß ich mich aller Untugend enthalten/ und in baͤuriſcher
Arbeit mein Brod gerne verdienen wil/ als viel meine gekruͤmmeten Arme und Beine es

vermoͤ-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0930" n="924"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Achtes Buch.</hi></fw><lb/>
vor&#x017F;etzen ließ/ fraß er die&#x017F;elben geitzig in &#x017F;ich/ und &#x017F;agete zu ihm: Mein Herr/ ihr tuht mir<lb/>
hie&#x017F;elb&#x017F;t be&#x017F;&#x017F;ere Freund&#x017F;chafft als in Per&#x017F;en/ und O wolte Gott/ dz ich alhie entweder gna&#x0364;-<lb/>
digere Herren/ oder den &#x017F;chleunigen Tod/ wie hart er immer wa&#x0364;hre/ antreffen mo&#x0364;chte;<lb/>
woru&#x0364;ber Herkules zu Mitleiden bewa&#x0364;get ward/ daß er ihm von den be&#x017F;ten Spei&#x017F;en auff-<lb/>
tragen/ und &#x017F;o viel er &#x017F;auffen mochte/ des guten Weins ein&#x017F;chenken ließ; da er dann u&#x0364;ber-<lb/>
men&#x017F;chlicher wei&#x017F;e in die 25 Pfund allerhand niedlicher Spei&#x017F;e/ und daneben 6 Stu&#x0364;biche&#x0303;<lb/>
Wein ein&#x017F;chluckete; wodurch er die bißher gefu&#x0364;hrete Schwermühtigkeit in etwas ablege-<lb/>
te/ und Herkules al&#x017F;o anredete: Unu&#x0364;berwindlicher gro&#x017F;&#x017F;er Fu&#x0364;r&#x017F;t und Herr; ich bin zwar<lb/>
mit harten Streichen geno&#x0364;htiget worden/ mich auff die&#x017F;e Rei&#x017F;e zubegeben/ welches mir<lb/>
&#x017F;ehr unwillig eingangen/ in Betrachtung des Spottes/ der mir von unbekanten/ wegen<lb/>
meines ehemaligen &#x017F;ehr groben und unverantwortlichen Verbrechens/ auffs neue mo&#x0364;ch-<lb/>
te angeleget werden/ daher ich dann mein Leben auff dem Meer gerne wu&#x0364;rde geendiget ha-<lb/>
ben/ wann man mich nicht &#x017F;o fe&#x017F;t an die Ruderbank ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;tte; Nachdem ich aber<lb/>
viel eine gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Gnade alhier antreffe/ als ich mir einbilden ko&#x0364;nnen/ &#x017F;o zweiffele ich nicht/<lb/>
Eure Hocheit werde den u&#x0364;ber mich gefa&#x017F;&#x017F;eten hefftigen und gerechten Zorn gna&#x0364;dig&#x017F;t mil-<lb/>
tern/ und durch mein Elende &#x017F;ich bewa&#x0364;gen la&#x017F;&#x017F;en/ ihre &#x017F;o hochgeprei&#x017F;ete Barmherzigkeit<lb/>
mir mitzuteilen; bitte demnach durch den&#x017F;elben &#x017F;tarken Gott/ welcher Eurer Hocheit mich<lb/>
u&#x0364;berliefert hat/ demu&#x0364;htig und unterta&#x0364;hnig&#x017F;t/ die&#x017F;elbe wolle mir ferner Gnade erzeigen/ un&#x0303;<lb/>
der Be&#x017F;chimpffung der nicht-werten Knaben mich entrei&#x017F;&#x017F;en/ alsdann bin ich erbo&#x0364;htig/<lb/>
alles da&#x017F;&#x017F;elbe gehor&#x017F;am&#x017F;t zulei&#x017F;ten/ was Eure Gn. von mir begehret und haben wil. Her-<lb/>
kules antwortete ihm: Ich ha&#x0364;tte dir die&#x017F;en Gei&#x017F;t/ der dich anjezt unterrichtet/ wol zu jener<lb/>
Zeit wün&#x017F;chen mo&#x0364;gen/ welches dir &#x017F;ehr vortra&#x0364;glich wu&#x0364;rde gewe&#x017F;en &#x017F;eyn/ und i&#x017F;t mir lieb/ dz<lb/>
du nicht allein in der Demuht Schuele &#x017F;chon zimlich zugenommen/ &#x017F;ondern auch meines<lb/>
Gottes Almacht erkennet ha&#x017F;t/ weiß dir aber auff deine Bitte nichts gewi&#x017F;&#x017F;es zuver&#x017F;preche&#x0303;/<lb/>
ohn daß ich an den Medi&#x017F;chen Groß Fu&#x0364;r&#x017F;ten &#x017F;chreiben/ und eine Vorbitte vor dich einlege&#x0303;<lb/>
wil/ weil ich u&#x0364;ber dich nicht zugebieten habe. Großfu&#x0364;r&#x017F;tin Saptina zeigete an/ ihr Gemahl<lb/>
ha&#x0364;tte ihn ausdru&#x0364;klich mit u&#x0364;berge&#x017F;chikt/ daß er &#x017F;einer Hocheit vor leibeigen wieder &#x017F;olte ein-<lb/>
geliefert werden/ als eine Geda&#x0364;chtniß ihrer herlichen u&#x0364;berwindung. Als Ko&#x0364;nigin Vali&#x017F;ka<lb/>
&#x017F;olches vernam/ fragete &#x017F;ie Gamaxus/ ob ihm dann vorer&#x017F;t &#x017F;eine Gottesla&#x0364;&#x017F;terung/ hernach<lb/>
&#x017F;ein begangener Frevel von ganzem Herzen leid wa&#x0364;hre. Worauff er antwortete: Es wa&#x0364;h-<lb/>
re ihm beydes von Herzen leid/ ba&#x0364;hte auch unterta&#x0364;hnig&#x017F;t/ ihre Hocheit wolten ihm ein kra&#x0364;f-<lb/>
tiges Wort zum be&#x017F;ten verleihen; Er ha&#x0364;tte bißher &#x017F;o viel Spot und Streiche erduldet/ dz<lb/>
ihm der Hochmuht allerdinge ausgetrieben wa&#x0364;hre. Ich weiß nicht/ &#x017F;agete Vali&#x017F;ka/ ob du<lb/>
nach die&#x017F;em &#x017F;o &#x017F;tandhafftig dich im guten/ als ehmahls im bo&#x0364;&#x017F;en erzeigen ko&#x0364;nne&#x017F;t/ und nach<lb/>
meiner Vorbitte es mir nicht ginge/ als jenem frommen einfa&#x0364;ltigen Bauren/ welcher ei-<lb/>
ner in der Ho&#x0364;hle ver&#x017F;perreten Schlange/ durch Mitleiden bewogen/ aushalff/ die ihn her-<lb/>
nach umbringen wolte. Solche Fal&#x017F;cheit/ antwortete Gamaxus/ hat nie in meinem Her-<lb/>
zen Raum finden ko&#x0364;nnen/ &#x017F;on&#x017F;ten wolte ich mich des Schmeichels fru&#x0364;hzeitig befli&#x017F;&#x017F;en/ und<lb/>
mannichem Elende mich entzogen haben; Ver&#x017F;ichere demnach Eure Hocheit bey der<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;ten Krafft des Himmels/ daß ich mich aller Untugend enthalten/ und in ba&#x0364;uri&#x017F;cher<lb/>
Arbeit mein Brod gerne verdienen wil/ als viel meine gekru&#x0364;mmeten Arme und Beine es<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">vermo&#x0364;-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[924/0930] Achtes Buch. vorſetzen ließ/ fraß er dieſelben geitzig in ſich/ und ſagete zu ihm: Mein Herr/ ihr tuht mir hieſelbſt beſſere Freundſchafft als in Perſen/ und O wolte Gott/ dz ich alhie entweder gnaͤ- digere Herren/ oder den ſchleunigen Tod/ wie hart er immer waͤhre/ antreffen moͤchte; woruͤber Herkules zu Mitleiden bewaͤget ward/ daß er ihm von den beſten Speiſen auff- tragen/ und ſo viel er ſauffen mochte/ des guten Weins einſchenken ließ; da er dann uͤber- menſchlicher weiſe in die 25 Pfund allerhand niedlicher Speiſe/ und daneben 6 Stuͤbichẽ Wein einſchluckete; wodurch er die bißher gefuͤhrete Schwermühtigkeit in etwas ablege- te/ und Herkules alſo anredete: Unuͤberwindlicher groſſer Fuͤrſt und Herr; ich bin zwar mit harten Streichen genoͤhtiget worden/ mich auff dieſe Reiſe zubegeben/ welches mir ſehr unwillig eingangen/ in Betrachtung des Spottes/ der mir von unbekanten/ wegen meines ehemaligen ſehr groben und unverantwortlichen Verbrechens/ auffs neue moͤch- te angeleget werden/ daher ich dann mein Leben auff dem Meer gerne wuͤrde geendiget ha- ben/ wann man mich nicht ſo feſt an die Ruderbank geſchloſſen haͤtte; Nachdem ich aber viel eine groͤſſere Gnade alhier antreffe/ als ich mir einbilden koͤnnen/ ſo zweiffele ich nicht/ Eure Hocheit werde den uͤber mich gefaſſeten hefftigen und gerechten Zorn gnaͤdigſt mil- tern/ und durch mein Elende ſich bewaͤgen laſſen/ ihre ſo hochgepreiſete Barmherzigkeit mir mitzuteilen; bitte demnach durch denſelben ſtarken Gott/ welcher Eurer Hocheit mich uͤberliefert hat/ demuͤhtig und untertaͤhnigſt/ dieſelbe wolle mir ferner Gnade erzeigen/ uñ der Beſchimpffung der nicht-werten Knaben mich entreiſſen/ alsdann bin ich erboͤhtig/ alles daſſelbe gehorſamſt zuleiſten/ was Eure Gn. von mir begehret und haben wil. Her- kules antwortete ihm: Ich haͤtte dir dieſen Geiſt/ der dich anjezt unterrichtet/ wol zu jener Zeit wünſchen moͤgen/ welches dir ſehr vortraͤglich wuͤrde geweſen ſeyn/ und iſt mir lieb/ dz du nicht allein in der Demuht Schuele ſchon zimlich zugenommen/ ſondern auch meines Gottes Almacht erkennet haſt/ weiß dir aber auff deine Bitte nichts gewiſſes zuverſprechẽ/ ohn daß ich an den Mediſchen Groß Fuͤrſten ſchreiben/ und eine Vorbitte vor dich einlegẽ wil/ weil ich uͤber dich nicht zugebieten habe. Großfuͤrſtin Saptina zeigete an/ ihr Gemahl haͤtte ihn ausdruͤklich mit uͤbergeſchikt/ daß er ſeiner Hocheit vor leibeigen wieder ſolte ein- geliefert werden/ als eine Gedaͤchtniß ihrer herlichen uͤberwindung. Als Koͤnigin Valiſka ſolches vernam/ fragete ſie Gamaxus/ ob ihm dann vorerſt ſeine Gotteslaͤſterung/ hernach ſein begangener Frevel von ganzem Herzen leid waͤhre. Worauff er antwortete: Es waͤh- re ihm beydes von Herzen leid/ baͤhte auch untertaͤhnigſt/ ihre Hocheit wolten ihm ein kraͤf- tiges Wort zum beſten verleihen; Er haͤtte bißher ſo viel Spot und Streiche erduldet/ dz ihm der Hochmuht allerdinge ausgetrieben waͤhre. Ich weiß nicht/ ſagete Valiſka/ ob du nach dieſem ſo ſtandhafftig dich im guten/ als ehmahls im boͤſen erzeigen koͤnneſt/ und nach meiner Vorbitte es mir nicht ginge/ als jenem frommen einfaͤltigen Bauren/ welcher ei- ner in der Hoͤhle verſperreten Schlange/ durch Mitleiden bewogen/ aushalff/ die ihn her- nach umbringen wolte. Solche Falſcheit/ antwortete Gamaxus/ hat nie in meinem Her- zen Raum finden koͤnnen/ ſonſten wolte ich mich des Schmeichels fruͤhzeitig befliſſen/ und mannichem Elende mich entzogen haben; Verſichere demnach Eure Hocheit bey der hoͤchſten Krafft des Himmels/ daß ich mich aller Untugend enthalten/ und in baͤuriſcher Arbeit mein Brod gerne verdienen wil/ als viel meine gekruͤmmeten Arme und Beine es vermoͤ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/930
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 924. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/930>, abgerufen am 23.11.2024.