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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
beyde Häuflein gerichtet/ die sich in Ordnung stelleten/ und durch hurtige sprengung ihrer
Pferde zuverstehen gaben/ daß sie zum Treffen unerschrocken währen. Herkules bekam
den Vornehmsten zum Gegener/ und traff mit ihm sehr ernstlich/ so daß dieser schon im er-
stenmahl zu wanken begunte; dessen Valiska nicht wenig erschrak/ welche diesen Fremden
sich so gar vor Herkules eingebildet hatte/ daß sie zu keinen anderen Gedanken greiffen kun-
te/ insonderheit/ als sie sein Schild und Helm-Zeichen sahe/ deswegen sie des andern rittes
sich sehr bekümmerte/ und wenig fehlete/ sie hätte überlaut geschrihen/ als sie gewahr ward/
daß er von jenem vier Bruder dergestalt getroffen ward/ daß er das übrige seines zubro-
chenen Speers fallen ließ/ und an seines Pferdes Mähne sich halten muste/ dessen er sich
nicht wenig schämete/ und wünschete/ er währe über hundert Meile davon/ dann er meine-
te nicht anders/ als Herkules stünde auff seiner Schau-Bühne/ und würde ihn nach er-
kennung vor einen ohmächtigen Ritter halten/ daher er den dritten Strauß wagete/ und
sein Verbrechen einbringen/ oder gar verspielen wolte; welches lezte auch erfolgete/ dann er
ward dergestalt getroffen/ daß er über und über ging/ und doch keinen Schaden nam/ wie-
wol Herkules Pferd wegen grosser bemühung schier auff den Kopf gestürzet währe/ wie
es dann durch verrenkung eines Hinter-schenkels zum weitern Gebrauch undüchtig ward/
daß er ihm ein anders muste zuführen lassen. Des Fremden Gefärten hielten sich sehr wol;
dann Ladisla erlegete seinen Mann im dritten Treffen/ mit solcher Mühe/ daß er selbst schier
hätte mit springen müssen. Baldrich muste seinen Gegener in allen dreien Treffen festsit-
zen lassen/ und hätte er selbst im lezten schier den kürzern gezogen. Siegward stürzete mit
seinem Pferde/ als er seinen Gegenkämpfer durch den dritten Stoß hatte herunter geworf-
fen. Leches und sein Mann gingen beyderseits im andern ritte zu Bodem; Neda verlohr im
dritten beyde Stegreiff/ aber sein Bestreiter muste mit samt dem Pferde stürzen. Prinsla
ward im dritten gange gefellet/ und blieb der so ihn herunter stach/ fest sitzen. Bertram und
sein Gegener hielten einer dem andern die Stange redlich; aber Wilhelm und sein Gegen-
stecher stiessen sich mit den Leibern/ daß sie beyde das Maß auff der Erde nahmen. Herku-
les verwunderte sich dieser ritterlichen Geselschaft dergleichen ihm nie vorkommen wahr/
Fabius kunte nicht aussinnen/ wer sie seyn möchten/ und merkete an des vornehmsten Schil-
de doch/ daß sie bekante wahren. Dieser hatte sich schon wieder zu Pferde gesetzet/ des Vor-
habens/ mit dem andern vier-Bruder es auch zu wagen; aber Olaf/ dem sein Herz brante/
Ehre an ihm zuerstreiten/ setzete sich ihm entgegen/ traff auch dergestalt mit ihm/ daß ih-
nen beyderseits das Herz puffete/ wiewol sie unbewäglich sitzen blieben/ und der Fremde
in den Wahn geriet/ es würde Leches seyn. Im andern Satze gebrauchten sie sich ge-
waltiger/ daß nicht allein ihre Speere in die Luft flogen/ sondern sie beiderseits zimlich wan-
keten und der Dänische König seines Sohns Rittermässigkeit (welchen er doch dazumahl
nicht kennete) sehr lobete. Im dritten Treffen aber gingen sie beide mit samt den Pferden
in den Sand liegen/ und wahr zuverwundern/ daß der fremde das Genik nicht zubrach/
massen seine Gefärten ihm daß Pferd vom Leibe heben musten/ welchem der linke hinter-
Schenkel rein abgebrochen wahr. Nun wolte Fabius seiner Gesellen einen auch prüffen/
und foderte den ansehnlichsten aus; aber im dritten Gange muste er springen; des Herku-
les leidig wahr/ und seinen Fal dergestalt rächete/ daß diesem Obsieger im andern Treffen/

da

Achtes Buch.
beyde Haͤuflein gerichtet/ die ſich in Ordnung ſtelleten/ und durch hurtige ſprengung ihrer
Pferde zuverſtehen gaben/ daß ſie zum Treffen unerſchrocken waͤhren. Herkules bekam
den Vornehmſten zum Gegener/ und traff mit ihm ſehr ernſtlich/ ſo daß dieſer ſchon im er-
ſtenmahl zu wanken begunte; deſſen Valiſka nicht wenig erſchrak/ welche dieſen Fremden
ſich ſo gar vor Herkules eingebildet hatte/ daß ſie zu keinen anderen Gedanken greiffen kun-
te/ inſonderheit/ als ſie ſein Schild und Helm-Zeichen ſahe/ deswegen ſie des andern rittes
ſich ſehr bekuͤmmerte/ und wenig fehlete/ ſie haͤtte uͤberlaut geſchrihen/ als ſie gewahr ward/
daß er von jenem vier Bruder dergeſtalt getroffen ward/ daß er das übrige ſeines zubro-
chenen Speers fallen ließ/ und an ſeines Pferdes Maͤhne ſich halten muſte/ deſſen er ſich
nicht wenig ſchaͤmete/ und wuͤnſchete/ er waͤhre uͤber hundert Meile davon/ dann er meine-
te nicht anders/ als Herkules ſtuͤnde auff ſeiner Schau-Buͤhne/ und wuͤrde ihn nach er-
kennung vor einen ohmaͤchtigen Ritter halten/ daher er den dritten Strauß wagete/ und
ſein Verbrechen einbringen/ oder gar verſpielen wolte; welches lezte auch erfolgete/ dañ er
ward dergeſtalt getroffen/ daß er über und uͤber ging/ und doch keinen Schaden nam/ wie-
wol Herkules Pferd wegen groſſer bemuͤhung ſchier auff den Kopf geſtuͤrzet waͤhre/ wie
es dann durch verrenkung eines Hinter-ſchenkels zum weitern Gebrauch undüchtig waꝛd/
daß er ihm ein anders muſte zufuͤhren laſſen. Des Fremden Gefaͤrten hielten ſich ſehr wol;
dann Ladiſla erlegete ſeinen Mañ im dritten Treffen/ mit ſolcher Muͤhe/ daß er ſelbſt ſchier
haͤtte mit ſpringen muͤſſen. Baldrich muſte ſeinen Gegener in allen dreien Treffen feſtſit-
zen laſſen/ und haͤtte er ſelbſt im lezten ſchier den kuͤrzern gezogen. Siegward ſtuͤrzete mit
ſeinem Pferde/ als er ſeinen Gegenkaͤmpfer durch den dritten Stoß hatte herunter geworf-
fen. Leches und ſein Mañ gingen beyderſeits im andern ritte zu Bodem; Neda verlohr im
dritten beyde Stegreiff/ aber ſein Beſtreiter muſte mit ſamt dem Pferde ſtuͤrzen. Prinſla
ward im dritten gange gefellet/ und blieb der ſo ihn herunter ſtach/ feſt ſitzen. Bertram und
ſein Gegener hielten einer dem andern die Stange redlich; aber Wilhelm und ſein Gegen-
ſtecher ſtieſſen ſich mit den Leibern/ daß ſie beyde das Maß auff der Erde nahmen. Herku-
les verwunderte ſich dieſer ritterlichen Geſelſchaft dergleichen ihm nie vorkommen wahr/
Fabius kunte nicht ausſiñen/ wer ſie ſeyn moͤchten/ uñ merkete an des vornehmſten Schil-
de doch/ daß ſie bekante wahren. Dieſer hatte ſich ſchon wieder zu Pferde geſetzet/ des Vor-
habens/ mit dem andern vier-Bruder es auch zu wagen; aber Olaf/ dem ſein Herz brante/
Ehre an ihm zuerſtreiten/ ſetzete ſich ihm entgegen/ traff auch dergeſtalt mit ihm/ daß ih-
nen beyderſeits das Herz puffete/ wiewol ſie unbewaͤglich ſitzen blieben/ und der Fremde
in den Wahn geriet/ es wuͤrde Leches ſeyn. Im andern Satze gebrauchten ſie ſich ge-
waltiger/ daß nicht allein ihre Speere in die Luft flogen/ ſondern ſie beiderſeits zimlich wan-
keten und der Daͤniſche Koͤnig ſeines Sohns Rittermaͤſſigkeit (welchen er doch dazumahl
nicht kennete) ſehr lobete. Im dritten Treffen aber gingen ſie beide mit ſamt den Pferden
in den Sand liegen/ und wahr zuverwundern/ daß der fremde das Genik nicht zubrach/
maſſen ſeine Gefaͤrten ihm daß Pferd vom Leibe heben muſten/ welchem der linke hinter-
Schenkel rein abgebrochen wahr. Nun wolte Fabius ſeiner Geſellen einen auch pruͤffen/
und foderte den anſehnlichſten aus; aber im dritten Gange muſte er ſpringen; des Herku-
les leidig wahr/ und ſeinen Fal dergeſtalt raͤchete/ daß dieſem Obſieger im andern Treffen/

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[920/0926] Achtes Buch. beyde Haͤuflein gerichtet/ die ſich in Ordnung ſtelleten/ und durch hurtige ſprengung ihrer Pferde zuverſtehen gaben/ daß ſie zum Treffen unerſchrocken waͤhren. Herkules bekam den Vornehmſten zum Gegener/ und traff mit ihm ſehr ernſtlich/ ſo daß dieſer ſchon im er- ſtenmahl zu wanken begunte; deſſen Valiſka nicht wenig erſchrak/ welche dieſen Fremden ſich ſo gar vor Herkules eingebildet hatte/ daß ſie zu keinen anderen Gedanken greiffen kun- te/ inſonderheit/ als ſie ſein Schild und Helm-Zeichen ſahe/ deswegen ſie des andern rittes ſich ſehr bekuͤmmerte/ und wenig fehlete/ ſie haͤtte uͤberlaut geſchrihen/ als ſie gewahr ward/ daß er von jenem vier Bruder dergeſtalt getroffen ward/ daß er das übrige ſeines zubro- chenen Speers fallen ließ/ und an ſeines Pferdes Maͤhne ſich halten muſte/ deſſen er ſich nicht wenig ſchaͤmete/ und wuͤnſchete/ er waͤhre uͤber hundert Meile davon/ dann er meine- te nicht anders/ als Herkules ſtuͤnde auff ſeiner Schau-Buͤhne/ und wuͤrde ihn nach er- kennung vor einen ohmaͤchtigen Ritter halten/ daher er den dritten Strauß wagete/ und ſein Verbrechen einbringen/ oder gar verſpielen wolte; welches lezte auch erfolgete/ dañ er ward dergeſtalt getroffen/ daß er über und uͤber ging/ und doch keinen Schaden nam/ wie- wol Herkules Pferd wegen groſſer bemuͤhung ſchier auff den Kopf geſtuͤrzet waͤhre/ wie es dann durch verrenkung eines Hinter-ſchenkels zum weitern Gebrauch undüchtig waꝛd/ daß er ihm ein anders muſte zufuͤhren laſſen. Des Fremden Gefaͤrten hielten ſich ſehr wol; dann Ladiſla erlegete ſeinen Mañ im dritten Treffen/ mit ſolcher Muͤhe/ daß er ſelbſt ſchier haͤtte mit ſpringen muͤſſen. Baldrich muſte ſeinen Gegener in allen dreien Treffen feſtſit- zen laſſen/ und haͤtte er ſelbſt im lezten ſchier den kuͤrzern gezogen. Siegward ſtuͤrzete mit ſeinem Pferde/ als er ſeinen Gegenkaͤmpfer durch den dritten Stoß hatte herunter geworf- fen. Leches und ſein Mañ gingen beyderſeits im andern ritte zu Bodem; Neda verlohr im dritten beyde Stegreiff/ aber ſein Beſtreiter muſte mit ſamt dem Pferde ſtuͤrzen. Prinſla ward im dritten gange gefellet/ und blieb der ſo ihn herunter ſtach/ feſt ſitzen. Bertram und ſein Gegener hielten einer dem andern die Stange redlich; aber Wilhelm und ſein Gegen- ſtecher ſtieſſen ſich mit den Leibern/ daß ſie beyde das Maß auff der Erde nahmen. Herku- les verwunderte ſich dieſer ritterlichen Geſelſchaft dergleichen ihm nie vorkommen wahr/ Fabius kunte nicht ausſiñen/ wer ſie ſeyn moͤchten/ uñ merkete an des vornehmſten Schil- de doch/ daß ſie bekante wahren. Dieſer hatte ſich ſchon wieder zu Pferde geſetzet/ des Vor- habens/ mit dem andern vier-Bruder es auch zu wagen; aber Olaf/ dem ſein Herz brante/ Ehre an ihm zuerſtreiten/ ſetzete ſich ihm entgegen/ traff auch dergeſtalt mit ihm/ daß ih- nen beyderſeits das Herz puffete/ wiewol ſie unbewaͤglich ſitzen blieben/ und der Fremde in den Wahn geriet/ es wuͤrde Leches ſeyn. Im andern Satze gebrauchten ſie ſich ge- waltiger/ daß nicht allein ihre Speere in die Luft flogen/ ſondern ſie beiderſeits zimlich wan- keten und der Daͤniſche Koͤnig ſeines Sohns Rittermaͤſſigkeit (welchen er doch dazumahl nicht kennete) ſehr lobete. Im dritten Treffen aber gingen ſie beide mit ſamt den Pferden in den Sand liegen/ und wahr zuverwundern/ daß der fremde das Genik nicht zubrach/ maſſen ſeine Gefaͤrten ihm daß Pferd vom Leibe heben muſten/ welchem der linke hinter- Schenkel rein abgebrochen wahr. Nun wolte Fabius ſeiner Geſellen einen auch pruͤffen/ und foderte den anſehnlichſten aus; aber im dritten Gange muſte er ſpringen; des Herku- les leidig wahr/ und ſeinen Fal dergeſtalt raͤchete/ daß dieſem Obſieger im andern Treffen/ da

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 920. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/926>, abgerufen am 23.11.2024.