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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch
Erbarkeit/ daß Untertahnen ihrer Oberkeit/ Ehre und Gehorsam geben sollen/ wie sie dar-
zu Kraft ihrer geschwornen Träue verbunden sind. Weil dann Ninisla und Urisla/ Vater
und Sohn/ ihren König und höchste Obrigkeit (von dem sie nie keinmahl sind beleidiget
worden) bößlich hintergangen/ geschändet/ gefangen genommen/ geängstet/ und ärger als
einen Hund/ vorsezlicher bedachter Weise gehalten/ wie solches ihre eigene Aussage und
beständige Bekäntnis ausweiset; Gott aber solche Beschimpff- und Beleidigung der O-
brigkeit an den Untertahnen nicht wil ungestraffet lassen/ damit den Ubeltähtern gebühr-
lich vergolten/ und andere ihres gleichen von solchem vornehmen abgeschrecket werden;
Als sprechen wir darzu insonderheit erwählete und bestetigte Richterinnen (jedoch auf ver-
besserung unserer Gn. Herren Väter/ Gemahlen und Anverwanten) vor recht/ daß ge-
dachte muhtwillige Beleidiger der höchster Wirde auff Erden/ Ninisla und Urisla ihr Le-
ben verwirket und peinliche Straffe wol verdienet haben/ welche ihnen dergestalt und also
sol angetahn werden; daß Vater und Sohn nach gerichtlicher Bejahung ihrer Uhrgicht/
von allen anwesenden Zusehern/ sonderlich von Gott im Himmel und ihrem hochbeleidig-
ten Könige mit einem demühtigen Fußfalle verzeihung bitten/ nachgehends beyde zugleich
an eine Seule auff offenem Markte angebunden werden/ zwo Stundenlang zur beschau-
ung und zum Fluch allen Anwesenden; nach deren verlauffe sollen sie von dem Büttel am
ganzen Leibe mit scharffen Ruhten gestrichen werden/ und weiters der Sohn/ weil er in des
Vaters Bosheit gehehlet/ und seinen König nit gewarnet/ sondern selbst ihn den Räubern
in die Hände geführet/ an vier Ecken des Marktplatzes mit zwo glüenden Zangen gezwac-
ket/ ihm das Herz lebendig aus dem Leibe gerissen und den Hunden vorgeworffen/ der Leib
aber in vier Stücke geschnitten/ und auff die vier Grenzen des Pragischen Ackers zu ewi-
ger Gedächtnis/ neben angehefteter Schrift und bezeigung der Ursach seines Todes auff-
gehenket werden/ da dann der Vater mit umbher gehen sol/ daß er eigentlich alles sehe/ als
ein Büttelknecht mit Hand anlege/ und ihm den ersten Zwak mit der glüenden Zangen
gebe. Demselben aber sol eine stokfinstere bewägliche Gefängnis/ vier guter Spannen hoch
und weit zugerichtet/ und er in derselben anderthalb Jahr mit grobem Brodte und trüben
Wasser ernähret/ aber mit kräftigen sachen täglich gestärket werden/ daß er bey Leben und
Gesundheit bleibe; nach geendeter solcher Zeit/ sol er an allen Gliedern seines Leibes zer-
stümmelt/ mit glüenden Pfriemen zustochen/ und endlich als sein Sohn/ vom Leben zum
Tode gebracht/ auch an die vier Grenzen des Bömischen Königreichs samt hinzugeschrie-
bener Ursach seines Todes auffgehenket werden. Alle seine unter und übersich steigende
Verwanten biß ins dritte Glied/ sollen des Reichs ewig verbannet/ und ihre Güter der
Königlichen Kammer heimgefallen/ des Verrähters Schloß aber/ nebest aller zubehörigen
Erbschaft sol (da es kan beliebet werden) dem alten geträuen Wenzesla Zeit seines lebens
geschenket seyn. Diese Urtel ward von allen Anwesenden gebillichet/ bestätiget/ und folgen-
des Tages in gegenwart der Landstände und einer ungläublichen Menge des Volkes vol-
strecket; wobey die erbärmlichste Schauung wahr/ daß der Sohn seinen Vater aufs äus-
serste verfluchete/ offentlich beteurend/ er hätte ihn durch bedrauung des Todes mit auff die
Brust gesetzetem blossen Schwerte gezwungen/ daß er äidlich angeloben müssen/ seinem
Willen beyzupflichten; hingegen wahr das allerabscheuhlichste/ daß der Vater bey des

Sohns
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Achtes Buch
Erbarkeit/ daß Untertahnen ihrer Oberkeit/ Ehre und Gehorſam geben ſollen/ wie ſie dar-
zu Kraft ihrer geſchwornen Traͤue verbunden ſind. Weil dann Niniſla und Uriſla/ Vater
und Sohn/ ihren Koͤnig und hoͤchſte Obrigkeit (von dem ſie nie keinmahl ſind beleidiget
worden) boͤßlich hintergangen/ geſchaͤndet/ gefangen genommen/ geaͤngſtet/ und aͤrger als
einen Hund/ vorſezlicher bedachter Weiſe gehalten/ wie ſolches ihre eigene Ausſage und
beſtaͤndige Bekaͤntnis ausweiſet; Gott aber ſolche Beſchimpff- und Beleidigung der O-
brigkeit an den Untertahnen nicht wil ungeſtraffet laſſen/ damit den Ubeltaͤhtern gebuͤhr-
lich vergolten/ und andere ihres gleichen von ſolchem vornehmen abgeſchrecket werden;
Als ſprechen wir darzu inſonderheit erwaͤhlete und beſtetigte Richterinnen (jedoch auf veꝛ-
beſſerung unſerer Gn. Herren Vaͤter/ Gemahlen und Anverwanten) vor recht/ daß ge-
dachte muhtwillige Beleidiger der hoͤchſter Wirde auff Erden/ Niniſla und Uriſla ihr Le-
ben verwirket und peinliche Straffe wol verdienet haben/ welche ihnen dergeſtalt und alſo
ſol angetahn werden; daß Vater und Sohn nach gerichtlicher Bejahung ihrer Uhrgicht/
von allen anweſenden Zuſehern/ ſonderlich von Gott im Himmel und ihrem hochbeleidig-
ten Koͤnige mit einem demuͤhtigen Fußfalle verzeihung bitten/ nachgehends beyde zugleich
an eine Seule auff offenem Markte angebunden werden/ zwo Stundenlang zur beſchau-
ung und zum Fluch allen Anweſenden; nach deren verlauffe ſollen ſie von dem Buͤttel am
ganzen Leibe mit ſcharffen Ruhten geſtrichen werden/ und weiters der Sohn/ weil er in des
Vaters Bosheit gehehlet/ und ſeinen Koͤnig nit gewarnet/ ſondern ſelbſt ihn den Raͤubern
in die Haͤnde gefuͤhret/ an vier Ecken des Marktplatzes mit zwo gluͤenden Zangen gezwac-
ket/ ihm das Herz lebendig aus dem Leibe geriſſen und den Hunden vorgeworffen/ der Leib
aber in vier Stuͤcke geſchnitten/ und auff die vier Grenzen des Pragiſchen Ackers zu ewi-
ger Gedaͤchtnis/ neben angehefteter Schrift und bezeigung der Urſach ſeines Todes auff-
gehenket werden/ da dañ der Vater mit umbher gehen ſol/ daß er eigentlich alles ſehe/ als
ein Buͤttelknecht mit Hand anlege/ und ihm den erſten Zwak mit der gluͤenden Zangen
gebe. Demſelben aber ſol eine ſtokfinſtere bewaͤgliche Gefaͤngnis/ vier guter Spañen hoch
und weit zugerichtet/ und er in derſelben anderthalb Jahr mit grobem Brodte und truͤben
Waſſer ernaͤhret/ aber mit kraͤftigen ſachen taͤglich geſtaͤrket werden/ daß er bey Leben und
Geſundheit bleibe; nach geendeter ſolcher Zeit/ ſol er an allen Gliedern ſeines Leibes zer-
ſtuͤmmelt/ mit gluͤenden Pfriemen zuſtochen/ und endlich als ſein Sohn/ vom Leben zum
Tode gebracht/ auch an die vier Grenzen des Boͤmiſchen Koͤnigreichs ſamt hinzugeſchrie-
bener Urſach ſeines Todes auffgehenket werden. Alle ſeine unter und überſich ſteigende
Verwanten biß ins dritte Glied/ ſollen des Reichs ewig verbannet/ und ihre Guͤter der
Koͤniglichen Kammer heimgefallen/ des Verraͤhters Schloß aber/ nebeſt aller zubehoͤrigen
Erbſchaft ſol (da es kan beliebet werden) dem alten getraͤuen Wenzeſla Zeit ſeines lebens
geſchenket ſeyn. Dieſe Urtel ward von allen Anweſenden gebillichet/ beſtaͤtiget/ und folgen-
des Tages in gegenwart der Landſtaͤnde und einer unglaͤublichen Menge des Volkes vol-
ſtrecket; wobey die erbaͤrmlichſte Schauung wahr/ daß der Sohn ſeinen Vater aufs aͤuſ-
ſerſte verfluchete/ offentlich beteurend/ er haͤtte ihn durch bedrauung des Todes mit auff die
Bruſt geſetzetem bloſſen Schwerte gezwungen/ daß er aͤidlich angeloben muͤſſen/ ſeinem
Willen beyzupflichten; hingegen wahr das allerabſcheuhlichſte/ daß der Vater bey des

Sohns
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[905/0911] Achtes Buch Erbarkeit/ daß Untertahnen ihrer Oberkeit/ Ehre und Gehorſam geben ſollen/ wie ſie dar- zu Kraft ihrer geſchwornen Traͤue verbunden ſind. Weil dann Niniſla und Uriſla/ Vater und Sohn/ ihren Koͤnig und hoͤchſte Obrigkeit (von dem ſie nie keinmahl ſind beleidiget worden) boͤßlich hintergangen/ geſchaͤndet/ gefangen genommen/ geaͤngſtet/ und aͤrger als einen Hund/ vorſezlicher bedachter Weiſe gehalten/ wie ſolches ihre eigene Ausſage und beſtaͤndige Bekaͤntnis ausweiſet; Gott aber ſolche Beſchimpff- und Beleidigung der O- brigkeit an den Untertahnen nicht wil ungeſtraffet laſſen/ damit den Ubeltaͤhtern gebuͤhr- lich vergolten/ und andere ihres gleichen von ſolchem vornehmen abgeſchrecket werden; Als ſprechen wir darzu inſonderheit erwaͤhlete und beſtetigte Richterinnen (jedoch auf veꝛ- beſſerung unſerer Gn. Herren Vaͤter/ Gemahlen und Anverwanten) vor recht/ daß ge- dachte muhtwillige Beleidiger der hoͤchſter Wirde auff Erden/ Niniſla und Uriſla ihr Le- ben verwirket und peinliche Straffe wol verdienet haben/ welche ihnen dergeſtalt und alſo ſol angetahn werden; daß Vater und Sohn nach gerichtlicher Bejahung ihrer Uhrgicht/ von allen anweſenden Zuſehern/ ſonderlich von Gott im Himmel und ihrem hochbeleidig- ten Koͤnige mit einem demuͤhtigen Fußfalle verzeihung bitten/ nachgehends beyde zugleich an eine Seule auff offenem Markte angebunden werden/ zwo Stundenlang zur beſchau- ung und zum Fluch allen Anweſenden; nach deren verlauffe ſollen ſie von dem Buͤttel am ganzen Leibe mit ſcharffen Ruhten geſtrichen werden/ und weiters der Sohn/ weil er in des Vaters Bosheit gehehlet/ und ſeinen Koͤnig nit gewarnet/ ſondern ſelbſt ihn den Raͤubern in die Haͤnde gefuͤhret/ an vier Ecken des Marktplatzes mit zwo gluͤenden Zangen gezwac- ket/ ihm das Herz lebendig aus dem Leibe geriſſen und den Hunden vorgeworffen/ der Leib aber in vier Stuͤcke geſchnitten/ und auff die vier Grenzen des Pragiſchen Ackers zu ewi- ger Gedaͤchtnis/ neben angehefteter Schrift und bezeigung der Urſach ſeines Todes auff- gehenket werden/ da dañ der Vater mit umbher gehen ſol/ daß er eigentlich alles ſehe/ als ein Buͤttelknecht mit Hand anlege/ und ihm den erſten Zwak mit der gluͤenden Zangen gebe. Demſelben aber ſol eine ſtokfinſtere bewaͤgliche Gefaͤngnis/ vier guter Spañen hoch und weit zugerichtet/ und er in derſelben anderthalb Jahr mit grobem Brodte und truͤben Waſſer ernaͤhret/ aber mit kraͤftigen ſachen taͤglich geſtaͤrket werden/ daß er bey Leben und Geſundheit bleibe; nach geendeter ſolcher Zeit/ ſol er an allen Gliedern ſeines Leibes zer- ſtuͤmmelt/ mit gluͤenden Pfriemen zuſtochen/ und endlich als ſein Sohn/ vom Leben zum Tode gebracht/ auch an die vier Grenzen des Boͤmiſchen Koͤnigreichs ſamt hinzugeſchrie- bener Urſach ſeines Todes auffgehenket werden. Alle ſeine unter und überſich ſteigende Verwanten biß ins dritte Glied/ ſollen des Reichs ewig verbannet/ und ihre Guͤter der Koͤniglichen Kammer heimgefallen/ des Verraͤhters Schloß aber/ nebeſt aller zubehoͤrigen Erbſchaft ſol (da es kan beliebet werden) dem alten getraͤuen Wenzeſla Zeit ſeines lebens geſchenket ſeyn. Dieſe Urtel ward von allen Anweſenden gebillichet/ beſtaͤtiget/ und folgen- des Tages in gegenwart der Landſtaͤnde und einer unglaͤublichen Menge des Volkes vol- ſtrecket; wobey die erbaͤrmlichſte Schauung wahr/ daß der Sohn ſeinen Vater aufs aͤuſ- ſerſte verfluchete/ offentlich beteurend/ er haͤtte ihn durch bedrauung des Todes mit auff die Bruſt geſetzetem bloſſen Schwerte gezwungen/ daß er aͤidlich angeloben muͤſſen/ ſeinem Willen beyzupflichten; hingegen wahr das allerabſcheuhlichſte/ daß der Vater bey des Sohns y y y y y

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 905. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/911>, abgerufen am 26.11.2024.