Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.Achtes Buch. auff daß sie groß geachtet/ und vor andern hochgeehret werden. Es begunte nunmehr mirdie Geduld zuvergehen/ daß ich ihm also in die Rede fiel: Es wird schier Zeit seyn/ daß ihr euch im reden/ und ich mich im zuhören mässige/ in betrachtung/ der Almächtige Gott uns alle beyde wegen eurer Lästerung straffen möchte; so zweifele ich auch/ ob ich alles euer un- nützes Vorbringen werde behalten haben; es gehet aber alles dahin/ daß ihr die Heilige Schrifft/ Altes und Neues Bundes/ bey mir in Verdacht bringen möget/ ob funnden sich darinnen Lügen und unwarhaffte Dinge/ welches doch unmöglich ist/ angesehen/ daß un- möglich der warhaffte Gott in seinem Heiligen Worte solte lügen können/ und ich mir von dem Teuffel selbst es nicht werde einbilden lassen/ daß dieses nicht Gottes Wort sey/ welches mein Heyland mich und alle Menschen hat heissen hören/ und darinnen fleissig nachsuchen/ weil wir das ewige Leben darinnen haben; Zwar ihr führet ein und anders ein aus Gottes Wort/ als kundbahre Unwarheiten; erstlich den starken Simson und sein ver- halten; solte aber dem Almächtigen Gott wol unmöglich seyn/ ein solches Ding durch ei- nen Menschen zuleisten/ da es ihm nicht unmöglich ist/ mit einem einzigen Strohalm den ganzen Himmel herunter zuschlagen? O ihr vermässener und elender Urteiler der ho- hen unendlichen Almacht! Ihr saget aber: Wann solches beym Homerus oder Ovi- dius stünde/ müste es ein Getichte seyn. Ich sage nein darzu; ein solches Ding könte ich ihnen noch wol gläuben/ wiewol mirs frey stünde; Aber meinem wahren GOtte nicht gläuben wollen/ ist eine mehr als teuflische Boßheit/ dann derselbe Feind GOttes gläubet es/ ob er gleich den Menschen gerne diesen Glauben hinweg rauben wolte. Aber wz höre ich? ihr leugnet es/ daß Engel und Teufel seyn/ könnet auch nit anders/ weil ihr Gott selbst verleugnet; aber was dünket euch? solte ich euch trauen/ oder beyfal geben/ wann ihr mir vortragen würdet/ der Monde/ welcher dort am Himmel scheinet/ währe nichts als ein eingebildetes Geticht/ so aus verrüktem Gehirn entstehet? euer verrüktes Gehirn/ (wo ihr sonst noch eins habet) gibt euch solches ein. Ich sehe ja vor Augen/ daß Engel oder Gei- ster sind/ in dem ich höre/ daß besessene Menschen wol fremde Sprachen reden/ welche sie nicht gelernet haben; solches kömt ja nicht aus einem mangel des Gehirns/ sondern von ei- ner neben Ursach her/ welche solches in dem Menschen wirket/ und aus dem Menschen her- vor gibt; und der solches leugnet/ dem mus man mit Nießwurz zu hülffe kommen. Zu ge- schweigen der vielen Gespenste/ welche sich oft und an mannichem Orte hören und verneh- men lassen. Aber diese werden auch/ eurem tichten nach/ blosse einbildungen seyn. Schämen soltet ihr euch in euer Herz und Blut/ wo ihr euch sonst nicht gar ausgeschämet habet/ daß ihr mit solchen Zoten die göttliche Warheit zubestreiten dürffet auffgezogen kommen; doch leugnet ihr nur immerhin/ daß Teuffel seyn/ ich gedenke/ es werde eine Zeit kommen/ da ihr sie hart und heftig gnug empfinden werdet/ es sey dann daß ihr diese Bosheit noch in der Gnadenzeit bereuet. In dem Glaubensstük von unserer Leiber aufferstehung/ machet ihr euch gewaltig mausig/ ob hättet ihr die Warheit der heiligen Schrift gar zu grunde ge- richtet/ da ihr doch bloß nur erwiesen habt/ dz die blinde Vernunft in dieser göttlichen War- heit nichts erkennet; aber solches gestehe ich ohndaß gerne/ gebe aber zugleich meinem Gott die Ehre/ daß er alles tuhn und schaffen kan was er wil. Und wollet ihr unstreitig behäup- ten/ daß der Almacht Gottes solches zu leisten unmöglich sey/ so müsset ihr zuvor beweisen/ daß
Achtes Buch. auff daß ſie groß geachtet/ und vor andern hochgeehret werden. Es begunte nunmehr mirdie Geduld zuvergehen/ daß ich ihm alſo in die Rede fiel: Es wird ſchier Zeit ſeyn/ daß ihr euch im reden/ und ich mich im zuhoͤren maͤſſige/ in betrachtung/ der Almaͤchtige Gott uns alle beyde wegen eurer Laͤſterung ſtraffen moͤchte; ſo zweifele ich auch/ ob ich alles euer un- nuͤtzes Vorbringen werde behalten haben; es gehet aber alles dahin/ daß ihr die Heilige Schrifft/ Altes und Neues Bundes/ bey mir in Verdacht bringen moͤget/ ob fūnden ſich darinnen Luͤgen und unwarhaffte Dinge/ welches doch unmoͤglich iſt/ angeſehen/ daß un- moͤglich der warhaffte Gott in ſeinem Heiligen Worte ſolte luͤgen koͤnnen/ und ich mir von dem Teuffel ſelbſt es nicht werde einbilden laſſen/ daß dieſes nicht Gottes Wort ſey/ welches mein Heyland mich und alle Menſchen hat heiſſen hoͤren/ und darinnen fleiſſig nachſuchen/ weil wir das ewige Leben darinnen haben; Zwar ihr fuͤhret ein und anders ein aus Gottes Wort/ als kundbahre Unwarheiten; erſtlich den ſtarken Simſon und ſein ver- halten; ſolte aber dem Almaͤchtigen Gott wol unmoͤglich ſeyn/ ein ſolches Ding durch ei- nen Menſchen zuleiſten/ da es ihm nicht unmoͤglich iſt/ mit einem einzigen Strohalm den ganzen Himmel herunter zuſchlagen? O ihr vermaͤſſener und elender Urteiler der ho- hen unendlichen Almacht! Ihr ſaget aber: Wann ſolches beym Homerus oder Ovi- dius ſtünde/ muͤſte es ein Getichte ſeyn. Ich ſage nein darzu; ein ſolches Ding koͤnte ich ihnen noch wol glaͤuben/ wiewol mirs frey ſtuͤnde; Aber meinem wahren GOtte nicht glaͤuben wollen/ iſt eine mehr als teufliſche Boßheit/ dann derſelbe Feind GOttes glaͤubet es/ ob er gleich den Menſchen gerne dieſen Glauben hinweg rauben wolte. Aber wz hoͤre ich? ihr leugnet es/ daß Engel und Teufel ſeyn/ koͤñet auch nit anders/ weil ihr Gott ſelbſt verleugnet; aber was duͤnket euch? ſolte ich euch trauen/ oder beyfal geben/ wann ihr mir vortragen wuͤrdet/ der Monde/ welcher dort am Himmel ſcheinet/ waͤhre nichts als ein eingebildetes Geticht/ ſo aus verrüktem Gehirn entſtehet? euer verruͤktes Gehirn/ (wo ihr ſonſt noch eins habet) gibt euch ſolches ein. Ich ſehe ja vor Augen/ daß Engel oder Gei- ſter ſind/ in dem ich hoͤre/ daß beſeſſene Menſchen wol fremde Sprachen reden/ welche ſie nicht gelernet haben; ſolches koͤmt ja nicht aus einem mangel des Gehirns/ ſondern von ei- ner neben Urſach her/ welche ſolches in dem Menſchen wirket/ und aus dem Menſchen her- vor gibt; und der ſolches leugnet/ dem mus man mit Nießwurz zu huͤlffe kommen. Zu ge- ſchweigen der vielen Geſpenſte/ welche ſich oft und an mannichem Orte hoͤren und verneh- men laſſen. Aber dieſe werden auch/ eurem tichten nach/ bloſſe einbildungen ſeyn. Schaͤmẽ ſoltet ihr euch in euer Herz und Blut/ wo ihr euch ſonſt nicht gar ausgeſchaͤmet habet/ daß ihr mit ſolchen Zoten die goͤttliche Warheit zubeſtreiten duͤrffet auffgezogen kommen; doch leugnet ihr nur immerhin/ daß Teuffel ſeyn/ ich gedenke/ es werde eine Zeit kommen/ da ihr ſie hart und heftig gnug empfinden werdet/ es ſey dann daß ihr dieſe Bosheit noch in der Gnadenzeit bereuet. In dem Glaubensſtuͤk von unſerer Leiber aufferſtehung/ machet ihr euch gewaltig mauſig/ ob haͤttet ihr die Warheit der heiligen Schrift gar zu grunde ge- richtet/ da ihr doch bloß nur erwieſen habt/ dz die blinde Vernunft in dieſer goͤttlichen War- heit nichts erkennet; aber ſolches geſtehe ich ohndaß gerne/ gebe aber zugleich meinem Gott die Ehre/ daß er alles tuhn und ſchaffen kan was er wil. Und wollet ihr unſtreitig behaͤup- ten/ daß der Almacht Gottes ſolches zu leiſten unmoͤglich ſey/ ſo muͤſſet ihr zuvor beweiſen/ daß
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Achtes Buch.
auff daß ſie groß geachtet/ und vor andern hochgeehret werden. Es begunte nunmehr mir
die Geduld zuvergehen/ daß ich ihm alſo in die Rede fiel: Es wird ſchier Zeit ſeyn/ daß ihr
euch im reden/ und ich mich im zuhoͤren maͤſſige/ in betrachtung/ der Almaͤchtige Gott uns
alle beyde wegen eurer Laͤſterung ſtraffen moͤchte; ſo zweifele ich auch/ ob ich alles euer un-
nuͤtzes Vorbringen werde behalten haben; es gehet aber alles dahin/ daß ihr die Heilige
Schrifft/ Altes und Neues Bundes/ bey mir in Verdacht bringen moͤget/ ob fūnden ſich
darinnen Luͤgen und unwarhaffte Dinge/ welches doch unmoͤglich iſt/ angeſehen/ daß un-
moͤglich der warhaffte Gott in ſeinem Heiligen Worte ſolte luͤgen koͤnnen/ und ich mir
von dem Teuffel ſelbſt es nicht werde einbilden laſſen/ daß dieſes nicht Gottes Wort ſey/
welches mein Heyland mich und alle Menſchen hat heiſſen hoͤren/ und darinnen fleiſſig
nachſuchen/ weil wir das ewige Leben darinnen haben; Zwar ihr fuͤhret ein und anders ein
aus Gottes Wort/ als kundbahre Unwarheiten; erſtlich den ſtarken Simſon und ſein ver-
halten; ſolte aber dem Almaͤchtigen Gott wol unmoͤglich ſeyn/ ein ſolches Ding durch ei-
nen Menſchen zuleiſten/ da es ihm nicht unmoͤglich iſt/ mit einem einzigen Strohalm den
ganzen Himmel herunter zuſchlagen? O ihr vermaͤſſener und elender Urteiler der ho-
hen unendlichen Almacht! Ihr ſaget aber: Wann ſolches beym Homerus oder Ovi-
dius ſtünde/ muͤſte es ein Getichte ſeyn. Ich ſage nein darzu; ein ſolches Ding koͤnte
ich ihnen noch wol glaͤuben/ wiewol mirs frey ſtuͤnde; Aber meinem wahren GOtte
nicht glaͤuben wollen/ iſt eine mehr als teufliſche Boßheit/ dann derſelbe Feind GOttes
glaͤubet es/ ob er gleich den Menſchen gerne dieſen Glauben hinweg rauben wolte. Aber
wz hoͤre ich? ihr leugnet es/ daß Engel und Teufel ſeyn/ koͤñet auch nit anders/ weil ihr Gott
ſelbſt verleugnet; aber was duͤnket euch? ſolte ich euch trauen/ oder beyfal geben/ wann ihr
mir vortragen wuͤrdet/ der Monde/ welcher dort am Himmel ſcheinet/ waͤhre nichts als
ein eingebildetes Geticht/ ſo aus verrüktem Gehirn entſtehet? euer verruͤktes Gehirn/ (wo
ihr ſonſt noch eins habet) gibt euch ſolches ein. Ich ſehe ja vor Augen/ daß Engel oder Gei-
ſter ſind/ in dem ich hoͤre/ daß beſeſſene Menſchen wol fremde Sprachen reden/ welche ſie
nicht gelernet haben; ſolches koͤmt ja nicht aus einem mangel des Gehirns/ ſondern von ei-
ner neben Urſach her/ welche ſolches in dem Menſchen wirket/ und aus dem Menſchen her-
vor gibt; und der ſolches leugnet/ dem mus man mit Nießwurz zu huͤlffe kommen. Zu ge-
ſchweigen der vielen Geſpenſte/ welche ſich oft und an mannichem Orte hoͤren und verneh-
men laſſen. Aber dieſe werden auch/ eurem tichten nach/ bloſſe einbildungen ſeyn. Schaͤmẽ
ſoltet ihr euch in euer Herz und Blut/ wo ihr euch ſonſt nicht gar ausgeſchaͤmet habet/ daß
ihr mit ſolchen Zoten die goͤttliche Warheit zubeſtreiten duͤrffet auffgezogen kommen; doch
leugnet ihr nur immerhin/ daß Teuffel ſeyn/ ich gedenke/ es werde eine Zeit kommen/ da ihr
ſie hart und heftig gnug empfinden werdet/ es ſey dann daß ihr dieſe Bosheit noch in der
Gnadenzeit bereuet. In dem Glaubensſtuͤk von unſerer Leiber aufferſtehung/ machet ihr
euch gewaltig mauſig/ ob haͤttet ihr die Warheit der heiligen Schrift gar zu grunde ge-
richtet/ da ihr doch bloß nur erwieſen habt/ dz die blinde Vernunft in dieſer goͤttlichen War-
heit nichts erkennet; aber ſolches geſtehe ich ohndaß gerne/ gebe aber zugleich meinem Gott
die Ehre/ daß er alles tuhn und ſchaffen kan was er wil. Und wollet ihr unſtreitig behaͤup-
ten/ daß der Almacht Gottes ſolches zu leiſten unmoͤglich ſey/ ſo muͤſſet ihr zuvor beweiſen/
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 887. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/893>, abgerufen am 20.07.2024. |