Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.Achtes Buch. Kleidungen einzuführen/ sondern der üblichen Landesart sich gemäß zubezeigen; dann esgibts die Erfahrung/ daß man bald hernach deren Joch und Herschafft hat müssen über sich nehmen/ deren Sitten und Trachten man wider Landesgebrauch sich hat gelüsten las- sen. Verzeihet mirs/ bitte ich/ ihr gewaltige Könige und andere hohe Anwesende/ daß in die- ser Frage/ wie die hohe Obrigkeit gegen ihre Untertahnen sich bezeigen/ und des Landes beste beobachten sol/ ich etwas weitläufftig/ (muß wol bekennen) gewesen bin/ da doch/ umb dasselbe zuerklären/ nit bin erfuchet worden; dann weil hochgedachte meine Vorfahren die- ses in ihren schrifftlichen Anmerkungen ganz fleissig untersuchet und auffgezeichnet haben/ so habe solches zugleich mit anzuführen/ kein bedenken getragen. In Bestellung aber der König und Fürstlichen Rähte und hohen Bedieneten/ ist noch übrig/ daß die Obrigkeit bestes fleisses verhüte und hindere/ damit unter ihren Rähten ja keine Mißhelligkeit oder Zwietracht entstehe; weil daher entweder dem Lande/ oder dem Könige Unheil zuwachsen kan. Dann hat der eine etwas gutes und nüzliches vor/ wodurch er ihm suchet Ruhm und Ehr zuerwerben/ wird sein neidischer bemühet seyn/ solches zuhindern/ nur daß jener sich nicht möge umb das gemeine Wesen oder den König verdienter machen/ als er. Zwar es stehen etliche Weltweise in den Gedanken/ es könne der Obrigkeit viel fältig zuträglich seyn/ wann die hohen Bedieneten Mißverstände untereinander haben; dann da müsse der eine sich vor dem andern fürchten/ ichtwas vorzunehmen/ was ihm einigen Verdacht könte zu- zihen. Es werde auch ein jeder sich befleissigen/ durch woltuhn des Herrn Gnade zuer hal- ten; und sey dieser Zwietracht ein gewünschtes Mittel/ durch welches ein Fürst seinen Rähten hinter ihre Heimligkeit kommen könne. Ich aber weiß dieser Meinung nicht bey- zupflichten; Ursach/ die Gefahr solcher Uneinigkeit ist grösser/ als der verhoffete ungewisse Nutzen. Und wer seinem Herrn durch Verleumdung an derer seiner Mitgesellen gefallen/ oder dessen Gunst suchen wil/ den achte ich des Nahmens eines redlichen Mannes unwir- dig seyn. Dann er gebrauchet sich unredlicher Mittel zu seinem Vortel/ und suchet seine Auffnahme durch eines andern Unterdruckung/ wo durch er sich in Verdacht setzet/ dz man ihm im grunde nicht trauen darff. Zugeschweigen/ daß wann ein Fürst solchen Verleum- dungen das Gehör leihen wolte/ er durch falsches angeben leicht könte dahin verleitet wer- den/ daß er den schädlichen Schmeichlern trauete/ und die Unschuldigen zu seinem grossen Schaden beleidigte. Mit wenigem zusagen: Ich setze in allen Handlungen/ (auff gut auff- richtig Teutsch) die redliche Auffrichtigkeit zum Grunde/ und verfluche dagegen allen Vortel/ welcher mit eines andern unbefugter Unterdrückung oder Schaden erlanget wird. Auff mein Vorhaben wie der zukommen/ so wollen hieselbst etliche einsträuen; die gar zu grosse Freundschafft und Einigkeit der Fürstlichen Rähte/ könne dem Herrn und seinem Lande schaden bringen/ und sie in Gefahr setzen/ wann sie sich unterstehen dürfften/ wider dieselben allerhand nachteilige Rahtschläge zuschmieden. Denen ich zur Antwort gebe: Es müste ein Fürst die allerschlimmesten Buben seines Landes zu Rähten angetroffen o- der erwählet haben/ wann nicht ein einziger frommer Mann unter ihnen seyn solte/ wel- cher sich der übrigen verrähterischen Boßheit dürffte oder wolte entgegen setzen. Aber es ist eine vergebliche Furcht; massen solche Bedienete ihre Schelmstücken nimmermehr so heimlich treiben können/ daß von dem Fürsten selbst/ oder von etlichen seinen Leuten es nit solte
Achtes Buch. Kleidungen einzufuͤhren/ ſondern der uͤblichen Landesart ſich gemaͤß zubezeigen; dann esgibts die Erfahrung/ daß man bald hernach deren Joch und Herſchafft hat muͤſſen uͤber ſich nehmen/ deren Sitten und Trachten man wider Landesgebrauch ſich hat geluͤſten laſ- ſen. Verzeihet mirs/ bitte ich/ ihr gewaltige Koͤnige und andere hohe Anweſende/ daß in die- ſer Frage/ wie die hohe Obrigkeit gegen ihre Untertahnen ſich bezeigen/ und des Landes beſte beobachten ſol/ ich etwas weitlaͤufftig/ (muß wol bekennen) geweſen bin/ da doch/ umb daſſelbe zuerklaͤren/ nit bin erfuchet worden; dann weil hochgedachte meine Vorfahren die- ſes in ihren ſchrifftlichen Anmerkungen ganz fleiſſig unterſuchet und auffgezeichnet habẽ/ ſo habe ſolches zugleich mit anzufuͤhren/ kein bedenken getragen. In Beſtellung aber der Koͤnig und Fuͤrſtlichen Raͤhte und hohen Bedieneten/ iſt noch uͤbrig/ daß die Obrigkeit beſtes fleiſſes verhuͤte und hindere/ damit unter ihren Raͤhten ja keine Mißhelligkeit oder Zwietracht entſtehe; weil daher entweder dem Lande/ oder dem Koͤnige Unheil zuwachſen kan. Dann hat der eine etwas gutes und nuͤzliches vor/ wodurch er ihm ſuchet Ruhm und Ehr zuerwerben/ wird ſein neidiſcher bemuͤhet ſeyn/ ſolches zuhindern/ nur daß jener ſich nicht moͤge umb das gemeine Weſen oder den Koͤnig verdienter machen/ als er. Zwar es ſtehen etliche Weltweiſe in den Gedanken/ es koͤnne der Obrigkeit viel faͤltig zutraͤglich ſeyn/ wann die hohen Bedieneten Mißverſtaͤnde untereinander haben; dann da muͤſſe der eine ſich vor dem andern fuͤꝛchten/ ichtwas vorzunehmen/ was ihm einigen Verdacht koͤnte zu- zihen. Es werde auch ein jeder ſich befleiſſigen/ durch woltuhn des Herrn Gnade zuer hal- ten; und ſey dieſer Zwietracht ein gewuͤnſchtes Mittel/ durch welches ein Fuͤrſt ſeinen Raͤhten hinter ihre Heimligkeit kommen koͤnne. Ich aber weiß dieſer Meinung nicht bey- zupflichten; Urſach/ die Gefahr ſolcher Uneinigkeit iſt groͤſſer/ als der verhoffete ungewiſſe Nutzen. Und wer ſeinem Herrn durch Verleumdung an derer ſeiner Mitgeſellen gefallen/ oder deſſen Gunſt ſuchen wil/ den achte ich des Nahmens eines redlichen Mannes unwir- dig ſeyn. Dann er gebrauchet ſich unredlicher Mittel zu ſeinem Vortel/ und ſuchet ſeine Auffnahme durch eines andern Unterdruckung/ wo durch er ſich in Veꝛdacht ſetzet/ dz man ihm im grunde nicht trauen darff. Zugeſchweigen/ daß wann ein Fuͤrſt ſolchen Verleum- dungen das Gehoͤr leihen wolte/ er durch falſches angeben leicht koͤnte dahin verleitet wer- den/ daß er den ſchaͤdlichen Schmeichlern trauete/ und die Unſchuldigen zu ſeinem groſſen Schaden beleidigte. Mit wenigem zuſagen: Ich ſetze in allen Handlungen/ (auff gut auff- richtig Teutſch) die redliche Auffrichtigkeit zum Grunde/ und verfluche dagegen allen Vortel/ welcher mit eines andern unbefugter Unterdruͤckung oder Schadẽ erlanget wird. Auff mein Vorhaben wie der zukommen/ ſo wollen hieſelbſt etliche einſtraͤuen; die gar zu groſſe Freundſchafft und Einigkeit der Fuͤrſtlichen Raͤhte/ koͤnne dem Herrn und ſeinem Lande ſchaden bringen/ und ſie in Gefahr ſetzen/ wann ſie ſich unterſtehen duͤrfften/ wider dieſelben allerhand nachteilige Rahtſchlaͤge zuſchmieden. Denen ich zur Antwort gebe: Es muͤſte ein Fuͤrſt die allerſchlimmeſten Buben ſeines Landes zu Raͤhten angetroffen o- der erwaͤhlet haben/ wann nicht ein einziger frommer Mann unter ihnen ſeyn ſolte/ wel- cher ſich der uͤbrigen verraͤhteriſchen Boßheit duͤrffte oder wolte entgegen ſetzen. Aber es iſt eine vergebliche Furcht; maſſen ſolche Bedienete ihre Schelmſtuͤcken nimmermehr ſo heimlich treiben koͤnnen/ daß von dem Fuͤrſten ſelbſt/ oder von etlichen ſeinen Leuten es nit ſolte
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Achtes Buch.
Kleidungen einzufuͤhren/ ſondern der uͤblichen Landesart ſich gemaͤß zubezeigen; dann es
gibts die Erfahrung/ daß man bald hernach deren Joch und Herſchafft hat muͤſſen uͤber
ſich nehmen/ deren Sitten und Trachten man wider Landesgebrauch ſich hat geluͤſten laſ-
ſen. Verzeihet mirs/ bitte ich/ ihr gewaltige Koͤnige und andere hohe Anweſende/ daß in die-
ſer Frage/ wie die hohe Obrigkeit gegen ihre Untertahnen ſich bezeigen/ und des Landes
beſte beobachten ſol/ ich etwas weitlaͤufftig/ (muß wol bekennen) geweſen bin/ da doch/ umb
daſſelbe zuerklaͤren/ nit bin erfuchet worden; dann weil hochgedachte meine Vorfahren die-
ſes in ihren ſchrifftlichen Anmerkungen ganz fleiſſig unterſuchet und auffgezeichnet habẽ/
ſo habe ſolches zugleich mit anzufuͤhren/ kein bedenken getragen. In Beſtellung aber der
Koͤnig und Fuͤrſtlichen Raͤhte und hohen Bedieneten/ iſt noch uͤbrig/ daß die Obrigkeit
beſtes fleiſſes verhuͤte und hindere/ damit unter ihren Raͤhten ja keine Mißhelligkeit oder
Zwietracht entſtehe; weil daher entweder dem Lande/ oder dem Koͤnige Unheil zuwachſen
kan. Dann hat der eine etwas gutes und nuͤzliches vor/ wodurch er ihm ſuchet Ruhm und
Ehr zuerwerben/ wird ſein neidiſcher bemuͤhet ſeyn/ ſolches zuhindern/ nur daß jener ſich
nicht moͤge umb das gemeine Weſen oder den Koͤnig verdienter machen/ als er. Zwar es
ſtehen etliche Weltweiſe in den Gedanken/ es koͤnne der Obrigkeit viel faͤltig zutraͤglich ſeyn/
wann die hohen Bedieneten Mißverſtaͤnde untereinander haben; dann da muͤſſe der eine
ſich vor dem andern fuͤꝛchten/ ichtwas vorzunehmen/ was ihm einigen Verdacht koͤnte zu-
zihen. Es werde auch ein jeder ſich befleiſſigen/ durch woltuhn des Herrn Gnade zuer hal-
ten; und ſey dieſer Zwietracht ein gewuͤnſchtes Mittel/ durch welches ein Fuͤrſt ſeinen
Raͤhten hinter ihre Heimligkeit kommen koͤnne. Ich aber weiß dieſer Meinung nicht bey-
zupflichten; Urſach/ die Gefahr ſolcher Uneinigkeit iſt groͤſſer/ als der verhoffete ungewiſſe
Nutzen. Und wer ſeinem Herrn durch Verleumdung an derer ſeiner Mitgeſellen gefallen/
oder deſſen Gunſt ſuchen wil/ den achte ich des Nahmens eines redlichen Mannes unwir-
dig ſeyn. Dann er gebrauchet ſich unredlicher Mittel zu ſeinem Vortel/ und ſuchet ſeine
Auffnahme durch eines andern Unterdruckung/ wo durch er ſich in Veꝛdacht ſetzet/ dz man
ihm im grunde nicht trauen darff. Zugeſchweigen/ daß wann ein Fuͤrſt ſolchen Verleum-
dungen das Gehoͤr leihen wolte/ er durch falſches angeben leicht koͤnte dahin verleitet wer-
den/ daß er den ſchaͤdlichen Schmeichlern trauete/ und die Unſchuldigen zu ſeinem groſſen
Schaden beleidigte. Mit wenigem zuſagen: Ich ſetze in allen Handlungen/ (auff gut auff-
richtig Teutſch) die redliche Auffrichtigkeit zum Grunde/ und verfluche dagegen allen
Vortel/ welcher mit eines andern unbefugter Unterdruͤckung oder Schadẽ erlanget wird.
Auff mein Vorhaben wie der zukommen/ ſo wollen hieſelbſt etliche einſtraͤuen; die gar zu
groſſe Freundſchafft und Einigkeit der Fuͤrſtlichen Raͤhte/ koͤnne dem Herrn und ſeinem
Lande ſchaden bringen/ und ſie in Gefahr ſetzen/ wann ſie ſich unterſtehen duͤrfften/ wider
dieſelben allerhand nachteilige Rahtſchlaͤge zuſchmieden. Denen ich zur Antwort gebe:
Es muͤſte ein Fuͤrſt die allerſchlimmeſten Buben ſeines Landes zu Raͤhten angetroffen o-
der erwaͤhlet haben/ wann nicht ein einziger frommer Mann unter ihnen ſeyn ſolte/ wel-
cher ſich der uͤbrigen verraͤhteriſchen Boßheit duͤrffte oder wolte entgegen ſetzen. Aber es
iſt eine vergebliche Furcht; maſſen ſolche Bedienete ihre Schelmſtuͤcken nimmermehr ſo
heimlich treiben koͤnnen/ daß von dem Fuͤrſten ſelbſt/ oder von etlichen ſeinen Leuten es nit
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 852. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/858>, abgerufen am 17.07.2024. |