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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
ste Ursach und Befoderin meiner jetzigen Freiheit; Ihrer Liebe zu Dienst ergebener Mna-
ta bittet demühtig/ dieses geringschätzige Gedächtniß seines Falles und auffstehens mit
hochgeneigetem Willen anzunehmen/ und als ein ewigwährendes Pfand zubehalten; wo-
bey ich mich verpflichte/ daß die mir von ihrer Liebe/ wie auch von dero Gemahl/ Herrn
Bruder/ und sämtlichen König- und Hochfürstlichen Anverwanten geschehene Gnade
nun und nimmermehr aus meinem Herzen kommen lassen werde. Nun wahr aber Va-
lisken Bildniß mit so vielen köstlichen Perlen und anderen Kleinoten ausgezieret/ daß sol-
ches nicht bald zuschätzen wahr; daher gab sie ihm zur Antwort: Großmächtigster König;
diese Gedächtniß ist in Warheit zu kostbar/ möchte auch von Herzen wünschen/ daß unsere
Kundschafft sich auff andere und gütlichere weise hätte zutragen mögen; weil aber durch
böser Buben Anstifftung es also ergangen/ wollen wir alles widrige aus dem Gedächtniß
legen/ und hinfüro die Auffrichtige Freundschafft fest setzen; welches an unser Seite zube-
zeigen/ sollen eurem Lande hiemit und krafft diesem 40 Tonnen Goldes an der bestimme-
ten Anlage geschenket seyn. Worauff Mnata sich gegen sie neigete/ und Mastyes im Nah-
men des Landes sich davor bedankete. Als die grossen Gelder aus Pannonien ankahmen/
wurden der abgestraffeten Obersten Güter unter die Böhmischen und Teutschen Ober-
sten ausgeteilet/ wovon Königin Valiska Fürsten Olaff 10 Tonnen Schaz anboht/ welche
doch anzunehmen/ er sich durchaus wegerte/ daher sie endlich zu ihm sagete: Je so sol auch
mein Herr Bruder diese Gelder nicht eben wider seinen Willen haben/ sondern ich wil sie
zu mir nehmen/ und so lange in Verwahrung behalten/ biß ich sie dereins (Gott gebe gar
bald) seiner künfftigen liebesten Braut in seinem Nahmen werde einhändigen können.
Dessen er sich bedankete/ mit vorwenden/ es würde ihre Vortrefligkeit noch viel Jahr zur
Auslieferung haben. Die erlassene 10000 Römische Gefangene und gemachte Leibei-
gene stelleten sich zu Prag am zeitigsten ein/ und wurden alsbald dem Römischen Käyser
wol bekleidet und begabet/ zugeschicket. Die anderen folgeten almehlig hernach/ und mu-
sten zu Prag ihre Nahmen/ Stand und Wesen auffzeichnen lassen. Ihre Herren hatten
sie auff des Königes und der Landstände Befehl von Fuß auff neu gekleidet/ und mit nö-
tigen Zehrgeldern und Reisekosten versehen/ und befunden sich 26000 Böhmen/ Männer
über 24 Jahren/ die in ihrem knechtischen Stande 60000 Söhne und 40000 Töchter
gezeuget hatten/ welche alle vor frey erkläret/ und in die neugebauete Städlein/ Flecken und
Dörffer verteilet wurden. Der Teutschen wahren 8000 alt und jung/ die alsbald wieder
nach ihrem Vaterlande zogen/ und daselbst ehrlich empfangen wurden. Schweden/ Dä-
nen und Friesen funden sich nicht/ nur 800 Wenden alt und jung/ und 50 Franken/ welche
mehrenteils im durchreisen ehmahls auffgefangen/ und vor leibeigen verkaufft wahren.

Eines Abends nach gehaltener Mahlzeit/ da Arbianes zwar alle Gefahr überstan-
den hatte/ sich aber noch im Bette halten muste/ sassen Valiska/ Klara und Sibylla vor ihm/
mit Gespräch ihm die Zeit zuverkürzen/ da Valiska von ihm begehrete/ er möchte ihr doch
erzählen/ wie es ihm Zeit seines Elendes ergangen währe/ da er von dem Fräulein geschie-
den/ und endlich in Betlers Kleidern wieder bey ihr angelanget. Gar gerne/ antwortete
er/ dann meine darauff erfolgete Glükseligkeit ist Gott Lob so groß/ daß ich der kurzen Wie-
derwertigkeit nicht mehr achte/ auch zu Zeiten noch wol mit Lust daran gedenke. Fürstin

Klara

Achtes Buch.
ſte Urſach und Befoderin meiner jetzigen Freiheit; Ihrer Liebe zu Dienſt ergebener Mna-
ta bittet demuͤhtig/ dieſes geringſchaͤtzige Gedaͤchtniß ſeines Falles und auffſtehens mit
hochgeneigetem Willen anzunehmen/ und als ein ewigwaͤhrendes Pfand zubehalten; wo-
bey ich mich verpflichte/ daß die mir von ihrer Liebe/ wie auch von dero Gemahl/ Herrn
Bruder/ und ſaͤmtlichen Koͤnig- und Hochfuͤrſtlichen Anverwanten geſchehene Gnade
nun und nimmermehr aus meinem Herzen kommen laſſen werde. Nun wahr aber Va-
liſken Bildniß mit ſo vielen koͤſtlichen Perlen und anderen Kleinoten ausgezieret/ daß ſol-
ches nicht bald zuſchaͤtzen wahr; daher gab ſie ihm zur Antwort: Großmaͤchtigſter Koͤnig;
dieſe Gedaͤchtniß iſt in Warheit zu koſtbar/ moͤchte auch von Herzen wuͤnſchen/ daß unſere
Kundſchafft ſich auff andere und guͤtlichere weiſe haͤtte zutragen moͤgen; weil aber durch
boͤſer Buben Anſtifftung es alſo ergangen/ wollen wir alles widrige aus dem Gedaͤchtniß
legen/ und hinfuͤro die Auffrichtige Freundſchafft feſt ſetzen; welches an unſer Seite zube-
zeigen/ ſollen eurem Lande hiemit und krafft dieſem 40 Tonnen Goldes an der beſtimme-
ten Anlage geſchenket ſeyn. Worauff Mnata ſich gegen ſie neigete/ und Maſtyes im Nah-
men des Landes ſich davor bedankete. Als die groſſen Gelder aus Pannonien ankahmen/
wurden der abgeſtraffeten Oberſten Guͤter unter die Boͤhmiſchen und Teutſchen Ober-
ſten ausgeteilet/ wovon Koͤnigin Valiſka Fuͤrſten Olaff 10 Tonnen Schaz anboht/ welche
doch anzunehmen/ er ſich durchaus wegerte/ daher ſie endlich zu ihm ſagete: Je ſo ſol auch
mein Herr Bruder dieſe Gelder nicht eben wider ſeinen Willen haben/ ſondern ich wil ſie
zu mir nehmen/ und ſo lange in Verwahrung behalten/ biß ich ſie dereins (Gott gebe gar
bald) ſeiner kuͤnfftigen liebeſten Braut in ſeinem Nahmen werde einhaͤndigen koͤnnen.
Deſſen er ſich bedankete/ mit vorwenden/ es würde ihre Vortrefligkeit noch viel Jahr zur
Auslieferung haben. Die erlaſſene 10000 Roͤmiſche Gefangene und gemachte Leibei-
gene ſtelleten ſich zu Prag am zeitigſten ein/ und wurden alsbald dem Roͤmiſchen Kaͤyſer
wol bekleidet und begabet/ zugeſchicket. Die anderen folgeten almehlig hernach/ und mu-
ſten zu Prag ihre Nahmen/ Stand und Weſen auffzeichnen laſſen. Ihre Herren hatten
ſie auff des Koͤniges und der Landſtaͤnde Befehl von Fuß auff neu gekleidet/ und mit noͤ-
tigen Zehrgeldern und Reiſekoſten verſehen/ und befunden ſich 26000 Boͤhmen/ Maͤnner
uͤber 24 Jahren/ die in ihrem knechtiſchen Stande 60000 Soͤhne und 40000 Toͤchter
gezeuget hatten/ welche alle vor frey erklaͤret/ und in die neugebauete Staͤdlein/ Flecken uñ
Doͤrffer verteilet wurden. Der Teutſchen wahren 8000 alt und jung/ die alsbald wieder
nach ihrem Vaterlande zogen/ und daſelbſt ehrlich empfangen wurden. Schweden/ Daͤ-
nen und Frieſen funden ſich nicht/ nur 800 Wenden alt und jung/ und 50 Franken/ welche
mehrenteils im durchreiſen ehmahls auffgefangen/ und vor leibeigen verkaufft wahren.

Eines Abends nach gehaltener Mahlzeit/ da Arbianes zwar alle Gefahr uͤberſtan-
den hatte/ ſich aber noch im Bette halten muſte/ ſaſſen Valiſka/ Klaꝛa und Sibylla vor ihm/
mit Geſpraͤch ihm die Zeit zuverkuͤrzen/ da Valiſka von ihm begehrete/ er moͤchte ihr doch
erzaͤhlen/ wie es ihm Zeit ſeines Elendes ergangen waͤhre/ da er von dem Fraͤulein geſchie-
den/ und endlich in Betlers Kleidern wieder bey ihr angelanget. Gar gerne/ antwortete
er/ dann meine darauff erfolgete Gluͤkſeligkeit iſt Gott Lob ſo groß/ daß ich der kurzen Wie-
derwertigkeit nicht mehr achte/ auch zu Zeiten noch wol mit Luſt daran gedenke. Fuͤrſtin

Klara
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[832/0838] Achtes Buch. ſte Urſach und Befoderin meiner jetzigen Freiheit; Ihrer Liebe zu Dienſt ergebener Mna- ta bittet demuͤhtig/ dieſes geringſchaͤtzige Gedaͤchtniß ſeines Falles und auffſtehens mit hochgeneigetem Willen anzunehmen/ und als ein ewigwaͤhrendes Pfand zubehalten; wo- bey ich mich verpflichte/ daß die mir von ihrer Liebe/ wie auch von dero Gemahl/ Herrn Bruder/ und ſaͤmtlichen Koͤnig- und Hochfuͤrſtlichen Anverwanten geſchehene Gnade nun und nimmermehr aus meinem Herzen kommen laſſen werde. Nun wahr aber Va- liſken Bildniß mit ſo vielen koͤſtlichen Perlen und anderen Kleinoten ausgezieret/ daß ſol- ches nicht bald zuſchaͤtzen wahr; daher gab ſie ihm zur Antwort: Großmaͤchtigſter Koͤnig; dieſe Gedaͤchtniß iſt in Warheit zu koſtbar/ moͤchte auch von Herzen wuͤnſchen/ daß unſere Kundſchafft ſich auff andere und guͤtlichere weiſe haͤtte zutragen moͤgen; weil aber durch boͤſer Buben Anſtifftung es alſo ergangen/ wollen wir alles widrige aus dem Gedaͤchtniß legen/ und hinfuͤro die Auffrichtige Freundſchafft feſt ſetzen; welches an unſer Seite zube- zeigen/ ſollen eurem Lande hiemit und krafft dieſem 40 Tonnen Goldes an der beſtimme- ten Anlage geſchenket ſeyn. Worauff Mnata ſich gegen ſie neigete/ und Maſtyes im Nah- men des Landes ſich davor bedankete. Als die groſſen Gelder aus Pannonien ankahmen/ wurden der abgeſtraffeten Oberſten Guͤter unter die Boͤhmiſchen und Teutſchen Ober- ſten ausgeteilet/ wovon Koͤnigin Valiſka Fuͤrſten Olaff 10 Tonnen Schaz anboht/ welche doch anzunehmen/ er ſich durchaus wegerte/ daher ſie endlich zu ihm ſagete: Je ſo ſol auch mein Herr Bruder dieſe Gelder nicht eben wider ſeinen Willen haben/ ſondern ich wil ſie zu mir nehmen/ und ſo lange in Verwahrung behalten/ biß ich ſie dereins (Gott gebe gar bald) ſeiner kuͤnfftigen liebeſten Braut in ſeinem Nahmen werde einhaͤndigen koͤnnen. Deſſen er ſich bedankete/ mit vorwenden/ es würde ihre Vortrefligkeit noch viel Jahr zur Auslieferung haben. Die erlaſſene 10000 Roͤmiſche Gefangene und gemachte Leibei- gene ſtelleten ſich zu Prag am zeitigſten ein/ und wurden alsbald dem Roͤmiſchen Kaͤyſer wol bekleidet und begabet/ zugeſchicket. Die anderen folgeten almehlig hernach/ und mu- ſten zu Prag ihre Nahmen/ Stand und Weſen auffzeichnen laſſen. Ihre Herren hatten ſie auff des Koͤniges und der Landſtaͤnde Befehl von Fuß auff neu gekleidet/ und mit noͤ- tigen Zehrgeldern und Reiſekoſten verſehen/ und befunden ſich 26000 Boͤhmen/ Maͤnner uͤber 24 Jahren/ die in ihrem knechtiſchen Stande 60000 Soͤhne und 40000 Toͤchter gezeuget hatten/ welche alle vor frey erklaͤret/ und in die neugebauete Staͤdlein/ Flecken uñ Doͤrffer verteilet wurden. Der Teutſchen wahren 8000 alt und jung/ die alsbald wieder nach ihrem Vaterlande zogen/ und daſelbſt ehrlich empfangen wurden. Schweden/ Daͤ- nen und Frieſen funden ſich nicht/ nur 800 Wenden alt und jung/ und 50 Franken/ welche mehrenteils im durchreiſen ehmahls auffgefangen/ und vor leibeigen verkaufft wahren. Eines Abends nach gehaltener Mahlzeit/ da Arbianes zwar alle Gefahr uͤberſtan- den hatte/ ſich aber noch im Bette halten muſte/ ſaſſen Valiſka/ Klaꝛa und Sibylla vor ihm/ mit Geſpraͤch ihm die Zeit zuverkuͤrzen/ da Valiſka von ihm begehrete/ er moͤchte ihr doch erzaͤhlen/ wie es ihm Zeit ſeines Elendes ergangen waͤhre/ da er von dem Fraͤulein geſchie- den/ und endlich in Betlers Kleidern wieder bey ihr angelanget. Gar gerne/ antwortete er/ dann meine darauff erfolgete Gluͤkſeligkeit iſt Gott Lob ſo groß/ daß ich der kurzen Wie- derwertigkeit nicht mehr achte/ auch zu Zeiten noch wol mit Luſt daran gedenke. Fuͤrſtin Klara

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 832. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/838>, abgerufen am 23.11.2024.