Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Achtes Buch.
den sterben. Aber dieser Trost wolte wenig fruchten/ nur daß sie gleichwol auffhöreten ihn
zuschelten. Als sie an die Spiesse gezogen wurden/ ging ihnen die Spitze zur rechten Schul-
der heraus/ und blieben an ihrem Eingeweide fast unversehret/ daher sie biß in die vier-
zehnde Stunde unaussprechlichen Jammer trieben/ und solche Gottes Lästerungen auß-
spihen/ daß die unsern es nit anhören kunten/ endlich da man sie mit glüenden Zangen an-
griff/ nahm die gotlose Seele Abscheid vom Leibe. Eine halbe Stunde muste Dropion bey
ihnen stehen/ und ihre Angst ansehen/ wie auch König Mnata selbst/ wecher sich des bittern
und mitleidigen weinens nicht enthalten kunte/ wie Ungeträu ihm gleich diese Buben ge-
west wahren. Dropion aber redete ihn also an: Höre mich König Mnata/ du bist unter
meiner Stathalterschafft ein Herr/ und ein Schrecken deiner Feinde gewesen/ und nun
bistu ein Sklave und Hohn der Teutschen und Böhmen. Sihe mich/ und diese teils schon
Verschiedene/ teils noch Leidende unverg[le]ichliche Pannonier an; wie tapffer stehet es/ in
seiner Freyheit sterben/ und wähle lieber mit uns einen rühmlichen Tod/ als deiner Königl.
Hocheit und des ganzen Pannonischen Reichs unvergängliche Schande. Aber Mnata
gab ihm zur Antwort: O du Schande und Verderben meines Königreichs! hätte ich
dich auff solche weise durch alle Pein hinrichten lassen/ als du mich zu diesem Kriege ver-
leitetest/ dann hätte ich dir dein Recht getahn/ und einem grossen Unheil löblich vorgebauet.
Nennestu aber dieses einen tapfferen Tod/ wann du umb deiner Missetaht willen gespies-
set und mit glüenden Zangen zurissen wirst/ da du als ein Mörder und Mordbrenner/ der
du bist/ stirbest/ mustu dir wol eine elende Tapfferkeit in deinem Gehirn abgerissen haben.
Würde ich nun ein Sklave der Teutschen und Böhmen seyn/ hätte ichs niemand als dir
Buben zudanken; jedoch hoffe ich mich dergestalt gegen diese höchstlöbliche Könige zu
verhalten/ daß sie mit mir und dem Pannonischen Reiche den schweresten Stein nicht he-
ben werden/ wie sie dann schon in den begehreten Stücken mich noch haben lassen einen
reichen gewaltigen Herrn bleiben/ mehr als ich gehoffet. Und zwar hieran redete er die
Warheit/ dann ob er gleich einen guten Teil seines Schatzes hergeben/ und ein Stük Lan-
des abtreten muste/ wahr doch seine Kammer so reich/ und seine Herschafft so weitläufftig/
daß er dieses Abganges wenig achtete. Dropion wolte ihm antworten/ aber die unsern/ wel-
che an Königes Mnata Reden ein gutes genügen hatten/ liessen den Henkern befehlen/ mit
Dropion zur Straffe zu schreiten/ darüber ihm die Haut am ganzen Leibe schauerte/ und
er zu den Gespiesseten sagete: Jezt meine Brüder/ werde ich euch gleich werden/ aber redet
mir doch ein/ wann des Fleisches Leiden mich zur unzimlichen Wehmuht verführen wol-
te. Diese aber wusten vor grosser Angst ihm nicht zuantworten. Bey Abhauung der beyden
Finger stellete er sich/ als empfünde er solches nicht; und als er auf den Pfahl gesetzet ward/
drückete er selber nach/ unter der Hoffnung/ es solte ihm die Spitze durchs Herz oder sonst
durch ein lebend-führendes Eingeweide gehen/ aber es geriet nach der Rechten zu/ daß ihm
das Eisen hinter der Schulder ausging. Als er nun also saß/ und keine Todesangst em-
pfand/ winselte er zwar anfangs ein wenig/ und sagte zu den Henkern: O ihr Schelmen/
wie unredlich spiesset ihr mich; fing aber bald an/ unsere Helden so erschreklich zulästern/
und wider den Himmel selbst die gräulichsten Flüche auszuschütten/ daß die anwesende sich
darüber entsetzeten. Die glüende Kron ward ihm auffgesetzet/ jedoch daß ihm das Häupt

nicht
m m m m m ij

Achtes Buch.
den ſterben. Aber dieſer Troſt wolte wenig fruchten/ nur daß ſie gleichwol auffhoͤreten ihn
zuſchelten. Als ſie an die Spieſſe gezogen wurden/ ging ihnen die Spitze zur rechten Schul-
der heraus/ und blieben an ihrem Eingeweide faſt unverſehret/ daher ſie biß in die vier-
zehnde Stunde unausſprechlichen Jammer trieben/ und ſolche Gottes Laͤſterungen auß-
ſpihen/ daß die unſern es nit anhoͤren kunten/ endlich da man ſie mit gluͤenden Zangen an-
griff/ nahm die gotloſe Seele Abſcheid vom Leibe. Eine halbe Stunde muſte Dropion bey
ihnen ſtehen/ und ihre Angſt anſehen/ wie auch Koͤnig Mnata ſelbſt/ wecher ſich des bittern
und mitleidigen weinens nicht enthalten kunte/ wie Ungetraͤu ihm gleich dieſe Buben ge-
weſt wahren. Dropion aber redete ihn alſo an: Hoͤre mich Koͤnig Mnata/ du biſt unter
meiner Stathalterſchafft ein Herr/ und ein Schrecken deiner Feinde geweſen/ und nun
biſtu ein Sklave und Hohn der Teutſchen und Boͤhmen. Sihe mich/ und dieſe teils ſchon
Verſchiedene/ teils noch Leidende unverg[le]ichliche Pannonier an; wie tapffer ſtehet es/ in
ſeiner Freyheit ſterben/ und waͤhle lieber mit uns einen ruͤhmlichen Tod/ als deiner Koͤnigl.
Hocheit und des ganzen Pannoniſchen Reichs unvergaͤngliche Schande. Aber Mnata
gab ihm zur Antwort: O du Schande und Verderben meines Koͤnigreichs! haͤtte ich
dich auff ſolche weiſe durch alle Pein hinrichten laſſen/ als du mich zu dieſem Kriege ver-
leiteteſt/ dann haͤtte ich dir dein Recht getahn/ uñ einem groſſen Unheil loͤblich vorgebauet.
Nenneſtu aber dieſes einen tapfferen Tod/ wann du umb deiner Miſſetaht willen geſpieſ-
ſet und mit gluͤenden Zangen zuriſſen wirſt/ da du als ein Moͤrder und Mordbrenner/ der
du biſt/ ſtirbeſt/ muſtu dir wol eine elende Tapfferkeit in deinem Gehirn abgeriſſen haben.
Wuͤrde ich nun ein Sklave der Teutſchen und Boͤhmen ſeyn/ haͤtte ichs niemand als dir
Buben zudanken; jedoch hoffe ich mich dergeſtalt gegen dieſe hoͤchſtloͤbliche Koͤnige zu
verhalten/ daß ſie mit mir und dem Pannoniſchen Reiche den ſchwereſten Stein nicht he-
ben werden/ wie ſie dann ſchon in den begehreten Stuͤcken mich noch haben laſſen einen
reichen gewaltigen Herrn bleiben/ mehr als ich gehoffet. Und zwar hieran redete er die
Warheit/ dann ob er gleich einen guten Teil ſeines Schatzes hergeben/ und ein Stuͤk Lan-
des abtreten muſte/ wahr doch ſeine Kammer ſo reich/ und ſeine Herſchafft ſo weitlaͤufftig/
daß er dieſes Abganges wenig achtete. Dropion wolte ihm antworten/ aber die unſern/ wel-
che an Koͤniges Mnata Reden ein gutes genuͤgen hatten/ lieſſen den Henkern befehlen/ mit
Dropion zur Straffe zu ſchreiten/ daruͤber ihm die Haut am ganzen Leibe ſchauerte/ und
er zu den Geſpieſſeten ſagete: Jezt meine Bruͤder/ werde ich euch gleich werden/ aber redet
mir doch ein/ wann des Fleiſches Leiden mich zur unzimlichen Wehmuht verfuͤhren wol-
te. Dieſe aber wuſten vor groſſer Angſt ihm nicht zuantworten. Bey Abhauung der beydẽ
Finger ſtellete er ſich/ als empfuͤnde er ſolches nicht; und als er auf dẽ Pfahl geſetzet ward/
drückete er ſelber nach/ unter der Hoffnung/ es ſolte ihm die Spitze durchs Herz oder ſonſt
durch ein lebend-fuͤhrendes Eingeweide gehen/ aber es geriet nach der Rechten zu/ daß ihm
das Eiſen hinter der Schulder ausging. Als er nun alſo ſaß/ und keine Todesangſt em-
pfand/ winſelte er zwar anfangs ein wenig/ und ſagte zu den Henkern: O ihr Schelmen/
wie unredlich ſpieſſet ihr mich; fing aber bald an/ unſere Helden ſo erſchreklich zulaͤſtern/
und wider den Himmel ſelbſt die graͤulichſten Fluͤche auszuſchuͤtten/ daß die anweſende ſich
daruͤber entſetzeten. Die gluͤende Kron ward ihm auffgeſetzet/ jedoch daß ihm das Haͤupt

nicht
m m m m m ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0833" n="827"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Achtes Buch.</hi></fw><lb/>
den &#x017F;terben. Aber die&#x017F;er Tro&#x017F;t wolte wenig fruchten/ nur daß &#x017F;ie gleichwol auffho&#x0364;reten ihn<lb/>
zu&#x017F;chelten. Als &#x017F;ie an die Spie&#x017F;&#x017F;e gezogen wurden/ ging ihnen die Spitze zur rechten Schul-<lb/>
der heraus/ und blieben an ihrem Eingeweide fa&#x017F;t unver&#x017F;ehret/ daher &#x017F;ie biß in die vier-<lb/>
zehnde Stunde unaus&#x017F;prechlichen Jammer trieben/ und &#x017F;olche Gottes La&#x0364;&#x017F;terungen auß-<lb/>
&#x017F;pihen/ daß die un&#x017F;ern es nit anho&#x0364;ren kunten/ endlich da man &#x017F;ie mit glu&#x0364;enden Zangen an-<lb/>
griff/ nahm die gotlo&#x017F;e Seele Ab&#x017F;cheid vom Leibe. Eine halbe Stunde mu&#x017F;te Dropion bey<lb/>
ihnen &#x017F;tehen/ und ihre Ang&#x017F;t an&#x017F;ehen/ wie auch Ko&#x0364;nig Mnata &#x017F;elb&#x017F;t/ wecher &#x017F;ich des bittern<lb/>
und mitleidigen weinens nicht enthalten kunte/ wie Ungetra&#x0364;u ihm gleich die&#x017F;e Buben ge-<lb/>
we&#x017F;t wahren. Dropion aber redete ihn al&#x017F;o an: Ho&#x0364;re mich Ko&#x0364;nig Mnata/ du bi&#x017F;t unter<lb/>
meiner Stathalter&#x017F;chafft ein Herr/ und ein Schrecken deiner Feinde gewe&#x017F;en/ und nun<lb/>
bi&#x017F;tu ein Sklave und Hohn der Teut&#x017F;chen und Bo&#x0364;hmen. Sihe mich/ und die&#x017F;e teils &#x017F;chon<lb/>
Ver&#x017F;chiedene/ teils noch Leidende unverg<supplied>le</supplied>ichliche Pannonier an; wie tapffer &#x017F;tehet es/ in<lb/>
&#x017F;einer Freyheit &#x017F;terben/ und wa&#x0364;hle lieber mit uns einen ru&#x0364;hmlichen Tod/ als deiner Ko&#x0364;nigl.<lb/>
Hocheit und des ganzen Pannoni&#x017F;chen Reichs unverga&#x0364;ngliche Schande. Aber Mnata<lb/>
gab ihm zur Antwort: O du Schande und Verderben meines Ko&#x0364;nigreichs! ha&#x0364;tte ich<lb/>
dich auff &#x017F;olche wei&#x017F;e durch alle Pein hinrichten la&#x017F;&#x017F;en/ als du mich zu die&#x017F;em Kriege ver-<lb/>
leitete&#x017F;t/ dann ha&#x0364;tte ich dir dein Recht getahn/ un&#x0303; einem gro&#x017F;&#x017F;en Unheil lo&#x0364;blich vorgebauet.<lb/>
Nenne&#x017F;tu aber die&#x017F;es einen tapfferen Tod/ wann du umb deiner Mi&#x017F;&#x017F;etaht willen ge&#x017F;pie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;et und mit glu&#x0364;enden Zangen zuri&#x017F;&#x017F;en wir&#x017F;t/ da du als ein Mo&#x0364;rder und Mordbrenner/ der<lb/>
du bi&#x017F;t/ &#x017F;tirbe&#x017F;t/ mu&#x017F;tu dir wol eine elende Tapfferkeit in deinem Gehirn abgeri&#x017F;&#x017F;en haben.<lb/>
Wu&#x0364;rde ich nun ein Sklave der Teut&#x017F;chen und Bo&#x0364;hmen &#x017F;eyn/ ha&#x0364;tte ichs niemand als dir<lb/>
Buben zudanken; jedoch hoffe ich mich derge&#x017F;talt gegen die&#x017F;e ho&#x0364;ch&#x017F;tlo&#x0364;bliche Ko&#x0364;nige zu<lb/>
verhalten/ daß &#x017F;ie mit mir und dem Pannoni&#x017F;chen Reiche den &#x017F;chwere&#x017F;ten Stein nicht he-<lb/>
ben werden/ wie &#x017F;ie dann &#x017F;chon in den begehreten Stu&#x0364;cken mich noch haben la&#x017F;&#x017F;en einen<lb/>
reichen gewaltigen Herrn bleiben/ mehr als ich gehoffet. Und zwar hieran redete er die<lb/>
Warheit/ dann ob er gleich einen guten Teil &#x017F;eines Schatzes hergeben/ und ein Stu&#x0364;k Lan-<lb/>
des abtreten mu&#x017F;te/ wahr doch &#x017F;eine Kammer &#x017F;o reich/ und &#x017F;eine Her&#x017F;chafft &#x017F;o weitla&#x0364;ufftig/<lb/>
daß er die&#x017F;es Abganges wenig achtete. Dropion wolte ihm antworten/ aber die un&#x017F;ern/ wel-<lb/>
che an Ko&#x0364;niges Mnata Reden ein gutes genu&#x0364;gen hatten/ lie&#x017F;&#x017F;en den Henkern befehlen/ mit<lb/>
Dropion zur Straffe zu &#x017F;chreiten/ daru&#x0364;ber ihm die Haut am ganzen Leibe &#x017F;chauerte/ und<lb/>
er zu den Ge&#x017F;pie&#x017F;&#x017F;eten &#x017F;agete: Jezt meine Bru&#x0364;der/ werde ich euch gleich werden/ aber redet<lb/>
mir doch ein/ wann des Flei&#x017F;ches Leiden mich zur unzimlichen Wehmuht verfu&#x0364;hren wol-<lb/>
te. Die&#x017F;e aber wu&#x017F;ten vor gro&#x017F;&#x017F;er Ang&#x017F;t ihm nicht zuantworten. Bey Abhauung der beyde&#x0303;<lb/>
Finger &#x017F;tellete er &#x017F;ich/ als empfu&#x0364;nde er &#x017F;olches nicht; und als er auf de&#x0303; Pfahl ge&#x017F;etzet ward/<lb/>
drückete er &#x017F;elber nach/ unter der Hoffnung/ es &#x017F;olte ihm die Spitze durchs Herz oder &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
durch ein lebend-fu&#x0364;hrendes Eingeweide gehen/ aber es geriet nach der Rechten zu/ daß ihm<lb/>
das Ei&#x017F;en hinter der Schulder ausging. Als er nun al&#x017F;o &#x017F;aß/ und keine Todesang&#x017F;t em-<lb/>
pfand/ win&#x017F;elte er zwar anfangs ein wenig/ und &#x017F;agte zu den Henkern: O ihr Schelmen/<lb/>
wie unredlich &#x017F;pie&#x017F;&#x017F;et ihr mich; fing aber bald an/ un&#x017F;ere Helden &#x017F;o er&#x017F;chreklich zula&#x0364;&#x017F;tern/<lb/>
und wider den Himmel &#x017F;elb&#x017F;t die gra&#x0364;ulich&#x017F;ten Flu&#x0364;che auszu&#x017F;chu&#x0364;tten/ daß die anwe&#x017F;ende &#x017F;ich<lb/>
daru&#x0364;ber ent&#x017F;etzeten. Die glu&#x0364;ende Kron ward ihm auffge&#x017F;etzet/ jedoch daß ihm das Ha&#x0364;upt<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">m m m m m ij</fw><fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[827/0833] Achtes Buch. den ſterben. Aber dieſer Troſt wolte wenig fruchten/ nur daß ſie gleichwol auffhoͤreten ihn zuſchelten. Als ſie an die Spieſſe gezogen wurden/ ging ihnen die Spitze zur rechten Schul- der heraus/ und blieben an ihrem Eingeweide faſt unverſehret/ daher ſie biß in die vier- zehnde Stunde unausſprechlichen Jammer trieben/ und ſolche Gottes Laͤſterungen auß- ſpihen/ daß die unſern es nit anhoͤren kunten/ endlich da man ſie mit gluͤenden Zangen an- griff/ nahm die gotloſe Seele Abſcheid vom Leibe. Eine halbe Stunde muſte Dropion bey ihnen ſtehen/ und ihre Angſt anſehen/ wie auch Koͤnig Mnata ſelbſt/ wecher ſich des bittern und mitleidigen weinens nicht enthalten kunte/ wie Ungetraͤu ihm gleich dieſe Buben ge- weſt wahren. Dropion aber redete ihn alſo an: Hoͤre mich Koͤnig Mnata/ du biſt unter meiner Stathalterſchafft ein Herr/ und ein Schrecken deiner Feinde geweſen/ und nun biſtu ein Sklave und Hohn der Teutſchen und Boͤhmen. Sihe mich/ und dieſe teils ſchon Verſchiedene/ teils noch Leidende unvergleichliche Pannonier an; wie tapffer ſtehet es/ in ſeiner Freyheit ſterben/ und waͤhle lieber mit uns einen ruͤhmlichen Tod/ als deiner Koͤnigl. Hocheit und des ganzen Pannoniſchen Reichs unvergaͤngliche Schande. Aber Mnata gab ihm zur Antwort: O du Schande und Verderben meines Koͤnigreichs! haͤtte ich dich auff ſolche weiſe durch alle Pein hinrichten laſſen/ als du mich zu dieſem Kriege ver- leiteteſt/ dann haͤtte ich dir dein Recht getahn/ uñ einem groſſen Unheil loͤblich vorgebauet. Nenneſtu aber dieſes einen tapfferen Tod/ wann du umb deiner Miſſetaht willen geſpieſ- ſet und mit gluͤenden Zangen zuriſſen wirſt/ da du als ein Moͤrder und Mordbrenner/ der du biſt/ ſtirbeſt/ muſtu dir wol eine elende Tapfferkeit in deinem Gehirn abgeriſſen haben. Wuͤrde ich nun ein Sklave der Teutſchen und Boͤhmen ſeyn/ haͤtte ichs niemand als dir Buben zudanken; jedoch hoffe ich mich dergeſtalt gegen dieſe hoͤchſtloͤbliche Koͤnige zu verhalten/ daß ſie mit mir und dem Pannoniſchen Reiche den ſchwereſten Stein nicht he- ben werden/ wie ſie dann ſchon in den begehreten Stuͤcken mich noch haben laſſen einen reichen gewaltigen Herrn bleiben/ mehr als ich gehoffet. Und zwar hieran redete er die Warheit/ dann ob er gleich einen guten Teil ſeines Schatzes hergeben/ und ein Stuͤk Lan- des abtreten muſte/ wahr doch ſeine Kammer ſo reich/ und ſeine Herſchafft ſo weitlaͤufftig/ daß er dieſes Abganges wenig achtete. Dropion wolte ihm antworten/ aber die unſern/ wel- che an Koͤniges Mnata Reden ein gutes genuͤgen hatten/ lieſſen den Henkern befehlen/ mit Dropion zur Straffe zu ſchreiten/ daruͤber ihm die Haut am ganzen Leibe ſchauerte/ und er zu den Geſpieſſeten ſagete: Jezt meine Bruͤder/ werde ich euch gleich werden/ aber redet mir doch ein/ wann des Fleiſches Leiden mich zur unzimlichen Wehmuht verfuͤhren wol- te. Dieſe aber wuſten vor groſſer Angſt ihm nicht zuantworten. Bey Abhauung der beydẽ Finger ſtellete er ſich/ als empfuͤnde er ſolches nicht; und als er auf dẽ Pfahl geſetzet ward/ drückete er ſelber nach/ unter der Hoffnung/ es ſolte ihm die Spitze durchs Herz oder ſonſt durch ein lebend-fuͤhrendes Eingeweide gehen/ aber es geriet nach der Rechten zu/ daß ihm das Eiſen hinter der Schulder ausging. Als er nun alſo ſaß/ und keine Todesangſt em- pfand/ winſelte er zwar anfangs ein wenig/ und ſagte zu den Henkern: O ihr Schelmen/ wie unredlich ſpieſſet ihr mich; fing aber bald an/ unſere Helden ſo erſchreklich zulaͤſtern/ und wider den Himmel ſelbſt die graͤulichſten Fluͤche auszuſchuͤtten/ daß die anweſende ſich daruͤber entſetzeten. Die gluͤende Kron ward ihm auffgeſetzet/ jedoch daß ihm das Haͤupt nicht m m m m m ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/833
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 827. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/833>, abgerufen am 23.11.2024.