Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.Achtes Buch. zur rechten Hand/ fochte auch so geherzt/ daß hieselbst das Spiel in gleicher Wage hing:sein dritter Hauffe hielt gleichergestalt aus verzweifelung zimlich fest gegen/ so daß hieselbst allenthalben das Schwert rechtschaffen wütete. Wir müssen aber des fremden Sudheeres nicht vergessen/ welches wegen der vielen lichtblanken Harnische das scheinbahreste wahr; diese wolten nicht ehe fechten biß sie das Westenheer sahen den Angriff tuhn/ da brach die helfte 25000 stark auff einmahl loß/ mit welchen ihr Feldherr zugleich fortging/ welcher 3000 prächtige Ritter mit Speeren umb sich hatte; er selbst führete auch sein Speer/ mit vergüldetem Eisen/ und sein ganzer Harnisch wahr über und über vergüldet/ mit schönen eingeetzeten grünen Laubwerk. In seinem Schilde lag ein Kranker auff einem Bette/ mit Ketten gebunden/ dem ein schönes Weibesbilde die Hand reichete/ und ihn auffrichtete/ mit dieser umbschrift; Coeci amoris remedium Caritas. Der blinden verliebung Arzney ist die beilige Liebe. Auff dem Helm hatte er einen grossen grünen Federbusch und daran drey weiß geetzete aus Golde gegossene Lilien/ mit dieser Unterschrift: Marcida reflorent. Die verwelke- ten blühen wieder. Er setzete sich mit seinen 3000 Speer Rittern vor die angeführeten Völ- ker her/ und drängete auff Mastyes ein/ welcher ihnen die wolbewapnesten wiewol Speer- losen entgegen schickete 18000 stark/ und den vördersten befahl/ sich wieder die Speer Reu- ter fest zu halten/ welches sie zwar nach vermögen leisteten/ und ihrer doch in die 1700 zur Erden gefellet wurden. Die fremden/ nach erbrechung ihrer Speere/ griffen zu den Schwer- tern/ und schlugen sehr behuhtsam auff die Pannonier/ weil sie sahen/ daß dieselben als ra- sende Hunde wüteten/ und ihrer selbst eigenen beschützung wenig achteten/ wann sie nur den Feind verletzen möchten. Ward demnach an diesen dreyen Orten so eiferig gestritten/ in dem der Feldherr von Westen das Pannonische Lager einnahm/ und die Gefangenen loß- wirkete/ daß die in der Schlacht dessen nicht eins wahrnahmen. Als die Gefangene Für- sten zu Pferde sassen/ und nach des fremden Feldherrn Vorschlag sich verteileten/ empfun- den sie einen sonderlichen Eifer in ihrem Herzen wegen des empfangenen Galgen-schimp- fes/ und sagete Herkules zum Abscheide zu ihnen; versichert euch ihr gläubige Kinder Got- tes/ daß unser Heyland des Gotteslästerers Pyrechmes Weissagung erfüllen/ und Dropi- on mit seinem anhange/ an unser stat an den auffgebaueten Galgen bringen werde/ und las- set die uns geleistete wunderbahre Erlösung ja nimmermehr aus euren Herzen kommen. So bald Ladisla bey dem ruhenden teil des Sudischen Heers anlangete/ schlug er seinen Helm auff und sagte: Ihr ädle tapfere Ritter/ euch sage ich wegen Zeitmangel mit wenig Worten dank vor diesen euren Beystand/ welchen ihr mir als Bömischen Könige zuleisten/ ankommen seid; gefält es euch nun so gehet mit mir an den Feind/ euren und meinen Brü- dern und Spießgesellen Beystand zu leisten/ auffdas wir auch teil mögen haben am Siege. Diese neigeten sich vor ihm/ und riefen; seine Königl. Hocheit möchte sie anführen/ sie wol- ten mit ihm leben und sterben/ weil sie ihrem Feldherrn/ welcher dorten im güldenen Har- nische ritterlich föchte/ keinen angenehmern Dienst leisten könten. Mastyes hatte sich biß- her gefreuet/ daß die seinen/ ungeachtet sie der Zahl nach geringer/ dem Feinde gnugsam ge- wachsen wahren; aber vor dem eiferigen Einbruch dieser andern helfte/ welche noch mit 2000 Reutern gestärket wahr/ entsetzete er sich/ weil er nur 12000 Mann bey sich übrig hat- te; ließ deswegen Dropion zuentbieten/ sein Feind währe ihm an der menge zu weit über- legen/ i i i i i
Achtes Buch. zur rechten Hand/ fochte auch ſo geherzt/ daß hieſelbſt das Spiel in gleicher Wage hing:ſein dritter Hauffe hielt gleichergeſtalt aus verzweifelung zimlich feſt gegen/ ſo daß hieſelbſt allenthalben das Schwert rechtſchaffen wuͤtete. Wir muͤſſen aber des fremdẽ Sudheeres nicht vergeſſen/ welches wegen der vielen lichtblanken Harniſche das ſcheinbahreſte wahr; dieſe wolten nicht ehe fechten biß ſie das Weſtenheer ſahen den Angriff tuhn/ da brach die helfte 25000 ſtark auff einmahl loß/ mit welchen ihr Feldherr zugleich fortging/ welcher 3000 praͤchtige Ritter mit Speeren umb ſich hatte; er ſelbſt fuͤhrete auch ſein Speer/ mit verguͤldetem Eiſen/ und ſein ganzer Harniſch wahr über und uͤber verguͤldet/ mit ſchoͤnen eingeetzeten gruͤnen Laubwerk. In ſeinem Schilde lag ein Kranker auff einem Bette/ mit Ketten gebunden/ dem ein ſchoͤnes Weibesbilde die Hand reichete/ und ihn auffrichtete/ mit dieſer umbſchrift; Cœci amoris remedium Caritas. Der blinden verliebung Arzney iſt die beilige Liebe. Auff dem Helm hatte er einen groſſen gruͤnen Federbuſch uñ daran drey weiß geetzete aus Golde gegoſſene Lilien/ mit dieſer Unterſchrift: Marcida reflorent. Die verwelke- ten bluͤhen wieder. Er ſetzete ſich mit ſeinen 3000 Speer Rittern vor die angefuͤhreten Voͤl- ker her/ und draͤngete auff Maſtyes ein/ welcher ihnen die wolbewapneſten wiewol Speer- loſen entgegen ſchickete 18000 ſtark/ und den voͤrderſten befahl/ ſich wieder die Speer Reu- ter feſt zu halten/ welches ſie zwar nach vermoͤgen leiſteten/ und ihrer doch in die 1700 zur Erden gefellet wurdẽ. Die fremden/ nach erbrechung ihrer Speere/ griffen zu den Schweꝛ- tern/ und ſchlugen ſehr behuhtſam auff die Pannonier/ weil ſie ſahen/ daß dieſelben als ra- ſende Hunde wuͤteten/ und ihrer ſelbſt eigenen beſchuͤtzung wenig achteten/ wañ ſie nur den Feind verletzen moͤchten. Ward demnach an dieſen dreyen Orten ſo eiferig geſtritten/ in dem der Feldherr von Weſten das Pannoniſche Lager einnahm/ und die Gefangenen loß- wirkete/ daß die in der Schlacht deſſen nicht eins wahrnahmen. Als die Gefangene Fuͤr- ſten zu Pferde ſaſſen/ und nach des fremden Feldherrn Vorſchlag ſich verteileten/ empfun- den ſie einen ſonderlichen Eifer in ihrem Herzen wegen des empfangenen Galgen-ſchimp- fes/ und ſagete Herkules zum Abſcheide zu ihnẽ; verſichert euch ihr glaͤubige Kinder Got- tes/ daß unſer Heyland des Gotteslaͤſterers Pyrechmes Weiſſagung erfuͤllen/ und Dropi- on mit ſeinem anhange/ an unſer ſtat an den auffgebaueten Galgen bringen werde/ und laſ- ſet die uns geleiſtete wunderbahre Erloͤſung ja nimmermehr aus euren Herzen kommen. So bald Ladiſla bey dem ruhenden teil des Sudiſchen Heers anlangete/ ſchlug er ſeinen Helm auff und ſagte: Ihr aͤdle tapfere Ritter/ euch ſage ich wegen Zeitmangel mit wenig Worten dank vor dieſen euren Beyſtand/ welchen ihr mir als Boͤmiſchen Koͤnige zuleiſtẽ/ ankommen ſeid; gefaͤlt es euch nun ſo gehet mit mir an den Feind/ euren und meinen Bruͤ- dern und Spießgeſellen Beyſtand zu leiſten/ auffdas wir auch teil moͤgen haben am Siege. Dieſe neigeten ſich vor ihm/ und riefen; ſeine Koͤnigl. Hocheit moͤchte ſie anfuͤhꝛen/ ſie wol- ten mit ihm leben und ſterben/ weil ſie ihrem Feldherrn/ welcher dorten im guͤldenen Har- niſche ritterlich foͤchte/ keinen angenehmern Dienſt leiſten koͤnten. Maſtyes hatte ſich biß- her gefreuet/ daß die ſeinen/ ungeachtet ſie der Zahl nach geringer/ dem Feinde gnugſam ge- wachſen wahren; aber vor dem eiferigen Einbruch dieſer andern helfte/ welche noch mit 2000 Reutern geſtaͤrket wahr/ entſetzete er ſich/ weil er nur 12000 Mann bey ſich übrig hat- te; ließ deswegen Dropion zuentbieten/ ſein Feind waͤhre ihm an der menge zu weit uͤber- legen/ i i i i i
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Achtes Buch.
zur rechten Hand/ fochte auch ſo geherzt/ daß hieſelbſt das Spiel in gleicher Wage hing:
ſein dritter Hauffe hielt gleichergeſtalt aus verzweifelung zimlich feſt gegen/ ſo daß hieſelbſt
allenthalben das Schwert rechtſchaffen wuͤtete. Wir muͤſſen aber des fremdẽ Sudheeres
nicht vergeſſen/ welches wegen der vielen lichtblanken Harniſche das ſcheinbahreſte wahr;
dieſe wolten nicht ehe fechten biß ſie das Weſtenheer ſahen den Angriff tuhn/ da brach die
helfte 25000 ſtark auff einmahl loß/ mit welchen ihr Feldherr zugleich fortging/ welcher
3000 praͤchtige Ritter mit Speeren umb ſich hatte; er ſelbſt fuͤhrete auch ſein Speer/ mit
verguͤldetem Eiſen/ und ſein ganzer Harniſch wahr über und uͤber verguͤldet/ mit ſchoͤnen
eingeetzeten gruͤnen Laubwerk. In ſeinem Schilde lag ein Kranker auff einem Bette/ mit
Ketten gebunden/ dem ein ſchoͤnes Weibesbilde die Hand reichete/ und ihn auffrichtete/
mit dieſer umbſchrift; Cœci amoris remedium Caritas. Der blinden verliebung Arzney iſt die
beilige Liebe. Auff dem Helm hatte er einen groſſen gruͤnen Federbuſch uñ daran drey weiß
geetzete aus Golde gegoſſene Lilien/ mit dieſer Unterſchrift: Marcida reflorent. Die verwelke-
ten bluͤhen wieder. Er ſetzete ſich mit ſeinen 3000 Speer Rittern vor die angefuͤhreten Voͤl-
ker her/ und draͤngete auff Maſtyes ein/ welcher ihnen die wolbewapneſten wiewol Speer-
loſen entgegen ſchickete 18000 ſtark/ und den voͤrderſten befahl/ ſich wieder die Speer Reu-
ter feſt zu halten/ welches ſie zwar nach vermoͤgen leiſteten/ und ihrer doch in die 1700 zur
Erden gefellet wurdẽ. Die fremden/ nach erbrechung ihrer Speere/ griffen zu den Schweꝛ-
tern/ und ſchlugen ſehr behuhtſam auff die Pannonier/ weil ſie ſahen/ daß dieſelben als ra-
ſende Hunde wuͤteten/ und ihrer ſelbſt eigenen beſchuͤtzung wenig achteten/ wañ ſie nur den
Feind verletzen moͤchten. Ward demnach an dieſen dreyen Orten ſo eiferig geſtritten/ in
dem der Feldherr von Weſten das Pannoniſche Lager einnahm/ und die Gefangenen loß-
wirkete/ daß die in der Schlacht deſſen nicht eins wahrnahmen. Als die Gefangene Fuͤr-
ſten zu Pferde ſaſſen/ und nach des fremden Feldherrn Vorſchlag ſich verteileten/ empfun-
den ſie einen ſonderlichen Eifer in ihrem Herzen wegen des empfangenen Galgen-ſchimp-
fes/ und ſagete Herkules zum Abſcheide zu ihnẽ; verſichert euch ihr glaͤubige Kinder Got-
tes/ daß unſer Heyland des Gotteslaͤſterers Pyrechmes Weiſſagung erfuͤllen/ und Dropi-
on mit ſeinem anhange/ an unſer ſtat an den auffgebaueten Galgen bringen werde/ und laſ-
ſet die uns geleiſtete wunderbahre Erloͤſung ja nimmermehr aus euren Herzen kommen.
So bald Ladiſla bey dem ruhenden teil des Sudiſchen Heers anlangete/ ſchlug er ſeinen
Helm auff und ſagte: Ihr aͤdle tapfere Ritter/ euch ſage ich wegen Zeitmangel mit wenig
Worten dank vor dieſen euren Beyſtand/ welchen ihr mir als Boͤmiſchen Koͤnige zuleiſtẽ/
ankommen ſeid; gefaͤlt es euch nun ſo gehet mit mir an den Feind/ euren und meinen Bruͤ-
dern und Spießgeſellen Beyſtand zu leiſten/ auffdas wir auch teil moͤgen haben am Siege.
Dieſe neigeten ſich vor ihm/ und riefen; ſeine Koͤnigl. Hocheit moͤchte ſie anfuͤhꝛen/ ſie wol-
ten mit ihm leben und ſterben/ weil ſie ihrem Feldherrn/ welcher dorten im guͤldenen Har-
niſche ritterlich foͤchte/ keinen angenehmern Dienſt leiſten koͤnten. Maſtyes hatte ſich biß-
her gefreuet/ daß die ſeinen/ ungeachtet ſie der Zahl nach geringer/ dem Feinde gnugſam ge-
wachſen wahren; aber vor dem eiferigen Einbruch dieſer andern helfte/ welche noch mit
2000 Reutern geſtaͤrket wahr/ entſetzete er ſich/ weil er nur 12000 Mann bey ſich übrig hat-
te; ließ deswegen Dropion zuentbieten/ ſein Feind waͤhre ihm an der menge zu weit uͤber-
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 801. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/807>, abgerufen am 16.07.2024. |