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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
durch fremde Gelder unsere Häupter verkaufft und verrahten werden. Die Königs Ge-
träuen antworteten unerschrocken/ sie wüsten sich aller Verrähterey ganz frey und unschul-
dig/ wolten doch diese Beschuldigung keines weges auff sich ersitzen lassen/ sondern zu sei-
ner Zeit anzuhalten wissen/ daß der Feldmarschalk öffentlich darlegete/ von was Leuten er
solche Schreiben hätte/ und aus was Gründen er sie so erschreklicher Verrähterey zeihen
dürffte. Ja/ gab Dropion zur Antwort/ es sol freilich ein solches zu seiner Zeit von mir nit
verseumet werden/ biß dahin ein jeder sich wird gedulden können/ weil ichs selbst so lange
verschmerzen muß. Befahl darauff einem Obersten/ die Anordnung zutuhn/ daß auffs al-
lerschleunigste der Galgen auffgerichtet/ und die Gefangenen herzu geführet würden; wel-
ches dann des Königes Geträue vor dißmahl musten geschehen lassen. Agis hatte im Tref-
fen eine geringe Wunde an den linken Arm bekommen/ stellete sich/ als schmerzete ihm die-
selbe sehr/ und befahl seiner Diener einem/ hin nach dem Lager zureiten/ und seinen Arzt zu
hohlen daß er ihm den Schaden besichtigte. Dieses wahr mit dem Diener also angelegt/
wuste wol was es bedeutete/ und ritte schleunig fort nach den Obersten/ mit welchen Ma-
styes und Agis Abrede genommen hatten; Dieselben nun hatten eine grosse Anzahl Häupt-
leute und Unterhäuptleute versamlet/ und ihnen vorgetragen/ es liesse sich ansehen/ als gin-
ge Feldmarschalk Dropion mit sehr gefährlichen Dingen schwanger/ die zu ihres Königes
Untergang gereicheten/ hoffeten demnach gänzlich/ es würde das gesamte Heer ihres lieben
Königes Wolfahrt ihnen lassen angelegen seyn/ und auff allen fal dem Feldmarschalk ein-
reden/ insonderheit/ wann derselbe etwa vornehmen wolte/ die Gefangenen tödten zulassen/
weil ungezweifelt solches an ihrem lieben Könige grausamlich würde gerochen werden.
Diese erkläreten sich alsbald/ Leib und Leben vor ihres Königes Wolfahrt anzuwenden/
und solches/ wie es immermehr könte und möchte erfodert werden; es gäbe ihnen schon
nicht geringen Verdacht/ daß man umb des Königes Rettung so gar unbemühet währe.
Die Obristen/ deren 12 an der Zahl wahren/ bedanketen sich der Träue/ welche ihr König
unvergolten nicht lassen würde/ nahmen auch 40 Häuptleute und 30 Unter Häuptleute
neben 1000 Reutern zu sich/ und erwarteten getrost/ was man ihnen zuentbieten würde.
Zeit wehrender Auffrichtung des Galgen zeigete Mastyes in seiner Gesellen Nahmen den
andern an/ sie währen alle sechse gewilliget/ mit ihrem Gerichte durchaus nichts zuschaffen
zuhaben/ damit sie deswegen ihrem Könige oder dem Heer nicht dürfften Rede und Ant-
wort geben/ dessen zur Bezeigung sie auch begehreten/ daß ihnen erläubet währe/ einen ab-
sonderlichen Siz von ihnen zunehmen/ oder gar davon nach dem Lager zureiten. Dropion
antwortete ihm gar trotzig/ sie möchten sich nach gefallen setzen wo sie wolten/ aber nach
dem Lager zureiten/ solte ihnen verbohten seyn. Sie verschmerzeten dieses geduldig/ und
hoffeten/ es solte noch anders ergehen/ als dieser ihm eingebildet hatte/ weil sie auff der 12
Obersten Redligkeit sich verliessen. Inzwischen lagen unsere Helden jedweder in einer
schlechten Reuter Hütten absonderlich gebunden auff blosser Erde/ und ward ihnen weder
Brod noch Wasser gegeben/ auch nicht eins nachgefraget/ ob sie verbunden währen. Her-
kules überlegete bald in seinem Sinne/ wie Drop on mit ihnen verfahren würde/ hatte doch
nicht desto weniger das Vertrauen zu Gott/ er würde mit seiner Errettung auch daselbst
erscheinen/ wo menschliche Hülffe aus und verlohren wahr/ und verlangete ihn nicht we-

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Achtes Buch.
durch fremde Gelder unſere Haͤupter verkaufft und verrahten werden. Die Koͤnigs Ge-
traͤuen antworteten unerſchrocken/ ſie wuͤſten ſich aller Verraͤhterey ganz frey und unſchul-
dig/ wolten doch dieſe Beſchuldigung keines weges auff ſich erſitzen laſſen/ ſondern zu ſei-
ner Zeit anzuhalten wiſſen/ daß der Feldmarſchalk oͤffentlich darlegete/ von was Leuten er
ſolche Schreiben haͤtte/ und aus was Gruͤnden er ſie ſo erſchreklicher Verraͤhterey zeihen
duͤrffte. Ja/ gab Dropion zur Antwort/ es ſol freilich ein ſolches zu ſeiner Zeit von mir nit
verſeumet werden/ biß dahin ein jeder ſich wird gedulden koͤnnen/ weil ichs ſelbſt ſo lange
verſchmerzen muß. Befahl darauff einem Oberſten/ die Anordnung zutuhn/ daß auffs al-
lerſchleunigſte der Galgen auffgerichtet/ und die Gefangenen herzu gefuͤhret wuͤrden; wel-
ches dann des Koͤniges Getraͤue vor dißmahl muſten geſchehen laſſen. Agis hatte im Tref-
fen eine geringe Wunde an den linken Arm bekommen/ ſtellete ſich/ als ſchmerzete ihm die-
ſelbe ſehr/ und befahl ſeiner Diener einem/ hin nach dem Lager zureiten/ und ſeinen Arzt zu
hohlen daß er ihm den Schaden beſichtigte. Dieſes wahr mit dem Diener alſo angelegt/
wuſte wol was es bedeutete/ und ritte ſchleunig fort nach den Oberſten/ mit welchen Ma-
ſtyes und Agis Abrede genom̃en hatten; Dieſelben nun hatten eine groſſe Anzahl Haͤupt-
leute und Unterhaͤuptleute verſamlet/ und ihnen vorgetragen/ es lieſſe ſich anſehen/ als gin-
ge Feldmarſchalk Dropion mit ſehr gefaͤhrlichen Dingen ſchwanger/ die zu ihres Koͤniges
Untergang gereicheten/ hoffeten demnach gaͤnzlich/ es wuͤrde das geſamte Heer ihres liebẽ
Koͤniges Wolfahrt ihnen laſſen angelegen ſeyn/ und auff allen fal dem Feldmarſchalk ein-
reden/ inſonderheit/ wann derſelbe etwa voꝛnehmen wolte/ die Gefangenen toͤdten zulaſſen/
weil ungezweifelt ſolches an ihrem lieben Koͤnige grauſamlich wuͤrde gerochen werden.
Dieſe erklaͤreten ſich alsbald/ Leib und Leben vor ihres Koͤniges Wolfahrt anzuwenden/
und ſolches/ wie es immermehr koͤnte und moͤchte erfodert werden; es gaͤbe ihnen ſchon
nicht geringen Verdacht/ daß man umb des Koͤniges Rettung ſo gar unbemuͤhet waͤhre.
Die Obriſten/ deren 12 an der Zahl wahren/ bedanketen ſich der Traͤue/ welche ihr Koͤnig
unvergolten nicht laſſen würde/ nahmen auch 40 Haͤuptleute und 30 Unter Haͤuptleute
neben 1000 Reutern zu ſich/ und erwarteten getroſt/ was man ihnen zuentbieten würde.
Zeit wehrender Auffrichtung des Galgen zeigete Maſtyes in ſeiner Geſellen Nahmen den
andern an/ ſie waͤhren alle ſechſe gewilliget/ mit ihrem Gerichte durchaus nichts zuſchaffẽ
zuhaben/ damit ſie deswegen ihrem Koͤnige oder dem Heer nicht duͤrfften Rede und Ant-
wort geben/ deſſen zur Bezeigung ſie auch begehreten/ daß ihnen erlaͤubet waͤhre/ einen ab-
ſonderlichen Siz von ihnen zunehmen/ oder gar davon nach dem Lager zureiten. Dropion
antwortete ihm gar trotzig/ ſie moͤchten ſich nach gefallen ſetzen wo ſie wolten/ aber nach
dem Lager zureiten/ ſolte ihnen verbohten ſeyn. Sie verſchmerzeten dieſes geduldig/ und
hoffeten/ es ſolte noch anders ergehen/ als dieſer ihm eingebildet hatte/ weil ſie auff der 12
Oberſten Redligkeit ſich verlieſſen. Inzwiſchen lagen unſere Helden jedweder in einer
ſchlechten Reuter Huͤtten abſonderlich gebunden auff bloſſer Erde/ und ward ihnen weder
Brod noch Waſſer gegeben/ auch nicht eins nachgefraget/ ob ſie verbunden waͤhren. Her-
kules uͤberlegete bald in ſeinem Siñe/ wie Drop on mit ihnen verfahren wuͤrde/ hatte doch
nicht deſto weniger das Vertrauen zu Gott/ er wuͤrde mit ſeiner Errettung auch daſelbſt
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[789/0795] Achtes Buch. durch fremde Gelder unſere Haͤupter verkaufft und verrahten werden. Die Koͤnigs Ge- traͤuen antworteten unerſchrocken/ ſie wuͤſten ſich aller Verraͤhterey ganz frey und unſchul- dig/ wolten doch dieſe Beſchuldigung keines weges auff ſich erſitzen laſſen/ ſondern zu ſei- ner Zeit anzuhalten wiſſen/ daß der Feldmarſchalk oͤffentlich darlegete/ von was Leuten er ſolche Schreiben haͤtte/ und aus was Gruͤnden er ſie ſo erſchreklicher Verraͤhterey zeihen duͤrffte. Ja/ gab Dropion zur Antwort/ es ſol freilich ein ſolches zu ſeiner Zeit von mir nit verſeumet werden/ biß dahin ein jeder ſich wird gedulden koͤnnen/ weil ichs ſelbſt ſo lange verſchmerzen muß. Befahl darauff einem Oberſten/ die Anordnung zutuhn/ daß auffs al- lerſchleunigſte der Galgen auffgerichtet/ und die Gefangenen herzu gefuͤhret wuͤrden; wel- ches dann des Koͤniges Getraͤue vor dißmahl muſten geſchehen laſſen. Agis hatte im Tref- fen eine geringe Wunde an den linken Arm bekommen/ ſtellete ſich/ als ſchmerzete ihm die- ſelbe ſehr/ und befahl ſeiner Diener einem/ hin nach dem Lager zureiten/ und ſeinen Arzt zu hohlen daß er ihm den Schaden beſichtigte. Dieſes wahr mit dem Diener alſo angelegt/ wuſte wol was es bedeutete/ und ritte ſchleunig fort nach den Oberſten/ mit welchen Ma- ſtyes und Agis Abrede genom̃en hatten; Dieſelben nun hatten eine groſſe Anzahl Haͤupt- leute und Unterhaͤuptleute verſamlet/ und ihnen vorgetragen/ es lieſſe ſich anſehen/ als gin- ge Feldmarſchalk Dropion mit ſehr gefaͤhrlichen Dingen ſchwanger/ die zu ihres Koͤniges Untergang gereicheten/ hoffeten demnach gaͤnzlich/ es wuͤrde das geſamte Heer ihres liebẽ Koͤniges Wolfahrt ihnen laſſen angelegen ſeyn/ und auff allen fal dem Feldmarſchalk ein- reden/ inſonderheit/ wann derſelbe etwa voꝛnehmen wolte/ die Gefangenen toͤdten zulaſſen/ weil ungezweifelt ſolches an ihrem lieben Koͤnige grauſamlich wuͤrde gerochen werden. Dieſe erklaͤreten ſich alsbald/ Leib und Leben vor ihres Koͤniges Wolfahrt anzuwenden/ und ſolches/ wie es immermehr koͤnte und moͤchte erfodert werden; es gaͤbe ihnen ſchon nicht geringen Verdacht/ daß man umb des Koͤniges Rettung ſo gar unbemuͤhet waͤhre. Die Obriſten/ deren 12 an der Zahl wahren/ bedanketen ſich der Traͤue/ welche ihr Koͤnig unvergolten nicht laſſen würde/ nahmen auch 40 Haͤuptleute und 30 Unter Haͤuptleute neben 1000 Reutern zu ſich/ und erwarteten getroſt/ was man ihnen zuentbieten würde. Zeit wehrender Auffrichtung des Galgen zeigete Maſtyes in ſeiner Geſellen Nahmen den andern an/ ſie waͤhren alle ſechſe gewilliget/ mit ihrem Gerichte durchaus nichts zuſchaffẽ zuhaben/ damit ſie deswegen ihrem Koͤnige oder dem Heer nicht duͤrfften Rede und Ant- wort geben/ deſſen zur Bezeigung ſie auch begehreten/ daß ihnen erlaͤubet waͤhre/ einen ab- ſonderlichen Siz von ihnen zunehmen/ oder gar davon nach dem Lager zureiten. Dropion antwortete ihm gar trotzig/ ſie moͤchten ſich nach gefallen ſetzen wo ſie wolten/ aber nach dem Lager zureiten/ ſolte ihnen verbohten ſeyn. Sie verſchmerzeten dieſes geduldig/ und hoffeten/ es ſolte noch anders ergehen/ als dieſer ihm eingebildet hatte/ weil ſie auff der 12 Oberſten Redligkeit ſich verlieſſen. Inzwiſchen lagen unſere Helden jedweder in einer ſchlechten Reuter Huͤtten abſonderlich gebunden auff bloſſer Erde/ und ward ihnen weder Brod noch Waſſer gegeben/ auch nicht eins nachgefraget/ ob ſie verbunden waͤhren. Her- kules uͤberlegete bald in ſeinem Siñe/ wie Drop on mit ihnen verfahren wuͤrde/ hatte doch nicht deſto weniger das Vertrauen zu Gott/ er wuͤrde mit ſeiner Errettung auch daſelbſt erſcheinen/ wo menſchliche Huͤlffe aus und verlohren wahr/ und verlangete ihn nicht we- nig/ g g g g g iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 789. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/795>, abgerufen am 23.11.2024.