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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
auff 60000 schätzeten/ und doch 80000 vol wahren. Unsere Christen traten alsbald zu-
sammen/ und fing Herkules dieses Gebeht unberlaut an/ welches ihm die andern im Herzen
nachsprachen:

HErr JEsus Christ/ du Sohn des Allmächtigen Gottes; du hast die Schändung deines het-
ligen Nahmens heut anhören müssen/ in dem der Wüterich dein gespottet hat. O mein Heyland/ rette
du selbst deines Nahmens Ehre/ wie du sie an dem stolzen Sanherib gerochen/ und durch einen Eu-
gel ihm in einer Nacht 185000 gotlose freche Mordbrenner erwürget hast; wie du den Spötter Pha-
rao mit seinem frechen Heer im Schilffmeer ersäuffet hast. Unser Häufflein ist geringe/ und welches
noch das ärgeste/ ein abergläubisches Häufflein; aber O HErr sihe uns an deine Knechte/ laß unser
Schwert durchdringen/ und erschrecke sie mit deiner Macht/ wie du die Heidnischen Könige vor Abra-
hams wenigen Knechten hast furchtsam gemacht/ auff daß ihnen ihre Gottslästerung nicht frey aus-
gehe. Du HErr kanst so wol durch Wenige und Matte/ als durch Viel und Frische helffen; ja tetz-
schon hastu uns gezeiget/ daß wann dirs gefiele/ du die ganze Welt mit einem einzigen Donnerschlage
ümkehren/ und in das ehmalige Nichts stürzen köntest. Nun HErr unser Gott/ wir deine Kinder ver-
lassen uns auff deinen Nahmen/ dann unser Schwert kan uns nicht helffen; wir trauen auff deine
Barmherzigkeit/ dann unsere Macht ist gegen den Feind als nichts zu rechnen; aber wann du uns dei-
ne Hülffe sendest von deinem Heiligthum/ alsdann werffen wir Panier auff/ dann du HErr bist un-
sere Zuflucht in der Noht/ und der Schild unsers Heils. Deswegen unverzaget/ ihr meine Glaubigen/
mit Gott wollen wir Tahten thun/ er wird unsere Feinde untertreten.

Nach gehaltenem Gebeht gingen sie zu Raht/ wie sie es best anschlagen wolten. König
Henrich meinete/ man müste sich zurük setzen/ ob man einen Vortel/ und die alte Schanze
wieder einbekommen könte/ alsdann währe man geborgen; aber Herkules hielt vors beste/
weil ihre Reuter eine grosse Menge Pferde von den Feinden auffgefangen hatten/ wolten
sie alles Fußvolk beritten machen/ alsdann könten sie noch 120000 Mann ins Feld führen/
mit welcher Menge wol ehmahls 200000 geschlagen währen/ woran doch die Feinde bey
weitem nicht reichen könten/ dann er wüste sicher/ daß der Feinde an diesem Tage an die
80000 und mehr/ erschlagen/ und zur Gegenwehr undüchtig gemacht währen/ welches
man bey der geringen Zahl ihrer überbliebenen Reuterey leicht abnehmen könte; würde
demnach nöhtig seyn/ dem Volke einen Muht zumachen/ und sie zuvertrösten/ ihr Entsaz
aus Teutschland würde gegen Abend verhanden seyn. Dieser Raht ward vor gut gehal-
ten/ und trat Herkules unter das traurige Heer/ sie mit dieser Rede auffzumuntern; ihr
redlichen und ritterlichen Spießgesellen/ wie sehe ich euch doch so traurig/ als ob ihr ver-
schlagen oder Feldflüchtig währet/ da ihr doch heute diesen Tag dem Feinde an die 100000
Mann abgeschlagen/ und seine vorige und gröste Macht bey nahe gar zu Bodem gelegt ha-
bet; lieber lasset mich eure gewöhnliche Freidigkeit sehen/ welche mich aller Furcht des Fein-
des benehmen kan. Eure Schwerter sind ja noch nicht zubrochen; eure Arme nicht Lahm
oder ganz abgehauen. Zwar ich weiß wol/ was euer etliche mir einwenden wollen; der Feind
habe sich gestärket/ und eine grosse Manschafft zum Entsaz bekommen; ja lieben Brüder/
währe auch dieser nit herzugenahet/ würden die übrigen uns nur ein viertel Stündichen
gekostet haben. Meinet ihr aber/ daß sie den Kern ihres Volks auffs lezte gesparret haben?
es ist ein zusammen geraffetes Gesindle/ welches durch die Menge sich selbst hindern und
verderben wird. So ist ja der unsern so ein kleines Häufflein nicht/ daß sie uns einschliessen
und lebendig fressen könten; lasset ihrer den fünfften Teil mehr seyn als der unsern ist/ stär-

ker

Achtes Buch.
auff 60000 ſchaͤtzeten/ und doch 80000 vol wahren. Unſere Chriſten traten alsbald zu-
ſammen/ und fing Herkules dieſes Gebeht ūberlaut an/ welches ihm die andern im Herzen
nachſprachen:

HErꝛ JEſus Chriſt/ du Sohn des Allmaͤchtigen Gottes; du haſt die Schaͤndung deines het-
ligen Nahmens heut anhoͤren muͤſſen/ in dem der Wuͤterich dein geſpottet hat. O mein Heyland/ rette
du ſelbſt deines Nahmens Ehre/ wie du ſie an dem ſtolzen Sanherib gerochen/ und durch einen Eu-
gel ihm in einer Nacht 185000 gotloſe freche Mordbrenner erwuͤrget haſt; wie du den Spoͤtter Pha-
rao mit ſeinem frechen Heer im Schilffmeer erſaͤuffet haſt. Unſer Haͤufflein iſt geringe/ und welches
noch das aͤrgeſte/ ein aberglaͤubiſches Haͤufflein; aber O HErꝛ ſihe uns an deine Knechte/ laß unſer
Schwert durchdringen/ und erſchrecke ſie mit deiner Macht/ wie du die Heidniſchen Koͤnige vor Abra-
hams wenigen Knechten haſt furchtſam gemacht/ auff daß ihnen ihre Gottslaͤſterung nicht frey aus-
gehe. Du HErꝛ kanſt ſo wol durch Wenige und Matte/ als duꝛch Viel und Friſche helffen; ja tetz-
ſchon haſtu uns gezeiget/ daß wann dirs gefiele/ du die ganze Welt mit einem einzigen Donnerſchlage
uͤmkehren/ und in das ehmalige Nichts ſtuͤrzen koͤnteſt. Nun HErꝛ unſer Gott/ wir deine Kinder ver-
laſſen uns auff deinen Nahmen/ dann unſer Schwert kan uns nicht helffen; wir trauen auff deine
Barmherzigkeit/ dann unſere Macht iſt gegen den Feind als nichts zu rechnen; aber wann du uns dei-
ne Huͤlffe ſendeſt von deinem Heiligthum/ alsdann werffen wir Panier auff/ dann du HErꝛ biſt un-
ſere Zuflucht in der Noht/ und der Schild unſers Heils. Deswegen unverzaget/ ihr meine Glaubigen/
mit Gott wollen wir Tahten thun/ er wird unſere Feinde untertreten.

Nach gehaltenem Gebeht gingen ſie zu Raht/ wie ſie es beſt anſchlagen wolten. Koͤnig
Henrich meinete/ man muͤſte ſich zuruͤk ſetzen/ ob man einen Vortel/ und die alte Schanze
wieder einbekommen koͤnte/ alsdañ waͤhre man geborgen; aber Herkules hielt voꝛs beſte/
weil ihre Reuter eine groſſe Menge Pferde von den Feinden auffgefangen hatten/ wolten
ſie alles Fußvolk beritten machen/ alsdann koͤnten ſie noch 120000 Mann ins Feld fuͤhrẽ/
mit welcher Menge wol ehmahls 200000 geſchlagen waͤhren/ woran doch die Feinde bey
weitem nicht reichen koͤnten/ dann er wuͤſte ſicher/ daß der Feinde an dieſem Tage an die
80000 und mehr/ erſchlagen/ und zur Gegenwehr unduͤchtig gemacht waͤhren/ welches
man bey der geringen Zahl ihrer uͤberbliebenen Reuterey leicht abnehmen koͤnte; wuͤrde
demnach noͤhtig ſeyn/ dem Volke einen Muht zumachen/ und ſie zuvertroͤſten/ ihr Entſaz
aus Teutſchland wuͤrde gegen Abend verhanden ſeyn. Dieſer Raht ward vor gut gehal-
ten/ und trat Herkules unter das traurige Heer/ ſie mit dieſer Rede auffzumuntern; ihr
redlichen und ritterlichen Spießgeſellen/ wie ſehe ich euch doch ſo traurig/ als ob ihr ver-
ſchlagen odeꝛ Feldfluͤchtig waͤhret/ da ihr doch heute dieſen Tag dem Feinde an die 100000
Mann abgeſchlagen/ und ſeine vorige und groͤſte Macht bey nahe gar zu Bodem gelegt ha-
bet; liebeꝛ laſſet mich eure gewoͤhnliche Freidigkeit ſehen/ welche mich alleꝛ Fuꝛcht des Fein-
des benehmen kan. Eure Schwerter ſind ja noch nicht zubrochen; eure Arme nicht Lahm
oder ganz abgehauen. Zwaꝛ ich weiß wol/ was eueꝛ etliche mir einwenden wollen; der Feind
habe ſich geſtaͤrket/ und eine groſſe Manſchafft zum Entſaz bekommen; ja lieben Bruͤder/
waͤhre auch dieſer nit herzugenahet/ wuͤrden die uͤbrigen uns nur ein viertel Stuͤndichen
gekoſtet haben. Meinet ihr aber/ daß ſie den Kern ihres Volks auffs lezte geſparret haben?
es iſt ein zuſammen geraffetes Geſindle/ welches durch die Menge ſich ſelbſt hindern und
verderben wird. So iſt ja der unſern ſo ein kleines Haͤufflein nicht/ daß ſie uns einſchlieſſen
und lebendig freſſen koͤnten; laſſet ihrer den fuͤnfften Teil mehr ſeyn als der unſern iſt/ ſtaͤr-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 776. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/782>, abgerufen am 23.11.2024.