Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Achtes Buch.
sie haben an der ihren Niederlage sich wol zu spiegeln/ und können daher/ wo sie nicht ver-
blendet sind/ fein lernen/ was vor einen Lohn der allerhöchste Gott den Räubern/ Mördern
und Mordbrennern mitzuteilen pflege. Der ander wahr nicht viel bey solchen werbungen
gewesen/ nam das eingereichete zu sich/ und ging damit nach des Königes Zelt/ da inzwischen
der unsere auff seinem schnellen Pferde glüklich davon kam/ sonst würde man sein übel ge-
wartet haben; dann so bald jener seinem Könige neben erzählung der Rede/ die er fein be-
halten hatte/ alles vortrug/ ward er alsbald angeknüpfet/ und fassete Mnata neben Dropion
und andern Kriegs Obersten daher solchen Grim/ daß sie schwuren/ es ungerochen nicht zu
lassen; ja/ sagten etliche/ es währe dieser Schimpf mit dem vorigen schäbichten Hunde fast
gleich zu schätzen. Die übrigen beyden Tage des anstandes wurden ohn alle denkwürdige
Begebnissen hingebracht/ nur daß man allerseits die Völker übete/ und das Gewehr wol
versahe. Des lezten Abends bekam König Mnata bey eiliger Botschaft die Zeitung/ daß
sein treflicher Entsaz in der nähe währe/ dessen er sich sehr freuete/ lieferte die Bömischen
Geisel/ und foderte die seinen wieder ab/ worauff er alsbald/ noch desselbigen Abends/ den
vorigen Heerhold an König Ladisla schickete/ und ihn erinnern ließ/ daß die Zeit der offe-
nen Feldschlacht Morgen früh seyn würde/ dero behueff er zwo gute Meilen zurük gehen
wolte/ und ihnen raum gnug machen/ sich zur Schlacht einzustellen. Aber Ladisla gab ihm
kurzen Bescheid/ ob seinem Könige irgend träumete; es währe ihm ja die Macht nicht ein-
geräumet/ daß er ihm vorschreiben solte; wann seine Zeit zur Schlacht kommen würde/
solte er noch mehr als zu früh erfahren/ hoffete auch in kurzen ihm so nahe zu treten/ daß er
ihm freilich raum genung lassen solte. Mnata hatte sich dieses Abschlages nicht vermuh-
tet/ nam nicht desto weniger seinen Abzug/ und schickete diesen Heerhold abermahl an ihn/
mit diesem vorbringen; ob die Böhmen unter der Teutschen Beschützung sich nicht schä-
meten/ daß sie ihre Feinde mitten im Lande liegen hätten/ und ohn wagung einer redlichen
Schlacht/ sie vor sich sehen könten; man hätte gedacht/ sie würden durch das nähst erhal-
tene Sieglein/ da 120 Teutsche und Bömische Kriegs Obersten/ wieder so viel gemeine
Pannonische Reuter gekämpfet/ einen Muht geschöpfet haben/ welches sich aber nicht fin-
den wolte; währe Ladisla ein Kriegsheld/ wie ihn etliche nennen dürften/ solte er sich finden
lassen/ oder es nicht vor übel auffnehmen/ daß man ihn mit einem grossen feigen Herzen
abmahlete. Es kähme dem Pannonischen Könige glaubwirdig vor/ ob solte er seine ural-
ten Landgötter verleugnet/ und an deren stat einen erhenketen angenommen haben; währe
dem nun also/ müste er gedenken/ die Pannonier währen von den Bömischen Göttern auf-
gemahnet/ ihren Schimpf zu rächen. Hätte er dann das Vertrauen zu seinem neugebacke-
nen Gott/ daß er mächtiger als die Alten währe/ warumb stellete er sich dann so zaghaftig/
und dürfte auff die angebohtene Schlacht keinen richtigen Bescheid geben; er der Pan-
nonische König währe schon vorhin/ und hinter sich gewichen/ den Böhmen raum zu ma-
chen/ würden sie folgen/ wolten sie auff gut Landknechtisch handeln/ wo nicht/ müste er ihm
einen andern Streich sehen lassen/ als einer der seiner guten Sache/ seinem Glük und sei-
nen Fäusten trauete. Ladisla empfand nichts über al so hoch/ als daß er die verächtliche Got-
teslästerung anhören muste/ wolte dem Heerhold keine Antwort geben/ sondern ließ ihn
verwahrlich anhalten/ beredete sich mit den übrigen Fürsten/ und hielt mit allen Christen

(unter

Achtes Buch.
ſie haben an der ihren Niederlage ſich wol zu ſpiegeln/ und koͤnnen daher/ wo ſie nicht ver-
blendet ſind/ fein lernen/ was vor einen Lohn der allerhoͤchſte Gott den Raͤubern/ Moͤrdern
und Mordbrennern mitzuteilen pflege. Der ander wahr nicht viel bey ſolchen werbungen
geweſen/ nam das eingereichete zu ſich/ und ging damit nach des Koͤniges Zelt/ da inzwiſchẽ
der unſere auff ſeinem ſchnellen Pferde gluͤklich davon kam/ ſonſt wuͤrde man ſein uͤbel ge-
wartet haben; dann ſo bald jener ſeinem Koͤnige neben erzaͤhlung der Rede/ die er fein be-
halten hatte/ alles vortrug/ ward er alsbald angeknuͤpfet/ und faſſete Mnata neben Dropion
und andern Kriegs Oberſten daher ſolchen Grim/ daß ſie ſchwuren/ es ungerochen nicht zu
laſſen; ja/ ſagten etliche/ es waͤhre dieſer Schimpf mit dem vorigen ſchaͤbichten Hunde faſt
gleich zu ſchaͤtzen. Die uͤbrigen beyden Tage des anſtandes wurden ohn alle denkwuͤrdige
Begebniſſen hingebracht/ nur daß man allerſeits die Voͤlker uͤbete/ und das Gewehr wol
verſahe. Des lezten Abends bekam Koͤnig Mnata bey eiliger Botſchaft die Zeitung/ daß
ſein treflicher Entſaz in der naͤhe waͤhre/ deſſen er ſich ſehr freuete/ lieferte die Boͤmiſchen
Geiſel/ und foderte die ſeinen wieder ab/ worauff er alsbald/ noch deſſelbigen Abends/ den
vorigen Heerhold an Koͤnig Ladiſla ſchickete/ und ihn erinnern ließ/ daß die Zeit der offe-
nen Feldſchlacht Morgen fruͤh ſeyn wuͤrde/ dero behueff er zwo gute Meilen zuruͤk gehen
wolte/ und ihnen raum gnug machen/ ſich zur Schlacht einzuſtellen. Aber Ladiſla gab ihm
kurzen Beſcheid/ ob ſeinem Koͤnige irgend traͤumete; es waͤhre ihm ja die Macht nicht ein-
geraͤumet/ daß er ihm vorſchreiben ſolte; wann ſeine Zeit zur Schlacht kommen würde/
ſolte er noch mehr als zu fruͤh erfahren/ hoffete auch in kurzen ihm ſo nahe zu treten/ daß er
ihm freilich raum genung laſſen ſolte. Mnata hatte ſich dieſes Abſchlages nicht vermuh-
tet/ nam nicht deſto weniger ſeinen Abzug/ und ſchickete dieſen Heerhold abermahl an ihn/
mit dieſem vorbringen; ob die Boͤhmen unter der Teutſchen Beſchuͤtzung ſich nicht ſchaͤ-
meten/ daß ſie ihre Feinde mitten im Lande liegen haͤtten/ und ohn wagung einer redlichen
Schlacht/ ſie vor ſich ſehen koͤnten; man haͤtte gedacht/ ſie wuͤrden durch das naͤhſt erhal-
tene Sieglein/ da 120 Teutſche und Boͤmiſche Kriegs Oberſten/ wieder ſo viel gemeine
Pannoniſche Reuter gekaͤmpfet/ einen Muht geſchoͤpfet haben/ welches ſich aber nicht fin-
den wolte; waͤhre Ladiſla ein Kriegsheld/ wie ihn etliche nennen duͤrften/ ſolte er ſich finden
laſſen/ oder es nicht vor uͤbel auffnehmen/ daß man ihn mit einem groſſen feigen Herzen
abmahlete. Es kaͤhme dem Pannoniſchen Koͤnige glaubwirdig vor/ ob ſolte er ſeine ural-
ten Landgoͤtter verleugnet/ und an deren ſtat einen erhenketen angenommen haben; waͤhre
dem nun alſo/ muͤſte er gedenken/ die Pannonier waͤhren von den Boͤmiſchen Goͤttern auf-
gemahnet/ ihren Schimpf zu raͤchen. Haͤtte er dann das Vertrauen zu ſeinem neugebacke-
nen Gott/ daß er maͤchtiger als die Alten waͤhre/ warumb ſtellete er ſich dann ſo zaghaftig/
und duͤrfte auff die angebohtene Schlacht keinen richtigen Beſcheid geben; er der Pan-
noniſche Koͤnig waͤhre ſchon vorhin/ und hinter ſich gewichen/ den Boͤhmen raum zu ma-
chen/ wuͤrden ſie folgen/ wolten ſie auff gut Landknechtiſch handeln/ wo nicht/ muͤſte er ihm
einen andern Streich ſehen laſſen/ als einer der ſeiner guten Sache/ ſeinem Gluͤk und ſei-
nen Faͤuſten trauete. Ladiſla empfand nichts uͤber al ſo hoch/ als daß er die veraͤchtliche Got-
teslaͤſterung anhoͤren muſte/ wolte dem Heerhold keine Antwort geben/ ſondern ließ ihn
verwahrlich anhalten/ beredete ſich mit den übrigen Fuͤrſten/ und hielt mit allen Chriſten

(unter
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0773" n="767"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Achtes Buch.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ie haben an der ihren Niederlage &#x017F;ich wol zu &#x017F;piegeln/ und ko&#x0364;nnen daher/ wo &#x017F;ie nicht ver-<lb/>
blendet &#x017F;ind/ fein lernen/ was vor einen Lohn der allerho&#x0364;ch&#x017F;te Gott den Ra&#x0364;ubern/ Mo&#x0364;rdern<lb/>
und Mordbrennern mitzuteilen pflege. Der ander wahr nicht viel bey &#x017F;olchen werbungen<lb/>
gewe&#x017F;en/ nam das eingereichete zu &#x017F;ich/ und ging damit nach des Ko&#x0364;niges Zelt/ da inzwi&#x017F;che&#x0303;<lb/>
der un&#x017F;ere auff &#x017F;einem &#x017F;chnellen Pferde glu&#x0364;klich davon kam/ &#x017F;on&#x017F;t wu&#x0364;rde man &#x017F;ein u&#x0364;bel ge-<lb/>
wartet haben; dann &#x017F;o bald jener &#x017F;einem Ko&#x0364;nige neben erza&#x0364;hlung der Rede/ die er fein be-<lb/>
halten hatte/ alles vortrug/ ward er alsbald angeknu&#x0364;pfet/ und fa&#x017F;&#x017F;ete Mnata neben Dropion<lb/>
und andern Kriegs Ober&#x017F;ten daher &#x017F;olchen Grim/ daß &#x017F;ie &#x017F;chwuren/ es ungerochen nicht zu<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en; ja/ &#x017F;agten etliche/ es wa&#x0364;hre die&#x017F;er Schimpf mit dem vorigen &#x017F;cha&#x0364;bichten Hunde fa&#x017F;t<lb/>
gleich zu &#x017F;cha&#x0364;tzen. Die u&#x0364;brigen beyden Tage des an&#x017F;tandes wurden ohn alle denkwu&#x0364;rdige<lb/>
Begebni&#x017F;&#x017F;en hingebracht/ nur daß man aller&#x017F;eits die Vo&#x0364;lker u&#x0364;bete/ und das Gewehr wol<lb/>
ver&#x017F;ahe. Des lezten Abends bekam Ko&#x0364;nig Mnata bey eiliger Bot&#x017F;chaft die Zeitung/ daß<lb/>
&#x017F;ein treflicher Ent&#x017F;az in der na&#x0364;he wa&#x0364;hre/ de&#x017F;&#x017F;en er &#x017F;ich &#x017F;ehr freuete/ lieferte die Bo&#x0364;mi&#x017F;chen<lb/>
Gei&#x017F;el/ und foderte die &#x017F;einen wieder ab/ worauff er alsbald/ noch de&#x017F;&#x017F;elbigen Abends/ den<lb/>
vorigen Heerhold an Ko&#x0364;nig Ladi&#x017F;la &#x017F;chickete/ und ihn erinnern ließ/ daß die Zeit der offe-<lb/>
nen Feld&#x017F;chlacht Morgen fru&#x0364;h &#x017F;eyn wu&#x0364;rde/ dero behueff er zwo gute Meilen zuru&#x0364;k gehen<lb/>
wolte/ und ihnen raum gnug machen/ &#x017F;ich zur Schlacht einzu&#x017F;tellen. Aber Ladi&#x017F;la gab ihm<lb/>
kurzen Be&#x017F;cheid/ ob &#x017F;einem Ko&#x0364;nige irgend tra&#x0364;umete; es wa&#x0364;hre ihm ja die Macht nicht ein-<lb/>
gera&#x0364;umet/ daß er ihm vor&#x017F;chreiben &#x017F;olte; wann &#x017F;eine Zeit zur Schlacht kommen würde/<lb/>
&#x017F;olte er noch mehr als zu fru&#x0364;h erfahren/ hoffete auch in kurzen ihm &#x017F;o nahe zu treten/ daß er<lb/>
ihm freilich raum genung la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olte. Mnata hatte &#x017F;ich die&#x017F;es Ab&#x017F;chlages nicht vermuh-<lb/>
tet/ nam nicht de&#x017F;to weniger &#x017F;einen Abzug/ und &#x017F;chickete die&#x017F;en Heerhold abermahl an ihn/<lb/>
mit die&#x017F;em vorbringen; ob die Bo&#x0364;hmen unter der Teut&#x017F;chen Be&#x017F;chu&#x0364;tzung &#x017F;ich nicht &#x017F;cha&#x0364;-<lb/>
meten/ daß &#x017F;ie ihre Feinde mitten im Lande liegen ha&#x0364;tten/ und ohn wagung einer redlichen<lb/>
Schlacht/ &#x017F;ie vor &#x017F;ich &#x017F;ehen ko&#x0364;nten; man ha&#x0364;tte gedacht/ &#x017F;ie wu&#x0364;rden durch das na&#x0364;h&#x017F;t erhal-<lb/>
tene Sieglein/ da 120 Teut&#x017F;che und Bo&#x0364;mi&#x017F;che Kriegs Ober&#x017F;ten/ wieder &#x017F;o viel gemeine<lb/>
Pannoni&#x017F;che Reuter geka&#x0364;mpfet/ einen Muht ge&#x017F;cho&#x0364;pfet haben/ welches &#x017F;ich aber nicht fin-<lb/>
den wolte; wa&#x0364;hre Ladi&#x017F;la ein Kriegsheld/ wie ihn etliche nennen du&#x0364;rften/ &#x017F;olte er &#x017F;ich finden<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en/ oder es nicht vor u&#x0364;bel auffnehmen/ daß man ihn mit einem gro&#x017F;&#x017F;en feigen Herzen<lb/>
abmahlete. Es ka&#x0364;hme dem Pannoni&#x017F;chen Ko&#x0364;nige glaubwirdig vor/ ob &#x017F;olte er &#x017F;eine ural-<lb/>
ten Landgo&#x0364;tter verleugnet/ und an deren &#x017F;tat einen erhenketen angenommen haben; wa&#x0364;hre<lb/>
dem nun al&#x017F;o/ mu&#x0364;&#x017F;te er gedenken/ die Pannonier wa&#x0364;hren von den Bo&#x0364;mi&#x017F;chen Go&#x0364;ttern auf-<lb/>
gemahnet/ ihren Schimpf zu ra&#x0364;chen. Ha&#x0364;tte er dann das Vertrauen zu &#x017F;einem neugebacke-<lb/>
nen Gott/ daß er ma&#x0364;chtiger als die Alten wa&#x0364;hre/ warumb &#x017F;tellete er &#x017F;ich dann &#x017F;o zaghaftig/<lb/>
und du&#x0364;rfte auff die angebohtene Schlacht keinen richtigen Be&#x017F;cheid geben; er der Pan-<lb/>
noni&#x017F;che Ko&#x0364;nig wa&#x0364;hre &#x017F;chon vorhin/ und hinter &#x017F;ich gewichen/ den Bo&#x0364;hmen raum zu ma-<lb/>
chen/ wu&#x0364;rden &#x017F;ie folgen/ wolten &#x017F;ie auff gut Landknechti&#x017F;ch handeln/ wo nicht/ mu&#x0364;&#x017F;te er ihm<lb/>
einen andern Streich &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en/ als einer der &#x017F;einer guten Sache/ &#x017F;einem Glu&#x0364;k und &#x017F;ei-<lb/>
nen Fa&#x0364;u&#x017F;ten trauete. Ladi&#x017F;la empfand nichts u&#x0364;ber al &#x017F;o hoch/ als daß er die vera&#x0364;chtliche Got-<lb/>
tesla&#x0364;&#x017F;terung anho&#x0364;ren mu&#x017F;te/ wolte dem Heerhold keine Antwort geben/ &#x017F;ondern ließ ihn<lb/>
verwahrlich anhalten/ beredete &#x017F;ich mit den übrigen Fu&#x0364;r&#x017F;ten/ und hielt mit allen Chri&#x017F;ten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">(unter</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[767/0773] Achtes Buch. ſie haben an der ihren Niederlage ſich wol zu ſpiegeln/ und koͤnnen daher/ wo ſie nicht ver- blendet ſind/ fein lernen/ was vor einen Lohn der allerhoͤchſte Gott den Raͤubern/ Moͤrdern und Mordbrennern mitzuteilen pflege. Der ander wahr nicht viel bey ſolchen werbungen geweſen/ nam das eingereichete zu ſich/ und ging damit nach des Koͤniges Zelt/ da inzwiſchẽ der unſere auff ſeinem ſchnellen Pferde gluͤklich davon kam/ ſonſt wuͤrde man ſein uͤbel ge- wartet haben; dann ſo bald jener ſeinem Koͤnige neben erzaͤhlung der Rede/ die er fein be- halten hatte/ alles vortrug/ ward er alsbald angeknuͤpfet/ und faſſete Mnata neben Dropion und andern Kriegs Oberſten daher ſolchen Grim/ daß ſie ſchwuren/ es ungerochen nicht zu laſſen; ja/ ſagten etliche/ es waͤhre dieſer Schimpf mit dem vorigen ſchaͤbichten Hunde faſt gleich zu ſchaͤtzen. Die uͤbrigen beyden Tage des anſtandes wurden ohn alle denkwuͤrdige Begebniſſen hingebracht/ nur daß man allerſeits die Voͤlker uͤbete/ und das Gewehr wol verſahe. Des lezten Abends bekam Koͤnig Mnata bey eiliger Botſchaft die Zeitung/ daß ſein treflicher Entſaz in der naͤhe waͤhre/ deſſen er ſich ſehr freuete/ lieferte die Boͤmiſchen Geiſel/ und foderte die ſeinen wieder ab/ worauff er alsbald/ noch deſſelbigen Abends/ den vorigen Heerhold an Koͤnig Ladiſla ſchickete/ und ihn erinnern ließ/ daß die Zeit der offe- nen Feldſchlacht Morgen fruͤh ſeyn wuͤrde/ dero behueff er zwo gute Meilen zuruͤk gehen wolte/ und ihnen raum gnug machen/ ſich zur Schlacht einzuſtellen. Aber Ladiſla gab ihm kurzen Beſcheid/ ob ſeinem Koͤnige irgend traͤumete; es waͤhre ihm ja die Macht nicht ein- geraͤumet/ daß er ihm vorſchreiben ſolte; wann ſeine Zeit zur Schlacht kommen würde/ ſolte er noch mehr als zu fruͤh erfahren/ hoffete auch in kurzen ihm ſo nahe zu treten/ daß er ihm freilich raum genung laſſen ſolte. Mnata hatte ſich dieſes Abſchlages nicht vermuh- tet/ nam nicht deſto weniger ſeinen Abzug/ und ſchickete dieſen Heerhold abermahl an ihn/ mit dieſem vorbringen; ob die Boͤhmen unter der Teutſchen Beſchuͤtzung ſich nicht ſchaͤ- meten/ daß ſie ihre Feinde mitten im Lande liegen haͤtten/ und ohn wagung einer redlichen Schlacht/ ſie vor ſich ſehen koͤnten; man haͤtte gedacht/ ſie wuͤrden durch das naͤhſt erhal- tene Sieglein/ da 120 Teutſche und Boͤmiſche Kriegs Oberſten/ wieder ſo viel gemeine Pannoniſche Reuter gekaͤmpfet/ einen Muht geſchoͤpfet haben/ welches ſich aber nicht fin- den wolte; waͤhre Ladiſla ein Kriegsheld/ wie ihn etliche nennen duͤrften/ ſolte er ſich finden laſſen/ oder es nicht vor uͤbel auffnehmen/ daß man ihn mit einem groſſen feigen Herzen abmahlete. Es kaͤhme dem Pannoniſchen Koͤnige glaubwirdig vor/ ob ſolte er ſeine ural- ten Landgoͤtter verleugnet/ und an deren ſtat einen erhenketen angenommen haben; waͤhre dem nun alſo/ muͤſte er gedenken/ die Pannonier waͤhren von den Boͤmiſchen Goͤttern auf- gemahnet/ ihren Schimpf zu raͤchen. Haͤtte er dann das Vertrauen zu ſeinem neugebacke- nen Gott/ daß er maͤchtiger als die Alten waͤhre/ warumb ſtellete er ſich dann ſo zaghaftig/ und duͤrfte auff die angebohtene Schlacht keinen richtigen Beſcheid geben; er der Pan- noniſche Koͤnig waͤhre ſchon vorhin/ und hinter ſich gewichen/ den Boͤhmen raum zu ma- chen/ wuͤrden ſie folgen/ wolten ſie auff gut Landknechtiſch handeln/ wo nicht/ muͤſte er ihm einen andern Streich ſehen laſſen/ als einer der ſeiner guten Sache/ ſeinem Gluͤk und ſei- nen Faͤuſten trauete. Ladiſla empfand nichts uͤber al ſo hoch/ als daß er die veraͤchtliche Got- teslaͤſterung anhoͤren muſte/ wolte dem Heerhold keine Antwort geben/ ſondern ließ ihn verwahrlich anhalten/ beredete ſich mit den übrigen Fuͤrſten/ und hielt mit allen Chriſten (unter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/773
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 767. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/773>, abgerufen am 23.11.2024.