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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
schickete/ welcher ohn gesuchten freien Abzug ihnen ankündigte/ dafern sie sich nit stündlich
ergeben/ das Gewehr niederlegen/ und umb Gnade wegen des geschehenen Verbrechens
anhalten würden/ solte im ganzen Königreich Böhmen keine lebendige Seele bleiben/ auch
des Kindes in Mutter Leibe nicht verschonet werden; das ganze Land müste zur Wüsteney
gedeyen/ und König Ladisla nebest allen seinen Anverwanten den jezt auffgerichteten Gal-
gen bekleiden. Ladisla hörete dieses mit dem allerbewäglichsten Eifer an/ ließ ihn hinein führen/
und fragete ihn mit grimmigen Angesicht/ wer ihn so verwägen gemacht hätte/ daß er ei-
nem Könige in seinem Reiche den Galgen and[rä]uen dürffte; befahl schleunigst einen Gal-
gen oben auff der Brustwehr zu richten/ und den frechen Buben daran zu hängen; aber
durch König Heinrichs Vorbitte schenckete er jhm das Leben/ weil er vorgab/ er wolte end-
lich gerne am Galgen sterben/ und es vor eine Gnade rechnen/ massen/ wann er sich im ge-
ringsten gewegert hätte diese Werbung abzulegen/ würde ihm der schmerzhafteste Tod auff
Dropions Befehl angetahn worden seyn. Doch ließ ihn Ladisla Mutternacket außzihen/
mit Koht beschmieren/ die Hände auff den Rücken/ und einen schäbichten Hund auff die
Schulder binden/ hernach rüklings ihn auff ein reudiges Pferd setzen/ und einen gefange-
nen Pannonier/ nach zustümmelten Fingern/ Nase/ und Ohren/ zugeben/ der ihn unter sol-
chen Schmerzen bey dem Zügel hinleiten muste/ gab ihm auch diese Antwort/ seinem Kö-
nige zubringen: Redliche Teutschen und Böhmen währen bißher nicht gewohnet/ sich auff
Gnade und Ungnade zuergeben/ noch ehe sie angegriffen würden/ viel weniger dem Diebs-
Henker den Hals zum Stricke darzubieten; währe Mnata ein redlicher König/ würde er
deßgleichen Beschimpffung keinem König- oder Fürstlichem Blute anmuhten; er vor sein
Häupt achtete seiner Dräuungen gar nicht/ durch welche er sich nicht als ein König/ son-
dern als ein schändlicher Wüterich erzeigete/ dem er aber sein Schwert entgegen setzen/
und ihn versichern wolte/ dafern die Galgen Bedräuung nit in 24 Stundenfrist widerruffen
würde/ wolte er eben denselben daran henken lassen/ der ihn auffzurichten befohlen hätte.
Hiebey gab er ihm einen offenen Außfoderungs-Brief an Mnata/ welcher also lautete:

Mnata/ währestu ein redlicher König/ würdestu Königl. Hocheit nimmermehr biß an den
Diebes-Galgen beschimpffen/ insonderheit/ weil man dir nicht/ als Kriegsrecht/ und zwar anff gelin-
de Weise hat wiederfahren lassen. Weil dann dieser Schtmpff gar zu schändlich/ und der Anstiffter
dessen nicht wert ist/ daß er eines Königes Nahmen tragen sol/ hastu dich solcher Benennung selbst
beraubet/ die ich dir sonst nicht würde gewegert haben. Damit du aber sehest/ wie gering ich deinen
Troz halte und schätze/ habe ich dir deinen Bohten in solcher gestalt wieder geschikt/ wie du es verdie-
net hast; Und dafern noch eine Ader eines redlichen Königes und Ritters an dir ist/ so stelle dich mit
rittermässigem Gewehr ein zwischen meinem und deinem Lager/ woselbst ich deiner warten/ und von
dir nicht scheiden wil/ es sey dann/ daß du oder ich durch das Straff-Schwert abgeschlachtet werde.
Wegerstu dich dessen/ so schrecket dich deines Gewissens Brandmahl/ und machest dich selbst zu einem
solchen/ der keines redlichen Königes Schwerts wirdig sey. Ladisla dein geschworner Feind.

Der elende Trometer brachte seinem Könige diese Antwort nebest dem Absagsbrieffe;
welcher nebest seinem Dropion und den andern Obersten/ sich nicht anderst geberdete/
als wolten sie unsinnig werden. Das Ausfoderungs-Schreiben ward gelesen/ und umb-
gefraget/ was zu tuhn währe; da Dropion zwar den Kampf nicht rahten durfte/ und ihn
doch herzlich gerne gesehen hätte/ währe ihm auch lieber gewesen/ daß sein König/ als La-

disla

Achtes Buch.
ſchickete/ welcher ohn geſuchten freien Abzug ihnẽ ankuͤndigte/ dafern ſie ſich nit ſtuͤndlich
ergeben/ das Gewehr niederlegen/ und umb Gnade wegen des geſchehenen Verbrechens
anhalten wuͤrden/ ſolte im ganzen Koͤnigreich Boͤhmen keine lebendige Seele bleiben/ auch
des Kindes in Mutter Leibe nicht verſchonet werden; das ganze Land muͤſte zur Wuͤſteney
gedeyen/ und Koͤnig Ladiſla nebeſt allen ſeinen Anverwanten den jezt auffgerichteten Gal-
gen bekleiden. Ladiſla hoͤrete dieſes mit dem allerbewaͤglichſtẽ Eifeꝛ an/ ließ ihn hinein fuͤhꝛẽ/
und fragete ihn mit grimmigen Angeſicht/ wer ihn ſo verwaͤgen gemacht haͤtte/ daß er ei-
nem Koͤnige in ſeinem Reiche den Galgen and[raͤ]uen dürffte; befahl ſchleunigſt einen Gal-
gen oben auff der Bruſtwehr zu richten/ und den frechen Buben daran zu haͤngen; aber
durch Koͤnig Heinrichs Vorbitte ſchenckete er jhm das Leben/ weil er vorgab/ er wolte end-
lich gerne am Galgen ſterben/ und es vor eine Gnade rechnen/ maſſen/ wann er ſich im ge-
ringſten gewegert haͤtte dieſe Werbung abzulegen/ wuͤrde ihm der ſchmerzhafteſte Tod auff
Dropions Befehl angetahn worden ſeyn. Doch ließ ihn Ladiſla Mutternacket außzihen/
mit Koht beſchmieren/ die Haͤnde auff den Ruͤcken/ und einen ſchaͤbichten Hund auff die
Schulder binden/ hernach rüklings ihn auff ein reudiges Pferd ſetzen/ und einen gefange-
nen Pannonier/ nach zuſtuͤmmelten Fingern/ Naſe/ und Ohren/ zugeben/ der ihn unter ſol-
chen Schmerzen bey dem Zuͤgel hinleiten muſte/ gab ihm auch dieſe Antwort/ ſeinem Koͤ-
nige zubringen: Redliche Teutſchen und Boͤhmen waͤhꝛen bißher nicht gewohnet/ ſich auff
Gnade und Ungnade zuergeben/ noch ehe ſie angegriffen wuͤrden/ viel weniger dem Diebs-
Henker den Hals zum Stricke darzubieten; waͤhre Mnata ein redlicher Koͤnig/ wuͤrde er
deßgleichen Beſchimpffung keinem Koͤnig- oder Fuͤrſtlichem Blute anmuhten; er vor ſein
Haͤupt achtete ſeiner Dꝛaͤuungen gar nicht/ durch welche er ſich nicht als ein Koͤnig/ ſon-
dern als ein ſchaͤndlicher Wuͤterich erzeigete/ dem er aber ſein Schwert entgegen ſetzen/
und ihn verſichern wolte/ dafern die Galgen Bedraͤuung nit in 24 Stundenfriſt widerꝛuffẽ
wuͤrde/ wolte er eben denſelben daran henken laſſen/ der ihn auffzurichten befohlen haͤtte.
Hiebey gab er ihm einen offenen Außfoderungs-Brief an Mnata/ welcher alſo lautete:

Mnata/ waͤhreſtu ein redlicher Koͤnig/ wuͤrdeſtu Koͤnigl. Hocheit nimmermehr biß an den
Diebes-Galgen beſchimpffen/ inſonderheit/ weil man dir nicht/ als Kriegsrecht/ und zwar anff gelin-
de Weiſe hat wiederfahren laſſen. Weil dann dieſer Schtmpff gar zu ſchaͤndlich/ und der Anſtiffter
deſſen nicht wert iſt/ daß er eines Koͤniges Nahmen tragen ſol/ haſtu dich ſolcher Benennung ſelbſt
beraubet/ die ich dir ſonſt nicht wuͤrde gewegert haben. Damit du aber ſeheſt/ wie gering ich deinen
Troz halte und ſchaͤtze/ habe ich dir deinen Bohten in ſolcher geſtalt wieder geſchikt/ wie du es verdie-
net haſt; Und dafern noch eine Ader eines redlichen Koͤniges und Ritters an dir iſt/ ſo ſtelle dich mit
rittermaͤſſigem Gewehr ein zwiſchen meinem und deinem Lager/ woſelbſt ich deiner warten/ und von
dir nicht ſcheiden wil/ es ſey dann/ daß du oder ich durch das Straff-Schwert abgeſchlachtet werde.
Wegerſtu dich deſſen/ ſo ſchrecket dich deines Gewiſſens Brandmahl/ und macheſt dich ſelbſt zu einem
ſolchen/ der keines redlichen Koͤniges Schwerts wirdig ſey. Ladiſla dein geſchworner Feind.

Der elende Trometer brachte ſeinem Koͤnige dieſe Antwoꝛt nebeſt dem Abſagsbrieffe;
welcher nebeſt ſeinem Dropion und den andern Oberſten/ ſich nicht anderſt geberdete/
als wolten ſie unſinnig werden. Das Ausfoderungs-Schreiben ward geleſen/ und umb-
gefraget/ was zu tuhn waͤhre; da Dropion zwar den Kampf nicht rahten durfte/ und ihn
doch herzlich gerne geſehen haͤtte/ waͤhre ihm auch lieber geweſen/ daß ſein Koͤnig/ als La-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 750. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/756>, abgerufen am 23.11.2024.