Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.Achtes Buch. Herr/ antwortete er/ ich wil willig sterben/ oder das jezt empfangene Geschenk dergestalt er-setzen/ daß durch ganz Pannonien ich dessen hoffe Ehr und Ruhm zuerlangen; dann Eure Hocheit versichere ich/ daß ehe dann vier Tage zum Ende lauffen/ das feindliche Lager in vollen Flammen stehen sol. Sonsten hoffen sie auff neue Teutsche Hülffe/ aber sie fürchten selbst/ daß sie zuspät ankommen dürffte/ und weiß ich wol so viel/ daß des Landes Inwoh- ner ein schlechtes Vertrauen zu ihrem alten und jungen Könige tragen/ weil sie die alten Land Götter verleugnet/ und einen fremden Gott sollen angenommen haben. Ich wil aber/ wo es euch sonsten also gefället/ mich/ als währe ich entflohen/ bey ihnen wieder einstellen/ und wie ihr michs heissen werdet/ ihnen Bericht geben; dann ich weiß/ daß sie mir mehr/ als allen euren Leuten/ welche sie gefangen hinweg geführet/ trauen werden; heut aber über zween Tage so erwartet meiner/ alsdann wil ich euch ein unfehlbares Zeichen meiner Träue/ so ich meinem Könige und dem lieben Vaterlande schuldig bin/ sehen lassen; und werdet ihr Helden inzwischen nicht unterlassen/ die Feinde in ihrem vergrabenen Lager zubegrüs- sen. Dieses erbieten gefiel den Häuptleuten so wol/ daß sie zusammen schossen/ und ihm ei- nen mit Golde beladenen Maul Esel schenketen/ davor er Mordbrenner zubestellen/ und dz Lager anzünden zulassen/ sich äidlich verband; nahm damit Abscheid/ und kam vier Stun- den nach Leches in ihrem Lager an. Als seine Mitgesellen ihn von ferne mit einem wolge- putzeten Pferde und beladenen Maul Esel sahen daher stechen/ sagte einer zu dem andern; Sehet da komt der abgefeimte Schalk her/ gilt wo er sich nicht mit seiner Pannonischen Sprache frey loßgelogen hat; lieffen ihm bey 10 und 20 entgegen/ und wolten wissen/ wie es ihm bey den Feinden ergangen währe. Ihr Narren/ sagte er/ kuntet ihr euch nicht zu- gleich mit mir lassen gefangen nehmen? man wolte euch ja nichts zuleide tuhn/ sondern Gnaden-Gelder austeilen; und weil ich allein ausgehalten/ ihr aber alle mit einander aus- gerissen seyd/ haben sie mir es allein gegeben/ dz ich also nicht schuldig bin/ euch das gering- ste mitzuteilen/ als was mein guter Wille ist/ worüber ihr die Rappuse halten sollet; warf etliche Hände vol Goldes unter sie/ und ritte nach dem Lager zu/ da er sich bey Leches mel- dete/ und seine Taht erzählete. Derselbe führete ihn alsbald hin zu Herkules/ dem er alle sei- ne gehaltene Reden von Wort zu Wort wiederhohlen muste/ und er nicht allein des Pos- sens sich wol zulachete/ sondern ihn auch öffentlich rühmete/ und ihm von seinem Könige den Adelstand und ein Ritter-Gut verhieß/ ungeachtet er nur seines Handwerks ein Sei- ler-Geselle wahr; vermahnete alle anwesende/ von diesem geträuen Untertahnen ein Bey- spiel zunehmen/ und auff alle mögliche weise dem Vaterlande zudienen; ließ auch endlich auff sein stränges anhalten geschehen/ daß er seine mitgebrachten Gelder ausboht/ da ei- ner und ander Lust hätte/ sich freiwillig zuwagen/ und zuversuchen/ ob sie des Feindes Lager anzünden könten/ solte ein je der 200 Kronen davor von ihm zuheben haben. Worauf sich neun der Pannonischen Sprache erfahrne Wagehälse/ alle Handwerks Gesellen angaben/ solches ins Werk zurichten/ und er selbst den zehnden Mann zugeben willens wahr; wel- ches ihm Herkules doch nicht zulassen wolte/ einwendend/ man kennete sein Gesicht/ und dürffte er den ganzen Handel verderben. Leches muste anordnen/ daß die ausgeschickete Schildwachten sich mit Lumpen behängen/ und alte rostige Knebelspiesse zu Pferde führen musten. Das Hauptlager ward mit dem Fußvolke auffs beste besetzet/ unter welchen eine gute
Achtes Buch. Herr/ antwortete er/ ich wil willig ſterben/ oder das jezt empfangene Geſchenk dergeſtalt er-ſetzen/ daß durch ganz Pannonien ich deſſen hoffe Ehr und Ruhm zuerlangen; dann Eure Hocheit verſichere ich/ daß ehe dann vier Tage zum Ende lauffen/ das feindliche Lager in vollen Flammen ſtehen ſol. Sonſten hoffen ſie auff neue Teutſche Huͤlffe/ aber ſie fuͤrchten ſelbſt/ daß ſie zuſpaͤt ankommen duͤrffte/ und weiß ich wol ſo viel/ daß des Landes Inwoh- ner ein ſchlechtes Vertrauen zu ihrem alten und jungen Koͤnige tragen/ weil ſie die alten Land Goͤtter verleugnet/ und einen fremden Gott ſollen angenommen haben. Ich wil aber/ wo es euch ſonſten alſo gefaͤllet/ mich/ als waͤhre ich entflohen/ bey ihnen wieder einſtellen/ und wie ihr michs heiſſen werdet/ ihnen Bericht geben; dann ich weiß/ daß ſie mir mehr/ als allen euren Leuten/ welche ſie gefangen hinweg gefuͤhret/ trauen werden; heut aber uͤbeꝛ zween Tage ſo erwartet meiner/ alsdañ wil ich euch ein unfehlbares Zeichẽ meiner Traͤue/ ſo ich meinem Koͤnige und dem lieben Vaterlande ſchuldig bin/ ſehen laſſen; und werdet ihr Helden inzwiſchen nicht unterlaſſen/ die Feinde in ihrem vergrabenen Lager zubegruͤſ- ſen. Dieſes erbieten gefiel den Haͤuptleuten ſo wol/ daß ſie zuſammen ſchoſſen/ und ihm ei- nen mit Golde beladenen Maul Eſel ſchenketen/ davor er Mordbrenner zubeſtellen/ und dz Lager anzuͤnden zulaſſen/ ſich aͤidlich verband; nahm damit Abſcheid/ und kam vier Stun- den nach Leches in ihrem Lager an. Als ſeine Mitgeſellen ihn von ferne mit einem wolge- putzeten Pferde und beladenen Maul Eſel ſahen daher ſtechen/ ſagte einer zu dem andern; Sehet da komt der abgefeimte Schalk her/ gilt wo er ſich nicht mit ſeiner Pannoniſchen Sprache frey loßgelogen hat; lieffen ihm bey 10 und 20 entgegen/ und wolten wiſſen/ wie es ihm bey den Feinden ergangen waͤhre. Ihr Narren/ ſagte er/ kuntet ihr euch nicht zu- gleich mit mir laſſen gefangen nehmen? man wolte euch ja nichts zuleide tuhn/ ſondern Gnaden-Gelder austeilen; und weil ich allein ausgehalten/ ihr aber alle mit einander aus- geriſſen ſeyd/ haben ſie mir es allein gegeben/ dz ich alſo nicht ſchuldig bin/ euch das gering- ſte mitzuteilen/ als was mein guter Wille iſt/ woruͤber ihr die Rappuſe halten ſollet; warf etliche Haͤnde vol Goldes unter ſie/ und ritte nach dem Lager zu/ da er ſich bey Leches mel- dete/ und ſeine Taht erzaͤhlete. Derſelbe fuͤhrete ihn alsbald hin zu Herkules/ dem er alle ſei- ne gehaltene Reden von Wort zu Wort wiederhohlen muſte/ und er nicht allein des Poſ- ſens ſich wol zulachete/ ſondern ihn auch oͤffentlich ruͤhmete/ und ihm von ſeinem Koͤnige den Adelſtand und ein Ritter-Gut verhieß/ ungeachtet er nur ſeines Handwerks ein Sei- ler-Geſelle wahr; vermahnete alle anweſende/ von dieſem getraͤuen Untertahnen ein Bey- ſpiel zunehmen/ und auff alle moͤgliche weiſe dem Vaterlande zudienen; ließ auch endlich auff ſein ſtraͤnges anhalten geſchehen/ daß er ſeine mitgebrachten Gelder ausboht/ da ei- ner und ander Luſt haͤtte/ ſich freiwillig zuwagen/ und zuverſuchen/ ob ſie des Feindes Lager anzuͤnden koͤnten/ ſolte ein je der 200 Kronen davor von ihm zuheben haben. Worauf ſich neun der Pannoniſchen Sprache erfahrne Wagehaͤlſe/ alle Handwerks Geſellen angabẽ/ ſolches ins Werk zurichten/ und er ſelbſt den zehnden Mann zugeben willens wahr; wel- ches ihm Herkules doch nicht zulaſſen wolte/ einwendend/ man kennete ſein Geſicht/ und duͤrffte er den ganzen Handel verderben. Leches muſte anordnen/ daß die ausgeſchickete Schildwachten ſich mit Lumpen behaͤngen/ und alte roſtige Knebelſpieſſe zu Pferde fuͤhrẽ muſten. Das Hauptlager ward mit dem Fußvolke auffs beſte beſetzet/ unter welchen eine gute
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Achtes Buch.
Herr/ antwortete er/ ich wil willig ſterben/ oder das jezt empfangene Geſchenk dergeſtalt er-
ſetzen/ daß durch ganz Pannonien ich deſſen hoffe Ehr und Ruhm zuerlangen; dann Eure
Hocheit verſichere ich/ daß ehe dann vier Tage zum Ende lauffen/ das feindliche Lager in
vollen Flammen ſtehen ſol. Sonſten hoffen ſie auff neue Teutſche Huͤlffe/ aber ſie fuͤrchten
ſelbſt/ daß ſie zuſpaͤt ankommen duͤrffte/ und weiß ich wol ſo viel/ daß des Landes Inwoh-
ner ein ſchlechtes Vertrauen zu ihrem alten und jungen Koͤnige tragen/ weil ſie die alten
Land Goͤtter verleugnet/ und einen fremden Gott ſollen angenommen haben. Ich wil aber/
wo es euch ſonſten alſo gefaͤllet/ mich/ als waͤhre ich entflohen/ bey ihnen wieder einſtellen/
und wie ihr michs heiſſen werdet/ ihnen Bericht geben; dann ich weiß/ daß ſie mir mehr/
als allen euren Leuten/ welche ſie gefangen hinweg gefuͤhret/ trauen werden; heut aber uͤbeꝛ
zween Tage ſo erwartet meiner/ alsdañ wil ich euch ein unfehlbares Zeichẽ meiner Traͤue/
ſo ich meinem Koͤnige und dem lieben Vaterlande ſchuldig bin/ ſehen laſſen; und werdet
ihr Helden inzwiſchen nicht unterlaſſen/ die Feinde in ihrem vergrabenen Lager zubegruͤſ-
ſen. Dieſes erbieten gefiel den Haͤuptleuten ſo wol/ daß ſie zuſammen ſchoſſen/ und ihm ei-
nen mit Golde beladenen Maul Eſel ſchenketen/ davor er Mordbrenner zubeſtellen/ und dz
Lager anzuͤnden zulaſſen/ ſich aͤidlich verband; nahm damit Abſcheid/ und kam vier Stun-
den nach Leches in ihrem Lager an. Als ſeine Mitgeſellen ihn von ferne mit einem wolge-
putzeten Pferde und beladenen Maul Eſel ſahen daher ſtechen/ ſagte einer zu dem andern;
Sehet da komt der abgefeimte Schalk her/ gilt wo er ſich nicht mit ſeiner Pannoniſchen
Sprache frey loßgelogen hat; lieffen ihm bey 10 und 20 entgegen/ und wolten wiſſen/ wie
es ihm bey den Feinden ergangen waͤhre. Ihr Narren/ ſagte er/ kuntet ihr euch nicht zu-
gleich mit mir laſſen gefangen nehmen? man wolte euch ja nichts zuleide tuhn/ ſondern
Gnaden-Gelder austeilen; und weil ich allein ausgehalten/ ihr aber alle mit einander aus-
geriſſen ſeyd/ haben ſie mir es allein gegeben/ dz ich alſo nicht ſchuldig bin/ euch das gering-
ſte mitzuteilen/ als was mein guter Wille iſt/ woruͤber ihr die Rappuſe halten ſollet; warf
etliche Haͤnde vol Goldes unter ſie/ und ritte nach dem Lager zu/ da er ſich bey Leches mel-
dete/ und ſeine Taht erzaͤhlete. Derſelbe fuͤhrete ihn alsbald hin zu Herkules/ dem er alle ſei-
ne gehaltene Reden von Wort zu Wort wiederhohlen muſte/ und er nicht allein des Poſ-
ſens ſich wol zulachete/ ſondern ihn auch oͤffentlich ruͤhmete/ und ihm von ſeinem Koͤnige
den Adelſtand und ein Ritter-Gut verhieß/ ungeachtet er nur ſeines Handwerks ein Sei-
ler-Geſelle wahr; vermahnete alle anweſende/ von dieſem getraͤuen Untertahnen ein Bey-
ſpiel zunehmen/ und auff alle moͤgliche weiſe dem Vaterlande zudienen; ließ auch endlich
auff ſein ſtraͤnges anhalten geſchehen/ daß er ſeine mitgebrachten Gelder ausboht/ da ei-
ner und ander Luſt haͤtte/ ſich freiwillig zuwagen/ und zuverſuchen/ ob ſie des Feindes Lager
anzuͤnden koͤnten/ ſolte ein je der 200 Kronen davor von ihm zuheben haben. Worauf ſich
neun der Pannoniſchen Sprache erfahrne Wagehaͤlſe/ alle Handwerks Geſellen angabẽ/
ſolches ins Werk zurichten/ und er ſelbſt den zehnden Mann zugeben willens wahr; wel-
ches ihm Herkules doch nicht zulaſſen wolte/ einwendend/ man kennete ſein Geſicht/ und
duͤrffte er den ganzen Handel verderben. Leches muſte anordnen/ daß die ausgeſchickete
Schildwachten ſich mit Lumpen behaͤngen/ und alte roſtige Knebelſpieſſe zu Pferde fuͤhrẽ
muſten. Das Hauptlager ward mit dem Fußvolke auffs beſte beſetzet/ unter welchen eine
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 732. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/738>, abgerufen am 16.07.2024. |