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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
auch hinwiederumb aller Königlichen Gnade von ihm gewärtig seyn. Dropion hatte ihm
die Hofnung gemacht/ nicht allein die ungemässene Macht und Freiheit über das ganze
Heer vor sich allein zuerhalten/ sondern auch dieses seines anmuhtens gewehret zu seyn;
als er aber in beyden fehlete/ verdroß ihn solches nicht wenig/ setzete doch das lezte aus/ und
bemühete sich den Agiß von seiner Seite zu schaffen/ als welchen nunmehr das Alter an-
finge zuberücken/ und oft gute heilsame Anschläge zerflössen/ wann die Häupter noch erst
lange darüber zweieten. Aber der König/ welcher von seinen gefährlichen Anschlägen schon
etwas nachricht hatte/ gab zur Antwort; er hätte nicht weniger seinen Raht und Marschalk
Agiß/ als ihn Dropion darzu erwählet/ daß sie gesamter Hand an seine stat alles richten und
fortsetzen solten/ wie solches dem Pannonischen Reich am vorträglichsten und heilsamsten
währe/ dessen auffnahme durch diesen Krieg gesuchet würde. Zwar Agiß stund auff/ und
baht inständig/ Königliche Hocheit möchte allergnädigst ihre Meinung endern/ und ihn
dieser Last entheben; aber er blieb beständig auff seinem vortrage/ nur daß er endlich einwil-
ligte/ es möchten Mastyes und er das Loß drumb werffen/ wer unter solchem Amte mitge-
hen/ oder im Reiche als Stathalter verbleiben solte. Welches Dropion vernehmend/ dar-
zwischen redete/ es hätte die Meinung nicht/ als ob er Herrn Agiß unlieber als einen an-
dern neben sich dulden könte/ sondern weil dem Könige gefiele/ ihm ein Neben Häupt zuzu-
ordnen/ währe er mit dem Marschalk wol zu frieden/ und hoffete in guter einigkeit mit dem-
selben zu leben/ und des Vaterlandes beste zu schaffen. Dieses aber brachte er aus ertichte-
tem Gemüht vor/ dann er wahr Agiß von herzen feind/ aber weil er vor Mastyes sich noch
am meisten funrchtete/ wolte er aus zweien vermeineten Ubeln das geringste wählen. Nach
dem diese Versamlung von einander gelassen wahr/ gingen Mastyes/ Agiß/ Hyppasus
und Amythaon in geheim zu dem Könige/ und stelleten ihm vor zubetrachten/ mit was ho-
hen Gedanken Dropion umginge/ und nicht hätte verbergen können/ dz er bloß zu seinem
besten diesen Krieg triebe/ damit er eine Krone auff sein Häupt bekähme/ welches ausser
zweifel nirgend anders hin gespielet währe/ als daß er der Pannonischen auch bald teilhaf-
tig werden möchte; währe demnach sehr nöhtig/ daß man ihm nach äusserster Mögligkeit
die Karte versteckete/ also und dergestalt/ daß ihm etliche des Königes Geträue zu hohen
Kriegs Rähten und Befehlichshabern zugegeben würden/ und hinwiederumb/ Verdacht
zumeiden/ dem Agiß etliche verdächtige; also würde allenthalben vielem Unheil vorge-
bauet werden können. Dieses ward angenommen/ und musten Hyppasus und Amythaon
dem Dropion zutreten; bey Agiß aber/ welcher sonst lauter Geträue umb sich hatte/ Py-
rechmes und Pelegon verbleiben/ welches abermahl Dropion sehr zuwider wahr/ und sich
dessen doch nicht durffte merken lassen/ nahm ihm auch vor/ im Anfange behuhtsam zuge-
hen/ und mit der Zeit allen Verdacht abzulehnen. Er wahr sehr geschäfftig/ das Heer in
aller stille zusamlen/ welches mitten im Reich geschahe/ da 180000 wolgeübete und beweh-
rete Pannonier zusammen gebracht wurden/ als 93000 zu Pferde/ und 87000 zu fusse/ und
in bestimmeter Zeit zum Auffbruch fertig lagen. Dropion bekam 55000 zu Pferde/ und
50000 zu Fusse; Agiß 38000 Reuter/ und 37000 Fußknechte; welche aber umb besserer
Einigkeit willen offt durcheinander versetzet/ sich lagern und fortzihen musten. Agiß taht
dem Dropion als dem Ober Häupt grosse Ehre an/ und willigte in alle seine Vorschläge/

weil
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Achtes Buch.
auch hinwiederumb aller Koͤniglichen Gnade von ihm gewaͤrtig ſeyn. Dropion hatte ihm
die Hofnung gemacht/ nicht allein die ungemaͤſſene Macht und Freiheit uͤber das ganze
Heer vor ſich allein zuerhalten/ ſondern auch dieſes ſeines anmuhtens gewehret zu ſeyn;
als er aber in beyden fehlete/ verdroß ihn ſolches nicht wenig/ ſetzete doch das lezte aus/ und
bemuͤhete ſich den Agiß von ſeiner Seite zu ſchaffen/ als welchen nunmehr das Alter an-
finge zuberuͤcken/ und oft gute heilſame Anſchlaͤge zerfloͤſſen/ wann die Haͤupter noch erſt
lange daruͤber zweieten. Aber der Koͤnig/ welcher von ſeinen gefaͤhrlichẽ Anſchlaͤgen ſchon
etwas nachricht hatte/ gab zur Antwort; er haͤtte nicht weniger ſeinen Raht und Marſchalk
Agiß/ als ihn Dropion darzu erwaͤhlet/ daß ſie geſamter Hand an ſeine ſtat alles richten uñ
fortſetzen ſolten/ wie ſolches dem Pannoniſchen Reich am vortraͤglichſten und heilſamſten
waͤhre/ deſſen auffnahme durch dieſen Krieg geſuchet wuͤrde. Zwar Agiß ſtund auff/ und
baht inſtaͤndig/ Koͤnigliche Hocheit moͤchte allergnaͤdigſt ihre Meinung endern/ und ihn
dieſer Laſt entheben; aber er blieb beſtaͤndig auff ſeinem vortrage/ nur daß er endlich einwil-
ligte/ es moͤchten Maſtyes und er das Loß drumb werffen/ wer unter ſolchem Amte mitge-
hen/ oder im Reiche als Stathalter verbleiben ſolte. Welches Dropion vernehmend/ dar-
zwiſchen redete/ es haͤtte die Meinung nicht/ als ob er Herrn Agiß unlieber als einen an-
dern neben ſich dulden koͤnte/ ſondern weil dem Koͤnige gefiele/ ihm ein Neben Haͤupt zuzu-
ordnen/ waͤhre er mit dem Marſchalk wol zu frieden/ uñ hoffete in guter einigkeit mit dem-
ſelben zu leben/ und des Vaterlandes beſte zu ſchaffen. Dieſes aber brachte er aus ertichte-
tem Gemuͤht vor/ dann er wahr Agiß von herzen feind/ aber weil er vor Maſtyes ſich noch
am meiſten fūrchtete/ wolte er aus zweien vermeineten Ubeln das geringſte waͤhlen. Nach
dem dieſe Verſamlung von einander gelaſſen wahr/ gingen Maſtyes/ Agiß/ Hyppaſus
und Amythaon in geheim zu dem Koͤnige/ und ſtelleten ihm vor zubetrachten/ mit was ho-
hen Gedanken Dropion umginge/ und nicht haͤtte verbergen koͤnnen/ dz er bloß zu ſeinem
beſten dieſen Krieg triebe/ damit er eine Krone auff ſein Haͤupt bekaͤhme/ welches auſſer
zweifel nirgend anders hin geſpielet waͤhre/ als daß er der Pannoniſchen auch bald teilhaf-
tig werden moͤchte; waͤhre demnach ſehr noͤhtig/ daß man ihm nach aͤuſſerſter Moͤgligkeit
die Karte verſteckete/ alſo und dergeſtalt/ daß ihm etliche des Koͤniges Getraͤue zu hohen
Kriegs Raͤhten und Befehlichshabern zugegeben würden/ und hinwiederumb/ Verdacht
zumeiden/ dem Agiß etliche verdaͤchtige; alſo wuͤrde allenthalben vielem Unheil vorge-
bauet werden koͤnnen. Dieſes ward angenommen/ und muſten Hyppaſus und Amythaon
dem Dropion zutreten; bey Agiß aber/ welcher ſonſt lauter Getraͤue umb ſich hatte/ Py-
rechmes und Pelegon verbleiben/ welches abermahl Dropion ſehr zuwider wahr/ und ſich
deſſen doch nicht durffte merken laſſen/ nahm ihm auch vor/ im Anfange behuhtſam zuge-
hen/ und mit der Zeit allen Verdacht abzulehnen. Er wahr ſehr geſchaͤfftig/ das Heer in
aller ſtille zuſamlen/ welches mitten im Reich geſchahe/ da 180000 wolgeuͤbete und beweh-
rete Pannonier zuſammen gebracht wurden/ als 93000 zu Pferde/ und 87000 zu fuſſe/ und
in beſtimmeter Zeit zum Auffbruch fertig lagen. Dropion bekam 55000 zu Pferde/ und
50000 zu Fuſſe; Agiß 38000 Reuter/ und 37000 Fußknechte; welche aber umb beſſerer
Einigkeit willen offt durcheinander verſetzet/ ſich lagern und fortzihen muſten. Agiß taht
dem Dropion als dem Ober Haͤupt groſſe Ehre an/ und willigte in alle ſeine Vorſchlaͤge/

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[721/0727] Achtes Buch. auch hinwiederumb aller Koͤniglichen Gnade von ihm gewaͤrtig ſeyn. Dropion hatte ihm die Hofnung gemacht/ nicht allein die ungemaͤſſene Macht und Freiheit uͤber das ganze Heer vor ſich allein zuerhalten/ ſondern auch dieſes ſeines anmuhtens gewehret zu ſeyn; als er aber in beyden fehlete/ verdroß ihn ſolches nicht wenig/ ſetzete doch das lezte aus/ und bemuͤhete ſich den Agiß von ſeiner Seite zu ſchaffen/ als welchen nunmehr das Alter an- finge zuberuͤcken/ und oft gute heilſame Anſchlaͤge zerfloͤſſen/ wann die Haͤupter noch erſt lange daruͤber zweieten. Aber der Koͤnig/ welcher von ſeinen gefaͤhrlichẽ Anſchlaͤgen ſchon etwas nachricht hatte/ gab zur Antwort; er haͤtte nicht weniger ſeinen Raht und Marſchalk Agiß/ als ihn Dropion darzu erwaͤhlet/ daß ſie geſamter Hand an ſeine ſtat alles richten uñ fortſetzen ſolten/ wie ſolches dem Pannoniſchen Reich am vortraͤglichſten und heilſamſten waͤhre/ deſſen auffnahme durch dieſen Krieg geſuchet wuͤrde. Zwar Agiß ſtund auff/ und baht inſtaͤndig/ Koͤnigliche Hocheit moͤchte allergnaͤdigſt ihre Meinung endern/ und ihn dieſer Laſt entheben; aber er blieb beſtaͤndig auff ſeinem vortrage/ nur daß er endlich einwil- ligte/ es moͤchten Maſtyes und er das Loß drumb werffen/ wer unter ſolchem Amte mitge- hen/ oder im Reiche als Stathalter verbleiben ſolte. Welches Dropion vernehmend/ dar- zwiſchen redete/ es haͤtte die Meinung nicht/ als ob er Herrn Agiß unlieber als einen an- dern neben ſich dulden koͤnte/ ſondern weil dem Koͤnige gefiele/ ihm ein Neben Haͤupt zuzu- ordnen/ waͤhre er mit dem Marſchalk wol zu frieden/ uñ hoffete in guter einigkeit mit dem- ſelben zu leben/ und des Vaterlandes beſte zu ſchaffen. Dieſes aber brachte er aus ertichte- tem Gemuͤht vor/ dann er wahr Agiß von herzen feind/ aber weil er vor Maſtyes ſich noch am meiſten fūrchtete/ wolte er aus zweien vermeineten Ubeln das geringſte waͤhlen. Nach dem dieſe Verſamlung von einander gelaſſen wahr/ gingen Maſtyes/ Agiß/ Hyppaſus und Amythaon in geheim zu dem Koͤnige/ und ſtelleten ihm vor zubetrachten/ mit was ho- hen Gedanken Dropion umginge/ und nicht haͤtte verbergen koͤnnen/ dz er bloß zu ſeinem beſten dieſen Krieg triebe/ damit er eine Krone auff ſein Haͤupt bekaͤhme/ welches auſſer zweifel nirgend anders hin geſpielet waͤhre/ als daß er der Pannoniſchen auch bald teilhaf- tig werden moͤchte; waͤhre demnach ſehr noͤhtig/ daß man ihm nach aͤuſſerſter Moͤgligkeit die Karte verſteckete/ alſo und dergeſtalt/ daß ihm etliche des Koͤniges Getraͤue zu hohen Kriegs Raͤhten und Befehlichshabern zugegeben würden/ und hinwiederumb/ Verdacht zumeiden/ dem Agiß etliche verdaͤchtige; alſo wuͤrde allenthalben vielem Unheil vorge- bauet werden koͤnnen. Dieſes ward angenommen/ und muſten Hyppaſus und Amythaon dem Dropion zutreten; bey Agiß aber/ welcher ſonſt lauter Getraͤue umb ſich hatte/ Py- rechmes und Pelegon verbleiben/ welches abermahl Dropion ſehr zuwider wahr/ und ſich deſſen doch nicht durffte merken laſſen/ nahm ihm auch vor/ im Anfange behuhtſam zuge- hen/ und mit der Zeit allen Verdacht abzulehnen. Er wahr ſehr geſchaͤfftig/ das Heer in aller ſtille zuſamlen/ welches mitten im Reich geſchahe/ da 180000 wolgeuͤbete und beweh- rete Pannonier zuſammen gebracht wurden/ als 93000 zu Pferde/ und 87000 zu fuſſe/ und in beſtimmeter Zeit zum Auffbruch fertig lagen. Dropion bekam 55000 zu Pferde/ und 50000 zu Fuſſe; Agiß 38000 Reuter/ und 37000 Fußknechte; welche aber umb beſſerer Einigkeit willen offt durcheinander verſetzet/ ſich lagern und fortzihen muſten. Agiß taht dem Dropion als dem Ober Haͤupt groſſe Ehre an/ und willigte in alle ſeine Vorſchlaͤge/ weil y y y y

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 721. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/727>, abgerufen am 22.11.2024.