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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
legten Schimpff gutmachen/ und den Schaden erstatten möchte? davor wolte ich den
Stand eines tapferen schlechten Ritters oder Fechters wählen/ als welcher die Freiheit
hat/ auff denselben zuzustossen und zu hauen/ der ihn angreiffet; ja ein Baur würde mehr
Recht haben als unser König/ weil er seinem Pfluggesellen eine Ohrfeige wieder beut/ wann
er zuvor eine empfangen hat. Haben wir noch nicht Schimpfs gnug erlitten/ da man sich
genöhtiget hat zu unsern Gesanten/ wie dieselben durch schelmische Zaubergriffe angeta-
stet/ beschimpfet und nidergelegt würden; und wir wollen den Frieden noch darzu betteln?
dafern dieser Raht gelten solte/ werde ich mir ein ander Land suchen müssen/ in welchem
ich ohn der Teutschen und Böhmen beschimpfung leben könne/ dann ich sehe schon zuvor/
wie statlich uns diese nichtwerte Landläuffer trillen werden/ zweifele auch nicht/ mannicher
redlicher Mann werde mit mir eines vorhabens seyn. Ich möchte aber gerne wissen/ was
vor eine Erstattung wir durch Friedeshandelung von diesen unsern abgesagten Feinden
begehren wollen. Sollen sie den Schimpff und Schaden mit Gelde büssen? dessen ha-
ben wir/ dem Glük sey dank/ schon überflüssig; oder sollen sie die Beleidiger zur Straffe
heraus geben? Ey ihre Herscher sind es ja selber/ die werden sich dem Büttelsschwerte nit
unterwerffen/ so lange sie sich wehren können. Auch müsten wir solche Handelung nicht
mit ihnen/ sondern mit ihren Untertahnen anstellen/ welches ja nicht geschehen kan/ und ist
in aller Welt wol unerhöret/ daß man einen Beleidiger durch friedliche Handlung zur Le-
bensstraffe fodert/ wie ich dann aus meines gnädigsten Königes Munde bald anfangs ge-
höret habe/ daß der angelegte Schimpf (von dem Schaden wil ich nicht reden) durch keine
andere gnugtuhung/ als durch der frevelmühtigen Blut bey seiner Hocheit könne ausge-
söhnet werden; welchen recht Königlichen Schluß/ woran Pannonischen vorzuges Ehr
und Ansehen hanget/ ihre Hocheit nimmermehr wiederruffen wird/ und mus aus diesem
unwiedertreiblichen grunde alle gütliche Handelung verstieben und von sich selbst ver-
schwinden. Aber unser König sol durch der Völker Recht gehalten seyn/ diesen ehrenschän-
digen Beleidigern den Krieg anzukündigen. Ey warumb? ich habe mich in den Rechst-
händeln nicht hoch verstiegen; aber dieses Völker Recht/ ja dieses eingepflantzete Recht
weiß ich wol/ daß ich mich unabgesaget wehren sol/ wann ich angefallen bin/ oder ich dürf-
te mir des Feindes Schwert selber in das Eingeweide rennen. Auff auff meine Herren/
Freunde und Brüder/ auff auff/ und lasset uns der ganzen erbaren Welt zeigen/ daß Pan-
nonische Tapferkeit annoch in voller blüte stehe/ und die Erndte nahe sey/ da sie ihre herliche
Frucht einsamlen müssen; alsdann wil ich mein Häupt nicht sanfte legen/ der Zäuberer
Herkules und sein Schmeichler Ladisla müssen dann zuvor gebendiget/ und unsere Göt-
ter durch ihr Blut versöhnet seyn. Man sahe es dem Könige an/ daß ihm dieser Vortrag
wol gefiel/ insonderheit/ als acht Rähte und Obersten nacheinander dieser Stimme bey-
pflichteten; und ob zwar Amythaon und seines Bruders Sohn Deon den gelindern Weg
als den erbarern ihnen gefallen liessen/ welche beyde ihrem Könige sehr geträulich dieneten/
so ging doch aller übrigen Stimme dahin/ wie es Pyrechmes und Pelegon getrieben hat-
ten/ weil sie wusten/ daß ihrem Befoderer Dropion es also gefiel/ und zugleich merketen/ dz
der König auch nicht dawieder wahr. Hier muste nun der Oberstathalter Dropion seine
meinung sagen/ welcher vor erst wiederhohlete/ was vor unleidlichen Schimpf das Pan-

noni-

Achtes Buch.
legten Schimpff gutmachen/ und den Schaden erſtatten moͤchte? davor wolte ich den
Stand eines tapferen ſchlechten Ritters oder Fechters waͤhlen/ als welcher die Freiheit
hat/ auff denſelben zuzuſtoſſen und zu hauen/ der ihn angreiffet; ja ein Baur wuͤrde mehr
Recht haben als unſer Koͤnig/ weil er ſeinem Pfluggeſellen eine Ohrfeige wieder beut/ wañ
er zuvor eine empfangen hat. Haben wir noch nicht Schimpfs gnug erlitten/ da man ſich
genoͤhtiget hat zu unſern Geſanten/ wie dieſelben durch ſchelmiſche Zaubergriffe angeta-
ſtet/ beſchimpfet und nidergelegt wuͤrden; und wir wollen den Frieden noch darzu betteln?
dafern dieſer Raht gelten ſolte/ werde ich mir ein ander Land ſuchen muͤſſen/ in welchem
ich ohn der Teutſchen und Boͤhmen beſchimpfung leben koͤnne/ dann ich ſehe ſchon zuvor/
wie ſtatlich uns dieſe nichtwerte Landlaͤuffer trillen werden/ zweifele auch nicht/ mañicher
redlicher Mann werde mit mir eines vorhabens ſeyn. Ich moͤchte aber gerne wiſſen/ was
vor eine Erſtattung wir durch Friedeshandelung von dieſen unſern abgeſagten Feinden
begehren wollen. Sollen ſie den Schimpff und Schaden mit Gelde buͤſſen? deſſen ha-
ben wir/ dem Gluͤk ſey dank/ ſchon uͤberfluͤſſig; oder ſollen ſie die Beleidiger zur Straffe
heraus geben? Ey ihre Herſcher ſind es ja ſelber/ die werden ſich dem Buͤttelsſchwerte nit
unterwerffen/ ſo lange ſie ſich wehren koͤnnen. Auch muͤſten wir ſolche Handelung nicht
mit ihnen/ ſondern mit ihren Untertahnen anſtellen/ welches ja nicht geſchehen kan/ und iſt
in aller Welt wol unerhoͤret/ daß man einen Beleidiger durch friedliche Handlung zur Le-
bensſtraffe fodert/ wie ich dann aus meines gnaͤdigſten Koͤniges Munde bald anfangs ge-
hoͤret habe/ daß der angelegte Schimpf (von dem Schaden wil ich nicht reden) durch keine
andere gnugtuhung/ als durch der frevelmuͤhtigen Blut bey ſeiner Hocheit koͤnne ausge-
ſoͤhnet werden; welchen recht Koͤniglichen Schluß/ woran Pannoniſchen vorzuges Ehr
und Anſehen hanget/ ihre Hocheit nimmermehr wiederruffen wird/ und mus aus dieſem
unwiedertreiblichen grunde alle guͤtliche Handelung verſtieben und von ſich ſelbſt ver-
ſchwinden. Aber unſer Koͤnig ſol durch der Voͤlker Recht gehalten ſeyn/ dieſen ehrenſchaͤn-
digen Beleidigern den Krieg anzukündigen. Ey warumb? ich habe mich in den Rechst-
haͤndeln nicht hoch verſtiegen; aber dieſes Voͤlker Recht/ ja dieſes eingepflantzete Recht
weiß ich wol/ daß ich mich unabgeſaget wehren ſol/ wann ich angefallen bin/ oder ich duͤrf-
te mir des Feindes Schwert ſelber in das Eingeweide rennen. Auff auff meine Herren/
Freunde und Bruͤder/ auff auff/ und laſſet uns der ganzen erbaren Welt zeigen/ daß Pan-
noniſche Tapferkeit annoch in voller bluͤte ſtehe/ und die Erndte nahe ſey/ da ſie ihre herliche
Frucht einſamlen muͤſſen; alsdann wil ich mein Haͤupt nicht ſanfte legen/ der Zaͤuberer
Herkules und ſein Schmeichler Ladiſla muͤſſen dann zuvor gebendiget/ und unſere Goͤt-
ter durch ihr Blut verſoͤhnet ſeyn. Man ſahe es dem Koͤnige an/ daß ihm dieſer Vortrag
wol gefiel/ inſonderheit/ als acht Raͤhte und Oberſten nacheinander dieſer Stimme bey-
pflichteten; und ob zwar Amythaon und ſeines Bruders Sohn Deon den gelindern Weg
als den erbarern ihnen gefallen lieſſen/ welche beyde ihrem Koͤnige ſehr getraͤulich dieneten/
ſo ging doch aller übrigen Stimme dahin/ wie es Pyrechmes und Pelegon getrieben hat-
ten/ weil ſie wuſten/ daß ihrem Befoderer Dropion es alſo gefiel/ und zugleich merketen/ dz
der Koͤnig auch nicht dawieder wahr. Hier muſte nun der Oberſtathalter Dropion ſeine
meinung ſagen/ welcher vor erſt wiederhohlete/ was vor unleidlichen Schimpf das Pan-

noni-
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[719/0725] Achtes Buch. legten Schimpff gutmachen/ und den Schaden erſtatten moͤchte? davor wolte ich den Stand eines tapferen ſchlechten Ritters oder Fechters waͤhlen/ als welcher die Freiheit hat/ auff denſelben zuzuſtoſſen und zu hauen/ der ihn angreiffet; ja ein Baur wuͤrde mehr Recht haben als unſer Koͤnig/ weil er ſeinem Pfluggeſellen eine Ohrfeige wieder beut/ wañ er zuvor eine empfangen hat. Haben wir noch nicht Schimpfs gnug erlitten/ da man ſich genoͤhtiget hat zu unſern Geſanten/ wie dieſelben durch ſchelmiſche Zaubergriffe angeta- ſtet/ beſchimpfet und nidergelegt wuͤrden; und wir wollen den Frieden noch darzu betteln? dafern dieſer Raht gelten ſolte/ werde ich mir ein ander Land ſuchen muͤſſen/ in welchem ich ohn der Teutſchen und Boͤhmen beſchimpfung leben koͤnne/ dann ich ſehe ſchon zuvor/ wie ſtatlich uns dieſe nichtwerte Landlaͤuffer trillen werden/ zweifele auch nicht/ mañicher redlicher Mann werde mit mir eines vorhabens ſeyn. Ich moͤchte aber gerne wiſſen/ was vor eine Erſtattung wir durch Friedeshandelung von dieſen unſern abgeſagten Feinden begehren wollen. Sollen ſie den Schimpff und Schaden mit Gelde buͤſſen? deſſen ha- ben wir/ dem Gluͤk ſey dank/ ſchon uͤberfluͤſſig; oder ſollen ſie die Beleidiger zur Straffe heraus geben? Ey ihre Herſcher ſind es ja ſelber/ die werden ſich dem Buͤttelsſchwerte nit unterwerffen/ ſo lange ſie ſich wehren koͤnnen. Auch muͤſten wir ſolche Handelung nicht mit ihnen/ ſondern mit ihren Untertahnen anſtellen/ welches ja nicht geſchehen kan/ und iſt in aller Welt wol unerhoͤret/ daß man einen Beleidiger durch friedliche Handlung zur Le- bensſtraffe fodert/ wie ich dann aus meines gnaͤdigſten Koͤniges Munde bald anfangs ge- hoͤret habe/ daß der angelegte Schimpf (von dem Schaden wil ich nicht reden) durch keine andere gnugtuhung/ als durch der frevelmuͤhtigen Blut bey ſeiner Hocheit koͤnne ausge- ſoͤhnet werden; welchen recht Koͤniglichen Schluß/ woran Pannoniſchen vorzuges Ehr und Anſehen hanget/ ihre Hocheit nimmermehr wiederruffen wird/ und mus aus dieſem unwiedertreiblichen grunde alle guͤtliche Handelung verſtieben und von ſich ſelbſt ver- ſchwinden. Aber unſer Koͤnig ſol durch der Voͤlker Recht gehalten ſeyn/ dieſen ehrenſchaͤn- digen Beleidigern den Krieg anzukündigen. Ey warumb? ich habe mich in den Rechst- haͤndeln nicht hoch verſtiegen; aber dieſes Voͤlker Recht/ ja dieſes eingepflantzete Recht weiß ich wol/ daß ich mich unabgeſaget wehren ſol/ wann ich angefallen bin/ oder ich duͤrf- te mir des Feindes Schwert ſelber in das Eingeweide rennen. Auff auff meine Herren/ Freunde und Bruͤder/ auff auff/ und laſſet uns der ganzen erbaren Welt zeigen/ daß Pan- noniſche Tapferkeit annoch in voller bluͤte ſtehe/ und die Erndte nahe ſey/ da ſie ihre herliche Frucht einſamlen muͤſſen; alsdann wil ich mein Haͤupt nicht ſanfte legen/ der Zaͤuberer Herkules und ſein Schmeichler Ladiſla muͤſſen dann zuvor gebendiget/ und unſere Goͤt- ter durch ihr Blut verſoͤhnet ſeyn. Man ſahe es dem Koͤnige an/ daß ihm dieſer Vortrag wol gefiel/ inſonderheit/ als acht Raͤhte und Oberſten nacheinander dieſer Stimme bey- pflichteten; und ob zwar Amythaon und ſeines Bruders Sohn Deon den gelindern Weg als den erbarern ihnen gefallen lieſſen/ welche beyde ihrem Koͤnige ſehr getraͤulich dieneten/ ſo ging doch aller übrigen Stimme dahin/ wie es Pyrechmes und Pelegon getrieben hat- ten/ weil ſie wuſten/ daß ihrem Befoderer Dropion es alſo gefiel/ und zugleich merketen/ dz der Koͤnig auch nicht dawieder wahr. Hier muſte nun der Oberſtathalter Dropion ſeine meinung ſagen/ welcher vor erſt wiederhohlete/ was vor unleidlichen Schimpf das Pan- noni-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 719. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/725>, abgerufen am 22.11.2024.