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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
wolle ins Werk richten/ so daß unser gutes Recht in den Schranken der Billig- und Ge-
rechtigkeit erhalten werde/ wie ich mir dann andere Gedanken zumachen/ nicht Ursach ha-
be/ als daß wir alle und jede dahin stimmen werden/ wir wollen nichts vornehmen/ als was
recht/ löblich/ und vor der ganzen erbahren Welt verantwortlich sey/ so daß man allenthal-
ben an uns rühmen möge/ wir haben unsere Macht nicht mißbrauchet/ sondern vernünftig
und erbar gehandelt. Nun bringet aber aller verständigen und der Gerechtigkeit ergebenen
Völker Recht es mit sich/ dz der Beleidigte allemahl zu erst dem Beleidiger sein Verbrechen
vorhalte/ und vor angefügten Schimpf und Schaden gebührlichen Abtrag und Gutmachung
fodern lasse/ so daß/ wann jener sich zur Billigkeit erbeut/ man den Zwiespalt und die Fehde
durch friedliebende verständige Männer ohn Streit und Blutvergiessen hinzulegen sich bemü-
het/ wil aber die Güte nicht haften/ dann so kündiget man ihm den Krieg billig an/ und su-
chet durchs Schwert/ was durch das Recht nicht zuerhalten ist. Und also halte ich vor bil-
lich und best/ daß in dieser wichtigen Sache man den gelindesten Weg auch vor die Hand
nehme/ damit hernähst/ wann derselbe nicht zureichen wil/ man die umliegende freien Kö-
nigreiche und Herschafften/ von solcher Ungerechtigkeit und erlittenen Gewalttaht Bericht
tuhn/ und ihren Beistand/ da man dessen benöhtiget währe/ suchen und erlangen könne/ wel-
che in einer so gerechten Sache ihre Hülffe dem Pannonischen Reiche nit versagen werden.
Endlich setzete er hinzu/ man hätte wol zubedenken/ daß Böhmen und Teutschland in en-
ger Verbündniß sehr mächtig währen/ denen nunmehr Frießland und Wendland zu Ge-
horsam stünde/ auch Schweden und Dänenmark/ ja wol das Römische Reich selbst sie nit
hülf-loß lassen dürften/ um welches sie neulicher Zeit sich wol verdienet gemacht/ und ihnen
zu Dienste/ der Pannonier Feindschaft über sich gezogen hätten; welches alles/ wann ers bey
sich erwöge/ nichts anders mit sich brächte/ als daß dieser Krieg ein grosses nach sich zöhe;
zu geschweigen daß man von unterschiedlichen Wunder-begebnissen sagen wolte/ welche
ihre geistlichen mehrenteils vor sehr unglüklich und dem ganzen Reich dräuend/ auslege-
ten; Ist demnach meine unvorgreifliche Meinung/ wiederholete er/ daß man vor erst den ge-
lindesten Weg gehe/ und Abtrag in der Güte fo dere; wie wol ich bereit bin/ einem heilsame-
ren und vorträglichern Rahte gerne zuweichen/ insonderheit dem Königlichen Schlusse
ohn einiges Wiedersprechen mich zu unterwerffen. Als dieser geendiget hatte/ wahr die
Ordnung an Agiß/ dem Reichs- und Hof-Marschalk/ welcher ein auffrichtiger frommer
Mann wahr/ und ihm seines Königes Heil und gemeines Landes Wolfahrt mehr als kein
ander ließ angelegen seyn; aber Dropion wahr ihm überaus gehässig/ trachtete ihm auch
nach Ehr und Leben/ weil in unterschiedlichen Sachen er sich dessen Boßheit zu des Köni-
ges Nutzen entgegen gesetzet hatte. Er wahr schon zimliches alters von 63 Jahren/ und hat-
te sich beyde durch Krieges- und Friedes Händel um dz Vaterland wol verdienet gemacht.
Dieser hatte sich schon in etwas erkundet/ mit was Vorsaz Dropion umging/ aber er durf-
te sichs gegen niemand merken lassen/ weil dieser Wüterich durch seinen grossen Anhang
viel zumächtig wahr; ging demnach auch vor dißmahl und bey dieser Sache gar behuht-
sam/ und stimmete bey der ersten Frage nicht allein ganz nach Dropions Willen/ sondern
rühmete auch dessen Heldenmuht/ daß er ihm mit solchem Eyfer seines Königes und des
Vaterlandes Ehre liesse angelegen seyn. Bey der anderen Frage aber fiel er dem Unter-

Stat-

Achtes Buch.
wolle ins Werk richten/ ſo daß unſer gutes Recht in den Schranken der Billig- und Ge-
rechtigkeit erhalten werde/ wie ich mir dann andere Gedanken zumachen/ nicht Urſach ha-
be/ als daß wir alle und jede dahin ſtim̃en werden/ wir wollen nichts vornehmen/ als was
recht/ loͤblich/ und vor der ganzen erbahren Welt verantwortlich ſey/ ſo daß man allenthal-
ben an uns ruͤhmen moͤge/ wir haben unſere Macht nicht mißbrauchet/ ſondern vernuͤnftig
und erbar gehandelt. Nun bringet aber aller verſtaͤndigen und der Gerechtigkeit ergebenen
Voͤlker Recht es mit ſich/ dz der Beleidigte allemahl zu erſt dem Beleidiger ſein Verbrechẽ
voꝛhalte/ uñ vor angefuͤgten Schimpf und Schaden gebuͤhꝛlichen Abtꝛag uñ Gutmachung
fodern laſſe/ ſo daß/ wann jener ſich zur Billigkeit erbeut/ man den Zwieſpalt und die Fehde
durch friedliebende verſtaͤndige Maͤñer ohn Streit uñ Blutveꝛgieſſen hinzulegẽ ſich bemü-
het/ wil aber die Guͤte nicht haften/ dann ſo kuͤndiget man ihm den Krieg billig an/ und ſu-
chet durchs Schwert/ was durch das Recht nicht zuerhalten iſt. Und alſo halte ich vor bil-
lich und beſt/ daß in dieſer wichtigen Sache man den gelindeſten Weg auch vor die Hand
nehme/ damit hernaͤhſt/ wann derſelbe nicht zureichen wil/ man die umliegende freien Koͤ-
nigreiche und Herſchafften/ von ſolcher Ungerechtigkeit uñ erlittenen Gewalttaht Bericht
tuhn/ und ihren Beiſtand/ da man deſſen benoͤhtiget waͤhre/ ſuchen uñ erlangen koͤnne/ wel-
che in einer ſo gerechten Sache ihre Huͤlffe dem Pannoniſchen Reiche nit verſagen weꝛdẽ.
Endlich ſetzete er hinzu/ man haͤtte wol zubedenken/ daß Boͤhmen und Teutſchland in en-
ger Verbuͤndniß ſehr maͤchtig waͤhren/ denen nunmehr Frießland und Wendland zu Ge-
horſam ſtuͤnde/ auch Schweden und Daͤnenmark/ ja wol das Roͤmiſche Reich ſelbſt ſie nit
huͤlf-loß laſſen duͤrften/ um welches ſie neulicher Zeit ſich wol verdienet gemacht/ und ihnẽ
zu Dienſte/ der Pannonier Feindſchaft uͤber ſich gezogen haͤtten; welches alles/ wañ ers bey
ſich erwoͤge/ nichts anders mit ſich braͤchte/ als daß dieſer Krieg ein groſſes nach ſich zoͤhe;
zu geſchweigen daß man von unterſchiedlichen Wunder-begebniſſen ſagen wolte/ welche
ihre geiſtlichen mehrenteils vor ſehr ungluͤklich und dem ganzen Reich draͤuend/ auslege-
tẽ; Iſt demnach meine unvorgreifliche Meinung/ wiederholete er/ daß man vor erſt den ge-
lindeſten Weg gehe/ und Abtrag in der Güte fo dere; wie wol ich bereit bin/ einem heilſame-
ren und vortraͤglichern Rahte gerne zuweichen/ inſonderheit dem Koͤniglichen Schluſſe
ohn einiges Wiederſprechen mich zu unterwerffen. Als dieſer geendiget hatte/ wahr die
Ordnung an Agiß/ dem Reichs- und Hof-Marſchalk/ welcher ein auffrichtiger frommer
Mann wahr/ und ihm ſeines Koͤniges Heil und gemeines Landes Wolfahrt mehr als kein
ander ließ angelegen ſeyn; aber Dropion wahr ihm uͤberaus gehaͤſſig/ trachtete ihm auch
nach Ehr und Leben/ weil in unterſchiedlichen Sachen er ſich deſſen Boßheit zu des Koͤni-
ges Nutzen entgegen geſetzet hatte. Er wahr ſchon zimliches alters von 63 Jahren/ uñ hat-
te ſich beyde durch Krieges- und Friedes Haͤndel um dz Vaterland wol verdienet gemacht.
Dieſer hatte ſich ſchon in etwas erkundet/ mit was Vorſaz Dropion umging/ aber er durf-
te ſichs gegen niemand merken laſſen/ weil dieſer Wuͤterich durch ſeinen groſſen Anhang
viel zumaͤchtig wahr; ging demnach auch vor dißmahl und bey dieſer Sache gar behuht-
ſam/ und ſtimmete bey der erſten Frage nicht allein ganz nach Dropions Willen/ ſondern
ruͤhmete auch deſſen Heldenmuht/ daß er ihm mit ſolchem Eyfer ſeines Koͤniges und des
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[714/0720] Achtes Buch. wolle ins Werk richten/ ſo daß unſer gutes Recht in den Schranken der Billig- und Ge- rechtigkeit erhalten werde/ wie ich mir dann andere Gedanken zumachen/ nicht Urſach ha- be/ als daß wir alle und jede dahin ſtim̃en werden/ wir wollen nichts vornehmen/ als was recht/ loͤblich/ und vor der ganzen erbahren Welt verantwortlich ſey/ ſo daß man allenthal- ben an uns ruͤhmen moͤge/ wir haben unſere Macht nicht mißbrauchet/ ſondern vernuͤnftig und erbar gehandelt. Nun bringet aber aller verſtaͤndigen und der Gerechtigkeit ergebenen Voͤlker Recht es mit ſich/ dz der Beleidigte allemahl zu erſt dem Beleidiger ſein Verbrechẽ voꝛhalte/ uñ vor angefuͤgten Schimpf und Schaden gebuͤhꝛlichen Abtꝛag uñ Gutmachung fodern laſſe/ ſo daß/ wann jener ſich zur Billigkeit erbeut/ man den Zwieſpalt und die Fehde durch friedliebende verſtaͤndige Maͤñer ohn Streit uñ Blutveꝛgieſſen hinzulegẽ ſich bemü- het/ wil aber die Guͤte nicht haften/ dann ſo kuͤndiget man ihm den Krieg billig an/ und ſu- chet durchs Schwert/ was durch das Recht nicht zuerhalten iſt. Und alſo halte ich vor bil- lich und beſt/ daß in dieſer wichtigen Sache man den gelindeſten Weg auch vor die Hand nehme/ damit hernaͤhſt/ wann derſelbe nicht zureichen wil/ man die umliegende freien Koͤ- nigreiche und Herſchafften/ von ſolcher Ungerechtigkeit uñ erlittenen Gewalttaht Bericht tuhn/ und ihren Beiſtand/ da man deſſen benoͤhtiget waͤhre/ ſuchen uñ erlangen koͤnne/ wel- che in einer ſo gerechten Sache ihre Huͤlffe dem Pannoniſchen Reiche nit verſagen weꝛdẽ. Endlich ſetzete er hinzu/ man haͤtte wol zubedenken/ daß Boͤhmen und Teutſchland in en- ger Verbuͤndniß ſehr maͤchtig waͤhren/ denen nunmehr Frießland und Wendland zu Ge- horſam ſtuͤnde/ auch Schweden und Daͤnenmark/ ja wol das Roͤmiſche Reich ſelbſt ſie nit huͤlf-loß laſſen duͤrften/ um welches ſie neulicher Zeit ſich wol verdienet gemacht/ und ihnẽ zu Dienſte/ der Pannonier Feindſchaft uͤber ſich gezogen haͤtten; welches alles/ wañ ers bey ſich erwoͤge/ nichts anders mit ſich braͤchte/ als daß dieſer Krieg ein groſſes nach ſich zoͤhe; zu geſchweigen daß man von unterſchiedlichen Wunder-begebniſſen ſagen wolte/ welche ihre geiſtlichen mehrenteils vor ſehr ungluͤklich und dem ganzen Reich draͤuend/ auslege- tẽ; Iſt demnach meine unvorgreifliche Meinung/ wiederholete er/ daß man vor erſt den ge- lindeſten Weg gehe/ und Abtrag in der Güte fo dere; wie wol ich bereit bin/ einem heilſame- ren und vortraͤglichern Rahte gerne zuweichen/ inſonderheit dem Koͤniglichen Schluſſe ohn einiges Wiederſprechen mich zu unterwerffen. Als dieſer geendiget hatte/ wahr die Ordnung an Agiß/ dem Reichs- und Hof-Marſchalk/ welcher ein auffrichtiger frommer Mann wahr/ und ihm ſeines Koͤniges Heil und gemeines Landes Wolfahrt mehr als kein ander ließ angelegen ſeyn; aber Dropion wahr ihm uͤberaus gehaͤſſig/ trachtete ihm auch nach Ehr und Leben/ weil in unterſchiedlichen Sachen er ſich deſſen Boßheit zu des Koͤni- ges Nutzen entgegen geſetzet hatte. Er wahr ſchon zimliches alters von 63 Jahren/ uñ hat- te ſich beyde durch Krieges- und Friedes Haͤndel um dz Vaterland wol verdienet gemacht. Dieſer hatte ſich ſchon in etwas erkundet/ mit was Vorſaz Dropion umging/ aber er durf- te ſichs gegen niemand merken laſſen/ weil dieſer Wuͤterich durch ſeinen groſſen Anhang viel zumaͤchtig wahr; ging demnach auch vor dißmahl und bey dieſer Sache gar behuht- ſam/ und ſtimmete bey der erſten Frage nicht allein ganz nach Dropions Willen/ ſondern ruͤhmete auch deſſen Heldenmuht/ daß er ihm mit ſolchem Eyfer ſeines Koͤniges und des Vaterlandes Ehre lieſſe angelegen ſeyn. Bey der anderen Frage aber fiel er dem Unter- Stat-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 714. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/720>, abgerufen am 22.11.2024.