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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
grossen Geldmitteln sind/ so werden sie nach unser Haabseligkeit zuschnappen nicht auffhö-
ren/ biß sie alles hinweg haben. O der Schande! ein Königlein/ ein junger Ohn-bart mus
uns beschimpfen/ und der Römische Käyser hat uns nichts angewinnen können. Wolte
Gott/ ich währe ein Weib/ so wolte ich mich in einen Winkel verkriechen/ und daselbst des
Vaterlandes Unglük beweinen; aber mir als einem Ritter und Kriegsmanne wollen die
Trähnen weder anstehen noch fliessen. Währen wir die alten Pannonier/ müsten die Oh-
mächtigen Böhmen schon alle mit ihrem Könige unter der Peitsche/ und der Pannonier
Leibeigene seyn; aber nun geben wir mit stilleschweigen an den Tag/ daß wir uns fürchten/
und noch wol dem Himmel darzu danken/ daß wir zwischen unsern vier Pfälen wohnen
können/ und in unserm Lande unangefochten bleiben. Wachet auff meine Brüder/ wachet
auff/ was schlaffen wir? ein vierwöchiger Zug/ sehet eine kurze Zeit/ eine geringe Mühe/
sol Böhmen zu grunde richten/ des wil ich euch meine Güter/ meine Ehr und mein Leben
zu pfande setzen. Fürchtet ihr euch aber vor dem Bömischen Schwerte/ und wollet ihnen
lieber zusehen/ wie sie euer spotten/ als den Spott abwenden und rächen; wolan/ so wil ich
meinen allergnädigsten König und die löblichen gesamten Landstände untertähnigst und
freundlich ersuchet haben/ sie gönnen mir auff meine Kosten/ Völker/ inner- oder ausser halb
des Reichs zu werben/ und daß mir frey stehe/ mein häußliches Unglük/ an meinen löblichen
Brüdern erlitten/ als ein redlicher Mann zu rächen/ weil mirs könte verdacht bringen/ wann
ich des Reichs Anspruch auff meine selbst gewachsene Hörner nehmen/ und verfechten
wolte. Und wann ich auch dieses nicht erlangen kan/ so mus entweder mein König mich
hinrichten lassen/ oder ich wil mein eigen Schwert wieder mich selbst gebrauchen/ weil mir
unmöglich ist/ solche Schande noch länger zuverschmerzen. Diese lezten Worte endigte er
mit solchem rafichten Eifer/ daß ihm das Blut aus Maul und Nase sprützete. Der König
kennete den Sinn dieses verwägenen Menschen/ sahe auch/ daß er aus dem grimmigsten
Eifer geredet hatte/ wolte aber seinen Willen noch nicht anzeigen/ sondern begehrete/ daß
die Stände zuvor sich über diese beyde Fragen beständig heraus lassen solte; Ob man den
von dem König in Böhmen und Groß Fürsten in Teutschland eingenommenen Schimpf
solte verschmerzen/ oder rächen; und wann er müste gerochen seyn/ auff was Weise und
Wege man alsdann die Rache solte vornehmen. Bey der ersten Frage wahren sie über-
aleinig; man müste Pannonische Ehre und ansehen keines weges von so geringen Fein-
den schwächen lassen/ sondern die Rache ernstlich vornehmen/ und es dahin spielen/
daß ihrem Könige und dem ganzen Reiche satsamer Abtrag/ beydes von den Böhmen
und Teutschen geschähe. Die andere Frage aber ward auf dreyerley Weise beantwortet.
Mastyes des Königes Unter Stathalter/ ein verständiger Reichserfahrner Mann sehr ho-
hes Adels/ welcher stets zum Friede geneiget wahr/ seinem Könige geträu/ und dem Va-
terlande ergeben/ muste auff Befehl/ und der Ordnung nach/ seine Meinung zu erst sagen/
welcher dann diese Stimme gab: Nach dem unser allergnädigster König und die gesam-
ten Reichs Hof- und Kammer-Rähte dessen allerdinge einig sind/ daß von unsern Belei-
digern/ anfangs den Böhmen und nachgehends den Teutschen/ wir des angelegten man-
nichfaltigen Schimpfs wollen ergetzet seyn/ wird darauff reiflich müssen erwogen und über-
leget werden/ wie und auff was Weise man einen solchen tapferen und billichen Vorsaz

wolle
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Achtes Buch.
groſſen Geldmitteln ſind/ ſo werden ſie nach unſer Haabſeligkeit zuſchnappen nicht auffhoͤ-
ren/ biß ſie alles hinweg haben. O der Schande! ein Koͤniglein/ ein junger Ohn-bart mus
uns beſchimpfen/ und der Roͤmiſche Kaͤyſer hat uns nichts angewinnen koͤnnen. Wolte
Gott/ ich waͤhre ein Weib/ ſo wolte ich mich in einen Winkel verkriechen/ und daſelbſt des
Vaterlandes Ungluͤk beweinen; aber mir als einem Ritter und Kriegsmanne wollen die
Traͤhnen weder anſtehen noch flieſſen. Waͤhren wir die alten Pannonier/ muͤſten die Oh-
maͤchtigen Boͤhmen ſchon alle mit ihrem Koͤnige unter der Peitſche/ und der Pannonier
Leibeigene ſeyn; aber nun geben wir mit ſtilleſchweigen an den Tag/ daß wir uns fuͤrchten/
und noch wol dem Himmel darzu danken/ daß wir zwiſchen unſern vier Pfaͤlen wohnen
koͤnnen/ und in unſerm Lande unangefochten bleiben. Wachet auff meine Brüder/ wachet
auff/ was ſchlaffen wir? ein vierwoͤchiger Zug/ ſehet eine kurze Zeit/ eine geringe Muͤhe/
ſol Boͤhmen zu grunde richten/ des wil ich euch meine Guͤter/ meine Ehr und mein Leben
zu pfande ſetzen. Fuͤrchtet ihr euch aber vor dem Boͤmiſchen Schwerte/ und wollet ihnen
lieber zuſehen/ wie ſie euer ſpotten/ als den Spott abwenden und raͤchen; wolan/ ſo wil ich
meinen allergnaͤdigſten Koͤnig und die loͤblichen geſamten Landſtaͤnde untertaͤhnigſt und
freundlich erſuchet haben/ ſie goͤnnen mir auff meine Koſten/ Voͤlker/ inner- oder auſſer halb
des Reichs zu werben/ und daß mir frey ſtehe/ mein haͤußliches Ungluͤk/ an meinen loͤblichẽ
Bruͤdern erlitten/ als ein redlicher Mañ zu raͤchen/ weil mirs koͤnte verdacht bringen/ wañ
ich des Reichs Anſpruch auff meine ſelbſt gewachſene Hoͤrner nehmen/ und verfechten
wolte. Und wann ich auch dieſes nicht erlangen kan/ ſo mus entweder mein Koͤnig mich
hinrichten laſſen/ oder ich wil mein eigen Schwert wieder mich ſelbſt gebrauchen/ weil mir
unmoͤglich iſt/ ſolche Schande noch laͤnger zuverſchmerzen. Dieſe lezten Worte endigte er
mit ſolchem rafichten Eifer/ daß ihm das Blut aus Maul und Naſe ſpruͤtzete. Der Koͤnig
kennete den Sinn dieſes verwaͤgenen Menſchen/ ſahe auch/ daß er aus dem grimmigſten
Eifer geredet hatte/ wolte aber ſeinen Willen noch nicht anzeigen/ ſondern begehrete/ daß
die Staͤnde zuvor ſich uͤber dieſe beyde Fragen beſtaͤndig heraus laſſen ſolte; Ob man den
von dem Koͤnig in Boͤhmen und Groß Fürſten in Teutſchland eingenommenen Schimpf
ſolte verſchmerzen/ oder raͤchen; und wann er muͤſte gerochen ſeyn/ auff was Weiſe und
Wege man alsdann die Rache ſolte vornehmen. Bey der erſten Frage wahren ſie über-
aleinig; man muͤſte Pannoniſche Ehre und anſehen keines weges von ſo geringen Fein-
den ſchwaͤchen laſſen/ ſondern die Rache ernſtlich vornehmen/ und es dahin ſpielen/
daß ihrem Koͤnige und dem ganzen Reiche ſatſamer Abtrag/ beydes von den Boͤhmen
und Teutſchen geſchaͤhe. Die andere Frage aber ward auf dreyerley Weiſe beantwortet.
Maſtyes des Koͤniges Unter Stathalter/ ein verſtaͤndiger Reichserfahrner Mann ſehr ho-
hes Adels/ welcher ſtets zum Friede geneiget wahr/ ſeinem Koͤnige getraͤu/ und dem Va-
terlande ergeben/ muſte auff Befehl/ und der Ordnung nach/ ſeine Meinung zu erſt ſagẽ/
welcher dann dieſe Stimme gab: Nach dem unſer allergnaͤdigſter Koͤnig und die geſam-
ten Reichs Hof- und Kammer-Raͤhte deſſen allerdinge einig ſind/ daß von unſern Belei-
digern/ anfangs den Boͤhmen und nachgehends den Teutſchen/ wir des angelegten man-
nichfaltigen Schimpfs wollen ergetzet ſeyn/ wird darauff reiflich muͤſſen eꝛwogen uñ uͤbeꝛ-
leget werden/ wie und auff was Weiſe man einen ſolchen tapferen und billichen Vorſaz

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[713/0719] Achtes Buch. groſſen Geldmitteln ſind/ ſo werden ſie nach unſer Haabſeligkeit zuſchnappen nicht auffhoͤ- ren/ biß ſie alles hinweg haben. O der Schande! ein Koͤniglein/ ein junger Ohn-bart mus uns beſchimpfen/ und der Roͤmiſche Kaͤyſer hat uns nichts angewinnen koͤnnen. Wolte Gott/ ich waͤhre ein Weib/ ſo wolte ich mich in einen Winkel verkriechen/ und daſelbſt des Vaterlandes Ungluͤk beweinen; aber mir als einem Ritter und Kriegsmanne wollen die Traͤhnen weder anſtehen noch flieſſen. Waͤhren wir die alten Pannonier/ muͤſten die Oh- maͤchtigen Boͤhmen ſchon alle mit ihrem Koͤnige unter der Peitſche/ und der Pannonier Leibeigene ſeyn; aber nun geben wir mit ſtilleſchweigen an den Tag/ daß wir uns fuͤrchten/ und noch wol dem Himmel darzu danken/ daß wir zwiſchen unſern vier Pfaͤlen wohnen koͤnnen/ und in unſerm Lande unangefochten bleiben. Wachet auff meine Brüder/ wachet auff/ was ſchlaffen wir? ein vierwoͤchiger Zug/ ſehet eine kurze Zeit/ eine geringe Muͤhe/ ſol Boͤhmen zu grunde richten/ des wil ich euch meine Guͤter/ meine Ehr und mein Leben zu pfande ſetzen. Fuͤrchtet ihr euch aber vor dem Boͤmiſchen Schwerte/ und wollet ihnen lieber zuſehen/ wie ſie euer ſpotten/ als den Spott abwenden und raͤchen; wolan/ ſo wil ich meinen allergnaͤdigſten Koͤnig und die loͤblichen geſamten Landſtaͤnde untertaͤhnigſt und freundlich erſuchet haben/ ſie goͤnnen mir auff meine Koſten/ Voͤlker/ inner- oder auſſer halb des Reichs zu werben/ und daß mir frey ſtehe/ mein haͤußliches Ungluͤk/ an meinen loͤblichẽ Bruͤdern erlitten/ als ein redlicher Mañ zu raͤchen/ weil mirs koͤnte verdacht bringen/ wañ ich des Reichs Anſpruch auff meine ſelbſt gewachſene Hoͤrner nehmen/ und verfechten wolte. Und wann ich auch dieſes nicht erlangen kan/ ſo mus entweder mein Koͤnig mich hinrichten laſſen/ oder ich wil mein eigen Schwert wieder mich ſelbſt gebrauchen/ weil mir unmoͤglich iſt/ ſolche Schande noch laͤnger zuverſchmerzen. Dieſe lezten Worte endigte er mit ſolchem rafichten Eifer/ daß ihm das Blut aus Maul und Naſe ſpruͤtzete. Der Koͤnig kennete den Sinn dieſes verwaͤgenen Menſchen/ ſahe auch/ daß er aus dem grimmigſten Eifer geredet hatte/ wolte aber ſeinen Willen noch nicht anzeigen/ ſondern begehrete/ daß die Staͤnde zuvor ſich uͤber dieſe beyde Fragen beſtaͤndig heraus laſſen ſolte; Ob man den von dem Koͤnig in Boͤhmen und Groß Fürſten in Teutſchland eingenommenen Schimpf ſolte verſchmerzen/ oder raͤchen; und wann er muͤſte gerochen ſeyn/ auff was Weiſe und Wege man alsdann die Rache ſolte vornehmen. Bey der erſten Frage wahren ſie über- aleinig; man muͤſte Pannoniſche Ehre und anſehen keines weges von ſo geringen Fein- den ſchwaͤchen laſſen/ ſondern die Rache ernſtlich vornehmen/ und es dahin ſpielen/ daß ihrem Koͤnige und dem ganzen Reiche ſatſamer Abtrag/ beydes von den Boͤhmen und Teutſchen geſchaͤhe. Die andere Frage aber ward auf dreyerley Weiſe beantwortet. Maſtyes des Koͤniges Unter Stathalter/ ein verſtaͤndiger Reichserfahrner Mann ſehr ho- hes Adels/ welcher ſtets zum Friede geneiget wahr/ ſeinem Koͤnige getraͤu/ und dem Va- terlande ergeben/ muſte auff Befehl/ und der Ordnung nach/ ſeine Meinung zu erſt ſagẽ/ welcher dann dieſe Stimme gab: Nach dem unſer allergnaͤdigſter Koͤnig und die geſam- ten Reichs Hof- und Kammer-Raͤhte deſſen allerdinge einig ſind/ daß von unſern Belei- digern/ anfangs den Boͤhmen und nachgehends den Teutſchen/ wir des angelegten man- nichfaltigen Schimpfs wollen ergetzet ſeyn/ wird darauff reiflich muͤſſen eꝛwogen uñ uͤbeꝛ- leget werden/ wie und auff was Weiſe man einen ſolchen tapferen und billichen Vorſaz wolle x x x x

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 713. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/719>, abgerufen am 22.11.2024.