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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
Gutsche mit vier Pferden/ zween reitende Knechte/ so viel Gutscher und zween Leibdiener
gehalten wurden/ so daß etliche des Adels ihm solches mißgönneten/ und davor hielten/ die
Vergeltung währe vor einen Bauren schier zu groß. Valiska wolte ihm alsbald Neklams
Schwester/ eine züchtige schöne Jungfer von 18 Jahren/ freyen/ und die Braut mit 12000
Kronen aussteurenn; welche Heyraht ihm zwar sehr angenehm war/ jedoch emsig anhielt/
daß biß auff seines alten Vettern Wittho Ankunfft das Beylager und die Trauung gnä-
digst möchte verschoben werden/ welches das Fräulein selbst vor gut ansahe/ und alsbald
Anstalt machete/ daß eine Begleitung von 30 Reutern mit einer ledigen Gutsche nach
Frießland gehen/ und den alten Wittho nebest seinem ungerahtenen Sohn Gerd nach
Prag hohlen solten/ auch ihm dabey anzeigen/ wann er sonst noch andere seine Verwanten
gerne wolte befodert haben/ ihm frey stunde/ solche mit überzubringen; König Baldrich
lleß zugleich einen Befehl an die Landstände abgehen/ daß alle Inwohner des Dorffes/ wo-
selbst das Fräulein bey Wittho gelegen/ solten vorgefodert/ und der Rohtbart wegen seiner
begangenen sehr vermuhtlichen Mordtahten scharff befraget/ auch nach Befindung samt
allen Mitschuldigen/ andern zum abscheuhlichen Beyspiel mit dem Rade gestossen/ und
darauff gelegt werden. Die 8 Reuter/ deren noch keiner über 21 Jahr alt wahr/ hatten die-
sen Morgen schon neue Kleider mit Golde stark verbremet bekommen/ in welchen sie nebst
Wolffgang erscheinen musten/ da Arbianes sie also anredete: Ihr redliche Reuter und lie-
be geträue; es ist der Tag eures Glückes erschienen/ da ihr erfahren/ sehen und geniessen
müsset/ was ehrliche und geträue Dienste vor Belohnung zugewarten haben. Ihr habe
das Durchleuchtigste Königliche Fräulein/ meine Vertrauete/ aus ihrer Dienstbarkeit
geführet sie auff dem Wege begleitet/ Unheil nach Vermögen von ihr abgewand/ und euch
nichts von ihrem Schutze abschrecken lassen; des sol euch/ ihrem Fürstlichem Versprechen
nach begegnen/ was ihr begehret; und damit ihr sehen möget/ was vor angenehme Dien-
ste ihr mir hiedurch geleistet habet/ als wird der ädle Wolffgang von Friesentahl (dieser
Zunahme ward ihm von dem Fräulein gegeben) euch eine Tonne Schaz zum ersten
Gnadenpfennige baar austeilen/ jedem drey Reitpferde/ zween Reitknechte und einen Leib-
diener zustellen/ und mit monatlichem Solde versehen; geliebet euch nun meiner gnädigen
Anerbietung zugebrauchen/ sollet ihr von mir anfangs vor meine Hof Junkern bestellet/
und alsbald in den Adelstand auffgenommen werden; wo nicht/ wird man euch noch so
viel Baarschaft nebest andern Verehrungen zustellen/ und euch nach belieben zihen lassen/
wohin ihr begehret. Diese bedanketen sich aller angebohtenen Gnade mit einem Fuß falle/
und erkläreten sich einhellig/ in ihrer Großfürstl. Durchleuchtigkeit Diensten zuleben und
sterben/ wiewol der angebohtenen Hofbestallung und des Adelstandes sie sich allerdinge
unwerd schätzeten. Es geschahe dieses alles im fördersten Schloß Platze/ da die Henkers-
Buben mit dem gefangenen Reichard in einem Winkel stehen/ und dieser solches alles an-
sehen und anhören muste. Nach der Hochfürstlichen Geselschafft Abtrit ward daselbst
ein Gericht gehäget über den armen Sünder Reichard/ da Wolffgang und die 8 Reuter
nahe dabey stehen/ Leches aber auff dem Richterstuel ihm diese Urtel vorhalten muste: Er
würde ohn einiges leugnen gestehen/ was gestalt er sich durch seine verteufelte fast uner-
hörte Boßheit und wahnsinnigen übermuht hätte lassen verleiten/ einem Hochfürstlichen

Fräu-

Siebendes Buch.
Gutſche mit vier Pferden/ zween reitende Knechte/ ſo viel Gutſcher und zween Leibdiener
gehalten wurden/ ſo daß etliche des Adels ihm ſolches mißgoͤnneten/ und davoꝛ hielten/ die
Vergeltung waͤhre vor einen Bauren ſchier zu groß. Valiſka wolte ihm alsbald Neklams
Schweſter/ eine zuͤchtige ſchoͤne Jungfer von 18 Jahren/ freyen/ und die Braut mit 12000
Kronen ausſteurẽn; welche Heyraht ihm zwar ſehr angenehm war/ jedoch emſig anhielt/
daß biß auff ſeines alten Vettern Wittho Ankunfft das Beylager und die Trauung gnaͤ-
digſt moͤchte verſchoben werden/ welches das Fraͤulein ſelbſt vor gut anſahe/ und alsbald
Anſtalt machete/ daß eine Begleitung von 30 Reutern mit einer ledigen Gutſche nach
Frießland gehen/ und den alten Wittho nebeſt ſeinem ungerahtenen Sohn Gerd nach
Prag hohlen ſolten/ auch ihm dabey anzeigen/ wann er ſonſt noch andere ſeine Verwantẽ
gerne wolte befodert haben/ ihm frey ſtunde/ ſolche mit uͤberzubringen; Koͤnig Baldrich
lleß zugleich einen Befehl an die Landſtaͤnde abgehen/ daß alle Inwohner des Dorffes/ wo-
ſelbſt das Fraͤulein bey Wittho gelegen/ ſolten vorgefodert/ und der Rohtbart wegen ſeiner
begangenen ſehr vermuhtlichen Mordtahten ſcharff befraget/ auch nach Befindung ſamt
allen Mitſchuldigen/ andern zum abſcheuhlichen Beyſpiel mit dem Rade geſtoſſen/ und
darauff gelegt werden. Die 8 Reuter/ deren noch keiner uͤber 21 Jahr alt wahr/ hatten die-
ſen Morgen ſchon neue Kleider mit Golde ſtark verbremet bekommen/ in welchen ſie nebſt
Wolffgang erſcheinen muſten/ da Arbianes ſie alſo anredete: Ihr redliche Reuter und lie-
be getraͤue; es iſt der Tag eures Glückes erſchienen/ da ihr erfahren/ ſehen und genieſſen
muͤſſet/ was ehrliche und getraͤue Dienſte vor Belohnung zugewarten haben. Ihr habe
das Durchleuchtigſte Koͤnigliche Fraͤulein/ meine Vertrauete/ aus ihrer Dienſtbarkeit
geführet ſie auff dem Wege begleitet/ Unheil nach Vermoͤgen von ihr abgewand/ uñ euch
nichts von ihrem Schutze abſchrecken laſſen; des ſol euch/ ihrem Fuͤrſtlichem Verſprechẽ
nach begegnen/ was ihr begehret; und damit ihr ſehen moͤget/ was vor angenehme Dien-
ſte ihr mir hiedurch geleiſtet habet/ als wird der aͤdle Wolffgang von Frieſentahl (dieſer
Zunahme ward ihm von dem Fraͤulein gegeben) euch eine Tonne Schaz zum erſten
Gnadenpfennige baar austeilen/ jedem drey Reitpferde/ zween Reitknechte und einen Leib-
diener zuſtellen/ und mit monatlichem Solde verſehen; geliebet euch nun meiner gnaͤdigẽ
Anerbietung zugebrauchen/ ſollet ihr von mir anfangs vor meine Hof Junkern beſtellet/
und alsbald in den Adelſtand auffgenommen werden; wo nicht/ wird man euch noch ſo
viel Baarſchaft nebeſt andern Verehrungen zuſtellen/ und euch nach belieben zihen laſſen/
wohin ihr begehret. Dieſe bedanketen ſich aller angebohtenen Gnade mit einem Fuß falle/
und erklaͤreten ſich einhellig/ in ihrer Großfuͤrſtl. Durchleuchtigkeit Dienſten zuleben und
ſterben/ wiewol der angebohtenen Hofbeſtallung und des Adelſtandes ſie ſich allerdinge
unwerd ſchaͤtzeten. Es geſchahe dieſes alles im foͤrderſten Schloß Platze/ da die Henkers-
Buben mit dem gefangenen Reichard in einem Winkel ſtehen/ und dieſer ſolches alles an-
ſehen und anhoͤren muſte. Nach der Hochfuͤrſtlichen Geſelſchafft Abtrit ward daſelbſt
ein Gericht gehaͤget uͤber den armen Suͤnder Reichard/ da Wolffgang und die 8 Reuter
nahe dabey ſtehen/ Leches abeꝛ auff dem Richterſtuel ihm dieſe Urtel vorhalten muſte: Er
wuͤrde ohn einiges leugnen geſtehen/ was geſtalt er ſich durch ſeine verteufelte faſt uner-
hoͤrte Boßheit und wahnſinnigen uͤbermuht haͤtte laſſen verleiten/ einem Hochfürſtlichen

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 700. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/706>, abgerufen am 22.11.2024.