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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
freundliche Wilkommen/ welches in die anderthalb Stunden wehrete/ ein Ende genommen
hatte/ kunte das Fräulein nicht umhin/ an Leches zubegehren/ er möchte doch ihren lieben
Freund den geträuen frommen Wolfgang ihm bestermassen lassen befohlen seyn/ und ihn
fein unterweisen/ wie er sich bey hohen Leuten zubezeigen hätte. Sie ward von der Gesel-
schaft gebehten/ anzuzeigen/ was dieser vor ein geträuer Mensch währe/ der solcher Unter-
richtung bedürfte; worüber/ da sie es kürzlich erzählete/ was er bey ihr getahn hätte/ sich al-
le Anwesende verwunderten/ und muste ihn Leches herführen/ daß sie ihn sehen möchten.
Er entsetzete sich gewaltig/ als er so viel Könige und Königinnen sahe/ daß ihm die Farbe
und Rede verging; welches Valiska merkend/ ihn mit diesen freundlichen Worten anrede-
te. Wolfgang/ mein guter und lieber Freund; ihr sollet euch vor diesen grossen Herren und
Frauen nicht entsetzen/ als bey deren Geselschaft ihr euch noch oft und viel werdet finden
lassen/ sondern sollet alle unständige Niedrigkeit eures Gemühts ablegen/ und von gegen-
wärtigem Leches Bericht einnehmen/ wie ihr geliebts Gott/ morgen bey Empfahung der
Belohnung eurer redlichen Träue/ die wol aus einem recht adelichen und nicht aus ei-
nem bäurischen Gemüht entstanden/ euch verhalten sollet. Ja mein frommer Wolfgang/
setzete das Fräulein hinzu/ versichert euch nur daß ich eben dieselbe in diesem Königlichen
Pracht gegen euch verbleiben werde/ die ich im Mägde-Kittel gewesen bin/ ohn daß wir
unsere getichtete Ehe aufruffen werden/ weil ich eurem gnädigsten Großfürsten und Herrn
nunmehr versprochen bin/ nach welcher Aufruffung/ wie ich wol weiß/ euch eben so heftig
als mich verlanget hat. Wolfgang begrif sich hierauf in etwas/ setzete sich auf die Knie/ be-
dankete sich aller Königlichen Gnade/ und baht sehr flehentlich/ sie möchten doch seinem
groben Unverstande und Bäurischer Einfalt nicht grössere Gnade auflegen/ als er ertra-
gen könte/ und da ihm ja einige über seine Wirdigkeit begegnen müste/ wolte er dem Fräu-
lein in dieser ihrer Königlichen Hocheit seine ersie untertähnigste Bitte vortragen/ sie möch-
te gnädigst erhalten/ daß ihm zuvor etliche Tage frey gegönnet würden/ sich bey dem Hofe-
leben umzusehen/ und von andern zufassen/ wie gegen Königen und Fürsten er sich verhal-
ten müste/ welches ihm als einem Bauren und Haus Knechte allerdinge unbewust währe.
Die ganze Geselschaft legete ihm solches zur guten Vernunft auß/ wurden ihm auch drey
Tage Auffschub gegönnet/ in welcher kurzen Zeit Leches und Neklam ihn dergestalt anfüh-
reten/ daß er sich adelich gnug zubezeigen wuste/ und er nunmehr bey sich befand/ daß es
besser währe/ in solchem Stande zuleben/ als eines Bürgers Hausknecht zuseyn. Diese
drey Tage über wurden die 8 Reuter und der gefangene Reichard mit essen und trinken
wol gehalten/ wiewol dieser ihm keine andere Rechnung machete/ als daß er eines grausa-
men Todes würde sterben müssen. Sonsten bestimmete König Henrich noch diesen A-
bend/ daß nach sechs Tagen Fürst Arbianes und der Fräulein Beylager solte gehalten wer-
den/ gegen welche Zeit sie der Römischen Herren Ankunfft erwarteten. Wolffganges und
der Reuter Begnadigung ward des angesezten Tages vorgenommen/ da König Henrich
den ersten anfangs in den hohen Teutschen Adel auffnam/ ihm Schild/ Helm und Wapen
gab/ nehmlich ein Hündichen/ welches ein Lamb bewahrete/ und oben auff dem Helm eine
Fahne/ in welcher ein grüner Lorbeerbaum stund/ mit diesen Worten: Der Träue Belohnung;
und nahm das Fräulein ihn alsbald zu ihrem Hofmeister an/ da ihm drey Reitpferde/ eine

Gutsche
t t t t ij

Siebendes Buch.
freundliche Wilkommen/ welches in die anderthalb Stunden wehrete/ ein Ende genom̄en
hatte/ kunte das Fraͤulein nicht umhin/ an Leches zubegehren/ er moͤchte doch ihren lieben
Freund den getraͤuen frommen Wolfgang ihm beſtermaſſen laſſen befohlen ſeyn/ und ihn
fein unterweiſen/ wie er ſich bey hohen Leuten zubezeigen haͤtte. Sie ward von der Geſel-
ſchaft gebehten/ anzuzeigen/ was dieſer vor ein getraͤuer Menſch waͤhre/ der ſolcher Unter-
richtung beduͤrfte; woruͤber/ da ſie es kuͤrzlich erzaͤhlete/ was er bey ihr getahn haͤtte/ ſich al-
le Anweſende verwunderten/ und muſte ihn Leches herfuͤhren/ daß ſie ihn ſehen moͤchten.
Er entſetzete ſich gewaltig/ als er ſo viel Koͤnige und Koͤniginnen ſahe/ daß ihm die Farbe
und Rede verging; welches Valiſka merkend/ ihn mit dieſen freundlichen Worten anrede-
te. Wolfgang/ mein guter und lieber Freund; ihr ſollet euch vor dieſen groſſen Herren uñ
Frauen nicht entſetzen/ als bey deren Geſelſchaft ihr euch noch oft und viel werdet finden
laſſen/ ſondern ſollet alle unſtaͤndige Niedrigkeit eures Gemuͤhts ablegen/ und von gegen-
waͤrtigem Leches Bericht einnehmen/ wie ihr geliebts Gott/ morgen bey Empfahung der
Belohnung eurer redlichen Traͤue/ die wol aus einem recht adelichen und nicht aus ei-
nem baͤuriſchen Gemuͤht entſtanden/ euch verhalten ſollet. Ja mein frommer Wolfgang/
ſetzete das Fraͤulein hinzu/ verſichert euch nur daß ich eben dieſelbe in dieſem Koͤniglichen
Pracht gegen euch verbleiben werde/ die ich im Maͤgde-Kittel geweſen bin/ ohn daß wir
unſere getichtete Ehe aufruffen werden/ weil ich euꝛem gnaͤdigſten Großfuͤꝛſten und Herꝛn
nunmehr verſprochen bin/ nach welcher Aufruffung/ wie ich wol weiß/ euch eben ſo heftig
als mich verlanget hat. Wolfgang begrif ſich hierauf in etwas/ ſetzete ſich auf die Knie/ be-
dankete ſich aller Koͤniglichen Gnade/ und baht ſehr flehentlich/ ſie moͤchten doch ſeinem
groben Unverſtande und Baͤuriſcher Einfalt nicht groͤſſere Gnade auflegen/ als er ertra-
gen koͤnte/ und da ihm ja einige uͤber ſeine Wirdigkeit begegnen muͤſte/ wolte er dem Fraͤu-
lein in dieſer ihrer Koͤniglichen Hocheit ſeine eꝛſie unteꝛtaͤhnigſte Bitte vortꝛagen/ ſie moͤch-
te gnaͤdigſt erhalten/ daß ihm zuvor etliche Tage frey gegoͤñet wuͤrden/ ſich bey dem Hofe-
leben umzuſehen/ und von andern zufaſſen/ wie gegen Koͤnigen und Fuͤrſten er ſich verhal-
ten muͤſte/ welches ihm als einem Bauren und Haus Knechte allerdinge unbewuſt waͤhꝛe.
Die ganze Geſelſchaft legete ihm ſolches zur guten Vernunft auß/ wurden ihm auch drey
Tage Auffſchub gegoͤnnet/ in welcher kurzen Zeit Leches und Neklam ihn dergeſtalt anfuͤh-
reten/ daß er ſich adelich gnug zubezeigen wuſte/ und er nunmehr bey ſich befand/ daß es
beſſer waͤhre/ in ſolchem Stande zuleben/ als eines Buͤrgers Hausknecht zuſeyn. Dieſe
drey Tage uͤber wurden die 8 Reuter und der gefangene Reichard mit eſſen und trinken
wol gehalten/ wiewol dieſer ihm keine andere Rechnung machete/ als daß er eines grauſa-
men Todes wuͤrde ſterben muͤſſen. Sonſten beſtimmete Koͤnig Henrich noch dieſen A-
bend/ daß nach ſechs Tagen Fuͤrſt Arbianes und der Fraͤulein Beylager ſolte gehaltẽ weꝛ-
den/ gegen welche Zeit ſie der Roͤmiſchen Herren Ankunfft erwarteten. Wolffganges und
der Reuter Begnadigung ward des angeſezten Tages vorgenommen/ da Koͤnig Henrich
den erſten anfangs in den hohen Teutſchen Adel auffnam/ ihm Schild/ Helm und Wapen
gab/ nehmlich ein Huͤndichen/ welches ein Lamb bewahrete/ und oben auff dem Helm eine
Fahne/ in welcher ein gruͤner Lorbeerbaum ſtund/ mit dieſen Wortẽ: Der Traͤue Belohnung;
und nahm das Fraͤulein ihn alsbald zu ihrem Hofmeiſter an/ da ihm drey Reitpferde/ eine

Gutſche
t t t t ij
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[699/0705] Siebendes Buch. freundliche Wilkommen/ welches in die anderthalb Stunden wehrete/ ein Ende genom̄en hatte/ kunte das Fraͤulein nicht umhin/ an Leches zubegehren/ er moͤchte doch ihren lieben Freund den getraͤuen frommen Wolfgang ihm beſtermaſſen laſſen befohlen ſeyn/ und ihn fein unterweiſen/ wie er ſich bey hohen Leuten zubezeigen haͤtte. Sie ward von der Geſel- ſchaft gebehten/ anzuzeigen/ was dieſer vor ein getraͤuer Menſch waͤhre/ der ſolcher Unter- richtung beduͤrfte; woruͤber/ da ſie es kuͤrzlich erzaͤhlete/ was er bey ihr getahn haͤtte/ ſich al- le Anweſende verwunderten/ und muſte ihn Leches herfuͤhren/ daß ſie ihn ſehen moͤchten. Er entſetzete ſich gewaltig/ als er ſo viel Koͤnige und Koͤniginnen ſahe/ daß ihm die Farbe und Rede verging; welches Valiſka merkend/ ihn mit dieſen freundlichen Worten anrede- te. Wolfgang/ mein guter und lieber Freund; ihr ſollet euch vor dieſen groſſen Herren uñ Frauen nicht entſetzen/ als bey deren Geſelſchaft ihr euch noch oft und viel werdet finden laſſen/ ſondern ſollet alle unſtaͤndige Niedrigkeit eures Gemuͤhts ablegen/ und von gegen- waͤrtigem Leches Bericht einnehmen/ wie ihr geliebts Gott/ morgen bey Empfahung der Belohnung eurer redlichen Traͤue/ die wol aus einem recht adelichen und nicht aus ei- nem baͤuriſchen Gemuͤht entſtanden/ euch verhalten ſollet. Ja mein frommer Wolfgang/ ſetzete das Fraͤulein hinzu/ verſichert euch nur daß ich eben dieſelbe in dieſem Koͤniglichen Pracht gegen euch verbleiben werde/ die ich im Maͤgde-Kittel geweſen bin/ ohn daß wir unſere getichtete Ehe aufruffen werden/ weil ich euꝛem gnaͤdigſten Großfuͤꝛſten und Herꝛn nunmehr verſprochen bin/ nach welcher Aufruffung/ wie ich wol weiß/ euch eben ſo heftig als mich verlanget hat. Wolfgang begrif ſich hierauf in etwas/ ſetzete ſich auf die Knie/ be- dankete ſich aller Koͤniglichen Gnade/ und baht ſehr flehentlich/ ſie moͤchten doch ſeinem groben Unverſtande und Baͤuriſcher Einfalt nicht groͤſſere Gnade auflegen/ als er ertra- gen koͤnte/ und da ihm ja einige uͤber ſeine Wirdigkeit begegnen muͤſte/ wolte er dem Fraͤu- lein in dieſer ihrer Koͤniglichen Hocheit ſeine eꝛſie unteꝛtaͤhnigſte Bitte vortꝛagen/ ſie moͤch- te gnaͤdigſt erhalten/ daß ihm zuvor etliche Tage frey gegoͤñet wuͤrden/ ſich bey dem Hofe- leben umzuſehen/ und von andern zufaſſen/ wie gegen Koͤnigen und Fuͤrſten er ſich verhal- ten muͤſte/ welches ihm als einem Bauren und Haus Knechte allerdinge unbewuſt waͤhꝛe. Die ganze Geſelſchaft legete ihm ſolches zur guten Vernunft auß/ wurden ihm auch drey Tage Auffſchub gegoͤnnet/ in welcher kurzen Zeit Leches und Neklam ihn dergeſtalt anfuͤh- reten/ daß er ſich adelich gnug zubezeigen wuſte/ und er nunmehr bey ſich befand/ daß es beſſer waͤhre/ in ſolchem Stande zuleben/ als eines Buͤrgers Hausknecht zuſeyn. Dieſe drey Tage uͤber wurden die 8 Reuter und der gefangene Reichard mit eſſen und trinken wol gehalten/ wiewol dieſer ihm keine andere Rechnung machete/ als daß er eines grauſa- men Todes wuͤrde ſterben muͤſſen. Sonſten beſtimmete Koͤnig Henrich noch dieſen A- bend/ daß nach ſechs Tagen Fuͤrſt Arbianes und der Fraͤulein Beylager ſolte gehaltẽ weꝛ- den/ gegen welche Zeit ſie der Roͤmiſchen Herren Ankunfft erwarteten. Wolffganges und der Reuter Begnadigung ward des angeſezten Tages vorgenommen/ da Koͤnig Henrich den erſten anfangs in den hohen Teutſchen Adel auffnam/ ihm Schild/ Helm und Wapen gab/ nehmlich ein Huͤndichen/ welches ein Lamb bewahrete/ und oben auff dem Helm eine Fahne/ in welcher ein gruͤner Lorbeerbaum ſtund/ mit dieſen Wortẽ: Der Traͤue Belohnung; und nahm das Fraͤulein ihn alsbald zu ihrem Hofmeiſter an/ da ihm drey Reitpferde/ eine Gutſche t t t t ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 699. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/705>, abgerufen am 22.11.2024.