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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
lete Krämerin seyn/ nam deswegen die Nadeln zu sich/ und sagete: Weil ich sehe/ daß euch
meine Beschimpffung leid ist/ wil ichs euch vergeben/ und dieses Geschenk zum Gedächt-
niß beylegen/ daß ihr mich so fein sauber habt ausgehechelt. So böse ists nicht gemeynet ge-
wesen/ antwortete die Krämerin/ und ist mir lieb/ daß ich mit euch wieder verglichen bin.
Baldrich trat zu ihr hin/ und sagete: Gute Krämerin/ wo bleibet die versprochene Schnür-
Kette mit dem Briefe Nadeln/ nach dem euch alle Waaren abgehandelt sind? Junger
Herr/ antwortete sie/ eures Geldes habe ich noch wenig gesehen/ und dürffet doch eine Zu-
gabe fodern; aber doch/ da habt ihrs beydes/ ich wil vor dißmahl die reicheste seyn/ nehmets
hin/ und schenkets eurer Liebesten/ wann ihr dermahleins eine bekommen werdet. Valiska
lachete des Auffzuges von Herzen/ trat hinzu/ und nahm das gebohtene zu sich/ sagend/
mir gehöret dieses/ vermöge unsers Kauffs/ eigentlich zu/ aber ich wils gleichwol mit dem
Bedinge nehmen/ daß ichs dieses jungen Herrn seiner Liebesten zurahte hägen wil. Die
Krämerin reichete ihr solches willig ein/ und sagete: Gnädige Frau/ mich deucht/ ihr ver-
stehet euch sehr wol auff Krämerey/ denke ja nicht/ daß ihr des Königes aus Böhmen Frl.
Tochter seyd/ von welcher ich mir habe sagen lassen/ sie sey auch wol ehmahls lieber eine
Krämerin als eines grossen gewaltigen Königes versprochene Braut gewesen/ wodurch
sie ohn Zweifel in unsere Gülde getreten ist/ und dieselbe Königlich geadelt hat; Ist nun
Eure Gn. dieselbe/ so kan ich nicht unterlassen/ dieselbe als eine ehrliche Gülde-Schwe-
ster zugrüssen. Valiska verwunderte sich der Rede/ sahe alle anwesende an/ und sagte: Die
Karte ist falsch/ und ist diese gewißlich eine verstellete Krämerin/ uns einen Auffzug zu
machen. Das Fräulein aber kehrete sich an nichts/ ging mit Arbianes davon/ und sagete
kein Wort mehr/ da Leches und Libussa (weil er ihr winkete) ihnen auff dem Fusse nachfol-
geten. Valiska sagete nach ihrem Abscheide zu den anwesenden: So statlich bin ich zeit
meines Lebens nicht auffgetrieben/ als vor dißmahl/ und noch wol kurzweiliger/ als ehe-
mahls mein Parthisches Frauenzimmer; und was gilts/ wo meine Libussa der lose Balg
diesen Possen nicht angerichtet/ und einen ertichteten Zank mit der Krämerin gehalten hat/
mich so viel zierlicher auffzuzihen? So bald das Fräulein aus dem Gemache wahr/ sagte
sie zu Libussen: ädle Frau/ verzeihet mir/ bitte ich/ alle Grobheit/ die ich heut/ bloß ein Ge-
lächter über uns beyden anzurichten/ an euch begangen habe/ und wann dieses nicht
währe mein Vorsaz gewesen/ hätte ich euch hoch beleidiget; Je länger aber ich euch
ansehe/ je mehr erinnere ich mich unser ehmahligen Freundschafft/ wie wir uns dann vor
diesem wol gekennet haben; Kommet und führet mich auff ein absonderliches Ge-
mach/ mein Mann wird mit eurem Ehe Junkern auff ein anders gehen/ dann ich
habe von Kölln ab einen hochvertraulichen Gruß an euch von einer Nähterin/ die
ist wol vor diesem etwas mehr/ und eure gute Freundin gewesen. Libussa gedachte alsbald
an das Fräulein und sagete: Ach gute Frau/ ich verzeihe euch alles gerne/ wie heftig ich
mich gleich zu anfange geschämet habe; nur saget mir/ wie heisset diese Nähterin? Sie
nennet sich Armgart/ antwortete sie/ und hat im wolstande Klara geheissen. Ey Gott Lob
und dank/ sagete sie/ so lebet das allerfrömmeste Fräulein der Welt noch? O daß doch nur
der liebe Fürst auch noch möchte im Leben seyn! wolte alsbald von ihr hinweg lauffen/ und
ihrer Königin diese hocherfreuliche Zeitung bringen. Aber Leches hielt sie auff/ und sagete:

Wie

Siebendes Buch.
lete Kraͤmerin ſeyn/ nam deswegen die Nadeln zu ſich/ und ſagete: Weil ich ſehe/ daß euch
meine Beſchimpffung leid iſt/ wil ichs euch vergeben/ und dieſes Geſchenk zum Gedaͤcht-
niß beylegẽ/ daß ihr mich ſo fein ſauber habt ausgehechelt. So boͤſe iſts nicht gemeynet ge-
weſen/ antwortete die Kraͤmerin/ und iſt mir lieb/ daß ich mit euch wieder verglichen bin.
Baldrich trat zu ihr hin/ und ſagete: Gute Kraͤmerin/ wo bleibet die verſprochene Schnuͤr-
Kette mit dem Briefe Nadeln/ nach dem euch alle Waaren abgehandelt ſind? Junger
Herr/ antwortete ſie/ eures Geldes habe ich noch wenig geſehen/ und duͤrffet doch eine Zu-
gabe fodern; aber doch/ da habt ihrs beydes/ ich wil vor dißmahl die reicheſte ſeyn/ nehmets
hin/ und ſchenkets eurer Liebeſten/ wann ihr dermahleins eine bekommen werdet. Valiſka
lachete des Auffzuges von Herzen/ trat hinzu/ und nahm das gebohtene zu ſich/ ſagend/
mir gehoͤret dieſes/ vermoͤge unſers Kauffs/ eigentlich zu/ aber ich wils gleichwol mit dem
Bedinge nehmen/ daß ichs dieſes jungen Herrn ſeiner Liebeſten zurahte haͤgen wil. Die
Kraͤmerin reichete ihr ſolches willig ein/ und ſagete: Gnaͤdige Frau/ mich deucht/ ihr ver-
ſtehet euch ſehr wol auff Kraͤmerey/ denke ja nicht/ daß ihr des Koͤniges aus Boͤhmen Frl.
Tochter ſeyd/ von welcher ich mir habe ſagen laſſen/ ſie ſey auch wol ehmahls lieber eine
Kraͤmerin als eines groſſen gewaltigen Koͤniges verſprochene Braut geweſen/ wodurch
ſie ohn Zweifel in unſere Guͤlde getreten iſt/ und dieſelbe Koͤniglich geadelt hat; Iſt nun
Eure Gn. dieſelbe/ ſo kan ich nicht unterlaſſen/ dieſelbe als eine ehrliche Guͤlde-Schwe-
ſter zugruͤſſen. Valiſka verwunderte ſich der Rede/ ſahe alle anweſende an/ und ſagte: Die
Karte iſt falſch/ und iſt dieſe gewißlich eine verſtellete Kraͤmerin/ uns einen Auffzug zu
machen. Das Fraͤulein aber kehrete ſich an nichts/ ging mit Arbianes davon/ und ſagete
kein Wort mehr/ da Leches und Libuſſa (weil er ihr winkete) ihnen auff dem Fuſſe nachfol-
geten. Valiſka ſagete nach ihrem Abſcheide zu den anweſenden: So ſtatlich bin ich zeit
meines Lebens nicht auffgetrieben/ als vor dißmahl/ und noch wol kurzweiliger/ als ehe-
mahls mein Parthiſches Frauenzimmer; und was gilts/ wo meine Libuſſa der loſe Balg
dieſen Poſſen nicht angerichtet/ und einen ertichteten Zank mit der Kraͤmerin gehaltẽ hat/
mich ſo viel zierlicher auffzuzihen? So bald das Fraͤulein aus dem Gemache wahr/ ſagte
ſie zu Libuſſen: aͤdle Frau/ verzeihet mir/ bitte ich/ alle Grobheit/ die ich heut/ bloß ein Ge-
laͤchter uͤber uns beyden anzurichten/ an euch begangen habe/ und wann dieſes nicht
waͤhre mein Vorſaz geweſen/ haͤtte ich euch hoch beleidiget; Je laͤnger aber ich euch
anſehe/ je mehr erinnere ich mich unſer ehmahligen Freundſchafft/ wie wir uns dann vor
dieſem wol gekennet haben; Kommet und fuͤhret mich auff ein abſonderliches Ge-
mach/ mein Mann wird mit eurem Ehe Junkern auff ein anders gehen/ dann ich
habe von Koͤlln ab einen hochvertraulichen Gruß an euch von einer Naͤhterin/ die
iſt wol vor dieſem etwas mehr/ und eure gute Freundin geweſen. Libuſſa gedachte alsbald
an das Fraͤulein und ſagete: Ach gute Frau/ ich verzeihe euch alles gerne/ wie heftig ich
mich gleich zu anfange geſchaͤmet habe; nur ſaget mir/ wie heiſſet dieſe Naͤhterin? Sie
nennet ſich Armgart/ antwortete ſie/ und hat im wolſtande Klara geheiſſen. Ey Gott Lob
und dank/ ſagete ſie/ ſo lebet das allerfroͤmmeſte Fraͤulein der Welt noch? O daß doch nur
der liebe Fuͤrſt auch noch moͤchte im Leben ſeyn! wolte alsbald von ihr hinweg lauffen/ und
ihrer Koͤnigin dieſe hocherfreuliche Zeitung bringen. Aber Leches hielt ſie auff/ und ſagete:

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[694/0700] Siebendes Buch. lete Kraͤmerin ſeyn/ nam deswegen die Nadeln zu ſich/ und ſagete: Weil ich ſehe/ daß euch meine Beſchimpffung leid iſt/ wil ichs euch vergeben/ und dieſes Geſchenk zum Gedaͤcht- niß beylegẽ/ daß ihr mich ſo fein ſauber habt ausgehechelt. So boͤſe iſts nicht gemeynet ge- weſen/ antwortete die Kraͤmerin/ und iſt mir lieb/ daß ich mit euch wieder verglichen bin. Baldrich trat zu ihr hin/ und ſagete: Gute Kraͤmerin/ wo bleibet die verſprochene Schnuͤr- Kette mit dem Briefe Nadeln/ nach dem euch alle Waaren abgehandelt ſind? Junger Herr/ antwortete ſie/ eures Geldes habe ich noch wenig geſehen/ und duͤrffet doch eine Zu- gabe fodern; aber doch/ da habt ihrs beydes/ ich wil vor dißmahl die reicheſte ſeyn/ nehmets hin/ und ſchenkets eurer Liebeſten/ wann ihr dermahleins eine bekommen werdet. Valiſka lachete des Auffzuges von Herzen/ trat hinzu/ und nahm das gebohtene zu ſich/ ſagend/ mir gehoͤret dieſes/ vermoͤge unſers Kauffs/ eigentlich zu/ aber ich wils gleichwol mit dem Bedinge nehmen/ daß ichs dieſes jungen Herrn ſeiner Liebeſten zurahte haͤgen wil. Die Kraͤmerin reichete ihr ſolches willig ein/ und ſagete: Gnaͤdige Frau/ mich deucht/ ihr ver- ſtehet euch ſehr wol auff Kraͤmerey/ denke ja nicht/ daß ihr des Koͤniges aus Boͤhmen Frl. Tochter ſeyd/ von welcher ich mir habe ſagen laſſen/ ſie ſey auch wol ehmahls lieber eine Kraͤmerin als eines groſſen gewaltigen Koͤniges verſprochene Braut geweſen/ wodurch ſie ohn Zweifel in unſere Guͤlde getreten iſt/ und dieſelbe Koͤniglich geadelt hat; Iſt nun Eure Gn. dieſelbe/ ſo kan ich nicht unterlaſſen/ dieſelbe als eine ehrliche Guͤlde-Schwe- ſter zugruͤſſen. Valiſka verwunderte ſich der Rede/ ſahe alle anweſende an/ und ſagte: Die Karte iſt falſch/ und iſt dieſe gewißlich eine verſtellete Kraͤmerin/ uns einen Auffzug zu machen. Das Fraͤulein aber kehrete ſich an nichts/ ging mit Arbianes davon/ und ſagete kein Wort mehr/ da Leches und Libuſſa (weil er ihr winkete) ihnen auff dem Fuſſe nachfol- geten. Valiſka ſagete nach ihrem Abſcheide zu den anweſenden: So ſtatlich bin ich zeit meines Lebens nicht auffgetrieben/ als vor dißmahl/ und noch wol kurzweiliger/ als ehe- mahls mein Parthiſches Frauenzimmer; und was gilts/ wo meine Libuſſa der loſe Balg dieſen Poſſen nicht angerichtet/ und einen ertichteten Zank mit der Kraͤmerin gehaltẽ hat/ mich ſo viel zierlicher auffzuzihen? So bald das Fraͤulein aus dem Gemache wahr/ ſagte ſie zu Libuſſen: aͤdle Frau/ verzeihet mir/ bitte ich/ alle Grobheit/ die ich heut/ bloß ein Ge- laͤchter uͤber uns beyden anzurichten/ an euch begangen habe/ und wann dieſes nicht waͤhre mein Vorſaz geweſen/ haͤtte ich euch hoch beleidiget; Je laͤnger aber ich euch anſehe/ je mehr erinnere ich mich unſer ehmahligen Freundſchafft/ wie wir uns dann vor dieſem wol gekennet haben; Kommet und fuͤhret mich auff ein abſonderliches Ge- mach/ mein Mann wird mit eurem Ehe Junkern auff ein anders gehen/ dann ich habe von Koͤlln ab einen hochvertraulichen Gruß an euch von einer Naͤhterin/ die iſt wol vor dieſem etwas mehr/ und eure gute Freundin geweſen. Libuſſa gedachte alsbald an das Fraͤulein und ſagete: Ach gute Frau/ ich verzeihe euch alles gerne/ wie heftig ich mich gleich zu anfange geſchaͤmet habe; nur ſaget mir/ wie heiſſet dieſe Naͤhterin? Sie nennet ſich Armgart/ antwortete ſie/ und hat im wolſtande Klara geheiſſen. Ey Gott Lob und dank/ ſagete ſie/ ſo lebet das allerfroͤmmeſte Fraͤulein der Welt noch? O daß doch nur der liebe Fuͤrſt auch noch moͤchte im Leben ſeyn! wolte alsbald von ihr hinweg lauffen/ und ihrer Koͤnigin dieſe hocherfreuliche Zeitung bringen. Aber Leches hielt ſie auff/ und ſagete: Wie

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 694. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/700>, abgerufen am 22.11.2024.