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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
man diesen Bauren umb nichts fragen? fahe inzwischen das Fräulein starre an/ und sagte
als im Zorn zu ihr: Wie nun zum Henker/ wie nun Armgart? finden wir uns so ohnge-
fehr hie beyeinander? wer hat dich heissen aus meinem Dienst gehen/ und einen andern
Herrn suchen/ ehe du mir die versprochene Zeit ausgehalten hast? Das Fräulein antwor-
tete/ als aus Furcht: Sehet da Herr seid ihrs? und kennet meinen Mann nicht mehr/ wel-
cher hinter dem Wagen hergehet/ dem ihr ja/ und eben so wol auch mir Urlaub gegeben
habt nach dem Elbstrohm zu unsern Freunden zu reisen. Ich kenne ihn wol/ antwortete er/
aber aus begierde zuerfahren/ ob du hier währest/ habe ich ihn nicht angesprochen; sage mir
aber du betriegerin/ heisset dieses nach der Elbe reisen/ und bist über den Rein gangen? Mein
Herr/ antwortete sie/ die Schuld lieget nicht an mir/ sondern an dieser Frauen/ als welche
mich mit List nach dem Rein gefuhret/ und nachgehends mich gezwungen hat in ihre Dien-
ste zu treten/ dessen ich wol nimmermehr willens gewesen währe. Je Frau/ sagte dieser dar-
auff/ wie dürfet ihr euch dann erkühnen mir mein Gesinde abzuspannen? und dräuet mir
selbst noch wol darzu? bald dürftet ihr mich auff dem vorsatze finden/ daß ich gleiches mit
gleichem vergölte/ und eure Tochter zu meiner Beyschläfferin mit mir nähme/ wozu sie mir
deucht groß genug seyn. Was woltestu nehmen? sagte die Frau/ halte ja bald ein mit die-
ser Pfeiffe/ oder es wird dir ein selzamer Tanz darauf erfolgen. Je du leichtfertiges freches
Weib/ antwortete dieser/ kanstu dann noch nicht erkennen/ daß du mir durch entführung
meines Gesindes/ unrecht getahn hast? so wird dir das Wasser bald über die Körbe gehen.
Hier entfiel ihr der Muht gar/ fürchtete der Tochter Ehre/ und fing an sich zuentschuldigen;
es hätte Armgart dieses nicht offenbahret/ daß sie in eines andern Dienste währe/ würde
demnach solche unwissenheit zu ihrer entschuldigung gelten lassen/ und möchte er seine Magd
nach seinem belieben immerhin nehmen/ welche sie ohndas in kurzen lauffen zulassen wil-
lens gewesen. So heissets nicht/ sagte dieser/ ich wil trauen wegen des mir erwiesenen
Schimpfs und ausgestossener dräuung abtrag haben; darumb gib alsbald Ringe/ Ketten/
Armbänder/ und alles geschmeide her/ was du und deine Tochter an euch traget/ oder mei-
ne dräuung sol stündlich auff dieser grünen Heide erfüllet werden. Die Angst machete/ daß
sie bald einwilligten/ und auff 500 Kronen wert von sich gaben. Ihrer zween bunden dem
Fuhrman Hände und Funsse/ legten ihm einen Knebel ins Maul/ und schleppeten ihn eine
gnte Ecke zum Walde hinein/ Wolfgang aber muste auffsitzen/ und die Gutsche fortführen/
da die Reuter/ welche ein lediges Pferd bey sich hatten bey ihm blieben/ und denen auf dem
Wagen den Tod dräueten/ dafern sie einiges Geschrey anfahen würden. Sie brachten
den Wagen zwo Meilen von der Stad an einen unwegsamen Ort in ein dickes Gepüsche/
da die Jungfer anfing zu zittern und zagen/ nicht zweifelnd/ es würde um ihre Ehre getahn
seyn; aber das Fräulein tröstete sie/ mit dem versprechen/ ihr solte durchaus kein Leid ge-
schehen/ möchte nur wünschen daß ihre Mutter sich auch also gegen sie bezeiget hätte/ daß
sie ungestraffet bliebe/ weil aber dieselbe sehr unbarmherzig mit ihr verfahren/ ihr weder es-
sen noch trinken/ noch ruhe gegönnet/ und täglich gelegenheit vom Zaune gebrochen sie mit
Fäusten zu schlagen/ daß ihr oft Mund und Nase geblutet/ müste sie inne werden und in et-
was empfinden was solche wüterische Grausamkeit verdienete. Der ertichtete Herr riß
darauff die Frau von der Gutsche/ und mit einem starken Prügel zerschlug er ihr die un-

barm-
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Siebendes Buch.
man dieſen Bauren umb nichts fragen? fahe inzwiſchen das Fraͤulein ſtarre an/ und ſagte
als im Zorn zu ihr: Wie nun zum Henker/ wie nun Armgart? finden wir uns ſo ohnge-
fehr hie beyeinander? wer hat dich heiſſen aus meinem Dienſt gehen/ und einen andern
Herrn ſuchen/ ehe du mir die verſprochene Zeit ausgehalten haſt? Das Fraͤulein antwor-
tete/ als aus Furcht: Sehet da Herr ſeid ihrs? und kennet meinen Mann nicht mehr/ wel-
cher hinter dem Wagen hergehet/ dem ihr ja/ und eben ſo wol auch mir Urlaub gegeben
habt nach dem Elbſtrohm zu unſern Freunden zu reiſen. Ich kenne ihn wol/ antwortete er/
aber aus begierde zuerfahren/ ob du hier waͤhreſt/ habe ich ihn nicht angeſprochen; ſage mir
aber du betriegerin/ heiſſet dieſes nach der Elbe reiſen/ uñ biſt uͤber den Rein gangen? Mein
Herr/ antwortete ſie/ die Schuld lieget nicht an mir/ ſondern an dieſer Frauen/ als welche
mich mit Liſt nach dem Rein gefuhret/ und nachgehends mich gezwungen hat in ihre Dien-
ſte zu treten/ deſſen ich wol nimmermehr willens geweſen waͤhre. Je Frau/ ſagte dieſer dar-
auff/ wie duͤrfet ihr euch dann erkuͤhnen mir mein Geſinde abzuſpannen? und draͤuet mir
ſelbſt noch wol darzu? bald duͤrftet ihr mich auff dem vorſatze finden/ daß ich gleiches mit
gleichem vergoͤlte/ und eure Tochter zu meiner Beyſchlaͤfferin mit mir naͤhme/ wozu ſie miꝛ
deucht groß genug ſeyn. Was wolteſtu nehmen? ſagte die Frau/ halte ja bald ein mit die-
ſer Pfeiffe/ oder es wird dir ein ſelzamer Tanz darauf erfolgen. Je du leichtfertiges freches
Weib/ antwortete dieſer/ kanſtu dann noch nicht erkennen/ daß du mir durch entfuͤhrung
meines Geſindes/ unrecht getahn haſt? ſo wird dir das Waſſer bald uͤber die Koͤrbe gehen.
Hier entfiel ihr der Muht gar/ fuͤrchtete der Tochter Ehre/ und fing an ſich zuentſchuldigẽ;
es haͤtte Armgart dieſes nicht offenbahret/ daß ſie in eines andern Dienſte waͤhre/ würde
demnach ſolche unwiſſenheit zu ihrer entſchuldigung geltẽ laſſen/ uñ moͤchte er ſeine Magd
nach ſeinem belieben immerhin nehmen/ welche ſie ohndas in kurzen lauffen zulaſſen wil-
lens geweſen. So heiſſets nicht/ ſagte dieſer/ ich wil trauen wegen des mir erwieſenen
Schimpfs und ausgeſtoſſener draͤuung abtrag haben; darumb gib alsbald Ringe/ Ketten/
Armbaͤnder/ und alles geſchmeide her/ was du und deine Tochter an euch traget/ oder mei-
ne draͤuung ſol ſtuͤndlich auff dieſer gruͤnen Heide erfuͤllet werden. Die Angſt machete/ daß
ſie bald einwilligten/ und auff 500 Kronen wert von ſich gaben. Ihrer zween bunden dem
Fuhrman Haͤnde und Fũſſe/ legten ihm einen Knebel ins Maul/ und ſchleppeten ihn eine
gnte Ecke zum Walde hinein/ Wolfgang aber muſte auffſitzen/ und die Gutſche fortfuͤhrẽ/
da die Reuter/ welche ein lediges Pferd bey ſich hatten bey ihm blieben/ und denen auf dem
Wagen den Tod draͤueten/ dafern ſie einiges Geſchrey anfahen wuͤrden. Sie brachten
den Wagen zwo Meilen von der Stad an einen unwegſamen Ort in ein dickes Gepuͤſche/
da die Jungfer anfing zu zittern und zagen/ nicht zweifelnd/ es würde um ihre Ehre getahn
ſeyn; aber das Fraͤulein troͤſtete ſie/ mit dem verſprechen/ ihr ſolte durchaus kein Leid ge-
ſchehen/ moͤchte nur wuͤnſchen daß ihre Mutter ſich auch alſo gegen ſie bezeiget haͤtte/ daß
ſie ungeſtraffet bliebe/ weil aber dieſelbe ſehr unbarmherzig mit ihr verfahren/ ihr weder eſ-
ſen noch trinken/ noch ruhe gegoͤnnet/ und taͤglich gelegenheit vom Zaune gebrochen ſie mit
Faͤuſten zu ſchlagen/ daß ihr oft Mund und Naſe geblutet/ muͤſte ſie inne werden und in et-
was empfinden was ſolche wuͤteriſche Grauſamkeit verdienete. Der ertichtete Herr riß
darauff die Frau von der Gutſche/ und mit einem ſtarken Pruͤgel zerſchlug er ihr die un-

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[677/0683] Siebendes Buch. man dieſen Bauren umb nichts fragen? fahe inzwiſchen das Fraͤulein ſtarre an/ und ſagte als im Zorn zu ihr: Wie nun zum Henker/ wie nun Armgart? finden wir uns ſo ohnge- fehr hie beyeinander? wer hat dich heiſſen aus meinem Dienſt gehen/ und einen andern Herrn ſuchen/ ehe du mir die verſprochene Zeit ausgehalten haſt? Das Fraͤulein antwor- tete/ als aus Furcht: Sehet da Herr ſeid ihrs? und kennet meinen Mann nicht mehr/ wel- cher hinter dem Wagen hergehet/ dem ihr ja/ und eben ſo wol auch mir Urlaub gegeben habt nach dem Elbſtrohm zu unſern Freunden zu reiſen. Ich kenne ihn wol/ antwortete er/ aber aus begierde zuerfahren/ ob du hier waͤhreſt/ habe ich ihn nicht angeſprochen; ſage mir aber du betriegerin/ heiſſet dieſes nach der Elbe reiſen/ uñ biſt uͤber den Rein gangen? Mein Herr/ antwortete ſie/ die Schuld lieget nicht an mir/ ſondern an dieſer Frauen/ als welche mich mit Liſt nach dem Rein gefuhret/ und nachgehends mich gezwungen hat in ihre Dien- ſte zu treten/ deſſen ich wol nimmermehr willens geweſen waͤhre. Je Frau/ ſagte dieſer dar- auff/ wie duͤrfet ihr euch dann erkuͤhnen mir mein Geſinde abzuſpannen? und draͤuet mir ſelbſt noch wol darzu? bald duͤrftet ihr mich auff dem vorſatze finden/ daß ich gleiches mit gleichem vergoͤlte/ und eure Tochter zu meiner Beyſchlaͤfferin mit mir naͤhme/ wozu ſie miꝛ deucht groß genug ſeyn. Was wolteſtu nehmen? ſagte die Frau/ halte ja bald ein mit die- ſer Pfeiffe/ oder es wird dir ein ſelzamer Tanz darauf erfolgen. Je du leichtfertiges freches Weib/ antwortete dieſer/ kanſtu dann noch nicht erkennen/ daß du mir durch entfuͤhrung meines Geſindes/ unrecht getahn haſt? ſo wird dir das Waſſer bald uͤber die Koͤrbe gehen. Hier entfiel ihr der Muht gar/ fuͤrchtete der Tochter Ehre/ und fing an ſich zuentſchuldigẽ; es haͤtte Armgart dieſes nicht offenbahret/ daß ſie in eines andern Dienſte waͤhre/ würde demnach ſolche unwiſſenheit zu ihrer entſchuldigung geltẽ laſſen/ uñ moͤchte er ſeine Magd nach ſeinem belieben immerhin nehmen/ welche ſie ohndas in kurzen lauffen zulaſſen wil- lens geweſen. So heiſſets nicht/ ſagte dieſer/ ich wil trauen wegen des mir erwieſenen Schimpfs und ausgeſtoſſener draͤuung abtrag haben; darumb gib alsbald Ringe/ Ketten/ Armbaͤnder/ und alles geſchmeide her/ was du und deine Tochter an euch traget/ oder mei- ne draͤuung ſol ſtuͤndlich auff dieſer gruͤnen Heide erfuͤllet werden. Die Angſt machete/ daß ſie bald einwilligten/ und auff 500 Kronen wert von ſich gaben. Ihrer zween bunden dem Fuhrman Haͤnde und Fũſſe/ legten ihm einen Knebel ins Maul/ und ſchleppeten ihn eine gnte Ecke zum Walde hinein/ Wolfgang aber muſte auffſitzen/ und die Gutſche fortfuͤhrẽ/ da die Reuter/ welche ein lediges Pferd bey ſich hatten bey ihm blieben/ und denen auf dem Wagen den Tod draͤueten/ dafern ſie einiges Geſchrey anfahen wuͤrden. Sie brachten den Wagen zwo Meilen von der Stad an einen unwegſamen Ort in ein dickes Gepuͤſche/ da die Jungfer anfing zu zittern und zagen/ nicht zweifelnd/ es würde um ihre Ehre getahn ſeyn; aber das Fraͤulein troͤſtete ſie/ mit dem verſprechen/ ihr ſolte durchaus kein Leid ge- ſchehen/ moͤchte nur wuͤnſchen daß ihre Mutter ſich auch alſo gegen ſie bezeiget haͤtte/ daß ſie ungeſtraffet bliebe/ weil aber dieſelbe ſehr unbarmherzig mit ihr verfahren/ ihr weder eſ- ſen noch trinken/ noch ruhe gegoͤnnet/ und taͤglich gelegenheit vom Zaune gebrochen ſie mit Faͤuſten zu ſchlagen/ daß ihr oft Mund und Naſe geblutet/ muͤſte ſie inne werden und in et- was empfinden was ſolche wuͤteriſche Grauſamkeit verdienete. Der ertichtete Herr riß darauff die Frau von der Gutſche/ und mit einem ſtarken Pruͤgel zerſchlug er ihr die un- barm- q q q q iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 677. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/683>, abgerufen am 22.11.2024.