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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
Friedes und eurer eigenen Ehre willen hievon nicht wissen/ nur lasset euch ja witzigen/ wol-
let ihr sonst nicht/ daß ich euch öffentlich beschimpfen sol. Sein Gewissen sagte ihm/ daß er
schweigen solte/ aber seinen Vorsaz/ ob er gleich heut vergebens währe/ hoffete er doch zur
andern Gelegenheit auszuführen. Wolffgang meldete dem Fräulein des alten Buben
Vornehmen an/ schlugens aber beyde aus dem Sinne/ und brachten den mehrenteil der
Nacht mit andächtigem Gebeht zu/ dann sie hatte ihn schon zum Christentuhm beredet;
Ihr mit Trähnen vermischetes Flehen ging hin zu Gott/ daß derselbe nach seinem väterli-
chen Willen ihr Unglük brechen/ und das Vornehmen zu ihrer Erlösung gerahten lassen
wolte. Die gröste Tochter Alheit hatte alle ihre Ketten/ Ringe/ Perlen und Kleinot ihr in
Verwahrung getahn/ weil sie dieselben fein zusaubern wuste; Hievon nam sie einen zimli-
chen Anteil auff die 200 Kronen wert zu sich/ deren als eines Nohtpfenniges auff der Rei-
se zugebrauchen/ und hernähft ihr viel ein kostbahrers wieder zuschicken; ließ Wolffgang
zimlich früh von sich/ nahm ihr gewöhnliches nähen vor/ und gedachte des ausfahrens nit
im geringsten/ als die Jungfer zu ihr kam/ wiewol sie schmerzlich verlangen trug/ die Ge-
wißheit zuerfahren/ damit sie/ genommener Abrede nach/ ihren Wolffgang solches zeitig
gnug/ mit einem weissen ausgestekten Tüchlein aus ihrem Kammer Fenster möchte zuver-
stehen geben. Aber kaum hatte diese sich an Händen und unter dem Gesichte gewaschen/ da
fragete sie das Fräulein alsbald/ ob sie sich nicht fertig machen wolte/ mit hinaus zufahren;
der Wagen würde schon angespannet/ und dürffte der Auffbruch wol eine Stunde zeiti-
ger geschehen/ als sie gemeynet/ weil die Mutter umb 4 uhr nachmittage wieder daheim
seyn/ und selbst mit fahren wolte; Welche Antwort sie nicht ohn grosse Bekümmerniß an-
hörete/ und doch ihrem Gott trauete/ er würde es zu ihrem besten schicken. Das Vorwerk
lag eine gute Meile von der Stad/ und musten sie durch einen kleinen Wald fahren/ in wel-
chem die Taht zuvolstrecken/ sie den Anschlag gemacht hatten. Wolffgang ging in seiner
täglichen Kleidung hinter dem Wagen her/ welches die Frau ersehend/ ihn fragete/ wo er
hinaus gedächte/ und ob er sich befahrete/ daß sie ihm seine Armgart entführen wolte.
Nein Hochädle Frau/ antwortete er; sondern weil ich heut ohndas Herren loß bin/ gehe
ich mit/ ob ich ihr auff dem Vorwerke zu etwas könte behülflich seyn. So gehe mit/ sagte
sie/ ich finde allenthalben Arbeit vor deines gleichen. Die Abrede zwischen ihm und seinen
Reutern wahr/ daß auff der bestimmeten Stelle er ein Zeichen geben solte/ dessen er unver-
gessen wahr; massen so bald er ansing zusingen/ liessen sich 4 Reuter sehen/ welche mit an-
geklebeten Bärten sich unkentlich gnug gemacht hatten/ und von hinten zu dem Wagen
folgeten/ auch wie es angelegt wahr/ Wolffgangen mit ungestüm frageten/ ob er zu der
Gutsche gehörete/ und was vor Leute darauff sässen. Er aber zur Antwort gab: Er gehö-
rete nicht darzu/ und möchten sie selber zusehen/ wornach sie frageten. Frau Mechtild hö-
rete solches/ und nach ihrem Frevelmuht fragete sie die Reuter/ was sie sich umb ihren
Wagen/ oder wer darauff sässe/ zubekümmern hätten; sie solten sich ihres Weges pac-
ken/ oder gewärtig seyn/ was ihnen begegnen solte. Die Reuter verteileten sich/ daß zween
den Gutscher zwischen sich nahmen/ die andern zween aber an den Wagen ritten/ und der
eine diese Antwort gab: Wie nun Frau/ was habt ihr fremde Leute zu trotzen? oder darff

man

Siebendes Buch.
Friedes und eurer eigenen Ehre willen hievon nicht wiſſen/ nur laſſet euch ja witzigen/ wol-
let ihr ſonſt nicht/ daß ich euch oͤffentlich beſchimpfen ſol. Sein Gewiſſen ſagte ihm/ daß er
ſchweigen ſolte/ aber ſeinen Vorſaz/ ob er gleich heut vergebens waͤhre/ hoffete er doch zur
andern Gelegenheit auszufuͤhren. Wolffgang meldete dem Fraͤulein des alten Buben
Vornehmen an/ ſchlugens aber beyde aus dem Sinne/ und brachten den mehrenteil der
Nacht mit andaͤchtigem Gebeht zu/ dann ſie hatte ihn ſchon zum Chriſtentuhm beredet;
Ihr mit Traͤhnen vermiſchetes Flehen ging hin zu Gott/ daß derſelbe nach ſeinem vaͤterli-
chen Willen ihr Ungluͤk brechen/ und das Vornehmen zu ihrer Erloͤſung gerahten laſſen
wolte. Die groͤſte Tochter Alheit hatte alle ihre Ketten/ Ringe/ Perlen und Kleinot ihr in
Verwahrung getahn/ weil ſie dieſelben fein zuſaubern wuſte; Hievon nam ſie einen zimli-
chen Anteil auff die 200 Kronen wert zu ſich/ deren als eines Nohtpfenniges auff der Rei-
ſe zugebrauchen/ und hernaͤhft ihr viel ein koſtbahrers wieder zuſchicken; ließ Wolffgang
zimlich früh von ſich/ nahm ihr gewoͤhnliches naͤhen vor/ und gedachte des ausfahrens nit
im geringſten/ als die Jungfer zu ihr kam/ wiewol ſie ſchmerzlich verlangen trug/ die Ge-
wißheit zuerfahren/ damit ſie/ genommener Abrede nach/ ihren Wolffgang ſolches zeitig
gnug/ mit einem weiſſen ausgeſtekten Tuͤchlein aus ihrem Kammer Fenſter moͤchte zuver-
ſtehen geben. Aber kaum hatte dieſe ſich an Haͤnden und unter dem Geſichte gewaſchen/ da
fragete ſie das Fraͤulein alsbald/ ob ſie ſich nicht fertig machen wolte/ mit hinaus zufahrẽ;
der Wagen wuͤrde ſchon angeſpannet/ und duͤrffte der Auffbruch wol eine Stunde zeiti-
ger geſchehen/ als ſie gemeynet/ weil die Mutter umb 4 uhr nachmittage wieder daheim
ſeyn/ und ſelbſt mit fahren wolte; Welche Antwort ſie nicht ohn groſſe Bekuͤmmerniß an-
hoͤrete/ und doch ihrem Gott trauete/ er wuͤrde es zu ihrem beſten ſchicken. Das Vorwerk
lag eine gute Meile von der Stad/ und muſten ſie durch einen kleinen Wald fahren/ in wel-
chem die Taht zuvolſtrecken/ ſie den Anſchlag gemacht hatten. Wolffgang ging in ſeiner
taͤglichen Kleidung hinter dem Wagen her/ welches die Frau erſehend/ ihn fragete/ wo er
hinaus gedaͤchte/ und ob er ſich befahrete/ daß ſie ihm ſeine Armgart entfuͤhren wolte.
Nein Hochaͤdle Frau/ antwortete er; ſondern weil ich heut ohndas Herren loß bin/ gehe
ich mit/ ob ich ihr auff dem Vorwerke zu etwas koͤnte behuͤlflich ſeyn. So gehe mit/ ſagte
ſie/ ich finde allenthalben Arbeit vor deines gleichen. Die Abrede zwiſchen ihm und ſeinen
Reutern wahr/ daß auff der beſtimmeten Stelle er ein Zeichen geben ſolte/ deſſen er unver-
geſſen wahr; maſſen ſo bald er anſing zuſingen/ lieſſen ſich 4 Reuter ſehen/ welche mit an-
geklebeten Baͤrten ſich unkentlich gnug gemacht hatten/ und von hinten zu dem Wagen
folgeten/ auch wie es angelegt wahr/ Wolffgangen mit ungeſtuͤm frageten/ ob er zu der
Gutſche gehoͤrete/ und was vor Leute darauff ſaͤſſen. Er aber zur Antwort gab: Er gehoͤ-
rete nicht darzu/ und moͤchten ſie ſelber zuſehen/ wornach ſie frageten. Frau Mechtild hoͤ-
rete ſolches/ und nach ihrem Frevelmuht fragete ſie die Reuter/ was ſie ſich umb ihren
Wagen/ oder wer darauff ſaͤſſe/ zubekuͤmmern haͤtten; ſie ſolten ſich ihres Weges pac-
ken/ oder gewaͤrtig ſeyn/ was ihnen begegnen ſolte. Die Reuter verteileten ſich/ daß zween
den Gutſcher zwiſchen ſich nahmen/ die andern zween aber an den Wagen ritten/ und der
eine dieſe Antwort gab: Wie nun Frau/ was habt ihr fremde Leute zu trotzen? oder darff

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[676/0682] Siebendes Buch. Friedes und eurer eigenen Ehre willen hievon nicht wiſſen/ nur laſſet euch ja witzigen/ wol- let ihr ſonſt nicht/ daß ich euch oͤffentlich beſchimpfen ſol. Sein Gewiſſen ſagte ihm/ daß er ſchweigen ſolte/ aber ſeinen Vorſaz/ ob er gleich heut vergebens waͤhre/ hoffete er doch zur andern Gelegenheit auszufuͤhren. Wolffgang meldete dem Fraͤulein des alten Buben Vornehmen an/ ſchlugens aber beyde aus dem Sinne/ und brachten den mehrenteil der Nacht mit andaͤchtigem Gebeht zu/ dann ſie hatte ihn ſchon zum Chriſtentuhm beredet; Ihr mit Traͤhnen vermiſchetes Flehen ging hin zu Gott/ daß derſelbe nach ſeinem vaͤterli- chen Willen ihr Ungluͤk brechen/ und das Vornehmen zu ihrer Erloͤſung gerahten laſſen wolte. Die groͤſte Tochter Alheit hatte alle ihre Ketten/ Ringe/ Perlen und Kleinot ihr in Verwahrung getahn/ weil ſie dieſelben fein zuſaubern wuſte; Hievon nam ſie einen zimli- chen Anteil auff die 200 Kronen wert zu ſich/ deren als eines Nohtpfenniges auff der Rei- ſe zugebrauchen/ und hernaͤhft ihr viel ein koſtbahrers wieder zuſchicken; ließ Wolffgang zimlich früh von ſich/ nahm ihr gewoͤhnliches naͤhen vor/ und gedachte des ausfahrens nit im geringſten/ als die Jungfer zu ihr kam/ wiewol ſie ſchmerzlich verlangen trug/ die Ge- wißheit zuerfahren/ damit ſie/ genommener Abrede nach/ ihren Wolffgang ſolches zeitig gnug/ mit einem weiſſen ausgeſtekten Tuͤchlein aus ihrem Kammer Fenſter moͤchte zuver- ſtehen geben. Aber kaum hatte dieſe ſich an Haͤnden und unter dem Geſichte gewaſchen/ da fragete ſie das Fraͤulein alsbald/ ob ſie ſich nicht fertig machen wolte/ mit hinaus zufahrẽ; der Wagen wuͤrde ſchon angeſpannet/ und duͤrffte der Auffbruch wol eine Stunde zeiti- ger geſchehen/ als ſie gemeynet/ weil die Mutter umb 4 uhr nachmittage wieder daheim ſeyn/ und ſelbſt mit fahren wolte; Welche Antwort ſie nicht ohn groſſe Bekuͤmmerniß an- hoͤrete/ und doch ihrem Gott trauete/ er wuͤrde es zu ihrem beſten ſchicken. Das Vorwerk lag eine gute Meile von der Stad/ und muſten ſie durch einen kleinen Wald fahren/ in wel- chem die Taht zuvolſtrecken/ ſie den Anſchlag gemacht hatten. Wolffgang ging in ſeiner taͤglichen Kleidung hinter dem Wagen her/ welches die Frau erſehend/ ihn fragete/ wo er hinaus gedaͤchte/ und ob er ſich befahrete/ daß ſie ihm ſeine Armgart entfuͤhren wolte. Nein Hochaͤdle Frau/ antwortete er; ſondern weil ich heut ohndas Herren loß bin/ gehe ich mit/ ob ich ihr auff dem Vorwerke zu etwas koͤnte behuͤlflich ſeyn. So gehe mit/ ſagte ſie/ ich finde allenthalben Arbeit vor deines gleichen. Die Abrede zwiſchen ihm und ſeinen Reutern wahr/ daß auff der beſtimmeten Stelle er ein Zeichen geben ſolte/ deſſen er unver- geſſen wahr; maſſen ſo bald er anſing zuſingen/ lieſſen ſich 4 Reuter ſehen/ welche mit an- geklebeten Baͤrten ſich unkentlich gnug gemacht hatten/ und von hinten zu dem Wagen folgeten/ auch wie es angelegt wahr/ Wolffgangen mit ungeſtuͤm frageten/ ob er zu der Gutſche gehoͤrete/ und was vor Leute darauff ſaͤſſen. Er aber zur Antwort gab: Er gehoͤ- rete nicht darzu/ und moͤchten ſie ſelber zuſehen/ wornach ſie frageten. Frau Mechtild hoͤ- rete ſolches/ und nach ihrem Frevelmuht fragete ſie die Reuter/ was ſie ſich umb ihren Wagen/ oder wer darauff ſaͤſſe/ zubekuͤmmern haͤtten; ſie ſolten ſich ihres Weges pac- ken/ oder gewaͤrtig ſeyn/ was ihnen begegnen ſolte. Die Reuter verteileten ſich/ daß zween den Gutſcher zwiſchen ſich nahmen/ die andern zween aber an den Wagen ritten/ und der eine dieſe Antwort gab: Wie nun Frau/ was habt ihr fremde Leute zu trotzen? oder darff man

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 676. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/682>, abgerufen am 16.07.2024.