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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
kommen währen/ so weiß Arbianes wol/ wie viel ich bey denen gelte/ daß wann er sich nur
kund gäbe/ er nach allem Wunsch sichere Begleitung biß hieher haben könte; hielten sie sich
aber in Friesischer oder Teutscher Landschafft auf/ wie könte ihnen dann an Hülffe gebrechen/
wann sie sich nur meldeten? Welches wann ichs betrachte/ kan ich meine Gedanken nicht
wol zwingen/ daß sie noch Hoffnung ihres Lebens fassen solten. Mein Schaz/ antwortete sie/
des grossen HErrn Hand ist unverkürzet; so können hundert und noch hundert Ungelegen-
heiten uns in der fremde eingesträuet werden/ welche uns abschrecken/ dasselbe vorzuneh-
men/ was uns am dienstlichsten seyn möchte. Wir wollen dem allerhöchsten vertrauen/ er
werde das fromme Fräulein und den Christgläubigen Fürsten gnädiglich bewahren/ dann
ich zweifele überdas nicht/ weil er sie etliche Tage in seiner Gewahrsam gehabt/ habe er ihr
das Christentuhm schon beygebracht. Dasselbe ist mein höchster Wunsch in diesem
Unglük/ sagte Herkules/ auff daß wir zum wenigsten in der himlischen Seligkeit dereine
wieder zusammen kommen mögen/ wann ja in diesem Leben Gottes Versehung es nicht
zulassen wolte. Inzwischen müssen wir meine liebe Fr. Mutter immerzu in der Hoffnung
erhalten/ welche vor traurigkeit fast gar von Leibe kömt. Sie gingen nach solcher Beredung
hin zu der Königlichen Versamlung/ weil Ladisla sie durch Prinsla fodern ließ/ mit anzeige/
es währen denkwirdige Schreiben von seiner Fr. Mutter von Prag ankommen/ welche
ihnen dann weitläufftig zuwissen taht/ es liessen sich im Königreiche hin und wieder trau-
rige und erschreckliche Zeichen sehen und hören/ die wenig gutes bedeuten könten. Bey ei-
ner Grenze Stad nach Pannonien hätte sich ein Fisch Teich in Blut verwandelt; nit weit
davon hätte es Blut und Schwefel geregnet; eine Schaar Wölffe in die 30 stark von Pan-
nonien wertz/ hätten unterschiedliche Heerde Vieh angefallen/ etliche hundert stük samt den
Hirten zurissen/ und währen endlich mit grosser Mühe alle erschlagen. Am andern Orte
hä[t]ten viel tausend Raben sich gesamlet/ und in zween unterschiedlichen Hauffen einen har-
ten Streit gehalten/ daß ihrer viel tod blieben. Zween grosse Adler hätten sich in hoher Luft
gebissen/ und währen endlich ganz ermüdet und sehr blutig herunter gefallen/ so dz ein Baur
den einen erschlagen/ den andern lebendig gefangen hätte. Die Hunde führeten allenthal-
ben im Reich ein ungewöhnliches Geheule/ und fielen in einander als ob sie rasend wäh-
ren. Ein Schaff hätte einen jungen Wolff zur Welt gebracht; Und in einem Dorffe hät-
te ein Kind in Mutter Leibe über eine viertel Stunde geweinet/ und endlich geruffen/ weh
weh! von vielen Bäumen hätte es Blut getreuffet; die Sonne währe einen ganzen Tag
wie Blut am Himmel gestanden/ wie wol in ihrem gewöhnlichen Lauff/ und mit keinen Wol-
ken bedecket/ und des Abends als mit einem Sacke bekleidet/ untergangen; da man dessel-
ben Tages an vielen Orten grausame Gespenste gesehen hätte; und welches den Inwoh-
nern die gröste Furcht eintriebe/ hätte man bey hellem Tage in der Luft drey Kriegs Heer
nach einander von Pannonien wertz gegen ein einiges zihen sehen/ die beydes zu Fusse und
Rosse einen grimmigen Kampf gehalten/ da man nicht merken können/ an welcher Seiten
der Sieg geblieben währe. Als dieses gelesen ward/ wahr niemand zugegen/ dem es nicht
ein grauen erwecket hätte/ insonderheit/ weil der Wunder-begebnissen so viel und mannicher-
ley wahren/ und sagte Ladisla; ohn Zweifel stehet meinem Reiche ein grosses Unglük vor/
der fromme Gott komme nur mit Gnaden/ daß wirs können ertragen/ und straffe uns doch

nit
o o o o ij

Siebendes Buch.
kommen waͤhren/ ſo weiß Arbianes wol/ wie viel ich bey denen gelte/ daß wann er ſich nur
kund gaͤbe/ er nach allem Wunſch ſicheꝛe Begleitung biß hieheꝛ haben koͤnte; hielten ſie ſich
aber in Frieſiſcher oder Teutſcher Landſchafft auf/ wie koͤnte ihnen dann an Huͤlffe gebrechẽ/
wann ſie ſich nur meldeten? Welches wann ichs betrachte/ kan ich meine Gedanken nicht
wol zwingen/ daß ſie noch Hoffnung ihres Lebens faſſen ſolten. Mein Schaz/ antwortete ſie/
des groſſen HErrn Hand iſt unverkuͤrzet; ſo koͤnnen hundert und noch hundert Ungelegen-
heiten uns in der fremde eingeſtraͤuet werden/ welche uns abſchrecken/ daſſelbe vorzuneh-
men/ was uns am dienſtlichſten ſeyn moͤchte. Wir wollen dem allerhoͤchſten vertrauen/ er
werde das fromme Fraͤulein und den Chriſtglaͤubigen Fuͤrſten gnaͤdiglich bewahren/ dann
ich zweifele überdas nicht/ weil er ſie etliche Tage in ſeiner Gewahrſam gehabt/ habe er ihr
das Chriſtentuhm ſchon beygebracht. Daſſelbe iſt mein hoͤchſter Wunſch in dieſem
Ungluͤk/ ſagte Herkules/ auff daß wir zum wenigſten in der himliſchen Seligkeit dereine
wieder zuſammen kommen moͤgen/ wann ja in dieſem Leben Gottes Verſehung es nicht
zulaſſen wolte. Inzwiſchen muͤſſen wir meine liebe Fr. Mutter immerzu in der Hoffnung
erhalten/ welche vor traurigkeit faſt gar von Leibe koͤmt. Sie gingẽ nach ſolcher Beredung
hin zu der Koͤniglichen Verſamlung/ weil Ladiſla ſie durch Prinſla fodern ließ/ mit anzeige/
es waͤhren denkwirdige Schreiben von ſeiner Fr. Mutter von Prag ankommen/ welche
ihnen dann weitlaͤufftig zuwiſſen taht/ es lieſſen ſich im Koͤnigreiche hin und wieder trau-
rige und erſchreckliche Zeichen ſehen und hoͤren/ die wenig gutes bedeuten koͤnten. Bey ei-
ner Grenze Stad nach Pannonien haͤtte ſich ein Fiſch Teich in Blut verwandelt; nit weit
davon haͤtte es Blut und Schwefel geregnet; eine Schaar Woͤlffe in die 30 ſtark von Pan-
nonien wertz/ haͤtten unterſchiedliche Heerde Vieh angefallen/ etliche hundert ſtuͤk ſamt den
Hirten zuriſſen/ und waͤhren endlich mit groſſer Muͤhe alle erſchlagen. Am andern Orte
haͤ[t]ten viel tauſend Raben ſich geſamlet/ uñ in zween unterſchiedlichen Hauffen einen haꝛ-
ten Streit gehalten/ daß ihrer viel tod blieben. Zween groſſe Adler haͤtten ſich in hoher Luft
gebiſſen/ und waͤhren endlich ganz eꝛmuͤdet uñ ſehr blutig herunteꝛ gefallen/ ſo dz ein Bauꝛ
den einen erſchlagen/ den andern lebendig gefangen haͤtte. Die Hunde fuͤhreten allenthal-
ben im Reich ein ungewoͤhnliches Geheule/ und fielen in einander als ob ſie raſend waͤh-
ren. Ein Schaff haͤtte einen jungen Wolff zur Welt gebracht; Und in einem Dorffe haͤt-
te ein Kind in Mutter Leibe uͤber eine viertel Stunde geweinet/ und endlich geruffen/ weh
weh! von vielen Baͤumen haͤtte es Blut getreuffet; die Sonne waͤhre einen ganzen Tag
wie Blut am Him̄el geſtanden/ wie wol in ihrem gewoͤhnlichen Lauff/ uñ mit keinen Wol-
ken bedecket/ und des Abends als mit einem Sacke bekleidet/ untergangen; da man deſſel-
ben Tages an vielen Orten grauſame Geſpenſte geſehen haͤtte; und welches den Inwoh-
nern die groͤſte Furcht eintriebe/ haͤtte man bey hellem Tage in der Luft drey Kriegs Heer
nach einander von Pannonien wertz gegen ein einiges zihen ſehen/ die beydes zu Fuſſe und
Roſſe einen grimmigen Kampf gehalten/ da man nicht merken koͤnnen/ an welcher Seiten
der Sieg geblieben waͤhre. Als dieſes geleſen ward/ wahr niemand zugegen/ dem es nicht
ein grauen erwecket haͤtte/ inſondeꝛheit/ weil der Wundeꝛ-begebniſſen ſo viel uñ mannicher-
ley wahren/ und ſagte Ladiſla; ohn Zweifel ſtehet meinem Reiche ein groſſes Ungluͤk vor/
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[659/0665] Siebendes Buch. kommen waͤhren/ ſo weiß Arbianes wol/ wie viel ich bey denen gelte/ daß wann er ſich nur kund gaͤbe/ er nach allem Wunſch ſicheꝛe Begleitung biß hieheꝛ haben koͤnte; hielten ſie ſich aber in Frieſiſcher oder Teutſcher Landſchafft auf/ wie koͤnte ihnen dann an Huͤlffe gebrechẽ/ wann ſie ſich nur meldeten? Welches wann ichs betrachte/ kan ich meine Gedanken nicht wol zwingen/ daß ſie noch Hoffnung ihres Lebens faſſen ſolten. Mein Schaz/ antwortete ſie/ des groſſen HErrn Hand iſt unverkuͤrzet; ſo koͤnnen hundert und noch hundert Ungelegen- heiten uns in der fremde eingeſtraͤuet werden/ welche uns abſchrecken/ daſſelbe vorzuneh- men/ was uns am dienſtlichſten ſeyn moͤchte. Wir wollen dem allerhoͤchſten vertrauen/ er werde das fromme Fraͤulein und den Chriſtglaͤubigen Fuͤrſten gnaͤdiglich bewahren/ dann ich zweifele überdas nicht/ weil er ſie etliche Tage in ſeiner Gewahrſam gehabt/ habe er ihr das Chriſtentuhm ſchon beygebracht. Daſſelbe iſt mein hoͤchſter Wunſch in dieſem Ungluͤk/ ſagte Herkules/ auff daß wir zum wenigſten in der himliſchen Seligkeit dereine wieder zuſammen kommen moͤgen/ wann ja in dieſem Leben Gottes Verſehung es nicht zulaſſen wolte. Inzwiſchen muͤſſen wir meine liebe Fr. Mutter immerzu in der Hoffnung erhalten/ welche vor traurigkeit faſt gar von Leibe koͤmt. Sie gingẽ nach ſolcher Beredung hin zu der Koͤniglichen Verſamlung/ weil Ladiſla ſie durch Prinſla fodern ließ/ mit anzeige/ es waͤhren denkwirdige Schreiben von ſeiner Fr. Mutter von Prag ankommen/ welche ihnen dann weitlaͤufftig zuwiſſen taht/ es lieſſen ſich im Koͤnigreiche hin und wieder trau- rige und erſchreckliche Zeichen ſehen und hoͤren/ die wenig gutes bedeuten koͤnten. Bey ei- ner Grenze Stad nach Pannonien haͤtte ſich ein Fiſch Teich in Blut verwandelt; nit weit davon haͤtte es Blut und Schwefel geregnet; eine Schaar Woͤlffe in die 30 ſtark von Pan- nonien wertz/ haͤtten unterſchiedliche Heerde Vieh angefallen/ etliche hundert ſtuͤk ſamt den Hirten zuriſſen/ und waͤhren endlich mit groſſer Muͤhe alle erſchlagen. Am andern Orte haͤtten viel tauſend Raben ſich geſamlet/ uñ in zween unterſchiedlichen Hauffen einen haꝛ- ten Streit gehalten/ daß ihrer viel tod blieben. Zween groſſe Adler haͤtten ſich in hoher Luft gebiſſen/ und waͤhren endlich ganz eꝛmuͤdet uñ ſehr blutig herunteꝛ gefallen/ ſo dz ein Bauꝛ den einen erſchlagen/ den andern lebendig gefangen haͤtte. Die Hunde fuͤhreten allenthal- ben im Reich ein ungewoͤhnliches Geheule/ und fielen in einander als ob ſie raſend waͤh- ren. Ein Schaff haͤtte einen jungen Wolff zur Welt gebracht; Und in einem Dorffe haͤt- te ein Kind in Mutter Leibe uͤber eine viertel Stunde geweinet/ und endlich geruffen/ weh weh! von vielen Baͤumen haͤtte es Blut getreuffet; die Sonne waͤhre einen ganzen Tag wie Blut am Him̄el geſtanden/ wie wol in ihrem gewoͤhnlichen Lauff/ uñ mit keinen Wol- ken bedecket/ und des Abends als mit einem Sacke bekleidet/ untergangen; da man deſſel- ben Tages an vielen Orten grauſame Geſpenſte geſehen haͤtte; und welches den Inwoh- nern die groͤſte Furcht eintriebe/ haͤtte man bey hellem Tage in der Luft drey Kriegs Heer nach einander von Pannonien wertz gegen ein einiges zihen ſehen/ die beydes zu Fuſſe und Roſſe einen grimmigen Kampf gehalten/ da man nicht merken koͤnnen/ an welcher Seiten der Sieg geblieben waͤhre. Als dieſes geleſen ward/ wahr niemand zugegen/ dem es nicht ein grauen erwecket haͤtte/ inſondeꝛheit/ weil der Wundeꝛ-begebniſſen ſo viel uñ mannicher- ley wahren/ und ſagte Ladiſla; ohn Zweifel ſtehet meinem Reiche ein groſſes Ungluͤk vor/ der fromme Gott kom̄e nur mit Gnaden/ daß wirs koͤnnen ertragen/ und ſtraffe uns doch nit o o o o ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 659. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/665>, abgerufen am 22.11.2024.