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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
gen seinen kindlichen Gehorsam von mir nicht abgekehret/ sondern ist stets geblieben/ der er
vorhin wahr/ nehmlich ein ergebener Sohn seiner Eltern/ ein Freund der Tugend/ und ein
Liebhaber seines undankbahren Vaterlandes/ welches augenscheinlich daher zusehen ist/
daß ob ihm gleich der Römische Käyserliche Stuel (O welch eine Ehre den Teutschen!)
angebohten und auffgetragen ist/ er dannoch solchen nur deßwegen ausgeschlagen hat/ weil
er alsdann hätte müssen ein Feind seiner Teutschen werden/ und sie nohtwendig bestreiten.
Zweifele nun dann einer/ ob er seinem Vaterlande die gebührliche Liebe und Träue erzei-
get habe oder nicht. Den kindlichen Gehorsam wird kein Mensch an ihm leugnen können/
wer nur betrachtet/ daß so bald er meiner Entführung innen worden/ er mit Leib und Le-
bensgefahr (dann er wahr ja ein Verbanneter) sich nach Teutschland gemacht/ und zu
reiten nicht auffgehöret/ biß er mich und die meinen loßgerissen/ und des gottlosen Räubers
frevel gebührlich abgestraffet hat. Also wil ich euch nun diesen meinen Sohn länger nicht
verbergen/ welchen ihr gutenteils ohndas schon wieder kennet; denen aber seine glükliche
Wiederkunft bißdaher unwissend gewesen/ die sehen nur sein Angesicht an/ sie betrachten
seine Gestalt und Wesen/ so werden sie befinden/ daß er nicht so gar sich verendert hat/ daß
man ihn nicht mehr kennen solte. Von seinen herlichen Tahten zu rühmen/ die er in Itali-
en und andern weit abgelegenen Ländern begangen/ wil mir als seinem Vater nicht anste-
hen/ und sind etliche hundert Teutschen und Böhmen in dem Heer/ welche als grossenteils
sehende Zeugen/ davon werden bericht geben können. Dem almächtigen grundgütigen
Gott sey Lob und Dank gesaget/ dz er den unschuldigen erretten/ diesen meinen lieben Sohn
dem Vaterlande zum besten hat wollen in der Fremde unter so mannicher grosser Gefahr
erhalten/ und sein Herz also lenken/ daß er fremde angebohtene Herschaften ausgeschlagen/
und nach seinem Teutschlande verlangen getragen hat. So vernehmet nun meinen ernst-
lichen Willen und Meynung/ und richtet euch darnach; ihr wisset/ daß diesem meinen
Sohn Herkules/ als dem erstgebohrnen/ mein Teutsches Reich von Gott und Rechtswe-
gen zustehet/ (dann die ergangene Acht und der Ban mus Tod/ rein abe/ und als ungesche-
hen seyn) so daß er mit keinem fuge davon kan ausgeschlossen werden. Nun bin ich zwar
euer Groß Fürst annoch im Leben und zimlicher Gesundheit/ wiewol den Abgang meiner
Kräfte ich schon merke/ habe aber mir gänzlich vorgenommen/ meine übrigen Tage/ wie
weit sie noch reichen werden/ in guter Ruhe und sanfter Stille zuzubringen/ und meinem
Gott zu dienen; daß nun gleichwol das Reich nicht ohn ein gewisses Häupt seyn möge/ so
wil ich gleich jezo diesen meinen Sohn Herkules euch vor erst als euren Groß Fürsten hie-
mit vorgestellet haben/ und zugleich des Aides/ damit ihr mir verbunden seid/ euch Kraft
dieses erlassen/ auch alsbald auff diesen euren Groß Fürsten euch verweisen/ dem ihr alsbald
auff stehendem Fusse die Huldigung abstatten sollet; hingegen wird er sich verbinden/ alles
daß ungeendert zu halten/ was ich euch heut und vorige Tage/ Groß Fürstlich versprochen
habe. Damit aber unser Teutsches Reich sein ehmaliges Ansehen unter diesem euren jun-
gen Herscher wieder bekommen möge/ sol er forthin nicht mehr den Nahmen eines Groß-
Fürsten/ sondern Königes der Teutschen führen/ wovor ihn unsere Reichsfeinde die Rö-
mer selbst ehren/ halten und erkennen. Herkules erschrak dieses vorbringens von herzen/
machete sich auch schon gefasset/ die Antretung der Herschaft durch erhebliche Ursachen

abzu-

Siebendes Buch.
gen ſeinen kindlichen Gehorſam von mir nicht abgekehret/ ſondern iſt ſtets geblieben/ der er
vorhin wahr/ nehmlich ein ergebener Sohn ſeiner Eltern/ ein Freund der Tugend/ uñ ein
Liebhaber ſeines undankbahren Vaterlandes/ welches augenſcheinlich daher zuſehen iſt/
daß ob ihm gleich der Roͤmiſche Kaͤyſerliche Stuel (O welch eine Ehre den Teutſchen!)
angebohten und auffgetragen iſt/ er dañoch ſolchen nur deßwegen ausgeſchlagen hat/ weil
er alsdann haͤtte muͤſſen ein Feind ſeiner Teutſchen werden/ und ſie nohtwendig beſtreiten.
Zweifele nun dann einer/ ob er ſeinem Vaterlande die gebuͤhrliche Liebe und Traͤue erzei-
get habe oder nicht. Den kindlichen Gehorſam wird kein Menſch an ihm leugnen koͤnnen/
wer nur betrachtet/ daß ſo bald er meiner Entfuͤhrung innen worden/ er mit Leib und Le-
bensgefahr (dann er wahr ja ein Verbanneter) ſich nach Teutſchland gemacht/ und zu
reiten nicht auffgehoͤret/ biß er mich und die meinen loßgeriſſen/ und des gottloſen Raͤubeꝛs
frevel gebuͤhrlich abgeſtraffet hat. Alſo wil ich euch nun dieſen meinen Sohn laͤnger nicht
verbergen/ welchen ihr gutenteils ohndas ſchon wieder kennet; denen aber ſeine gluͤkliche
Wiederkunft bißdaher unwiſſend geweſen/ die ſehen nur ſein Angeſicht an/ ſie betrachten
ſeine Geſtalt und Weſen/ ſo werden ſie befinden/ daß er nicht ſo gar ſich verendert hat/ daß
man ihn nicht mehr kennen ſolte. Von ſeinen herlichen Tahten zu ruͤhmen/ die er in Itali-
en und andern weit abgelegenen Laͤndern begangen/ wil mir als ſeinem Vater nicht anſte-
hen/ und ſind etliche hundert Teutſchen und Boͤhmen in dem Heer/ welche als groſſenteils
ſehende Zeugen/ davon werden bericht geben koͤnnen. Dem almaͤchtigen grundguͤtigen
Gott ſey Lob und Dank geſaget/ dz er den unſchuldigen erretten/ dieſen meinen lieben Sohn
dem Vaterlande zum beſten hat wollen in der Fremde unter ſo mannicher groſſer Gefahr
erhalten/ und ſein Herz alſo lenken/ daß er fremde angebohtene Herſchaften ausgeſchlagen/
und nach ſeinem Teutſchlande verlangen getragen hat. So vernehmet nun meinen ernſt-
lichen Willen und Meynung/ und richtet euch darnach; ihr wiſſet/ daß dieſem meinen
Sohn Herkules/ als dem erſtgebohrnen/ mein Teutſches Reich von Gott und Rechtswe-
gen zuſtehet/ (dann die ergangene Acht und der Ban mus Tod/ rein abe/ und als ungeſche-
hen ſeyn) ſo daß er mit keinem fuge davon kan ausgeſchloſſen werden. Nun bin ich zwar
euer Groß Fuͤrſt annoch im Leben und zimlicher Geſundheit/ wiewol den Abgang meiner
Kraͤfte ich ſchon merke/ habe aber mir gaͤnzlich vorgenommen/ meine uͤbrigen Tage/ wie
weit ſie noch reichen werden/ in guter Ruhe und ſanfter Stille zuzubringen/ und meinem
Gott zu dienen; daß nun gleichwol das Reich nicht ohn ein gewiſſes Haͤupt ſeyn moͤge/ ſo
wil ich gleich jezo dieſen meinen Sohn Herkules euch vor erſt als euren Groß Fuͤrſten hie-
mit vorgeſtellet haben/ und zugleich des Aides/ damit ihr mir verbunden ſeid/ euch Kraft
dieſes erlaſſen/ auch alsbald auff dieſen euren Groß Fuͤrſten euch verweiſen/ dem ihr alsbald
auff ſtehendem Fuſſe die Huldigung abſtatten ſollet; hingegen wird er ſich verbinden/ alles
daß ungeendert zu halten/ was ich euch heut und vorige Tage/ Groß Fuͤrſtlich verſprochen
habe. Damit aber unſer Teutſches Reich ſein ehmaliges Anſehen unter dieſem euren jun-
gen Herſcher wieder bekommen moͤge/ ſol er forthin nicht mehr den Nahmen eines Groß-
Fuͤrſten/ ſondern Koͤniges der Teutſchen führen/ wovor ihn unſere Reichsfeinde die Roͤ-
mer ſelbſt ehren/ halten und erkennen. Herkules erſchrak dieſes vorbringens von herzen/
machete ſich auch ſchon gefaſſet/ die Antretung der Herſchaft durch erhebliche Urſachen

abzu-
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[632/0638] Siebendes Buch. gen ſeinen kindlichen Gehorſam von mir nicht abgekehret/ ſondern iſt ſtets geblieben/ der er vorhin wahr/ nehmlich ein ergebener Sohn ſeiner Eltern/ ein Freund der Tugend/ uñ ein Liebhaber ſeines undankbahren Vaterlandes/ welches augenſcheinlich daher zuſehen iſt/ daß ob ihm gleich der Roͤmiſche Kaͤyſerliche Stuel (O welch eine Ehre den Teutſchen!) angebohten und auffgetragen iſt/ er dañoch ſolchen nur deßwegen ausgeſchlagen hat/ weil er alsdann haͤtte muͤſſen ein Feind ſeiner Teutſchen werden/ und ſie nohtwendig beſtreiten. Zweifele nun dann einer/ ob er ſeinem Vaterlande die gebuͤhrliche Liebe und Traͤue erzei- get habe oder nicht. Den kindlichen Gehorſam wird kein Menſch an ihm leugnen koͤnnen/ wer nur betrachtet/ daß ſo bald er meiner Entfuͤhrung innen worden/ er mit Leib und Le- bensgefahr (dann er wahr ja ein Verbanneter) ſich nach Teutſchland gemacht/ und zu reiten nicht auffgehoͤret/ biß er mich und die meinen loßgeriſſen/ und des gottloſen Raͤubeꝛs frevel gebuͤhrlich abgeſtraffet hat. Alſo wil ich euch nun dieſen meinen Sohn laͤnger nicht verbergen/ welchen ihr gutenteils ohndas ſchon wieder kennet; denen aber ſeine gluͤkliche Wiederkunft bißdaher unwiſſend geweſen/ die ſehen nur ſein Angeſicht an/ ſie betrachten ſeine Geſtalt und Weſen/ ſo werden ſie befinden/ daß er nicht ſo gar ſich verendert hat/ daß man ihn nicht mehr kennen ſolte. Von ſeinen herlichen Tahten zu ruͤhmen/ die er in Itali- en und andern weit abgelegenen Laͤndern begangen/ wil mir als ſeinem Vater nicht anſte- hen/ und ſind etliche hundert Teutſchen und Boͤhmen in dem Heer/ welche als groſſenteils ſehende Zeugen/ davon werden bericht geben koͤnnen. Dem almaͤchtigen grundguͤtigen Gott ſey Lob und Dank geſaget/ dz er den unſchuldigen erretten/ dieſen meinen lieben Sohn dem Vaterlande zum beſten hat wollen in der Fremde unter ſo mannicher groſſer Gefahr erhalten/ und ſein Herz alſo lenken/ daß er fremde angebohtene Herſchaften ausgeſchlagen/ und nach ſeinem Teutſchlande verlangen getragen hat. So vernehmet nun meinen ernſt- lichen Willen und Meynung/ und richtet euch darnach; ihr wiſſet/ daß dieſem meinen Sohn Herkules/ als dem erſtgebohrnen/ mein Teutſches Reich von Gott und Rechtswe- gen zuſtehet/ (dann die ergangene Acht und der Ban mus Tod/ rein abe/ und als ungeſche- hen ſeyn) ſo daß er mit keinem fuge davon kan ausgeſchloſſen werden. Nun bin ich zwar euer Groß Fuͤrſt annoch im Leben und zimlicher Geſundheit/ wiewol den Abgang meiner Kraͤfte ich ſchon merke/ habe aber mir gaͤnzlich vorgenommen/ meine uͤbrigen Tage/ wie weit ſie noch reichen werden/ in guter Ruhe und ſanfter Stille zuzubringen/ und meinem Gott zu dienen; daß nun gleichwol das Reich nicht ohn ein gewiſſes Haͤupt ſeyn moͤge/ ſo wil ich gleich jezo dieſen meinen Sohn Herkules euch vor erſt als euren Groß Fuͤrſten hie- mit vorgeſtellet haben/ und zugleich des Aides/ damit ihr mir verbunden ſeid/ euch Kraft dieſes erlaſſen/ auch alsbald auff dieſen euren Groß Fuͤrſten euch verweiſen/ dem ihr alsbald auff ſtehendem Fuſſe die Huldigung abſtatten ſollet; hingegen wird er ſich verbinden/ alles daß ungeendert zu halten/ was ich euch heut und vorige Tage/ Groß Fuͤrſtlich verſprochen habe. Damit aber unſer Teutſches Reich ſein ehmaliges Anſehen unter dieſem euren jun- gen Herſcher wieder bekommen moͤge/ ſol er forthin nicht mehr den Nahmen eines Groß- Fuͤrſten/ ſondern Koͤniges der Teutſchen führen/ wovor ihn unſere Reichsfeinde die Roͤ- mer ſelbſt ehren/ halten und erkennen. Herkules erſchrak dieſes vorbringens von herzen/ machete ſich auch ſchon gefaſſet/ die Antretung der Herſchaft durch erhebliche Urſachen abzu-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 632. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/638>, abgerufen am 22.11.2024.