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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
zu Padua loßgegeben hatte. Diese drey empfingen die Brieffe samt den Kleinoten und
Geleits Brieffen/ daß man sie allenthalben frey zihen lassen/ und allen möglichen Vorschub
zu ihrer Reise tuhn solte. Fr. Valiska unterrichtete sie alles dessen/ was sie wolte bestelles
haben/ mit ernstlichem Befehl/ Tag und Nacht/ so viel möglich/ zu eilen/ daß sie bald wie-
derkommen/ und in der Rükreise auff Jerusalem und Damaskus zuzihen solten/ wann sie
verhoffentlich schon würden abgezogen seyn; gab ihnen auch 30 Reuter/ welche sie biß an
den Eufrat begleiten solten; und muste von der Stunde an Arbianes auff Fr. Valisken
Vermahnung sich alle Tage von Leches in der teutschen Sprache unterrichten lassen/
welche ihm zimlich schwer ankam.

Diesen Abend empfing Artaxerxes aus Charas Brife; der König währe mit einer
ungläublichen Menge Volks/ schon vor etlichen Tagen auffgebrochen/ und ginge der ge-
meine Ruff/ er wolte ganz Perfen zur Wüsteney/ und alle In wohner zu Leibeigene ma-
chen. Artaxerxes hielt hierauff Kriegsraht/ und begehrete anfangs Herkules Mey-
nung zuvernehmen/ welcher also anfing: Es erfreuet mich sehr/ daß Artabanus es
auff die Spitze wagen wil/ und den ganzen Kern seiner Mannschafft uns darstellen. Wir
haben GOtt Lob/ eine solche Menge wolgeübeter Völker/ daß ich mit der helffte ihm
das Häupt bieten/ und seinen überfluß durch GOttes Hülffe dergestalt verwickeln wol-
te/ daß sie mit ihren eigenen Schwertern sich niderschlagen/ und den Weg zur Flucht
durch ihre Herzen öffnen solten. Damit wir aber desto behutsamer und in mehrer si-
cherheit gehen/ währe mein unvorgreiflicher Raht/ wir setzeten in guter Vorsichtigkeit
gerade auff des Feindes Land/ liessen die Inwohner frey ruhig bey dem ihrigen/ daß sie
nur nach vermögen Futter und Mahl schaffeten/ und legeten uns an einen vortelhaften
Ort mit einer angenommenen äusserlichen Furcht/ wodurch der Feind in unvorsichti-
ge Verwägenheit gestürzet/ und alsdann mit geringem Verlust der unsern gedämpfet
werden kan. Ob wir uns dann gleich nicht gar weit in Feindes Land zihen/ schadet nicht/
weil wir aus allen umbliegenden Freundes örtern alle Notturft überflüssig haben/ und
dem Feinde seinen Troz und Grim gar wol außharren können/ wie ich mich dann keiner
zeitigen Schlacht vermuhten bin/ wo sonst Fürst Vologeses das Häuptwerk führet.
Dieser Vorschlag ward von allen gut geheissen und angenommen/ und der Weg mit
zimlichen Tagereisen fortgesetzet/ weil alle engen Durchzüge erweitert wurden/ und legten
sich auff Feindes Grund und Bodem/ an einen Ort/ da sie Wasser und Raum vor Men-
schen und Pferde hatten/ auch keines Hinterhalts sich befunrchten durfften. Fabius ging
hieselbst mit seinen Völkern vor dem Häupt Heer/ besser in Feindes Land/ nachdem man
ihm 5000 Römer abgenommen/ und an deren stat 2000 Teutschen/ 2000 Böhmen und
7000 von Arbianes fliegendem Heer zugegeben hatte/ daß seine Völker auff 24000 Mann
bestunden. Herkules und Ladisla erinnerten ihn Brüderlich der guten Vorsichtigkeit/ das
er ja richtige Kundschaft halten/ und sich in kein Treffen einlassen möchte/ es währe dann/
daß er sicher wüste/ dz nur ein fliegendes Heer auff ihn stiesse/ welches von dem Häupt Heer
nicht könte entsetzet werden. Artaxerxes gab ihm einen wolversuchten aber etwas furcht-
samen Persischen Herrn/ nahmens Phrataphernes zum Groß Oberwachtmeister zu/ und
wünschete ihnen glük zum guten anfange. Artabanus wahr nicht weniger bemühet/ seiner

Schan-
h

Fuͤnftes Buch.
zu Padua loßgegeben hatte. Dieſe drey empfingen die Brieffe ſamt den Kleinoten und
Geleits Brieffen/ daß man ſie allenthalben frey zihen laſſen/ uñ allen moͤglichen Vorſchub
zu ihrer Reiſe tuhn ſolte. Fr. Valiſka unterrichtete ſie alles deſſen/ was ſie wolte beſtelles
haben/ mit ernſtlichem Befehl/ Tag und Nacht/ ſo viel moͤglich/ zu eilen/ daß ſie bald wie-
derkommen/ und in der Ruͤkreiſe auff Jeruſalem und Damaſkus zuzihen ſolten/ wann ſie
verhoffentlich ſchon wuͤrden abgezogen ſeyn; gab ihnen auch 30 Reuter/ welche ſie biß an
den Eufrat begleiten ſolten; und muſte von der Stunde an Arbianes auff Fr. Valiſken
Vermahnung ſich alle Tage von Leches in der teutſchen Sprache unterrichten laſſen/
welche ihm zimlich ſchwer ankam.

Dieſen Abend empfing Artaxerxes aus Charas Brife; der Koͤnig waͤhre mit einer
unglaͤublichen Menge Volks/ ſchon vor etlichen Tagen auffgebrochen/ und ginge der ge-
meine Ruff/ er wolte ganz Perfen zur Wüſteney/ und alle In wohner zu Leibeigene ma-
chen. Artaxerxes hielt hierauff Kriegsraht/ und begehrete anfangs Herkules Mey-
nung zuvernehmen/ welcher alſo anfing: Es erfreuet mich ſehr/ daß Artabanus es
auff die Spitze wagen wil/ und den ganzen Kern ſeiner Mannſchafft uns darſtellen. Wir
haben GOtt Lob/ eine ſolche Menge wolgeübeter Voͤlker/ daß ich mit der helffte ihm
das Haͤupt bieten/ und ſeinen uͤberfluß durch GOttes Hülffe dergeſtalt verwickeln wol-
te/ daß ſie mit ihren eigenen Schwertern ſich niderſchlagen/ und den Weg zur Flucht
durch ihre Herzen oͤffnen ſolten. Damit wir aber deſto behutſamer und in mehrer ſi-
cherheit gehen/ waͤhre mein unvorgreiflicher Raht/ wir ſetzeten in guter Vorſichtigkeit
gerade auff des Feindes Land/ lieſſen die Inwohner frey ruhig bey dem ihrigen/ daß ſie
nur nach vermoͤgen Futter und Mahl ſchaffeten/ und legeten uns an einen vortelhaften
Ort mit einer angenommenen aͤuſſerlichen Furcht/ wodurch der Feind in unvorſichti-
ge Verwaͤgenheit geſtuͤrzet/ und alsdann mit geringem Verluſt der unſern gedaͤmpfet
werden kan. Ob wir uns dann gleich nicht gar weit in Feindes Land zihen/ ſchadet nicht/
weil wir aus allen umbliegenden Freundes oͤrtern alle Notturft uͤberfluͤſſig haben/ und
dem Feinde ſeinen Troz und Grim gar wol außharren koͤnnen/ wie ich mich dann keiner
zeitigen Schlacht vermuhten bin/ wo ſonſt Fuͤrſt Vologeſes das Haͤuptwerk fuͤhret.
Dieſer Vorſchlag ward von allen gut geheiſſen und angenommen/ und der Weg mit
zimlichen Tagereiſen fortgeſetzet/ weil alle engen Durchzüge erweitert wurden/ und legten
ſich auff Feindes Grund und Bodem/ an einen Ort/ da ſie Waſſer und Raum vor Men-
ſchen und Pferde hatten/ auch keines Hinterhalts ſich befūrchten durfften. Fabius ging
hieſelbſt mit ſeinen Voͤlkern vor dem Haͤupt Heer/ beſſer in Feindes Land/ nachdem man
ihm 5000 Roͤmer abgenommen/ und an deren ſtat 2000 Teutſchen/ 2000 Boͤhmen und
7000 von Arbianes fliegendem Heer zugegeben hatte/ daß ſeine Voͤlker auff 24000 Mañ
beſtunden. Herkules und Ladiſla erinnerten ihn Bruͤderlich der guten Vorſichtigkeit/ das
er ja richtige Kundſchaft halten/ und ſich in kein Treffen einlaſſen moͤchte/ es waͤhre dañ/
daß er ſicher wuͤſte/ dz nur ein fliegendes Heer auff ihn ſtieſſe/ welches von dem Haͤupt Heer
nicht koͤnte entſetzet werden. Artaxerxes gab ihm einen wolverſuchten aber etwas furcht-
ſamen Perſiſchen Herrn/ nahmens Phrataphernes zum Groß Oberwachtmeiſter zu/ und
wünſchete ihnen gluͤk zum guten anfange. Artabanus wahr nicht weniger bemühet/ ſeiner

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[57/0063] Fuͤnftes Buch. zu Padua loßgegeben hatte. Dieſe drey empfingen die Brieffe ſamt den Kleinoten und Geleits Brieffen/ daß man ſie allenthalben frey zihen laſſen/ uñ allen moͤglichen Vorſchub zu ihrer Reiſe tuhn ſolte. Fr. Valiſka unterrichtete ſie alles deſſen/ was ſie wolte beſtelles haben/ mit ernſtlichem Befehl/ Tag und Nacht/ ſo viel moͤglich/ zu eilen/ daß ſie bald wie- derkommen/ und in der Ruͤkreiſe auff Jeruſalem und Damaſkus zuzihen ſolten/ wann ſie verhoffentlich ſchon wuͤrden abgezogen ſeyn; gab ihnen auch 30 Reuter/ welche ſie biß an den Eufrat begleiten ſolten; und muſte von der Stunde an Arbianes auff Fr. Valiſken Vermahnung ſich alle Tage von Leches in der teutſchen Sprache unterrichten laſſen/ welche ihm zimlich ſchwer ankam. Dieſen Abend empfing Artaxerxes aus Charas Brife; der Koͤnig waͤhre mit einer unglaͤublichen Menge Volks/ ſchon vor etlichen Tagen auffgebrochen/ und ginge der ge- meine Ruff/ er wolte ganz Perfen zur Wüſteney/ und alle In wohner zu Leibeigene ma- chen. Artaxerxes hielt hierauff Kriegsraht/ und begehrete anfangs Herkules Mey- nung zuvernehmen/ welcher alſo anfing: Es erfreuet mich ſehr/ daß Artabanus es auff die Spitze wagen wil/ und den ganzen Kern ſeiner Mannſchafft uns darſtellen. Wir haben GOtt Lob/ eine ſolche Menge wolgeübeter Voͤlker/ daß ich mit der helffte ihm das Haͤupt bieten/ und ſeinen uͤberfluß durch GOttes Hülffe dergeſtalt verwickeln wol- te/ daß ſie mit ihren eigenen Schwertern ſich niderſchlagen/ und den Weg zur Flucht durch ihre Herzen oͤffnen ſolten. Damit wir aber deſto behutſamer und in mehrer ſi- cherheit gehen/ waͤhre mein unvorgreiflicher Raht/ wir ſetzeten in guter Vorſichtigkeit gerade auff des Feindes Land/ lieſſen die Inwohner frey ruhig bey dem ihrigen/ daß ſie nur nach vermoͤgen Futter und Mahl ſchaffeten/ und legeten uns an einen vortelhaften Ort mit einer angenommenen aͤuſſerlichen Furcht/ wodurch der Feind in unvorſichti- ge Verwaͤgenheit geſtuͤrzet/ und alsdann mit geringem Verluſt der unſern gedaͤmpfet werden kan. Ob wir uns dann gleich nicht gar weit in Feindes Land zihen/ ſchadet nicht/ weil wir aus allen umbliegenden Freundes oͤrtern alle Notturft uͤberfluͤſſig haben/ und dem Feinde ſeinen Troz und Grim gar wol außharren koͤnnen/ wie ich mich dann keiner zeitigen Schlacht vermuhten bin/ wo ſonſt Fuͤrſt Vologeſes das Haͤuptwerk fuͤhret. Dieſer Vorſchlag ward von allen gut geheiſſen und angenommen/ und der Weg mit zimlichen Tagereiſen fortgeſetzet/ weil alle engen Durchzüge erweitert wurden/ und legten ſich auff Feindes Grund und Bodem/ an einen Ort/ da ſie Waſſer und Raum vor Men- ſchen und Pferde hatten/ auch keines Hinterhalts ſich befūrchten durfften. Fabius ging hieſelbſt mit ſeinen Voͤlkern vor dem Haͤupt Heer/ beſſer in Feindes Land/ nachdem man ihm 5000 Roͤmer abgenommen/ und an deren ſtat 2000 Teutſchen/ 2000 Boͤhmen und 7000 von Arbianes fliegendem Heer zugegeben hatte/ daß ſeine Voͤlker auff 24000 Mañ beſtunden. Herkules und Ladiſla erinnerten ihn Bruͤderlich der guten Vorſichtigkeit/ das er ja richtige Kundſchaft halten/ und ſich in kein Treffen einlaſſen moͤchte/ es waͤhre dañ/ daß er ſicher wuͤſte/ dz nur ein fliegendes Heer auff ihn ſtieſſe/ welches von dem Haͤupt Heer nicht koͤnte entſetzet werden. Artaxerxes gab ihm einen wolverſuchten aber etwas furcht- ſamen Perſiſchen Herrn/ nahmens Phrataphernes zum Groß Oberwachtmeiſter zu/ und wünſchete ihnen gluͤk zum guten anfange. Artabanus wahr nicht weniger bemühet/ ſeiner Schan- h

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/63>, abgerufen am 24.11.2024.