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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
re? Habe ich etwa solche Schelmenstücken von dem Bübischen Wenden Krito gelernet?
Dem habe ich ja den Schedel herunter hauen lassen. Oder haben meine Söhne und O-
heime diesen unredltchen Willen aus fremden Ländern gebracht/ und mir eingebildet? Ey
die haben ja kein fremdes Kriegsvolk umb sich/ sondern neben euch/ ja vor euch ihr Leben
in der Schlacht gewaget; und was wolten doch wir einzelne wider den Willen aller In-
wohner beginnen? Habe ich etwa heimliche Werbungen in Feindes Gebiete? Lasset her-
vor treten/ der mich dessen zeihet. Ich versichere ihn bey meinen Großfürstlichen Ehren/
und bey diesem meinem grauen Häupte/ daß da er mich dessen ichtwas überzeugen kan/
ich als ein Verrähter mich binden und henken lassen wil. Nun wo bistu mein Ankläger/
wo bistu? trit kühnlich hervor/ du hast mit mir nicht als mit deinem Großfürsten/ sondern
als mit einem gemeinen Landsknechte/ ja als mit einem schlechten Bauren zuschaffen. Si-
he da/ ich ermahne dich bey deiner Redligkeit/ verbirge dich nicht länger/ sondern zeige nur
bloß an/ was du aus meinen Geberden habest muhtmassen können/ daß ich Teutschland zu
beleidigen/ oder ihnen ihre Götter wegzuschaffen solte willens gewesen seyn; ich wil deiner
Anklage erwarten/ und dieses mein Heer (welches ich doch durchaus nicht schuldig bin/
auch nie kein Beherscher der Teutschen vor mir eingangen ist) gerne und willig zum Rich-
ter leiden. Hiemit schwieg er stille/ legte sein Schwert abe/ und setzete sich nider auff die Er-
de. Als nun keiner sich finden wolte/ stund er wieder auff/ und fing abermahl an: Bin ich
nun nicht eins mehr wirdig/ daß mir geantwortet werde? ey so bin ich schon gar zu lange
euer Groß Fürst gewesen. Ich meynete/ man würde aus hochbewäglichen Ursachen mir
zufolgen sich gewegert haben/ so sehe ich aber/ daß es nur ein frecher Stolz und verwägener
Muhtwille ist/ und wird demnach mein bestes seyn/ daß ich mit meinem Sohn nach Frieß-
land umkehre/ und daselbst das Gnaden-Brod die übrigen wenig Tage meines Lebens
fresse. Hierauff fing ein Unter Befehlichshaber an zuruffen: Wes zeihen wir uns/ ihr Brü-
der? Warum treten die Hauptleute nicht zusammen/ und vergleichen sich einer gebühr-
lichen Antwort? Oder ist etwa ein Kläger verhanden/ er sey geistlich oder weltlich/ ädel o-
der unädel; der trete hervor/ und versichere sich alles Schutzes/ nachdem der gewaltige
Groß Fürst selber sich vor das Kriegs Recht stellet/ welches freilich unerhöret ist/ und uns
schier heut oder morgen von unsern Nachbarn fast schimpflich dürffte vorgeleget werden.
Die Hauptleute folgeten diesem Raht/ weil kein Kläger sich finden wolte/ und nach kurzer
Berahtschlagung redete der ansehnlichste unter ihnen also: Unüberwindlichster Groß-
fürst/ Gnädigster Herr; Euer Hocheit anwesendes Kriegsheer ist erbötig und bereitwillig/
Leib und Blut vor dero Wolergehen einzubüssen; nur allein bitten sie untertähnigst/ es
wolle dieselbe darüber nicht ungeduldig werden/ daß das gemeine Vaterland bemühet ist/
ihren uhralten Gottesdienst unverendert zuerhalten/ damit nebest Hinfallung dessen/ nicht
auch ihre Freiheit zugleich mit untergehe/ wovor sie lieber alle mit einander tausendmahl
sterben wollen. Wann nun Ihre Hocheit ihren Untertahnen solches versichern wird/ ist
alles Unwesen schon gänzlich auffgehaben. Man hat in Erfahrung bracht/ ob solte unsere
junge Herschafft neue Götter mit sich von Rom hergeführet haben/ die so hochmühtig und
stolz seyn sollen/ daß sie keine andere Götter neben sich leiden oder dulden können/ sondern
alles allein seyn wollen/ gleich wie der Römische Käyser alles allein seyn wil; Diese neuen

Götter
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Siebendes Buch.
re? Habe ich etwa ſolche Schelmenſtuͤcken von dem Buͤbiſchen Wenden Krito gelernet?
Dem habe ich ja den Schedel herunter hauen laſſen. Oder haben meine Soͤhne und O-
heime dieſen unredltchen Willen aus fremden Laͤndern gebracht/ und mir eingebildet? Ey
die haben ja kein fremdes Kriegsvolk umb ſich/ ſondern neben euch/ ja vor euch ihr Leben
in der Schlacht gewaget; und was wolten doch wir einzelne wider den Willen aller In-
wohner beginnen? Habe ich etwa heimliche Werbungen in Feindes Gebiete? Laſſet her-
vor treten/ der mich deſſen zeihet. Ich verſichere ihn bey meinen Großfuͤrſtlichen Ehren/
und bey dieſem meinem grauen Haͤupte/ daß da er mich deſſen ichtwas überzeugen kan/
ich als ein Verraͤhter mich binden und henken laſſen wil. Nun wo biſtu mein Anklaͤger/
wo biſtu? trit kuͤhnlich hervor/ du haſt mit mir nicht als mit deinem Großfuͤrſten/ ſondern
als mit einem gemeinẽ Landsknechte/ ja als mit einem ſchlechten Bauren zuſchaffen. Si-
he da/ ich ermahne dich bey deiner Redligkeit/ verbirge dich nicht laͤnger/ ſondern zeige nur
bloß an/ was du aus meinen Geberden habeſt muhtmaſſen koͤnnen/ daß ich Teutſchland zu
beleidigen/ oder ihnen ihre Goͤtter wegzuſchaffen ſolte willens geweſen ſeyn; ich wil deiner
Anklage erwarten/ und dieſes mein Heer (welches ich doch durchaus nicht ſchuldig bin/
auch nie kein Beherſcher der Teutſchen vor mir eingangen iſt) gerne und willig zum Rich-
ter leiden. Hiemit ſchwieg er ſtille/ legte ſein Schwert abe/ und ſetzete ſich nider auff die Er-
de. Als nun keiner ſich finden wolte/ ſtund er wieder auff/ und fing abermahl an: Bin ich
nun nicht eins mehr wirdig/ daß mir geantwortet werde? ey ſo bin ich ſchon gar zu lange
euer Groß Fuͤrſt geweſen. Ich meynete/ man wuͤrde aus hochbewaͤglichen Urſachen mir
zufolgen ſich gewegert haben/ ſo ſehe ich aber/ daß es nur ein frecheꝛ Stolz und verwaͤgener
Muhtwille iſt/ und wird demnach mein beſtes ſeyn/ daß ich mit meinem Sohn nach Frieß-
land umkehre/ und daſelbſt das Gnaden-Brod die uͤbrigen wenig Tage meines Lebens
freſſe. Hierauff fing ein Unter Befehlichshaber an zuruffen: Wes zeihẽ wir uns/ ihr Bruͤ-
der? Warum treten die Hauptleute nicht zuſammen/ und vergleichen ſich einer gebuͤhr-
lichen Antwort? Oder iſt etwa ein Klaͤger verhanden/ er ſey geiſtlich oder weltlich/ aͤdel o-
der unaͤdel; der trete hervor/ und verſichere ſich alles Schutzes/ nachdem der gewaltige
Groß Fuͤrſt ſelber ſich vor das Kriegs Recht ſtellet/ welches freilich unerhoͤret iſt/ und uns
ſchier heut oder morgen von unſern Nachbarn faſt ſchimpflich duͤrffte vorgeleget werden.
Die Hauptleute folgeten dieſem Raht/ weil kein Klaͤger ſich finden wolte/ und nach kurzer
Berahtſchlagung redete der anſehnlichſte unter ihnen alſo: Unuͤberwindlichſter Groß-
fuͤrſt/ Gnaͤdigſter Herr; Euer Hocheit anweſendes Kriegsheer iſt erboͤtig und bereitwillig/
Leib und Blut vor dero Wolergehen einzubuͤſſen; nur allein bitten ſie untertaͤhnigſt/ es
wolle dieſelbe daruͤber nicht ungeduldig werden/ daß das gemeine Vaterland bemuͤhet iſt/
ihren uhralten Gottesdienſt unverendert zuerhalten/ damit nebeſt Hinfallung deſſen/ nicht
auch ihre Freiheit zugleich mit untergehe/ wovor ſie lieber alle mit einander tauſendmahl
ſterben wollen. Wann nun Ihre Hocheit ihren Untertahnen ſolches verſichern wird/ iſt
alles Unweſen ſchon gaͤnzlich auffgehaben. Man hat in Erfahrung bracht/ ob ſolte unſere
junge Herſchafft neue Goͤtter mit ſich von Rom hergeführet haben/ die ſo hochmühtig uñ
ſtolz ſeyn ſollen/ daß ſie keine andere Goͤtter neben ſich leiden oder dulden koͤnnen/ ſondern
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Goͤtter
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[597/0603] Siebendes Buch. re? Habe ich etwa ſolche Schelmenſtuͤcken von dem Buͤbiſchen Wenden Krito gelernet? Dem habe ich ja den Schedel herunter hauen laſſen. Oder haben meine Soͤhne und O- heime dieſen unredltchen Willen aus fremden Laͤndern gebracht/ und mir eingebildet? Ey die haben ja kein fremdes Kriegsvolk umb ſich/ ſondern neben euch/ ja vor euch ihr Leben in der Schlacht gewaget; und was wolten doch wir einzelne wider den Willen aller In- wohner beginnen? Habe ich etwa heimliche Werbungen in Feindes Gebiete? Laſſet her- vor treten/ der mich deſſen zeihet. Ich verſichere ihn bey meinen Großfuͤrſtlichen Ehren/ und bey dieſem meinem grauen Haͤupte/ daß da er mich deſſen ichtwas überzeugen kan/ ich als ein Verraͤhter mich binden und henken laſſen wil. Nun wo biſtu mein Anklaͤger/ wo biſtu? trit kuͤhnlich hervor/ du haſt mit mir nicht als mit deinem Großfuͤrſten/ ſondern als mit einem gemeinẽ Landsknechte/ ja als mit einem ſchlechten Bauren zuſchaffen. Si- he da/ ich ermahne dich bey deiner Redligkeit/ verbirge dich nicht laͤnger/ ſondern zeige nur bloß an/ was du aus meinen Geberden habeſt muhtmaſſen koͤnnen/ daß ich Teutſchland zu beleidigen/ oder ihnen ihre Goͤtter wegzuſchaffen ſolte willens geweſen ſeyn; ich wil deiner Anklage erwarten/ und dieſes mein Heer (welches ich doch durchaus nicht ſchuldig bin/ auch nie kein Beherſcher der Teutſchen vor mir eingangen iſt) gerne und willig zum Rich- ter leiden. Hiemit ſchwieg er ſtille/ legte ſein Schwert abe/ und ſetzete ſich nider auff die Er- de. Als nun keiner ſich finden wolte/ ſtund er wieder auff/ und fing abermahl an: Bin ich nun nicht eins mehr wirdig/ daß mir geantwortet werde? ey ſo bin ich ſchon gar zu lange euer Groß Fuͤrſt geweſen. Ich meynete/ man wuͤrde aus hochbewaͤglichen Urſachen mir zufolgen ſich gewegert haben/ ſo ſehe ich aber/ daß es nur ein frecheꝛ Stolz und verwaͤgener Muhtwille iſt/ und wird demnach mein beſtes ſeyn/ daß ich mit meinem Sohn nach Frieß- land umkehre/ und daſelbſt das Gnaden-Brod die uͤbrigen wenig Tage meines Lebens freſſe. Hierauff fing ein Unter Befehlichshaber an zuruffen: Wes zeihẽ wir uns/ ihr Bruͤ- der? Warum treten die Hauptleute nicht zuſammen/ und vergleichen ſich einer gebuͤhr- lichen Antwort? Oder iſt etwa ein Klaͤger verhanden/ er ſey geiſtlich oder weltlich/ aͤdel o- der unaͤdel; der trete hervor/ und verſichere ſich alles Schutzes/ nachdem der gewaltige Groß Fuͤrſt ſelber ſich vor das Kriegs Recht ſtellet/ welches freilich unerhoͤret iſt/ und uns ſchier heut oder morgen von unſern Nachbarn faſt ſchimpflich duͤrffte vorgeleget werden. Die Hauptleute folgeten dieſem Raht/ weil kein Klaͤger ſich finden wolte/ und nach kurzer Berahtſchlagung redete der anſehnlichſte unter ihnen alſo: Unuͤberwindlichſter Groß- fuͤrſt/ Gnaͤdigſter Herr; Euer Hocheit anweſendes Kriegsheer iſt erboͤtig und bereitwillig/ Leib und Blut vor dero Wolergehen einzubuͤſſen; nur allein bitten ſie untertaͤhnigſt/ es wolle dieſelbe daruͤber nicht ungeduldig werden/ daß das gemeine Vaterland bemuͤhet iſt/ ihren uhralten Gottesdienſt unverendert zuerhalten/ damit nebeſt Hinfallung deſſen/ nicht auch ihre Freiheit zugleich mit untergehe/ wovor ſie lieber alle mit einander tauſendmahl ſterben wollen. Wann nun Ihre Hocheit ihren Untertahnen ſolches verſichern wird/ iſt alles Unweſen ſchon gaͤnzlich auffgehaben. Man hat in Erfahrung bracht/ ob ſolte unſere junge Herſchafft neue Goͤtter mit ſich von Rom hergeführet haben/ die ſo hochmühtig uñ ſtolz ſeyn ſollen/ daß ſie keine andere Goͤtter neben ſich leiden oder dulden koͤnnen/ ſondern alles allein ſeyn wollen/ gleich wie der Roͤmiſche Kaͤyſer alles allein ſeyn wil; Dieſe neuen Goͤtter f f f f iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 597. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/603>, abgerufen am 22.11.2024.