Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.Siebendes Buch. te. Währe dann dem Dänischen Fürsten das Reich bescheret/ würde es ihm hiedurch nitentzogen. Fürst Krito wolte diesen angebohtenen Vogel nicht gerne aus der Hand fliegen lassen/ wie er ohndas sehr ehrgeizig wahr/ und ihm schon die Hoffnung zur erblichen Frie- sischen Krone gemacht hatte/ trat die Verwesung an/ und gelobete den Ständen bey seinen Ehren/ daß er ihren befehl und freien Willen nicht ein Haar überschreiten wolte; ließ dar- auff dem Dänischen Fürsten anmelden/ wiewol im Nahmen der Stände/ daß er eine Zeit- lang das Königreich räumen solte/ biß er durch eine freie Wahl zur Herschafft gefodert würde. Dieses fiederten die Vornehmsten des Reichs/ dann ihnen grauete vor der Däni- schen Herschaft/ welche sie wol ehmahls mit ihrem grossen Schaden erfahren hatten; wie- wol sie viel ein härter Joch an dem Wenden würden gehabt haben/ wann derselbe ihr vol- kommener Meister und König solte worden seyn. Der Dänische Fürst roch den Braten gar zeitig/ klagete es seinem Herr Vater/ bey welchem er schon zimlich wieder ausgesöhnet wahr; der beydes die Stände und seinen Schwager Krito schriftlich erinnerte/ sie möchten sich des vorigen Königes gemachter sorgfältigen Versehung gemäß bezeigen/ und nicht Ursach zu grosser unnöhtiger Blutstürzung geben/ nachdem sie/ und die ganze erbare Welt leicht ermässen würde/ wie schimflich es der Dänischen Kron anstehen wolte/ wann diesel- be ihres Königs Sohn ohn alle gegebene Ursach aus dem wolbefugten Sattel ausheben liesse. Welches dann Krito nicht anders als eine Ankündigung des Kriegs auslegte/ gleich da er mit den Gedanken schwanger ging/ das Teutsche Fräulein zu rauben; kunte auch den Landständen die Sache so gefährlich machen/ daß sie auff sein unnachlässiges anhalten ein- willigten/ ein Heer von 68000 Mann auff die Beine zu bringen/ worzu er verständige Be- fehlichshaber aus seinem Fürstentuhm/ und 40000 Reuter und Fußknechte verhieß; a- ber ehe noch solche Anzahl beyeinander wahr/ verrichtete er obgedachte Entführung. Der Dänische Fürst wahr solcher Macht nicht gewachsen/ und wegerten die Dänischen Stän- de sich gegen ihren König ausdrüklich/ eine so harte Fehde mit Frießland anzutreten/ da sie zwar zur Ursach einführeten/ daß man nicht wüste wie man mit der Kron Schweden stün- de; aber ihr Häuptbedenken wahr dieses/ daß sie nicht gerne ihren König gar zu mächtig haben wolten/ welcher sich der ausländischen Macht zu ihrem Zwange und ihrer Freyhei- ren verkleinerung gebrauchen könte; jedoch gönneten sie/ daß der junge Fürst in dem Dä- nischen Reich 1500 tapfere Kriegsknechte werben/ und über See zu sich gehen ließ/ wozu er noch 1400 geträue Friesen hatte/ mit welchen er die Hauptfestung/ die in seiner Gewalt wahr/ zu aller Nohtturft besetzen kunte/ auch auff Anderthalbjahr allerley Vorraht an Früchten/ Holz/ Salz und Fleisch hineinbrachte/ nicht zweifelnd/ die Stände würden des wüterischen Wenden bald überdrüssig werden. Nun vernam dieser Dänische Fürst gerne/ daß der Wende Krito erleget/ und des Königreichs Macht geschwächet wahr/ aber daß der Groß Fürst aus Teutschland es gar einnehmen/ und unter sich bringen wolte/ dauchte ihm gar zunahe getreten seyn. Derselbe aber kehrete sich an ihn und seine Festung nicht im geringsten/ biß er die übrigen Orter alle unter seinem Gehorsam hatte/ welches doch jenem den Argwohn nicht benam/ sondern taht seinem Vater alles bey schleuniger Bohtschafft zu wissen/ man hätte sich vor den Teutschen wol vorzusehen/ daß sie nicht zu mächtig wür- den/ und die ehmaligen Uberzüge/ von den Dänen geschehen/ zu rächen sucheten; aber ehe er c c c c iij
Siebendes Buch. te. Waͤhre dann dem Daͤniſchen Fuͤrſten das Reich beſcheret/ wuͤrde es ihm hiedurch nitentzogen. Fuͤrſt Krito wolte dieſen angebohtenen Vogel nicht gerne aus der Hand fliegen laſſen/ wie er ohndas ſehr ehrgeizig wahr/ und ihm ſchon die Hoffnung zur erblichen Frie- ſiſchen Krone gemacht hatte/ trat die Verweſung an/ und gelobete den Staͤnden bey ſeinen Ehren/ daß er ihren befehl und freien Willen nicht ein Haar uͤberſchreiten wolte; ließ dar- auff dem Daͤniſchen Fuͤrſten anmelden/ wiewol im Nahmen der Staͤnde/ daß er eine Zeit- lang das Koͤnigreich raͤumen ſolte/ biß er durch eine freie Wahl zur Herſchafft gefodert wuͤrde. Dieſes fiederten die Vornehmſten des Reichs/ dañ ihnen grauete vor der Daͤni- ſchen Herſchaft/ welche ſie wol ehmahls mit ihrem groſſen Schaden erfahren hatten; wie- wol ſie viel ein haͤrter Joch an dem Wenden wuͤrden gehabt haben/ wann derſelbe ihr vol- kommener Meiſter und Koͤnig ſolte worden ſeyn. Der Daͤniſche Fuͤrſt roch den Braten gar zeitig/ klagete es ſeinem Herr Vater/ bey welchem er ſchon zimlich wieder ausgeſoͤhnet wahr; der beydes die Staͤnde und ſeinen Schwager Krito ſchriftlich erinnerte/ ſie moͤchten ſich des vorigen Koͤniges gemachter ſorgfaͤltigen Verſehung gemaͤß bezeigen/ und nicht Urſach zu groſſer unnoͤhtiger Blutſtuͤrzung geben/ nachdem ſie/ und die ganze erbare Welt leicht ermaͤſſen wuͤrde/ wie ſchimflich es der Daͤniſchen Kron anſtehen wolte/ wann dieſel- be ihres Koͤnigs Sohn ohn alle gegebene Urſach aus dem wolbefugten Sattel ausheben lieſſe. Welches dann Krito nicht anders als eine Ankuͤndigung des Kriegs auslegte/ gleich da er mit den Gedanken ſchwanger ging/ das Teutſche Fraͤulein zu rauben; kunte auch den Landſtaͤnden die Sache ſo gefaͤhrlich machen/ daß ſie auff ſein unnachlaͤſſiges anhalten ein- willigten/ ein Heer von 68000 Mann auff die Beine zu bringen/ worzu er verſtaͤndige Be- fehlichshaber aus ſeinem Fürſtentuhm/ und 40000 Reuter und Fußknechte verhieß; a- ber ehe noch ſolche Anzahl beyeinander wahr/ verrichtete er obgedachte Entfuͤhrung. Der Daͤniſche Fuͤrſt wahr ſolcher Macht nicht gewachſen/ und wegerten die Daͤniſchen Staͤn- de ſich gegen ihren Koͤnig ausdruͤklich/ eine ſo harte Fehde mit Frießland anzutreten/ da ſie zwar zur Urſach einfuͤhreten/ daß man nicht wuͤſte wie man mit der Kron Schweden ſtuͤn- de; aber ihr Haͤuptbedenken wahr dieſes/ daß ſie nicht gerne ihren Koͤnig gar zu maͤchtig haben wolten/ welcher ſich der auslaͤndiſchen Macht zu ihrem Zwange und ihrer Freyhei- ren verkleinerung gebrauchen koͤnte; jedoch goͤnneten ſie/ daß der junge Fuͤrſt in dem Daͤ- niſchen Reich 1500 tapfere Kriegsknechte werben/ und uͤber See zu ſich gehen ließ/ wozu er noch 1400 getraͤue Frieſen hatte/ mit welchen er die Hauptfeſtung/ die in ſeiner Gewalt wahr/ zu aller Nohtturft beſetzen kunte/ auch auff Anderthalbjahr allerley Vorraht an Fruͤchten/ Holz/ Salz und Fleiſch hineinbrachte/ nicht zweifelnd/ die Staͤnde wuͤrden des wuͤteriſchen Wenden bald uͤberdruͤſſig werden. Nun veꝛnam dieſer Daͤniſche Fuͤrſt gerne/ daß der Wende Krito erleget/ und des Koͤnigreichs Macht geſchwaͤchet wahr/ aber daß der Groß Fürſt aus Teutſchland es gar einnehmen/ und unter ſich bringen wolte/ dauchte ihm gar zunahe getreten ſeyn. Derſelbe aber kehrete ſich an ihn und ſeine Feſtung nicht im geringſten/ biß er die uͤbrigen Orter alle unter ſeinem Gehorſam hatte/ welches doch jenem den Argwohn nicht benam/ ſondern taht ſeinem Vater alles bey ſchleuniger Bohtſchafft zu wiſſen/ man haͤtte ſich vor den Teutſchen wol vorzuſehen/ daß ſie nicht zu maͤchtig wuͤr- den/ und die ehmaligen Uberzüge/ von den Daͤnen geſchehen/ zu raͤchen ſucheten; aber ehe er c c c c iij
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Siebendes Buch.
te. Waͤhre dann dem Daͤniſchen Fuͤrſten das Reich beſcheret/ wuͤrde es ihm hiedurch nit
entzogen. Fuͤrſt Krito wolte dieſen angebohtenen Vogel nicht gerne aus der Hand fliegen
laſſen/ wie er ohndas ſehr ehrgeizig wahr/ und ihm ſchon die Hoffnung zur erblichen Frie-
ſiſchen Krone gemacht hatte/ trat die Verweſung an/ und gelobete den Staͤnden bey ſeinen
Ehren/ daß er ihren befehl und freien Willen nicht ein Haar uͤberſchreiten wolte; ließ dar-
auff dem Daͤniſchen Fuͤrſten anmelden/ wiewol im Nahmen der Staͤnde/ daß er eine Zeit-
lang das Koͤnigreich raͤumen ſolte/ biß er durch eine freie Wahl zur Herſchafft gefodert
wuͤrde. Dieſes fiederten die Vornehmſten des Reichs/ dañ ihnen grauete vor der Daͤni-
ſchen Herſchaft/ welche ſie wol ehmahls mit ihrem groſſen Schaden erfahren hatten; wie-
wol ſie viel ein haͤrter Joch an dem Wenden wuͤrden gehabt haben/ wann derſelbe ihr vol-
kommener Meiſter und Koͤnig ſolte worden ſeyn. Der Daͤniſche Fuͤrſt roch den Braten
gar zeitig/ klagete es ſeinem Herr Vater/ bey welchem er ſchon zimlich wieder ausgeſoͤhnet
wahr; der beydes die Staͤnde und ſeinen Schwager Krito ſchriftlich erinnerte/ ſie moͤchten
ſich des vorigen Koͤniges gemachter ſorgfaͤltigen Verſehung gemaͤß bezeigen/ und nicht
Urſach zu groſſer unnoͤhtiger Blutſtuͤrzung geben/ nachdem ſie/ und die ganze erbare Welt
leicht ermaͤſſen wuͤrde/ wie ſchimflich es der Daͤniſchen Kron anſtehen wolte/ wann dieſel-
be ihres Koͤnigs Sohn ohn alle gegebene Urſach aus dem wolbefugten Sattel ausheben
lieſſe. Welches dann Krito nicht anders als eine Ankuͤndigung des Kriegs auslegte/ gleich
da er mit den Gedanken ſchwanger ging/ das Teutſche Fraͤulein zu rauben; kunte auch den
Landſtaͤnden die Sache ſo gefaͤhrlich machen/ daß ſie auff ſein unnachlaͤſſiges anhalten ein-
willigten/ ein Heer von 68000 Mann auff die Beine zu bringen/ worzu er verſtaͤndige Be-
fehlichshaber aus ſeinem Fürſtentuhm/ und 40000 Reuter und Fußknechte verhieß; a-
ber ehe noch ſolche Anzahl beyeinander wahr/ verrichtete er obgedachte Entfuͤhrung. Der
Daͤniſche Fuͤrſt wahr ſolcher Macht nicht gewachſen/ und wegerten die Daͤniſchen Staͤn-
de ſich gegen ihren Koͤnig ausdruͤklich/ eine ſo harte Fehde mit Frießland anzutreten/ da ſie
zwar zur Urſach einfuͤhreten/ daß man nicht wuͤſte wie man mit der Kron Schweden ſtuͤn-
de; aber ihr Haͤuptbedenken wahr dieſes/ daß ſie nicht gerne ihren Koͤnig gar zu maͤchtig
haben wolten/ welcher ſich der auslaͤndiſchen Macht zu ihrem Zwange und ihrer Freyhei-
ren verkleinerung gebrauchen koͤnte; jedoch goͤnneten ſie/ daß der junge Fuͤrſt in dem Daͤ-
niſchen Reich 1500 tapfere Kriegsknechte werben/ und uͤber See zu ſich gehen ließ/ wozu er
noch 1400 getraͤue Frieſen hatte/ mit welchen er die Hauptfeſtung/ die in ſeiner Gewalt
wahr/ zu aller Nohtturft beſetzen kunte/ auch auff Anderthalbjahr allerley Vorraht an
Fruͤchten/ Holz/ Salz und Fleiſch hineinbrachte/ nicht zweifelnd/ die Staͤnde wuͤrden des
wuͤteriſchen Wenden bald uͤberdruͤſſig werden. Nun veꝛnam dieſer Daͤniſche Fuͤrſt gerne/
daß der Wende Krito erleget/ und des Koͤnigreichs Macht geſchwaͤchet wahr/ aber daß
der Groß Fürſt aus Teutſchland es gar einnehmen/ und unter ſich bringen wolte/ dauchte
ihm gar zunahe getreten ſeyn. Derſelbe aber kehrete ſich an ihn und ſeine Feſtung nicht im
geringſten/ biß er die uͤbrigen Orter alle unter ſeinem Gehorſam hatte/ welches doch jenem
den Argwohn nicht benam/ ſondern taht ſeinem Vater alles bey ſchleuniger Bohtſchafft
zu wiſſen/ man haͤtte ſich vor den Teutſchen wol vorzuſehen/ daß ſie nicht zu maͤchtig wuͤr-
den/ und die ehmaligen Uberzüge/ von den Daͤnen geſchehen/ zu raͤchen ſucheten; aber ehe
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 573. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/579>, abgerufen am 16.07.2024. |