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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
massen zuwehren. Nun wahr Wolffgang diesen Verfolgern von Angesicht unbekant/ und
setzeten deren zween vor den andern aus/ sahen Wolffgang mit dem Fräulein davon lauf-
fen/ und Arbianes stehen bleiben/ und sich zur Gegenwehr bereiten/ daher meyneten sie/ sie
hätten den Rechtschuldigen angetroffen/ und stürmeten grimmig auf ihn zu. Es wahr sein
Glük/ daß er sich neben einen Baum gestellet hatte/ und sie ihn nicht überrennen kunten/
fassete daselbst gewissen Stand/ und richtete die Hand zum Wurff/ ob sie ihn anfallen
würden. Diese rieffen ihm alsbald zu: Du schändlicher Mordbrenner/ jezt werden wir
dir den wolverdienten Lohn geben/ damit du dich deiner Boßheit nicht berühmen könnest/
wie viel armer Leute du gemacht habest. Hilff mir Gott/ sagte Arbianes bey sich selber/ als
wahr ich unschuldig bin; rief ihnen hernach zu: Er währe kein Mordbrenner/ und hätte
nie solchen bösen Willen gehabt. Aber diese kehreten sich daran im geringsten nicht/ sondern
setzeten gleich auff ihn zu/ daß er genöhtiget ward/ sein bestes zutuhn; da er dann dem ersten
die Stirn einwarff/ daß er reine tod vom Pferde stürzete. Der andere dieses ersehend/ wol-
te seines Mit Bürgers Tod rächen; aber mit dem andern Steine ward er gleich vor das
Maul getroffen/ daß ihm die Vörder Zähne heraus sprungen/ und er in Ohmacht vom
Pferde fiel. Arbianes nicht faul/ nam des ersten Schwert zur Hand/ und hatte noch einen
Stein übrig zu seiner Beschützung/ aber der dritte wahr ihm zu nahe auff der Hauben/ wel-
cher ihm/ da er sich nach dem Schwert bückete/ eins über den linken Arm versetzete/ daß der
rohte Schweiß darauff folgete/ wolte ihm auch den andern Hieb beybringen/ aber er weich
ihm aus/ und mit einem Nachhiebe schlug er ihm das rechte Bein im Knie-gelenke rein
abe/ daß auch dieser zur Erden stürzete/ und ein klägliches Geschrey trieb/ biß ihm die See-
le ausfuhr. Ehe nun dieser verschiede/ kam auch der vierde herzu gesprenget/ und war wil-
lens ihn zuüberrennen/ ward aber auch mit dem Steine dergestalt getroffen/ daß ihm der
Kopff borste/ und kein Wort mehr redete. Der andere mit dem zuworffenen Maule kam
wieder zu sich selbst/ fassete sein Schwert/ und lieff ganz verwägen auff Arbianes zu/ trieb
es auch mit seinen unauffhörlichen Streichen/ daß ihm anfangs durch Fechterkunst nicht
zubegegnen wahr/ aber endlich hieb ihm Arbianes die rechte Faust hinweg/ daß sie mit samt
dem Schwerte auff die Erde fiel/ und im andern Streiche spaltete er ihm das Häupt mit-
ten von einander. Das Fräulein hatte anfangs des Streites gar ein wenig zugesehen/ keh-
rete sich aber bald umb/ und vor grosser Angst lief sie dergestalt fort/ als ob sie Flügel gehabt
hätte/ daß auch Wolffgang ihr schwerlich folgen kunte/ und/ welches das ärgeste war/ ver-
ließ sie den vorgenommenen Weg/ und setzete zur Seiten aus über das quere Feld. Wolff-
gang lief ihr nach/ was er Leibes und Kräffte hatte/ rieff ihr auch zu/ sie möchte dem Wege
folgen; aber sie wahr vor Angst nicht bey sich selber/ und gedäuchte sie nicht anders/ als ob
ihr lauter Feinde nachlieffen/ welches sie schüchtern machte/ daß sie nur suchte weit von der
Landstrassen abzukommen/ biß sie an ein hoch aufgelauffenes fliessendes Wasser kam/ durch
welches sie ohn weiteres bedenken hindurch watete/ und sie darinnen hätte ersauffen müs-
sen/ wann nicht Wolffgang sie (nicht ohn grosse Gefahr) hindurch gebracht hätte/ massen
ihr dasselbe biß an die Gurgel reichete. So bald sie auff das Ufer trat/ gedachte Wolff-
gang/ sie würde sich nun zur Ruhe begeben/ aber sie fing den Lauff von neuen in ihren nassen
Kleidern an/ triebs auch noch eine gute halbe Stunde/ biß sie endlich vor grosser Mattig-

keit

Siebendes Buch.
maſſen zuwehren. Nun wahr Wolffgang dieſen Verfolgern von Angeſicht unbekant/ uñ
ſetzeten deren zween vor den andern aus/ ſahen Wolffgang mit dem Fraͤulein davon lauf-
fen/ und Arbianes ſtehen bleiben/ und ſich zur Gegenwehr bereiten/ daher meyneten ſie/ ſie
haͤtten den Rechtſchuldigen angetroffen/ und ſtuͤrmeten grimmig auf ihn zu. Es wahr ſein
Gluͤk/ daß er ſich neben einen Baum geſtellet hatte/ und ſie ihn nicht uͤberrennen kunten/
faſſete daſelbſt gewiſſen Stand/ und richtete die Hand zum Wurff/ ob ſie ihn anfallen
würden. Dieſe rieffen ihm alsbald zu: Du ſchaͤndlicher Mordbrenner/ jezt werden wir
dir den wolverdienten Lohn geben/ damit du dich deiner Boßheit nicht beruͤhmen koͤnneſt/
wie viel armer Leute du gemacht habeſt. Hilff mir Gott/ ſagte Arbianes bey ſich ſelber/ als
wahr ich unſchuldig bin; rief ihnen hernach zu: Er waͤhre kein Mordbrenner/ und haͤtte
nie ſolchen boͤſen Willen gehabt. Aber dieſe kehreten ſich daran im geringſtẽ nicht/ ſondern
ſetzeten gleich auff ihn zu/ daß er genoͤhtiget ward/ ſein beſtes zutuhn; da er dann dem erſten
die Stirn einwarff/ daß er reine tod vom Pferde ſtuͤrzete. Der andere dieſes erſehend/ wol-
te ſeines Mit Buͤrgers Tod raͤchen; aber mit dem andern Steine ward er gleich vor das
Maul getroffen/ daß ihm die Voͤrder Zaͤhne heraus ſprungen/ und er in Ohmacht vom
Pferde fiel. Arbianes nicht faul/ nam des erſten Schwert zur Hand/ und hatte noch einen
Stein übrig zu ſeiner Beſchuͤtzung/ aber der dritte wahr ihm zu nahe auff der Hauben/ wel-
cher ihm/ da er ſich nach dem Schwert buͤckete/ eins uͤber den linken Arm verſetzete/ daß deꝛ
rohte Schweiß darauff folgete/ wolte ihm auch den andern Hieb beybringen/ aber er weich
ihm aus/ und mit einem Nachhiebe ſchlug er ihm das rechte Bein im Knie-gelenke rein
abe/ daß auch dieſer zur Erden ſtuͤrzete/ und ein klaͤgliches Geſchrey trieb/ biß ihm die See-
le ausfuhr. Ehe nun dieſer verſchiede/ kam auch der vierde herzu geſprenget/ und war wil-
lens ihn zuuͤberrennen/ ward aber auch mit dem Steine dergeſtalt getroffen/ daß ihm der
Kopff borſte/ und kein Wort mehr redete. Der andere mit dem zuworffenen Maule kam
wieder zu ſich ſelbſt/ faſſete ſein Schwert/ und lieff ganz verwaͤgen auff Arbianes zu/ trieb
es auch mit ſeinen unauffhoͤrlichen Streichen/ daß ihm anfangs durch Fechterkunſt nicht
zubegegnen wahr/ aber endlich hieb ihm Arbianes die rechte Fauſt hinweg/ daß ſie mit ſamt
dem Schwerte auff die Erde fiel/ und im andern Streiche ſpaltete er ihm das Haͤupt mit-
ten von einander. Das Fraͤulein hatte anfangs des Streites gar ein wenig zugeſehen/ keh-
rete ſich aber bald umb/ und vor groſſer Angſt lief ſie dergeſtalt fort/ als ob ſie Fluͤgel gehabt
haͤtte/ daß auch Wolffgang ihr ſchwerlich folgen kunte/ und/ welches das aͤrgeſte war/ ver-
ließ ſie den vorgenom̃enen Weg/ und ſetzete zur Seiten aus uͤber das quere Feld. Wolff-
gang lief ihr nach/ was er Leibes und Kraͤffte hatte/ rieff ihr auch zu/ ſie moͤchte dem Wege
folgen; aber ſie wahr vor Angſt nicht bey ſich ſelber/ und gedaͤuchte ſie nicht anders/ als ob
ihr lauter Feinde nachlieffen/ welches ſie ſchuͤchtern machte/ daß ſie nur ſuchte weit von der
Landſtraſſen abzukommen/ biß ſie an ein hoch aufgelauffenes flieſſendes Waſſeꝛ kam/ durch
welches ſie ohn weiteres bedenken hindurch watete/ und ſie darinnen haͤtte erſauffen muͤſ-
ſen/ wann nicht Wolffgang ſie (nicht ohn groſſe Gefahr) hindurch gebracht haͤtte/ maſſen
ihr daſſelbe biß an die Gurgel reichete. So bald ſie auff das Ufer trat/ gedachte Wolff-
gang/ ſie wuͤrde ſich nun zur Ruhe begeben/ aber ſie fing den Lauff von neuen in ihren naſſen
Kleidern an/ triebs auch noch eine gute halbe Stunde/ biß ſie endlich vor groſſer Mattig-

keit
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[570/0576] Siebendes Buch. maſſen zuwehren. Nun wahr Wolffgang dieſen Verfolgern von Angeſicht unbekant/ uñ ſetzeten deren zween vor den andern aus/ ſahen Wolffgang mit dem Fraͤulein davon lauf- fen/ und Arbianes ſtehen bleiben/ und ſich zur Gegenwehr bereiten/ daher meyneten ſie/ ſie haͤtten den Rechtſchuldigen angetroffen/ und ſtuͤrmeten grimmig auf ihn zu. Es wahr ſein Gluͤk/ daß er ſich neben einen Baum geſtellet hatte/ und ſie ihn nicht uͤberrennen kunten/ faſſete daſelbſt gewiſſen Stand/ und richtete die Hand zum Wurff/ ob ſie ihn anfallen würden. Dieſe rieffen ihm alsbald zu: Du ſchaͤndlicher Mordbrenner/ jezt werden wir dir den wolverdienten Lohn geben/ damit du dich deiner Boßheit nicht beruͤhmen koͤnneſt/ wie viel armer Leute du gemacht habeſt. Hilff mir Gott/ ſagte Arbianes bey ſich ſelber/ als wahr ich unſchuldig bin; rief ihnen hernach zu: Er waͤhre kein Mordbrenner/ und haͤtte nie ſolchen boͤſen Willen gehabt. Aber dieſe kehreten ſich daran im geringſtẽ nicht/ ſondern ſetzeten gleich auff ihn zu/ daß er genoͤhtiget ward/ ſein beſtes zutuhn; da er dann dem erſten die Stirn einwarff/ daß er reine tod vom Pferde ſtuͤrzete. Der andere dieſes erſehend/ wol- te ſeines Mit Buͤrgers Tod raͤchen; aber mit dem andern Steine ward er gleich vor das Maul getroffen/ daß ihm die Voͤrder Zaͤhne heraus ſprungen/ und er in Ohmacht vom Pferde fiel. Arbianes nicht faul/ nam des erſten Schwert zur Hand/ und hatte noch einen Stein übrig zu ſeiner Beſchuͤtzung/ aber der dritte wahr ihm zu nahe auff der Hauben/ wel- cher ihm/ da er ſich nach dem Schwert buͤckete/ eins uͤber den linken Arm verſetzete/ daß deꝛ rohte Schweiß darauff folgete/ wolte ihm auch den andern Hieb beybringen/ aber er weich ihm aus/ und mit einem Nachhiebe ſchlug er ihm das rechte Bein im Knie-gelenke rein abe/ daß auch dieſer zur Erden ſtuͤrzete/ und ein klaͤgliches Geſchrey trieb/ biß ihm die See- le ausfuhr. Ehe nun dieſer verſchiede/ kam auch der vierde herzu geſprenget/ und war wil- lens ihn zuuͤberrennen/ ward aber auch mit dem Steine dergeſtalt getroffen/ daß ihm der Kopff borſte/ und kein Wort mehr redete. Der andere mit dem zuworffenen Maule kam wieder zu ſich ſelbſt/ faſſete ſein Schwert/ und lieff ganz verwaͤgen auff Arbianes zu/ trieb es auch mit ſeinen unauffhoͤrlichen Streichen/ daß ihm anfangs durch Fechterkunſt nicht zubegegnen wahr/ aber endlich hieb ihm Arbianes die rechte Fauſt hinweg/ daß ſie mit ſamt dem Schwerte auff die Erde fiel/ und im andern Streiche ſpaltete er ihm das Haͤupt mit- ten von einander. Das Fraͤulein hatte anfangs des Streites gar ein wenig zugeſehen/ keh- rete ſich aber bald umb/ und vor groſſer Angſt lief ſie dergeſtalt fort/ als ob ſie Fluͤgel gehabt haͤtte/ daß auch Wolffgang ihr ſchwerlich folgen kunte/ und/ welches das aͤrgeſte war/ ver- ließ ſie den vorgenom̃enen Weg/ und ſetzete zur Seiten aus uͤber das quere Feld. Wolff- gang lief ihr nach/ was er Leibes und Kraͤffte hatte/ rieff ihr auch zu/ ſie moͤchte dem Wege folgen; aber ſie wahr vor Angſt nicht bey ſich ſelber/ und gedaͤuchte ſie nicht anders/ als ob ihr lauter Feinde nachlieffen/ welches ſie ſchuͤchtern machte/ daß ſie nur ſuchte weit von der Landſtraſſen abzukommen/ biß ſie an ein hoch aufgelauffenes flieſſendes Waſſeꝛ kam/ durch welches ſie ohn weiteres bedenken hindurch watete/ und ſie darinnen haͤtte erſauffen muͤſ- ſen/ wann nicht Wolffgang ſie (nicht ohn groſſe Gefahr) hindurch gebracht haͤtte/ maſſen ihr daſſelbe biß an die Gurgel reichete. So bald ſie auff das Ufer trat/ gedachte Wolff- gang/ ſie wuͤrde ſich nun zur Ruhe begeben/ aber ſie fing den Lauff von neuen in ihren naſſen Kleidern an/ triebs auch noch eine gute halbe Stunde/ biß ſie endlich vor groſſer Mattig- keit

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 570. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/576>, abgerufen am 22.11.2024.