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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
fet mit dem Ringe euer bestes. Nach kurzem gedinge wurden sie der Sachen einig/ und nach
träuer angelobeter verschwiegenheit an beyden Seiten/ empfing Wolfgang 4200 Kronen/
welche er ohn verweilen in einem zurissenen Futtersacke dem Fürsten brachte/ und allen
Verlauff ihm erzählete/ der ihm diese Träue so wol gefallen ließ/ daß er ihm alles übrige
schenkete/ und nur die begehreten 1500 Kronen davon behielt; gab ihm auch urlaub/ die Gel-
der alsbald seinem alten Vetter zu bringen/ der sie zu seinem besten in verwahrung nehmen
solte; welcher grossen Schenkung aber dieser sich äusserstwegerte/ und doch annehmen mu-
ste daher er alles geschwinde überbrachte/ und dem Alten die Freiheit gab/ ihm selbst nach
freien willen gütlich davon zu tuhn/ er hätte einen so reichen und vornehmen Herrn/ daß er
wol merkete/ er würde von ihm mit grossem Reichtuhm begnadet werden. Der Alte ent-
setzete sich wegen des vielen Goldes/ und gelobete Wolfgangen an/ er wolte schon wissen es
zu seinem besten zuverwahren/ hätte aber gerne gewust/ wer sein Herr eigentlich währe; a-
ber bekam doch keinen andern/ als diesen bescheid/ er müste sich gedulden/ biß die Zeit käh-
me es zuoffenbahren/ sein Gelübde währe zu stark/ solches zumelden/ und seinem Vetter
damit nichts gedienet/ ob ers gleich wüste; nam des Fürsten Pferd und Harnisch zu sich/
weil alles im Felde stille war/ und brachte es mit über/ hatte aber schon zuvor etlich schwarz-
gefärbetes Zeug/ Wöllin und Leinen durcheinander gewebet/ eingekaufft/ wovon sie alle
drey sich schlecht und bürgerlich kleideten/ auch neue Hemder und ander leinen Gerähte
aus mittelmässiger Linnewand machen liessen; welches alles gegen Abend erst fertig ward/
und das Fräulein den ganzen Tag über in den Federn liegen muste/ da der Fürst ihr die Zeit
zuverkürzen/ alle Begebniß erzählete/ was zeit seines anwesens sich in Italien zugetragen
hatte/ wobey er des Christlichen Glaubens nicht vergaß/ sondern auff ihr begehren die vo-
rige Unterrichtung zu unterschiedlichen mahlen wiederhohlete/ daß sie zimlich weit in der
Erkäntniß Gottes und ihres Heylandes kam/ und die Lehre fein begriff. Hernach erinner-
te er sie/ was gestalt die zarte Haut ihres Beines sich unter dem Tanzen hätte merken lassen;
weil man nun nicht wissen könte/ was einem auff der Reise zustossen möchte/ wünschete er/
daß der mehren teil ihres Leibes/ wo er am leichtesten könte entblösset werden/ mit der Far-
be angestrichen seyn möchte; welches das Fräulein anfangs vor einen Scherz auffnam/
aber endlich selbst vor rahtsam hielte/ fo derte die gemachte Salbe von ihm/ und in seiner
Abwesenheit richtete sie sich fast überal heßlich gnug zu/ daß sie vor sich selbst abscheuh trug.
Gegen Nachmittage breitete das Gerücht hin und wieder in der Stad aus/ der Wendi-
sche Fürst Krito währe in der Schlacht gefangen/ und durch Büttelshand hingerichtet/
sein Sohn erschlagen/ und nachgehends enthäuptet/ und würden die Sachsen das ganze
Königreich einnehmen/ weil sie keinen Widerstand hätten. Bey spätem Abend kam ein
reitender Bohte/ bekräfftigte nicht allein dieses/ sondern brachte mit/ die Sachsischen Völ-
ker gingen alle zum Reich hinein/ und hätten die vornehmsten örter alle auffgefodert. Ar-
bianes ließ nachfragen/ an was Ort sie sich gelagert hätten/ und erfuhr/ daß sie wol 14 Mei-
le von hinnen seyn würden/ und immer weiter ins Land gingen/ damit sie sich aller Seehafen
bemächtigten/ auff daß aus Dännemark oder Engeland dem Dänischen jungen Fürsten
keine Hülffe zukommen solte. So wird es zeit seyn/ sagte Arbianes zu dem Fräulein/ daß
wir uns auff den Weg begeben/ dann je ferner das Heer von uns lieget/ je unsicherer die

Stras-

Siebendes Buch.
fet mit dem Ringe euer beſtes. Nach kurzem gedinge wurden ſie der Sachen einig/ uñ nach
traͤuer angelobeter verſchwiegenheit an beydẽ Seiten/ empfing Wolfgang 4200 Kronen/
welche er ohn verweilen in einem zuriſſenen Futterſacke dem Fürſten brachte/ und allen
Verlauff ihm erzaͤhlete/ der ihm dieſe Traͤue ſo wol gefallen ließ/ daß er ihm alles uͤbrige
ſchenkete/ uñ nur die begehreten 1500 Kronen davon behielt; gab ihm auch urlaub/ die Gel-
der alsbald ſeinem alten Vetter zu bringen/ der ſie zu ſeinem beſten in verwahrung nehmen
ſolte; welcher groſſen Schenkung aber dieſer ſich aͤuſſerſtwegerte/ uñ doch annehmen mu-
ſte daher er alles geſchwinde uͤberbrachte/ und dem Alten die Freiheit gab/ ihm ſelbſt nach
freien willen gütlich davon zu tuhn/ er haͤtte einen ſo reichen und vornehmen Herrn/ daß er
wol merkete/ er wuͤrde von ihm mit groſſem Reichtuhm begnadet werden. Der Alte ent-
ſetzete ſich wegen des vielen Goldes/ und gelobete Wolfgangen an/ er wolte ſchon wiſſen es
zu ſeinem beſten zuverwahren/ haͤtte aber gerne gewuſt/ wer ſein Herr eigentlich waͤhre; a-
ber bekam doch keinen andern/ als dieſen beſcheid/ er muͤſte ſich gedulden/ biß die Zeit kaͤh-
me es zuoffenbahren/ ſein Gelübde waͤhre zu ſtark/ ſolches zumelden/ und ſeinem Vetter
damit nichts gedienet/ ob ers gleich wüſte; nam des Fuͤrſten Pferd und Harniſch zu ſich/
weil alles im Felde ſtille war/ uñ brachte es mit uͤber/ hatte aber ſchon zuvor etlich ſchwarz-
gefaͤrbetes Zeug/ Woͤllin und Leinen durcheinander gewebet/ eingekaufft/ wovon ſie alle
drey ſich ſchlecht und buͤrgerlich kleideten/ auch neue Hemder und ander leinen Geraͤhte
aus mittelmaͤſſiger Linnewand machen lieſſen; welches alles gegen Abend erſt fertig ward/
und das Fraͤulein den ganzen Tag uͤber in den Federn liegen muſte/ da der Fuͤrſt ihr die Zeit
zuverkuͤrzen/ alle Begebniß erzaͤhlete/ was zeit ſeines anweſens ſich in Italien zugetragen
hatte/ wobey er des Chriſtlichen Glaubens nicht vergaß/ ſondern auff ihr begehren die vo-
rige Unterrichtung zu unterſchiedlichen mahlen wiederhohlete/ daß ſie zimlich weit in der
Erkaͤntniß Gottes und ihres Heylandes kam/ und die Lehre fein begriff. Hernach erinner-
te er ſie/ was geſtalt die zarte Haut ihres Beines ſich unter dem Tanzen haͤtte merken laſſẽ;
weil man nun nicht wiſſen koͤnte/ was einem auff der Reiſe zuſtoſſen moͤchte/ wuͤnſchete er/
daß der mehren teil ihres Leibes/ wo er am leichteſten koͤnte entbloͤſſet werden/ mit der Far-
be angeſtrichen ſeyn moͤchte; welches das Fraͤulein anfangs vor einen Scherz auffnam/
aber endlich ſelbſt vor rahtſam hielte/ fo derte die gemachte Salbe von ihm/ und in ſeiner
Abweſenheit richtete ſie ſich faſt uͤberal heßlich gnug zu/ daß ſie vor ſich ſelbſt abſcheuh trug.
Gegen Nachmittage breitete das Geruͤcht hin und wieder in der Stad aus/ der Wendi-
ſche Fuͤrſt Krito waͤhre in der Schlacht gefangen/ und durch Buͤttelshand hingerichtet/
ſein Sohn erſchlagen/ und nachgehends enthaͤuptet/ und wuͤrden die Sachſen das ganze
Koͤnigreich einnehmen/ weil ſie keinen Widerſtand haͤtten. Bey ſpaͤtem Abend kam ein
reitender Bohte/ bekraͤfftigte nicht allein dieſes/ ſondern brachte mit/ die Sachſiſchen Voͤl-
ker gingen alle zum Reich hinein/ und haͤtten die vornehmſten oͤrter alle auffgefodert. Ar-
bianes ließ nachfragen/ an was Ort ſie ſich gelagert haͤtten/ und erfuhr/ daß ſie wol 14 Mei-
le von hinnen ſeyn wuͤrden/ und im̄er weiter ins Land gingen/ damit ſie ſich aller Seehafen
bemaͤchtigten/ auff daß aus Daͤnnemark oder Engeland dem Daͤniſchen jungen Fürſten
keine Huͤlffe zukommen ſolte. So wird es zeit ſeyn/ ſagte Arbianes zu dem Fraͤulein/ daß
wir uns auff den Weg begeben/ dann je ferner das Heer von uns lieget/ je unſicherer die

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[567/0573] Siebendes Buch. fet mit dem Ringe euer beſtes. Nach kurzem gedinge wurden ſie der Sachen einig/ uñ nach traͤuer angelobeter verſchwiegenheit an beydẽ Seiten/ empfing Wolfgang 4200 Kronen/ welche er ohn verweilen in einem zuriſſenen Futterſacke dem Fürſten brachte/ und allen Verlauff ihm erzaͤhlete/ der ihm dieſe Traͤue ſo wol gefallen ließ/ daß er ihm alles uͤbrige ſchenkete/ uñ nur die begehreten 1500 Kronen davon behielt; gab ihm auch urlaub/ die Gel- der alsbald ſeinem alten Vetter zu bringen/ der ſie zu ſeinem beſten in verwahrung nehmen ſolte; welcher groſſen Schenkung aber dieſer ſich aͤuſſerſtwegerte/ uñ doch annehmen mu- ſte daher er alles geſchwinde uͤberbrachte/ und dem Alten die Freiheit gab/ ihm ſelbſt nach freien willen gütlich davon zu tuhn/ er haͤtte einen ſo reichen und vornehmen Herrn/ daß er wol merkete/ er wuͤrde von ihm mit groſſem Reichtuhm begnadet werden. Der Alte ent- ſetzete ſich wegen des vielen Goldes/ und gelobete Wolfgangen an/ er wolte ſchon wiſſen es zu ſeinem beſten zuverwahren/ haͤtte aber gerne gewuſt/ wer ſein Herr eigentlich waͤhre; a- ber bekam doch keinen andern/ als dieſen beſcheid/ er muͤſte ſich gedulden/ biß die Zeit kaͤh- me es zuoffenbahren/ ſein Gelübde waͤhre zu ſtark/ ſolches zumelden/ und ſeinem Vetter damit nichts gedienet/ ob ers gleich wüſte; nam des Fuͤrſten Pferd und Harniſch zu ſich/ weil alles im Felde ſtille war/ uñ brachte es mit uͤber/ hatte aber ſchon zuvor etlich ſchwarz- gefaͤrbetes Zeug/ Woͤllin und Leinen durcheinander gewebet/ eingekaufft/ wovon ſie alle drey ſich ſchlecht und buͤrgerlich kleideten/ auch neue Hemder und ander leinen Geraͤhte aus mittelmaͤſſiger Linnewand machen lieſſen; welches alles gegen Abend erſt fertig ward/ und das Fraͤulein den ganzen Tag uͤber in den Federn liegen muſte/ da der Fuͤrſt ihr die Zeit zuverkuͤrzen/ alle Begebniß erzaͤhlete/ was zeit ſeines anweſens ſich in Italien zugetragen hatte/ wobey er des Chriſtlichen Glaubens nicht vergaß/ ſondern auff ihr begehren die vo- rige Unterrichtung zu unterſchiedlichen mahlen wiederhohlete/ daß ſie zimlich weit in der Erkaͤntniß Gottes und ihres Heylandes kam/ und die Lehre fein begriff. Hernach erinner- te er ſie/ was geſtalt die zarte Haut ihres Beines ſich unter dem Tanzen haͤtte merken laſſẽ; weil man nun nicht wiſſen koͤnte/ was einem auff der Reiſe zuſtoſſen moͤchte/ wuͤnſchete er/ daß der mehren teil ihres Leibes/ wo er am leichteſten koͤnte entbloͤſſet werden/ mit der Far- be angeſtrichen ſeyn moͤchte; welches das Fraͤulein anfangs vor einen Scherz auffnam/ aber endlich ſelbſt vor rahtſam hielte/ fo derte die gemachte Salbe von ihm/ und in ſeiner Abweſenheit richtete ſie ſich faſt uͤberal heßlich gnug zu/ daß ſie vor ſich ſelbſt abſcheuh trug. Gegen Nachmittage breitete das Geruͤcht hin und wieder in der Stad aus/ der Wendi- ſche Fuͤrſt Krito waͤhre in der Schlacht gefangen/ und durch Buͤttelshand hingerichtet/ ſein Sohn erſchlagen/ und nachgehends enthaͤuptet/ und wuͤrden die Sachſen das ganze Koͤnigreich einnehmen/ weil ſie keinen Widerſtand haͤtten. Bey ſpaͤtem Abend kam ein reitender Bohte/ bekraͤfftigte nicht allein dieſes/ ſondern brachte mit/ die Sachſiſchen Voͤl- ker gingen alle zum Reich hinein/ und haͤtten die vornehmſten oͤrter alle auffgefodert. Ar- bianes ließ nachfragen/ an was Ort ſie ſich gelagert haͤtten/ und erfuhr/ daß ſie wol 14 Mei- le von hinnen ſeyn wuͤrden/ und im̄er weiter ins Land gingen/ damit ſie ſich aller Seehafen bemaͤchtigten/ auff daß aus Daͤnnemark oder Engeland dem Daͤniſchen jungen Fürſten keine Huͤlffe zukommen ſolte. So wird es zeit ſeyn/ ſagte Arbianes zu dem Fraͤulein/ daß wir uns auff den Weg begeben/ dann je ferner das Heer von uns lieget/ je unſicherer die Straſ-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 567. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/573>, abgerufen am 22.11.2024.