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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
zu mir kommen/ und haben mich umb nachweisung einer guten Herberge gebehten/ wo ihr
sie nun am besten lassen könnet/ werdet ihr wissen. Sein Herr fing an mit ihm zuschelten/
ob er Kost und Lohn mit müssiggehen verdienen könte/ möchte er sich nach einem solchen
Herrn umbsehen; er hätte ihm diesen Tag über durch versäumnis einen Gulden schaden
getahn/ welches er bey der Ablohnung wol finden wolte. Ich habe es nicht endern können/
antwortete Wolgang/ und wann ichs nicht nachhohlen kan/ bin ich zu frieden daß ihr mirs
abkürzet. Der Wirt wolte noch weiters auff ihn loßzihen/ aber Arbianes fiel ihm in die
Rede/ sagend: Guter Freund/ ich und diese meine Wase/ sind vom Regen getroffen und
zimlich naß worden; in was Gemach weiset ihr uns/ daß wir uns fein abtroknen mögen?
Da gehet in die Gesinde-Stube/ antwortete er/ ich werde hinte kein grosses Feur anlegen/
die Haut machet euch die Kleider wol wieder trocken/ wann ihr über Nacht drinnen schlaf-
fet. Solches schlimmen Ruhbettes sind wir ungewohnet/ sagte Arbianes; und weil er
merkete/ daß die Schuld ihrer verachtung an den Kleidern lage/ sagte er weiter: H. Wirt/
urteilet uns nicht nach der Kleidung; ich bin ein wolhabender Kauffman/ und habe mich
also verkleiden müssen/ weil ich vom Reinstrom herkomme; gebet mir/ und meiner Wasen
ein gutes abgelegenes Gemach/ ich wil euch täglich eine Krone davon geben/ und auff drey
Tage voraus bezahlen. Legte ihm damit solches Geld in die Hand/ womit der Wirt nach
dem Liechte lieff/ es zubesehen; kam bald wieder/ zohe seinen Huht demühtig ab/ und verhieß
alles/ was in seinem vermögen wahr/ ihnen gerne zu leisten. Ey so lasset uns ein gutes Feur
anlegen/ sagte Arbianes/ und die besten Speisen zurichten/ mich aber vor die bezahlung sor-
gen. Der Wirt führete sie selber nach dem begehreten Gemache/ und fragete ob sie einen
steten Auffwarter haben wolter. Ja/ sagte das Fräulein/ aber keinen andern/ als diesen eu-
ren Knecht/ mit dem wir bereit Kundschaft gemacht/ und in seiner Geselschaft ankommen
sind; hat er euch dann/ weil ich ihn auffgehalten/ etwas verseumet/ habe ich schon mittel/ es
zuerstatten. Davon ist nichts zu sagen/ antwortete dieser; rieff seinen Wolfgang herzu/ und
befahl ihm/ sich sonst an nichts zu kehren/ als bloß diesen Fremden auffzuwarten. Da ging
es nun dem Fürsten nach seinem willen; er machete sich mit dem Fräulein fein trocken/ und
ergetzeten sich nach der mühseligen Reise/ mit guter Speise und Trank. Nach gehaltener
Mahlzeit fragete der Fürst Wolfgangen/ ob er die schon angelobete Verschwiegen-
heit auch gedächte redlich zu halten/ alsdann solte er in der elenden Knechtschaft nicht lan-
ge mehr zubringen/ sondern in kurzem ein solcher Herr werden/ der selber Pferde und Die-
ner halten könte. Dieser versprach bey Bauch und Halse/ sich durch keines Henkers zwang
zur Verrähterey und Träulosigkeit bringen zu lassen/ sondern was ihm vertrauet würde/
mit sich in die Grube zunehmen. Wolan sagte der Fürst/ so soltu wissen/ daß du jezt einer
Großmächtigen Fürstin/ und einem Fürsten auffwartest/ welche dich in kurzer Zeit zu sol-
chem Ehrenstande erheben wollen/ dahin du dein lebenlang nicht hast können gedenken.
Wolfgang erschrak hierüber/ fiel vor ihnen in die Knie/ und gelobete freiwillig an/ vor ihre
Wolfahrt gerne zusterben/ weil er lange gnug gelebet hätte/ nachdem er das Glük gehabt/
daß hohe Fürsten Häupter ihn vor ihren Knecht anzunehmen gewirdiget hätten. Nein/
sagete das Fräulein/ ihr sollet wils Gott nicht sterben/ sondern mit uns wol leben/ dafern
ihr nur euren Worten redlich nachkommen werdet; solte euch aber leichtfertigkeit verfüh-

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Siebendes Buch.
zu mir kommen/ und haben mich umb nachweiſung einer guten Herberge gebehten/ wo ihr
ſie nun am beſten laſſen koͤnnet/ werdet ihr wiſſen. Sein Herr fing an mit ihm zuſchelten/
ob er Koſt und Lohn mit muͤſſiggehen verdienen koͤnte/ moͤchte er ſich nach einem ſolchen
Herrn umbſehen; er haͤtte ihm dieſen Tag uͤber durch verſaͤumnis einen Gulden ſchaden
getahn/ welches er bey der Ablohnung wol finden wolte. Ich habe es nicht endern koͤnnen/
antwortete Wolgang/ und wañ ichs nicht nachhohlen kan/ bin ich zu frieden daß ihr mirs
abkuͤrzet. Der Wirt wolte noch weiters auff ihn loßzihen/ aber Arbianes fiel ihm in die
Rede/ ſagend: Guter Freund/ ich und dieſe meine Waſe/ ſind vom Regen getroffen und
zimlich naß worden; in was Gemach weiſet ihr uns/ daß wir uns fein abtroknen moͤgen?
Da gehet in die Geſinde-Stube/ antwortete er/ ich werde hinte kein groſſes Feur anlegen/
die Haut machet euch die Kleider wol wieder trocken/ wann ihr uͤber Nacht drinnen ſchlaf-
fet. Solches ſchlimmen Ruhbettes ſind wir ungewohnet/ ſagte Arbianes; und weil er
merkete/ daß die Schuld ihrer verachtung an den Kleidern lage/ ſagte er weiter: H. Wirt/
urteilet uns nicht nach der Kleidung; ich bin ein wolhabender Kauffman/ und habe mich
alſo verkleiden muͤſſen/ weil ich vom Reinſtrom herkomme; gebet mir/ und meiner Waſen
ein gutes abgelegenes Gemach/ ich wil euch taͤglich eine Krone davon geben/ und auff drey
Tage voraus bezahlen. Legte ihm damit ſolches Geld in die Hand/ womit der Wirt nach
dem Liechte lieff/ es zubeſehen; kam bald wieder/ zohe ſeinen Huht demuͤhtig ab/ und verhieß
alles/ was in ſeinem vermoͤgen wahr/ ihnen gerne zu leiſten. Ey ſo laſſet uns ein gutes Feur
anlegen/ ſagte Arbianes/ und die beſten Speiſen zurichten/ mich aber vor die bezahlung ſor-
gen. Der Wirt fuͤhrete ſie ſelber nach dem begehreten Gemache/ und fragete ob ſie einen
ſteten Auffwarter haben wolter. Ja/ ſagte das Fraͤulein/ aber keinen andern/ als dieſen eu-
ren Knecht/ mit dem wir bereit Kundſchaft gemacht/ und in ſeiner Geſelſchaft ankommen
ſind; hat er euch dann/ weil ich ihn auffgehalten/ etwas verſeumet/ habe ich ſchon mittel/ es
zuerſtatten. Davon iſt nichts zu ſagen/ antwortete dieſer; rieff ſeinen Wolfgang herzu/ uñ
befahl ihm/ ſich ſonſt an nichts zu kehren/ als bloß dieſen Fremden auffzuwarten. Da ging
es nun dem Fuͤrſten nach ſeinem willen; er machete ſich mit dem Fraͤulein fein trocken/ uñ
ergetzeten ſich nach der mühſeligen Reiſe/ mit guter Speiſe und Trank. Nach gehaltener
Mahlzeit fragete der Fuͤrſt Wolfgangen/ ob er die ſchon angelobete Verſchwiegen-
heit auch gedaͤchte redlich zu halten/ alsdann ſolte er in der elenden Knechtſchaft nicht lan-
ge mehr zubringen/ ſondern in kurzem ein ſolcher Herr werden/ der ſelber Pferde und Die-
ner halten koͤnte. Dieſer verſprach bey Bauch und Halſe/ ſich durch keines Henkers zwang
zur Verraͤhterey und Traͤuloſigkeit bringen zu laſſen/ ſondern was ihm vertrauet wuͤrde/
mit ſich in die Grube zunehmen. Wolan ſagte der Fuͤrſt/ ſo ſoltu wiſſen/ daß du jezt einer
Großmaͤchtigen Fuͤrſtin/ und einem Fürſten auffwarteſt/ welche dich in kurzer Zeit zu ſol-
chem Ehrenſtande erheben wollen/ dahin du dein lebenlang nicht haſt koͤnnen gedenken.
Wolfgang erſchrak hieruͤber/ fiel vor ihnen in die Knie/ und gelobete freiwillig an/ vor ihre
Wolfahrt gerne zuſterben/ weil er lange gnug gelebet haͤtte/ nachdem er das Gluͤk gehabt/
daß hohe Fuͤrſten Haͤupter ihn vor ihren Knecht anzunehmen gewirdiget haͤtten. Nein/
ſagete das Fraͤulein/ ihr ſollet wils Gott nicht ſterben/ ſondern mit uns wol leben/ dafern
ihr nur euren Worten redlich nachkommen werdet; ſolte euch aber leichtfertigkeit verfuͤh-

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[565/0571] Siebendes Buch. zu mir kommen/ und haben mich umb nachweiſung einer guten Herberge gebehten/ wo ihr ſie nun am beſten laſſen koͤnnet/ werdet ihr wiſſen. Sein Herr fing an mit ihm zuſchelten/ ob er Koſt und Lohn mit muͤſſiggehen verdienen koͤnte/ moͤchte er ſich nach einem ſolchen Herrn umbſehen; er haͤtte ihm dieſen Tag uͤber durch verſaͤumnis einen Gulden ſchaden getahn/ welches er bey der Ablohnung wol finden wolte. Ich habe es nicht endern koͤnnen/ antwortete Wolgang/ und wañ ichs nicht nachhohlen kan/ bin ich zu frieden daß ihr mirs abkuͤrzet. Der Wirt wolte noch weiters auff ihn loßzihen/ aber Arbianes fiel ihm in die Rede/ ſagend: Guter Freund/ ich und dieſe meine Waſe/ ſind vom Regen getroffen und zimlich naß worden; in was Gemach weiſet ihr uns/ daß wir uns fein abtroknen moͤgen? Da gehet in die Geſinde-Stube/ antwortete er/ ich werde hinte kein groſſes Feur anlegen/ die Haut machet euch die Kleider wol wieder trocken/ wann ihr uͤber Nacht drinnen ſchlaf- fet. Solches ſchlimmen Ruhbettes ſind wir ungewohnet/ ſagte Arbianes; und weil er merkete/ daß die Schuld ihrer verachtung an den Kleidern lage/ ſagte er weiter: H. Wirt/ urteilet uns nicht nach der Kleidung; ich bin ein wolhabender Kauffman/ und habe mich alſo verkleiden muͤſſen/ weil ich vom Reinſtrom herkomme; gebet mir/ und meiner Waſen ein gutes abgelegenes Gemach/ ich wil euch taͤglich eine Krone davon geben/ und auff drey Tage voraus bezahlen. Legte ihm damit ſolches Geld in die Hand/ womit der Wirt nach dem Liechte lieff/ es zubeſehen; kam bald wieder/ zohe ſeinen Huht demuͤhtig ab/ und verhieß alles/ was in ſeinem vermoͤgen wahr/ ihnen gerne zu leiſten. Ey ſo laſſet uns ein gutes Feur anlegen/ ſagte Arbianes/ und die beſten Speiſen zurichten/ mich aber vor die bezahlung ſor- gen. Der Wirt fuͤhrete ſie ſelber nach dem begehreten Gemache/ und fragete ob ſie einen ſteten Auffwarter haben wolter. Ja/ ſagte das Fraͤulein/ aber keinen andern/ als dieſen eu- ren Knecht/ mit dem wir bereit Kundſchaft gemacht/ und in ſeiner Geſelſchaft ankommen ſind; hat er euch dann/ weil ich ihn auffgehalten/ etwas verſeumet/ habe ich ſchon mittel/ es zuerſtatten. Davon iſt nichts zu ſagen/ antwortete dieſer; rieff ſeinen Wolfgang herzu/ uñ befahl ihm/ ſich ſonſt an nichts zu kehren/ als bloß dieſen Fremden auffzuwarten. Da ging es nun dem Fuͤrſten nach ſeinem willen; er machete ſich mit dem Fraͤulein fein trocken/ uñ ergetzeten ſich nach der mühſeligen Reiſe/ mit guter Speiſe und Trank. Nach gehaltener Mahlzeit fragete der Fuͤrſt Wolfgangen/ ob er die ſchon angelobete Verſchwiegen- heit auch gedaͤchte redlich zu halten/ alsdann ſolte er in der elenden Knechtſchaft nicht lan- ge mehr zubringen/ ſondern in kurzem ein ſolcher Herr werden/ der ſelber Pferde und Die- ner halten koͤnte. Dieſer verſprach bey Bauch und Halſe/ ſich durch keines Henkers zwang zur Verraͤhterey und Traͤuloſigkeit bringen zu laſſen/ ſondern was ihm vertrauet wuͤrde/ mit ſich in die Grube zunehmen. Wolan ſagte der Fuͤrſt/ ſo ſoltu wiſſen/ daß du jezt einer Großmaͤchtigen Fuͤrſtin/ und einem Fürſten auffwarteſt/ welche dich in kurzer Zeit zu ſol- chem Ehrenſtande erheben wollen/ dahin du dein lebenlang nicht haſt koͤnnen gedenken. Wolfgang erſchrak hieruͤber/ fiel vor ihnen in die Knie/ und gelobete freiwillig an/ vor ihre Wolfahrt gerne zuſterben/ weil er lange gnug gelebet haͤtte/ nachdem er das Gluͤk gehabt/ daß hohe Fuͤrſten Haͤupter ihn vor ihren Knecht anzunehmen gewirdiget haͤtten. Nein/ ſagete das Fraͤulein/ ihr ſollet wils Gott nicht ſterben/ ſondern mit uns wol leben/ dafern ihr nur euren Worten redlich nachkommen werdet; ſolte euch aber leichtfertigkeit verfuͤh- ren b b b b iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 565. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/571>, abgerufen am 22.11.2024.