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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
blieb. Arbianes beklagete das Fräulein sehr/ und führete sie stets unter dem Arme/ welche
sich aber keine Ungelegenheit verdriessen ließ/ vorgebend/ sie hätte nie keinen angenehmern
Lustgang verrichtet/ und könte das Wetter so ungestüm nicht seyn/ daß sie es nicht schärffer
wünschete/ wann sie nur hiedurch vor Unfal gesichert würde; aber als sie den Weg zur
Helffte gbracht hatten/ ließ der Regen nach/ und gingen neben etlichen grossen Bäumen
her/ hinter welchen sich drey verschlagene Wendische Fußknechte wegen des Regens auf-
hielten/ deren einer ein Schwert bey sich führete/ die andern beiden aber mit langen Prü-
geln sich versehen hatten. Sie macheten alsbald einen Anschlag auff die unsern/ ihnen/ wz
sie etwa bey sich hätten/ abzunehmen/ weil sie sonst keine Leute im Felde spüreten/ insonder-
heit hatten sie Lust/ Arbianes umb seine Baurenplötze zubringen/ und sich damit zuwapnen/
daher sie alle drey mit einander loßbrachen/ und der eine sein Schwert/ noch ehe sie gar na-
he kahmen/ entblössete/ welches Arbianes ersehend/ dem Fräulein einen Muht einredete/ sie
solte sich wegen dieses überfalles durchaus nicht fürchten/ sondern bey Wolffgangen blei-
ben/ oder/ welches das beste/ sich nur an den einen Baum nidersetzen/ massen da diese Räu-
ber ihnen etwas würden anmuhten seyn/ sie es bald gereuen solte. Hernach hieß er Wolff-
gangen ein gutes Herz fassen/ und mit seinem Springstecken sich dem einen frisch entgegen
setzen/ oder nur abwehren/ daß er von ihm mit dem Prügel nicht getroffen würde/ er wolte
mit Gottes Hülffe den andern beiden Mannes gnug seyn. Kaum hatte er solches ausge-
redet/ da rieffen jene ihnen zu/ sie solten stille stehen/ oder alsbald niedergemacht werden.
Das Fräulein verließ sich auff Gott und ihres Fürsten Herzhafftigkeit/ daher sie ohn ei-
nige Wehklage sich nidersetzete/ nicht zweifelnd/ dieser Streit würde bald geendiget seyn.
Arbianes aber gab den Ansprengern zur Antwort; was sie ihnen zugebieten hätten zu ste-
hen oder fortzugehen? sie solten sich bald packen/ und der eine das Schwert in die Schei-
de stecken/ oder es würde noch vor abends mit ihnen dreckicht gehen werden. Diese liessen
auff solche Dräuung sich trotzig vernehmen/ weil sie keine Gnade erkennen könten/ müsten
sie ohn alles erbarmen in grüner Heide das Leben verlieren; da dann der eine mit dem Prü-
gel auff Wolgang loßging/ der andere sich auff die Huht stellete/ ob diesen etwa ein Entsaz
zukommen würde/ der mit dem Schwerte aber sich an Arbianes machete/ des festen Vor-
satzes/ ihn alsbald niderzumachen; welcher aber mit seiner kurzen Plötze sich zum recht-
mässigen Gefechte stellete/ und seines Feindes getrost erwartete. Dieser erkennete hieraus/
daß der vermeynete junge Baur der Fecht Kunst nicht allerdinge unwissend seyn müste/
gedachte doch/ weil er selbst ein guter Fechter wahr/ ihm etliche blutige Streiche zuversetzen/
biß er ihn würde auffgerieben haben/ da er sich dann nicht wenig auff sein langes Schwert
verließ. Arbianes aber achtete sein nit/ gab nur acht/ wie es Wolffgang mit seinem Man-
ne ergehen würde/ und als er merkete/ daß diese beiden einer dem andern gewachsen wahren/
hielt er seinen Feind mit Worten auff/ und fragete ihn/ was ihn so kühn machete/ die In-
wohner dieses Landes auff freyer offener Landstrasse zuüberfallen/ und möchte gerne wis-
sen/ ob er ihn vor einen Mörder und Räuber/ oder vor einen abgestrichenen Landsknecht
halten solte. Diesen verdroß der Spot/ und begunte hefftig auff Arbianes loßzudringen/
welcher mit einem kurzen Lager ihm auffwartete/ auch nicht lange anstund/ daß er ihm ei-
nen Schnit über das Maul gab/ daß die rohte Suppe mildiglich hervor flosse/ welches die-

sen

Siebendes Buch.
blieb. Arbianes beklagete das Fraͤulein ſehr/ und fuͤhrete ſie ſtets unter dem Arme/ welche
ſich aber keine Ungelegenheit verdrieſſen ließ/ vorgebend/ ſie haͤtte nie keinen angenehmern
Luſtgang verrichtet/ und koͤnte das Wetter ſo ungeſtuͤm nicht ſeyn/ daß ſie es nicht ſchaͤrffeꝛ
wuͤnſchete/ wann ſie nur hiedurch vor Unfal geſichert wuͤrde; aber als ſie den Weg zur
Helffte gbracht hatten/ ließ der Regen nach/ und gingen neben etlichen groſſen Baͤumen
her/ hinter welchen ſich drey verſchlagene Wendiſche Fußknechte wegen des Regens auf-
hielten/ deren einer ein Schwert bey ſich führete/ die andern beiden aber mit langen Pruͤ-
geln ſich verſehen hatten. Sie macheten alsbald einen Anſchlag auff die unſern/ ihnen/ wz
ſie etwa bey ſich haͤtten/ abzunehmen/ weil ſie ſonſt keine Leute im Felde ſpuͤreten/ inſonder-
heit hatten ſie Luſt/ Arbianes umb ſeine Baurenploͤtze zubringen/ und ſich damit zuwapnẽ/
daher ſie alle drey mit einander loßbrachen/ und der eine ſein Schwert/ noch ehe ſie gar na-
he kahmen/ entbloͤſſete/ welches Arbianes erſehend/ dem Fraͤulein einẽ Muht einredete/ ſie
ſolte ſich wegen dieſes uͤberfalles durchaus nicht fuͤrchten/ ſondern bey Wolffgangen blei-
ben/ oder/ welches das beſte/ ſich nur an den einen Baum niderſetzen/ maſſen da dieſe Raͤu-
ber ihnen etwas würden anmuhten ſeyn/ ſie es bald gereuen ſolte. Hernach hieß er Wolff-
gangen ein gutes Herz faſſen/ und mit ſeinem Springſtecken ſich dem einen friſch entgegẽ
ſetzen/ oder nur abwehren/ daß er von ihm mit dem Pruͤgel nicht getroffen wuͤrde/ er wolte
mit Gottes Huͤlffe den andern beiden Mannes gnug ſeyn. Kaum hatte er ſolches ausge-
redet/ da rieffen jene ihnen zu/ ſie ſolten ſtille ſtehen/ oder alsbald niedergemacht werden.
Das Fraͤulein verließ ſich auff Gott und ihres Fuͤrſten Herzhafftigkeit/ daher ſie ohn ei-
nige Wehklage ſich niderſetzete/ nicht zweifelnd/ dieſer Streit wuͤrde bald geendiget ſeyn.
Arbianes aber gab den Anſprengern zur Antwort; was ſie ihnen zugebieten haͤtten zu ſte-
hen oder fortzugehen? ſie ſolten ſich bald packen/ und der eine das Schwert in die Schei-
de ſtecken/ oder es wuͤrde noch vor abends mit ihnen dreckicht gehen werden. Dieſe lieſſen
auff ſolche Draͤuung ſich trotzig vernehmen/ weil ſie keine Gnade erkennen koͤnten/ müſten
ſie ohn alles erbarmen in gruͤner Heide das Leben verlieren; da dañ der eine mit dem Pruͤ-
gel auff Wolgang loßging/ der andere ſich auff die Huht ſtellete/ ob dieſen etwa ein Entſaz
zukommen wuͤrde/ der mit dem Schwerte aber ſich an Arbianes machete/ des feſten Vor-
ſatzes/ ihn alsbald niderzumachen; welcher aber mit ſeiner kurzen Ploͤtze ſich zum recht-
maͤſſigen Gefechte ſtellete/ und ſeines Feindes getroſt erwartete. Dieſer erkennete hieraus/
daß der vermeynete junge Baur der Fecht Kunſt nicht allerdinge unwiſſend ſeyn muͤſte/
gedachte doch/ weil er ſelbſt ein guter Fechter wahr/ ihm etliche blutige Streiche zuverſetzẽ/
biß er ihn wuͤrde auffgerieben haben/ da er ſich dann nicht wenig auff ſein langes Schwert
verließ. Arbianes aber achtete ſein nit/ gab nur acht/ wie es Wolffgang mit ſeinem Man-
ne ergehen würde/ und als er merkete/ daß dieſe beiden einer dem andern gewachſen wahꝛẽ/
hielt er ſeinen Feind mit Worten auff/ und fragete ihn/ was ihn ſo kuͤhn machete/ die In-
wohner dieſes Landes auff freyer offener Landſtraſſe zuuͤberfallen/ und moͤchte gerne wiſ-
ſen/ ob er ihn vor einen Moͤrder und Raͤuber/ oder vor einen abgeſtrichenen Landsknecht
halten ſolte. Dieſen verdroß der Spot/ und begunte hefftig auff Arbianes loßzudringen/
welcher mit einem kurzen Lager ihm auffwartete/ auch nicht lange anſtund/ daß er ihm ei-
nen Schnit uͤber das Maul gab/ daß die rohte Suppe mildiglich hervor floſſe/ welches die-

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[562/0568] Siebendes Buch. blieb. Arbianes beklagete das Fraͤulein ſehr/ und fuͤhrete ſie ſtets unter dem Arme/ welche ſich aber keine Ungelegenheit verdrieſſen ließ/ vorgebend/ ſie haͤtte nie keinen angenehmern Luſtgang verrichtet/ und koͤnte das Wetter ſo ungeſtuͤm nicht ſeyn/ daß ſie es nicht ſchaͤrffeꝛ wuͤnſchete/ wann ſie nur hiedurch vor Unfal geſichert wuͤrde; aber als ſie den Weg zur Helffte gbracht hatten/ ließ der Regen nach/ und gingen neben etlichen groſſen Baͤumen her/ hinter welchen ſich drey verſchlagene Wendiſche Fußknechte wegen des Regens auf- hielten/ deren einer ein Schwert bey ſich führete/ die andern beiden aber mit langen Pruͤ- geln ſich verſehen hatten. Sie macheten alsbald einen Anſchlag auff die unſern/ ihnen/ wz ſie etwa bey ſich haͤtten/ abzunehmen/ weil ſie ſonſt keine Leute im Felde ſpuͤreten/ inſonder- heit hatten ſie Luſt/ Arbianes umb ſeine Baurenploͤtze zubringen/ und ſich damit zuwapnẽ/ daher ſie alle drey mit einander loßbrachen/ und der eine ſein Schwert/ noch ehe ſie gar na- he kahmen/ entbloͤſſete/ welches Arbianes erſehend/ dem Fraͤulein einẽ Muht einredete/ ſie ſolte ſich wegen dieſes uͤberfalles durchaus nicht fuͤrchten/ ſondern bey Wolffgangen blei- ben/ oder/ welches das beſte/ ſich nur an den einen Baum niderſetzen/ maſſen da dieſe Raͤu- ber ihnen etwas würden anmuhten ſeyn/ ſie es bald gereuen ſolte. Hernach hieß er Wolff- gangen ein gutes Herz faſſen/ und mit ſeinem Springſtecken ſich dem einen friſch entgegẽ ſetzen/ oder nur abwehren/ daß er von ihm mit dem Pruͤgel nicht getroffen wuͤrde/ er wolte mit Gottes Huͤlffe den andern beiden Mannes gnug ſeyn. Kaum hatte er ſolches ausge- redet/ da rieffen jene ihnen zu/ ſie ſolten ſtille ſtehen/ oder alsbald niedergemacht werden. Das Fraͤulein verließ ſich auff Gott und ihres Fuͤrſten Herzhafftigkeit/ daher ſie ohn ei- nige Wehklage ſich niderſetzete/ nicht zweifelnd/ dieſer Streit wuͤrde bald geendiget ſeyn. Arbianes aber gab den Anſprengern zur Antwort; was ſie ihnen zugebieten haͤtten zu ſte- hen oder fortzugehen? ſie ſolten ſich bald packen/ und der eine das Schwert in die Schei- de ſtecken/ oder es wuͤrde noch vor abends mit ihnen dreckicht gehen werden. Dieſe lieſſen auff ſolche Draͤuung ſich trotzig vernehmen/ weil ſie keine Gnade erkennen koͤnten/ müſten ſie ohn alles erbarmen in gruͤner Heide das Leben verlieren; da dañ der eine mit dem Pruͤ- gel auff Wolgang loßging/ der andere ſich auff die Huht ſtellete/ ob dieſen etwa ein Entſaz zukommen wuͤrde/ der mit dem Schwerte aber ſich an Arbianes machete/ des feſten Vor- ſatzes/ ihn alsbald niderzumachen; welcher aber mit ſeiner kurzen Ploͤtze ſich zum recht- maͤſſigen Gefechte ſtellete/ und ſeines Feindes getroſt erwartete. Dieſer erkennete hieraus/ daß der vermeynete junge Baur der Fecht Kunſt nicht allerdinge unwiſſend ſeyn muͤſte/ gedachte doch/ weil er ſelbſt ein guter Fechter wahr/ ihm etliche blutige Streiche zuverſetzẽ/ biß er ihn wuͤrde auffgerieben haben/ da er ſich dann nicht wenig auff ſein langes Schwert verließ. Arbianes aber achtete ſein nit/ gab nur acht/ wie es Wolffgang mit ſeinem Man- ne ergehen würde/ und als er merkete/ daß dieſe beiden einer dem andern gewachſen wahꝛẽ/ hielt er ſeinen Feind mit Worten auff/ und fragete ihn/ was ihn ſo kuͤhn machete/ die In- wohner dieſes Landes auff freyer offener Landſtraſſe zuuͤberfallen/ und moͤchte gerne wiſ- ſen/ ob er ihn vor einen Moͤrder und Raͤuber/ oder vor einen abgeſtrichenen Landsknecht halten ſolte. Dieſen verdroß der Spot/ und begunte hefftig auff Arbianes loßzudringen/ welcher mit einem kurzen Lager ihm auffwartete/ auch nicht lange anſtund/ daß er ihm ei- nen Schnit uͤber das Maul gab/ daß die rohte Suppe mildiglich hervor floſſe/ welches die- ſen

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 562. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/568>, abgerufen am 22.11.2024.