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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
seligkeit abzutreiben/ als lange ich einen warmen Blutstropffen bey mir verspüre. Ich bin
noch niemahls meines Vaterlandes oder der der Teutschen Feind worden/ dessen ich mein
Gewissen/ und denselben Gott zum zeugen nehme/ welcher Himmel und Erden beherschet;
wie auch die wenig Teutschen/ so mit mir aus den fremden Ländern wieder zu Hause ange-
langet/ und sich unter euch befinden/ bezeugen werden. Darumb so bleibet auch ihr hinwie-
derumb beständig/ und eurem Groß Fürsten/ meinem Gn. Herr Vater/ auch uns seinen
beyden Söhnen geträu/ als angebohrnen Untertahnen in ihrer ungestöreten Freyheit ge-
bühret/ und versichert euch/ daß ihr an uns dreyen habet/ welche vor euer Heyl und Wol-
fahrt ihr Blut zuvergiessen/ und ihr Leben in die Schanze zuschlagen sich nimmer wegern
werden. Der alte Groß Fürst fing darauff an: Ihr meine redliche auffrichtige Teutschen/
und liebe geträue; in diesem Ritterzuge habt ihr mir eurem Groß Fürsten euer Herz dar-
gelegt/ und augenscheinlich sehen lassen/ wie fest ihr mir anhanget und zu meiner Rettung
gefliessen gewesen seid/ welches euch mit allen väterlichen Gnaden solvergolten werden.
Diesen meinen Sohn Herkules hat mir der Himmel wieder zugeschikt/ welchen ich frey
und unschuldig finde aller falschen und lügenhaftigen aufflagen/ deren ihn etliche haben zei-
hen wollen/ welches weil es aus unverstand und unwissenheit geschehen ist/ sol ihnen noch-
mahls durchgehend verzihen seyn; vor dißmahl gehet hin die Beute einzusamlen/ welche
ihr gestriges Tages durch eure sieghaften Fäuste habt erstritten; inzwischen werden wir
dasselbe abzuhandeln vornehmen/ was zu unsers Teutschen Reichs Wolfahrt/ Ehre und
Auffnahme dienet. Es erhub sich abermahl ein grosses Freudengeschrey/ welches sehr wü-
ste durcheinander ging/ und machte das Heer sich darauff nach der Wahlstat/ da sie mehr
bey den Erschlagenen funden/ weder sie gehoffet hatten. Die gesamten Fürsten aber/ denen
Fr. Valiska auff des alten Groß Fürsten begehren beywohnen muste/ hielten Raht/ was
weiter würde vorzunehmen seyn/ da sie einhellig schlossen/ man solte gleich mit dem Heer in
Frießland gehen/ sich aller feindtähtligkeit enthalten/ und bey den Ständen des Landes ver-
nehmen/ ob sie sich gutwillig bequemen/ und einen von des Groß Fürsten Söhnen vor ih-
ren König annehmen/ oder des wolbefugeten Kriegszwanges wolten gewärtig seyn. Wür-
de das erste stat haben/ alsdann solten des Landes schwere aufflagen alsobald und wirklich
abgeschaffet/ und alle Inwohner ein ganzes Jahrlang aller gewöhnlichen Schatzung er-
lassen seyn; ihre Gerechtigkeiten solten bestätiget/ die Zölle geringert/ die Frohndienste aufs
leidlichste gemässiget/ und alles in den uhralten Stand gesetzet werden. Im wiedrigen wür-
den ihre Dörffer verbrennet/ ihre Städte verstöret/ ihre Güter geraubet/ die Weibsbilder
geschändet/ sie selbsten in harte Dienstbarkeit hinweggeführet/ und das Land mit neuen In-
wohnern besetzet werden/ weil ohn alle gegebene Ursach/ sie den mit ihrem lezten Könige
auffgerichteten Frieden gebrochen/ indem sie mit dem Wendischen Erzräuber ihre Macht
zusammen gesetzet/ nicht allein der schändlichen Entführung/ sondern auch der Schlacht
beygewohnet/ und alle feindliche bezeigung vorgenommen hätten. Nach gemachtem die-
sen Schlusse ward umbgefraget/ was mit dem gottlosen Räuber Krito würde vorzuneh-
men seyn; da Herkules vor gut ansahe/ dz der Bube Niklot allererst vorgenommen/ und nach
befindung gestraffet würde/ welches in des alten Groß Fürsten abwesenheit geschahe/ als
welcher ihn seines auschauens nicht wirdigen wolte. Als derselbe vor dieses Hochfürstli-

che

Siebendes Buch.
ſeligkeit abzutreiben/ als lange ich einen warmen Blutstropffen bey mir verſpuͤre. Ich bin
noch niemahls meines Vaterlandes oder der der Teutſchen Feind worden/ deſſen ich mein
Gewiſſen/ und denſelben Gott zum zeugen nehme/ welcher Himmel und Erden beherſchet;
wie auch die wenig Teutſchen/ ſo mit mir aus den fremden Laͤndern wieder zu Hauſe ange-
langet/ und ſich unter euch befinden/ bezeugen werden. Darumb ſo bleibet auch ihr hinwie-
derumb beſtaͤndig/ und eurem Groß Fuͤrſten/ meinem Gn. Herr Vater/ auch uns ſeinen
beyden Soͤhnen getraͤu/ als angebohrnen Untertahnen in ihrer ungeſtoͤreten Freyheit ge-
buͤhret/ und verſichert euch/ daß ihr an uns dreyen habet/ welche vor euer Heyl und Wol-
fahrt ihr Blut zuvergieſſen/ und ihr Leben in die Schanze zuſchlagen ſich nimmer wegern
werden. Der alte Groß Fürſt fing darauff an: Ihr meine redliche auffrichtige Teutſchen/
und liebe getraͤue; in dieſem Ritterzuge habt ihr mir eurem Groß Fuͤrſten euer Herz dar-
gelegt/ und augenſcheinlich ſehen laſſen/ wie feſt ihr mir anhanget und zu meiner Rettung
geflieſſen geweſen ſeid/ welches euch mit allen vaͤterlichen Gnaden ſolvergolten werden.
Dieſen meinen Sohn Herkules hat mir der Himmel wieder zugeſchikt/ welchen ich frey
und unſchuldig finde aller falſchen und luͤgenhaftigen aufflagen/ deren ihn etliche haben zei-
hen wollen/ welches weil es aus unverſtand und unwiſſenheit geſchehen iſt/ ſol ihnen noch-
mahls durchgehend verzihen ſeyn; vor dißmahl gehet hin die Beute einzuſamlen/ welche
ihr geſtriges Tages durch eure ſieghaften Faͤuſte habt erſtritten; inzwiſchen werden wir
daſſelbe abzuhandeln vornehmen/ was zu unſers Teutſchen Reichs Wolfahrt/ Ehre und
Auffnahme dienet. Es erhub ſich abermahl ein groſſes Freudengeſchrey/ welches ſehr wuͤ-
ſte durcheinander ging/ und machte das Heer ſich darauff nach der Wahlſtat/ da ſie mehr
bey den Erſchlagenen funden/ weder ſie gehoffet hatten. Die geſamten Fuͤrſten aber/ denen
Fr. Valiſka auff des alten Groß Fürſten begehren beywohnen muſte/ hielten Raht/ was
weiter wuͤrde vorzunehmen ſeyn/ da ſie einhellig ſchloſſen/ man ſolte gleich mit dem Heer in
Frießland gehen/ ſich aller feindtaͤhtligkeit enthalten/ und bey den Staͤnden des Landes ver-
nehmen/ ob ſie ſich gutwillig bequemen/ und einen von des Groß Fürſten Soͤhnen vor ih-
ren Koͤnig annehmen/ oder des wolbefugeten Kriegszwanges wolten gewaͤrtig ſeyn. Wüꝛ-
de das erſte ſtat haben/ alsdann ſolten des Landes ſchwere aufflagen alſobald und wirklich
abgeſchaffet/ und alle Inwohner ein ganzes Jahrlang aller gewoͤhnlichen Schatzung er-
laſſen ſeyn; ihre Gerechtigkeiten ſolten beſtaͤtiget/ die Zoͤlle geringert/ die Frohndienſte aufs
leidlichſte gemaͤſſiget/ uñ alles in den uhralten Stand geſetzet werden. Im wiedrigen wuͤr-
den ihre Doͤrffer verbrennet/ ihre Staͤdte verſtoͤret/ ihre Guͤter geraubet/ die Weibsbilder
geſchaͤndet/ ſie ſelbſten in harte Dienſtbarkeit hinweggefuͤhret/ und das Land mit neuen In-
wohnern beſetzet werden/ weil ohn alle gegebene Urſach/ ſie den mit ihrem lezten Koͤnige
auffgerichteten Frieden gebrochen/ indem ſie mit dem Wendiſchen Erzraͤuber ihre Macht
zuſammen geſetzet/ nicht allein der ſchaͤndlichen Entführung/ ſondern auch der Schlacht
beygewohnet/ und alle feindliche bezeigung vorgenommen haͤtten. Nach gemachtem die-
ſen Schluſſe ward umbgefraget/ was mit dem gottloſen Raͤuber Krito würde vorzuneh-
men ſeyn; da Herkules vor gut anſahe/ dz der Bube Niklot allererſt vorgenom̃en/ und nach
befindung geſtraffet wuͤrde/ welches in des alten Groß Fürſten abweſenheit geſchahe/ als
welcher ihn ſeines auſchauens nicht wirdigen wolte. Als derſelbe vor dieſes Hochfuͤrſtli-

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[543/0549] Siebendes Buch. ſeligkeit abzutreiben/ als lange ich einen warmen Blutstropffen bey mir verſpuͤre. Ich bin noch niemahls meines Vaterlandes oder der der Teutſchen Feind worden/ deſſen ich mein Gewiſſen/ und denſelben Gott zum zeugen nehme/ welcher Himmel und Erden beherſchet; wie auch die wenig Teutſchen/ ſo mit mir aus den fremden Laͤndern wieder zu Hauſe ange- langet/ und ſich unter euch befinden/ bezeugen werden. Darumb ſo bleibet auch ihr hinwie- derumb beſtaͤndig/ und eurem Groß Fuͤrſten/ meinem Gn. Herr Vater/ auch uns ſeinen beyden Soͤhnen getraͤu/ als angebohrnen Untertahnen in ihrer ungeſtoͤreten Freyheit ge- buͤhret/ und verſichert euch/ daß ihr an uns dreyen habet/ welche vor euer Heyl und Wol- fahrt ihr Blut zuvergieſſen/ und ihr Leben in die Schanze zuſchlagen ſich nimmer wegern werden. Der alte Groß Fürſt fing darauff an: Ihr meine redliche auffrichtige Teutſchen/ und liebe getraͤue; in dieſem Ritterzuge habt ihr mir eurem Groß Fuͤrſten euer Herz dar- gelegt/ und augenſcheinlich ſehen laſſen/ wie feſt ihr mir anhanget und zu meiner Rettung geflieſſen geweſen ſeid/ welches euch mit allen vaͤterlichen Gnaden ſolvergolten werden. Dieſen meinen Sohn Herkules hat mir der Himmel wieder zugeſchikt/ welchen ich frey und unſchuldig finde aller falſchen und luͤgenhaftigen aufflagen/ deren ihn etliche haben zei- hen wollen/ welches weil es aus unverſtand und unwiſſenheit geſchehen iſt/ ſol ihnen noch- mahls durchgehend verzihen ſeyn; vor dißmahl gehet hin die Beute einzuſamlen/ welche ihr geſtriges Tages durch eure ſieghaften Faͤuſte habt erſtritten; inzwiſchen werden wir daſſelbe abzuhandeln vornehmen/ was zu unſers Teutſchen Reichs Wolfahrt/ Ehre und Auffnahme dienet. Es erhub ſich abermahl ein groſſes Freudengeſchrey/ welches ſehr wuͤ- ſte durcheinander ging/ und machte das Heer ſich darauff nach der Wahlſtat/ da ſie mehr bey den Erſchlagenen funden/ weder ſie gehoffet hatten. Die geſamten Fuͤrſten aber/ denen Fr. Valiſka auff des alten Groß Fürſten begehren beywohnen muſte/ hielten Raht/ was weiter wuͤrde vorzunehmen ſeyn/ da ſie einhellig ſchloſſen/ man ſolte gleich mit dem Heer in Frießland gehen/ ſich aller feindtaͤhtligkeit enthalten/ und bey den Staͤnden des Landes ver- nehmen/ ob ſie ſich gutwillig bequemen/ und einen von des Groß Fürſten Soͤhnen vor ih- ren Koͤnig annehmen/ oder des wolbefugeten Kriegszwanges wolten gewaͤrtig ſeyn. Wüꝛ- de das erſte ſtat haben/ alsdann ſolten des Landes ſchwere aufflagen alſobald und wirklich abgeſchaffet/ und alle Inwohner ein ganzes Jahrlang aller gewoͤhnlichen Schatzung er- laſſen ſeyn; ihre Gerechtigkeiten ſolten beſtaͤtiget/ die Zoͤlle geringert/ die Frohndienſte aufs leidlichſte gemaͤſſiget/ uñ alles in den uhralten Stand geſetzet werden. Im wiedrigen wuͤr- den ihre Doͤrffer verbrennet/ ihre Staͤdte verſtoͤret/ ihre Guͤter geraubet/ die Weibsbilder geſchaͤndet/ ſie ſelbſten in harte Dienſtbarkeit hinweggefuͤhret/ und das Land mit neuen In- wohnern beſetzet werden/ weil ohn alle gegebene Urſach/ ſie den mit ihrem lezten Koͤnige auffgerichteten Frieden gebrochen/ indem ſie mit dem Wendiſchen Erzraͤuber ihre Macht zuſammen geſetzet/ nicht allein der ſchaͤndlichen Entführung/ ſondern auch der Schlacht beygewohnet/ und alle feindliche bezeigung vorgenommen haͤtten. Nach gemachtem die- ſen Schluſſe ward umbgefraget/ was mit dem gottloſen Raͤuber Krito würde vorzuneh- men ſeyn; da Herkules vor gut anſahe/ dz der Bube Niklot allererſt vorgenom̃en/ und nach befindung geſtraffet wuͤrde/ welches in des alten Groß Fürſten abweſenheit geſchahe/ als welcher ihn ſeines auſchauens nicht wirdigen wolte. Als derſelbe vor dieſes Hochfuͤrſtli- che

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 543. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/549>, abgerufen am 22.11.2024.