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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
ren/ und dieses Gemälde/ welches doch den tausendsten Teil an ihre Schönheit nicht rei-
chet/ Zeit meines wenigen übrigen Lebens zuverehren. O aller liebreichstes Fräulein/ wann
wird die höchst gewünschete Stunde erscheinen/ da an dieser volkommenen Schönheit/
nach so langen unaußsprechlichen Liebes Schmerzen/ in züchtiger ehelicher Liebe und ver-
gnügung ich mich ersättigen werde? er wolte weiter reden/ aber das Fräulein/ welche ohn
das sehr mitleidig wahr/ kunte ihm ohn Bewägung länger nicht zuhören; so hatte sie auch
ihren lieben Fürsten noch nicht recht beschauet/ wie er ungeharnischt von Leibe und Ange-
sicht eigentlich gestaltet währe/ schlug deßwegen ihre klare Augelein auff/ und empfand
wegen getahner ehelichen Zusage nicht geringe Schahm im Herzen. Als sie ihn nun in sei-
ner dünnen Kleidung vor sich in den Knien sitzen/ und das Gemählde in der Hand halten
sahe/ richtete sie sich auff/ daß sie gegen ihn zusitzen kam/ und nach Wünschung eines fröli-
chen morgens rühmete sie/ wie sanfft und wol sie nach außgestandenem Schrecken auff
diesem Häu geschlaffen hätte/ auch sonsten sich sehr wol befünde. Aber mein Hochwerter
Fürst/ sagte sie mit einem freundlichen Anblik/ hat auch Eure Liebe etwas Ruhe gehabt?
ach in was grosse Sorge/ Angst und Gefahr ist er doch meinet wegen gerahten/ da sonst/
wann ich nicht währe/ er in seinem trefflichen Großfürstentuhm wol ruhig und sicher sitzen/
und aller zulässigen Wollust geniessen möchte. Hierauff setzete er sich zu ihr an die Seite/
umfing sie mit inniglichen küssen/ daß sie ihm einzureden nicht umhin kunte/ hernach ant-
wortete er ihr also: O Sonne aller Schönheit/ O einiger Glanz und wärmender Strahl
meiner Seele! schätzet mein Fräulein mich diese Stunde vor unglükselig/ in welcher ich
der allergrössesten Wollust genossen/ und das volkommene Meister Stük des gütigen Him-
mels/ an der Vortreffligkeit ihres wunderschönen Angesichts betrachtet habe? Mein See-
len Schätzchen/ gläubet mir/ daß mein Herz in grösserer Freude niemals geschwebet hat.
Mein Fräulein/ ihr/ ihr seid mein Großfürstentuhm; ihr seid meine sichere Wollust/ und
die einzige Ruhe aller meiner auffwallenden Gedanken/ ohn welche nach diesem ich keine
Stunde werde ruhen können. Ja hette der Himmel Eure Liebe gleich im nidrigen Bauren
Stande lassen gebohren werden/ und nur dieses Hütlein ihr eigentuhm wäre/ wolte ich
mein Medisches Groß Fürstentuhm gerne damit vertauschen/ und mich zum Haußknech-
te hieher vermieten/ nur daß ich der allerdurchdringendesten Strahlen dieser voll-schönen
Augelein (die Er zugleich küssete) in meiner Seele empfinden/ und gegenwärtig geniessen
möchte. Die innigliche Liebe wolte ihm nicht mehr worte gönnen/ sondern er saß als ein ge-
hauenes Bilde mit unverwendeten Angen/ dem allerschönsten Angesichte seiner Herzgelie-
beten Fräulein gerade entgegen; wodurch das keusche fromme Herz durch mitleiden der
Gestalt bewogen ward/ daß sie selbst wünschete/ schon bey ihren Eltern zuseyn/ damit sie sei-
ne Seele in keuscher ehelicher Liebe völlig befriedigen könte; vor dißmahl aber boht sie ihm
einen züchtigen Kuß/ legte ihr Häupt an seines/ streich ihn mit der zarten Hand über seine
Augen und Angesicht her/ und sagete; ihr mein ehren höchstgeliebeter Fürst und Erretter/
was finden doch eure Augen an mir sonderliches/ welches eine solche unerhörete Liebe in
eurem Hochfürstlichen Herzen erwecken solte/ daß ihr um meinet Willen den Groß fürstli-
chen Stand verlassen/ und in bäurischer Knechtschafft euch zubegeben einwilligen woltet?
vielleicht hat Libussa Euer Liebe etwas von mir erzählet/ welches sich doch im wenigsten bey

mir
y y y ij

Siebendes Buch.
ren/ und dieſes Gemaͤlde/ welches doch den tauſendſten Teil an ihre Schoͤnheit nicht rei-
chet/ Zeit meines wenigen uͤbrigen Lebens zuverehren. O aller liebreichſtes Fraͤulein/ wann
wird die hoͤchſt gewuͤnſchete Stunde erſcheinen/ da an dieſer volkommenen Schoͤnheit/
nach ſo langen unaußſprechlichen Liebes Schmerzen/ in zuͤchtiger ehelicher Liebe und ver-
gnuͤgung ich mich erſaͤttigen werde? er wolte weiter reden/ aber das Fraͤulein/ welche ohn
das ſehr mitleidig wahr/ kunte ihm ohn Bewaͤgung laͤnger nicht zuhoͤren; ſo hatte ſie auch
ihren lieben Fuͤrſten noch nicht recht beſchauet/ wie er ungeharniſcht von Leibe und Ange-
ſicht eigentlich geſtaltet waͤhre/ ſchlug deßwegen ihre klare Augelein auff/ und empfand
wegen getahner ehelichen Zuſage nicht geringe Schahm im Herzen. Als ſie ihn nun in ſei-
ner duͤnnen Kleidung vor ſich in den Knien ſitzen/ und das Gemaͤhlde in der Hand halten
ſahe/ richtete ſie ſich auff/ daß ſie gegen ihn zuſitzen kam/ und nach Wuͤnſchung eines froͤli-
chen morgens ruͤhmete ſie/ wie ſanfft und wol ſie nach außgeſtandenem Schrecken auff
dieſem Haͤu geſchlaffen haͤtte/ auch ſonſten ſich ſehr wol befuͤnde. Aber mein Hochwerter
Fuͤrſt/ ſagte ſie mit einem freundlichen Anblik/ hat auch Eure Liebe etwas Ruhe gehabt?
ach in was groſſe Sorge/ Angſt und Gefahr iſt er doch meinet wegen gerahten/ da ſonſt/
wann ich nicht waͤhre/ er in ſeinem trefflichen Großfuͤrſtentuhm wol ruhig und ſicher ſitzẽ/
und aller zulaͤſſigen Wolluſt genieſſen moͤchte. Hierauff ſetzete er ſich zu ihr an die Seite/
umfing ſie mit inniglichen kuͤſſen/ daß ſie ihm einzureden nicht umhin kunte/ hernach ant-
wortete er ihr alſo: O Sonne aller Schoͤnheit/ O einiger Glanz und waͤrmender Strahl
meiner Seele! ſchaͤtzet mein Fraͤulein mich dieſe Stunde vor ungluͤkſelig/ in welcher ich
der allergroͤſſeſten Wolluſt genoſſen/ und das volkommene Meiſter Stuͤk des guͤtigen Him-
mels/ an der Vortreffligkeit ihres wunderſchoͤnen Angeſichts betrachtet habe? Mein See-
len Schaͤtzchen/ glaͤubet mir/ daß mein Herz in groͤſſerer Freude niemals geſchwebet hat.
Mein Fraͤulein/ ihr/ ihr ſeid mein Großfuͤrſtentuhm; ihr ſeid meine ſichere Wolluſt/ und
die einzige Ruhe aller meiner auffwallenden Gedanken/ ohn welche nach dieſem ich keine
Stunde werde ruhen koͤnnen. Ja hette der Himmel Eure Liebe gleich im nidrigen Baurẽ
Stande laſſen gebohren werden/ und nur dieſes Huͤtlein ihr eigentuhm waͤre/ wolte ich
mein Mediſches Groß Fuͤrſtentuhm gerne damit vertauſchen/ und mich zum Haußknech-
te hieher vermieten/ nur daß ich der allerdurchdringendeſten Strahlen dieſer voll-ſchoͤnen
Augelein (die Er zugleich küſſete) in meiner Seele empfinden/ und gegenwaͤrtig genieſſen
moͤchte. Die innigliche Liebe wolte ihm nicht mehr worte goͤnnen/ ſondern er ſaß als ein ge-
hauenes Bilde mit unverwendeten Angen/ dem allerſchoͤnſten Angeſichte ſeiner Herzgelie-
beten Fraͤulein gerade entgegen; wodurch das keuſche fromme Herz durch mitleiden der
Geſtalt bewogen ward/ daß ſie ſelbſt wuͤnſchete/ ſchon bey ihren Eltern zuſeyn/ damit ſie ſei-
ne Seele in keuſcher ehelicher Liebe voͤllig befriedigen koͤnte; vor dißmahl aber boht ſie ihm
einen zuͤchtigen Kuß/ legte ihr Haͤupt an ſeines/ ſtreich ihn mit der zarten Hand uͤber ſeine
Augen und Angeſicht her/ und ſagete; ihr mein ehren hoͤchſtgeliebeter Fuͤrſt und Erretter/
was finden doch eure Augen an mir ſonderliches/ welches eine ſolche unerhoͤrete Liebe in
eurem Hochfuͤrſtlichen Herzen erwecken ſolte/ daß ihr um meinet Willen den Groß fuͤrſtli-
chen Stand verlaſſen/ und in baͤuriſcher Knechtſchafft euch zubegeben einwilligen woltet?
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mir
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[539/0545] Siebendes Buch. ren/ und dieſes Gemaͤlde/ welches doch den tauſendſten Teil an ihre Schoͤnheit nicht rei- chet/ Zeit meines wenigen uͤbrigen Lebens zuverehren. O aller liebreichſtes Fraͤulein/ wann wird die hoͤchſt gewuͤnſchete Stunde erſcheinen/ da an dieſer volkommenen Schoͤnheit/ nach ſo langen unaußſprechlichen Liebes Schmerzen/ in zuͤchtiger ehelicher Liebe und ver- gnuͤgung ich mich erſaͤttigen werde? er wolte weiter reden/ aber das Fraͤulein/ welche ohn das ſehr mitleidig wahr/ kunte ihm ohn Bewaͤgung laͤnger nicht zuhoͤren; ſo hatte ſie auch ihren lieben Fuͤrſten noch nicht recht beſchauet/ wie er ungeharniſcht von Leibe und Ange- ſicht eigentlich geſtaltet waͤhre/ ſchlug deßwegen ihre klare Augelein auff/ und empfand wegen getahner ehelichen Zuſage nicht geringe Schahm im Herzen. Als ſie ihn nun in ſei- ner duͤnnen Kleidung vor ſich in den Knien ſitzen/ und das Gemaͤhlde in der Hand halten ſahe/ richtete ſie ſich auff/ daß ſie gegen ihn zuſitzen kam/ und nach Wuͤnſchung eines froͤli- chen morgens ruͤhmete ſie/ wie ſanfft und wol ſie nach außgeſtandenem Schrecken auff dieſem Haͤu geſchlaffen haͤtte/ auch ſonſten ſich ſehr wol befuͤnde. Aber mein Hochwerter Fuͤrſt/ ſagte ſie mit einem freundlichen Anblik/ hat auch Eure Liebe etwas Ruhe gehabt? ach in was groſſe Sorge/ Angſt und Gefahr iſt er doch meinet wegen gerahten/ da ſonſt/ wann ich nicht waͤhre/ er in ſeinem trefflichen Großfuͤrſtentuhm wol ruhig und ſicher ſitzẽ/ und aller zulaͤſſigen Wolluſt genieſſen moͤchte. Hierauff ſetzete er ſich zu ihr an die Seite/ umfing ſie mit inniglichen kuͤſſen/ daß ſie ihm einzureden nicht umhin kunte/ hernach ant- wortete er ihr alſo: O Sonne aller Schoͤnheit/ O einiger Glanz und waͤrmender Strahl meiner Seele! ſchaͤtzet mein Fraͤulein mich dieſe Stunde vor ungluͤkſelig/ in welcher ich der allergroͤſſeſten Wolluſt genoſſen/ und das volkommene Meiſter Stuͤk des guͤtigen Him- mels/ an der Vortreffligkeit ihres wunderſchoͤnen Angeſichts betrachtet habe? Mein See- len Schaͤtzchen/ glaͤubet mir/ daß mein Herz in groͤſſerer Freude niemals geſchwebet hat. Mein Fraͤulein/ ihr/ ihr ſeid mein Großfuͤrſtentuhm; ihr ſeid meine ſichere Wolluſt/ und die einzige Ruhe aller meiner auffwallenden Gedanken/ ohn welche nach dieſem ich keine Stunde werde ruhen koͤnnen. Ja hette der Himmel Eure Liebe gleich im nidrigen Baurẽ Stande laſſen gebohren werden/ und nur dieſes Huͤtlein ihr eigentuhm waͤre/ wolte ich mein Mediſches Groß Fuͤrſtentuhm gerne damit vertauſchen/ und mich zum Haußknech- te hieher vermieten/ nur daß ich der allerdurchdringendeſten Strahlen dieſer voll-ſchoͤnen Augelein (die Er zugleich küſſete) in meiner Seele empfinden/ und gegenwaͤrtig genieſſen moͤchte. Die innigliche Liebe wolte ihm nicht mehr worte goͤnnen/ ſondern er ſaß als ein ge- hauenes Bilde mit unverwendeten Angen/ dem allerſchoͤnſten Angeſichte ſeiner Herzgelie- beten Fraͤulein gerade entgegen; wodurch das keuſche fromme Herz durch mitleiden der Geſtalt bewogen ward/ daß ſie ſelbſt wuͤnſchete/ ſchon bey ihren Eltern zuſeyn/ damit ſie ſei- ne Seele in keuſcher ehelicher Liebe voͤllig befriedigen koͤnte; vor dißmahl aber boht ſie ihm einen zuͤchtigen Kuß/ legte ihr Haͤupt an ſeines/ ſtreich ihn mit der zarten Hand uͤber ſeine Augen und Angeſicht her/ und ſagete; ihr mein ehren hoͤchſtgeliebeter Fuͤrſt und Erretter/ was finden doch eure Augen an mir ſonderliches/ welches eine ſolche unerhoͤrete Liebe in eurem Hochfuͤrſtlichen Herzen erwecken ſolte/ daß ihr um meinet Willen den Groß fuͤrſtli- chen Stand verlaſſen/ und in baͤuriſcher Knechtſchafft euch zubegeben einwilligen woltet? vielleicht hat Libuſſa Eueꝛ Liebe etwas von mir erzaͤhlet/ welches ſich doch im wenigſten bey mir y y y ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 539. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/545>, abgerufen am 22.11.2024.