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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
Schahm/ die mein Herz bißher stets unter ihrem vollen Gehorsam gehabt/ mir so viel
Kühnheit zugeben wolte/ daß der Mund außreden dürffte/ was das Hertz ihm gnug bewust
ist/ alsdann würde ich nicht allein hie in dieser Einsamkeit/ sondern vor der ganzen Welt
frey öffentlich bekennen/ daß Eurer Liebe ich mehr als aus einer Ursach/ zu alle seinem ehr-
liebenden Willen ohn Ausrede verbunden bin. Vor erst sehe ich an die Vertrauligkeit/
welche zwischen Euer Liebe und meinen Herrn Brüdern/ auch meiner Fr. Schwester ist/
die allein gnug währe/ mich Euer Liebe willen zu unterwerffen. Hierzu kömt die hohe Be-
dienung/ welche dieselbe meinen ietzgedachten nähesten Blutsverwanten Zeit ihres Elen-
des erzeiget/ welche von Leches und Neklam mir grosses teils erzählet sind. Aber wann sol-
ches alles schon nicht währe/ meinet dann mein Fürst/ daß ich so unempfindlich seyn/ und
nicht mit Dankbarkeit erkennen würde/ daß er bloß durch das anschauen meines unacht-
samen Brustbil des sein Herz mir zugewendet/ und darauff alsbald so wol bey mir als bey
meinen lieben Eltern gebührliche und mehr als gebührliche Ansuchung getahn? was wirds
dann erst seyn und gelten/ wann ich der heutigen Erlösung eingedenk bin/ die weder Zeit
noch Unglük noch wolergehen auß meinem Gedächtniß reissen sol? muß ich dann nicht
gestehen/ mein Fürst/ daß ich schüldig bin/ mich vor die Eure zuhalten? aber ich vernehme
über diß alles/ daß meine Herren Brüder/ und Fr. Schwester/ die mir zugebieten haben/
den Schluß schon abgefasset/ ich solte des Durchleuchtigsten Großfürsten auß Meden sei-
ne verlobete seyn; da sie zugleich die Versicherung hinzu tuhn/ meine Herzliebe Eltern wer-
den solches vorgenehm halten/ wie ich dann an deren Willen zu zweiffeln keine Ursach ha-
be/ zugeschweigen/ daß inkünfftig mir noch dergleichen Gefahr zustossen möchte (ach ja/
ich fürchte sehr/ sie werde nicht aussen bleiben) auß welcher ohn ihrer Liebe Hülffe und Bei-
stand ich nicht errettet werden könte; und also mein hochwerter Fürst mich noch mehr ihm
verbunden machen dürffte/ wann ich gleich anjetzo aller Vergeltungs-Schuld frey wäh-
re; hätte schier wegen Menge meiner Pflichten ausgelassen/ daß ohn gegebene endliche Er-
klärung ich meiner hochgeliebeten Fr. Schwester Hulde und Liebe schwerlich würde er-
halten können. Dieses alles und jedes/ Durchl. Fürst/ dränget mich nicht weniger als sein
mündliches bitten/ und ängstiges verhalten/ seiner Liebe dessen völlig und ohn alle Bedin-
gung zuversprechen/ was einer geträuen verlobeten Braut ihrem Bräutigam und künff-
tigen Gemahl schuldig ist/ wil solches auch hie mit und krafft dieses/ Euer Liebe mit gutem
Wolbedacht unwiederruflich geleistet haben/ jedoch mit diesem billichen und ernstlichen
Vorbehalt/ daß Eure Liebe mit mir als seiner verlobeten Braut zugeberden/ zwar freye
Macht haben/ aber doch meiner Jungfräulichen Zucht und Keuscheit nicht weniger wider
sich selbst/ als wider andere Schuz halten/ und dieselbe in keinerley weise anfechten/ viel we-
niger beleidigen oder kränken sol/ biß dahin aus freyem ungezwungenen willen/ und ungenöh-
tigter einwilligung ich in unsere endliche Heiraht gehehlen werde/ welche dann über die gebühr
ich nit auffschieben/ sond'n hierin meiner Fr. Schwester willen/ und der meinigen Anordnung
gerne folgen wil. Also hat nun eure Liebe/ hochwerter Fürst und Bräutigam/ von mir alles/ wz
ein züchtiges Fräulein über ihr Herz und Zunge bringen kan; und solte er mir die hinan-
gesetzete Bedingung/ die nur auff kurze frist sich erstrecken möchte/ zweiffelhaftig machen
wollen/ so wil und kan ich ihn nicht anders als einen muhtwilligen Feind meiner wolge-

bühr-

Siebendes Buch.
Schahm/ die mein Herz bißher ſtets unter ihrem vollen Gehorſam gehabt/ mir ſo viel
Kuͤhnheit zugeben wolte/ daß der Mund außreden duͤrffte/ was das Hertz ihm gnug bewuſt
iſt/ alsdann wuͤrde ich nicht allein hie in dieſer Einſamkeit/ ſondern vor der ganzen Welt
frey oͤffentlich bekennen/ daß Eurer Liebe ich mehr als aus einer Urſach/ zu alle ſeinem ehr-
liebenden Willen ohn Ausrede verbunden bin. Vor erſt ſehe ich an die Vertrauligkeit/
welche zwiſchen Euer Liebe und meinen Herꝛn Bruͤdern/ auch meiner Fr. Schweſter iſt/
die allein gnug waͤhre/ mich Euer Liebe willen zu unterwerffen. Hierzu koͤmt die hohe Be-
dienung/ welche dieſelbe meinen ietzgedachten naͤheſten Blutsverwanten Zeit ihres Elen-
des erzeiget/ welche von Leches und Neklam mir groſſes teils erzaͤhlet ſind. Aber wañ ſol-
ches alles ſchon nicht waͤhre/ meinet dann mein Fuͤrſt/ daß ich ſo unempfindlich ſeyn/ und
nicht mit Dankbarkeit erkennen wuͤrde/ daß er bloß durch das anſchauen meines unacht-
ſamen Bruſtbil des ſein Herz mir zugewendet/ und darauff alsbald ſo wol bey mir als bey
meinen lieben Eltern gebuͤhrliche und mehr als gebührliche Anſuchung getahn? was wirds
dann erſt ſeyn und gelten/ wann ich der heutigen Erloͤſung eingedenk bin/ die weder Zeit
noch Ungluͤk noch wolergehen auß meinem Gedaͤchtniß reiſſen ſol? muß ich dann nicht
geſtehen/ mein Fuͤrſt/ daß ich ſchüldig bin/ mich vor die Eure zuhalten? aber ich vernehme
uͤber diß alles/ daß meine Herren Bruͤder/ und Fr. Schweſter/ die mir zugebieten haben/
den Schluß ſchon abgefaſſet/ ich ſolte des Durchleuchtigſten Großfürſten auß Meden ſei-
ne verlobete ſeyn; da ſie zugleich die Verſicherung hinzu tuhn/ meine Herzliebe Eltern wer-
den ſolches vorgenehm halten/ wie ich dann an deren Willen zu zweiffeln keine Urſach ha-
be/ zugeſchweigen/ daß inkuͤnfftig mir noch dergleichen Gefahr zuſtoſſen moͤchte (ach ja/
ich fuͤrchte ſehr/ ſie werde nicht auſſen bleiben) auß welcher ohn ihrer Liebe Huͤlffe und Bei-
ſtand ich nicht errettet werden koͤnte; und alſo mein hochwerter Fuͤrſt mich noch mehr ihm
verbunden machen duͤrffte/ wann ich gleich anjetzo aller Vergeltungs-Schuld frey waͤh-
re; haͤtte ſchier wegen Menge meiner Pflichten ausgelaſſen/ daß ohn gegebene endliche Er-
klaͤrung ich meiner hochgeliebeten Fr. Schweſter Hulde und Liebe ſchwerlich wuͤrde er-
halten koͤnnen. Dieſes alles und jedes/ Durchl. Fuͤrſt/ draͤnget mich nicht weniger als ſein
muͤndliches bitten/ und aͤngſtiges verhalten/ ſeiner Liebe deſſen voͤllig und ohn alle Bedin-
gung zuverſprechen/ was einer getraͤuen verlobeten Braut ihrem Braͤutigam und kuͤnff-
tigen Gemahl ſchuldig iſt/ wil ſolches auch hie mit und krafft dieſes/ Euer Liebe mit gutem
Wolbedacht unwiederruflich geleiſtet haben/ jedoch mit dieſem billichen und ernſtlichen
Vorbehalt/ daß Eure Liebe mit mir als ſeiner verlobeten Braut zugeberden/ zwar freye
Macht haben/ aber doch meiner Jungfraͤulichen Zucht und Keuſcheit nicht weniger wider
ſich ſelbſt/ als wider andere Schuz haltẽ/ und dieſelbe in keinerley weiſe anfechten/ viel we-
niger beleidigen oder kraͤnkẽ ſol/ biß dahin aus freyem ungezwungenẽ willen/ uñ ungenoͤh-
tigter einwilligũg ich in unſere endliche Heiraht gehehlẽ weꝛde/ welche dañ über die gebuͤhꝛ
ich nit auffſchiebẽ/ ſond’n hierin meiner Fr. Schweſter willen/ uñ der meinigẽ Anordnung
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ein zuͤchtiges Fraͤulein uͤber ihr Herz und Zunge bringen kan; und ſolte er mir die hinan-
geſetzete Bedingung/ die nur auff kurze friſt ſich erſtrecken moͤchte/ zweiffelhaftig machen
wollen/ ſo wil und kan ich ihn nicht anders als einen muhtwilligen Feind meiner wolge-

buͤhr-
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[527/0533] Siebendes Buch. Schahm/ die mein Herz bißher ſtets unter ihrem vollen Gehorſam gehabt/ mir ſo viel Kuͤhnheit zugeben wolte/ daß der Mund außreden duͤrffte/ was das Hertz ihm gnug bewuſt iſt/ alsdann wuͤrde ich nicht allein hie in dieſer Einſamkeit/ ſondern vor der ganzen Welt frey oͤffentlich bekennen/ daß Eurer Liebe ich mehr als aus einer Urſach/ zu alle ſeinem ehr- liebenden Willen ohn Ausrede verbunden bin. Vor erſt ſehe ich an die Vertrauligkeit/ welche zwiſchen Euer Liebe und meinen Herꝛn Bruͤdern/ auch meiner Fr. Schweſter iſt/ die allein gnug waͤhre/ mich Euer Liebe willen zu unterwerffen. Hierzu koͤmt die hohe Be- dienung/ welche dieſelbe meinen ietzgedachten naͤheſten Blutsverwanten Zeit ihres Elen- des erzeiget/ welche von Leches und Neklam mir groſſes teils erzaͤhlet ſind. Aber wañ ſol- ches alles ſchon nicht waͤhre/ meinet dann mein Fuͤrſt/ daß ich ſo unempfindlich ſeyn/ und nicht mit Dankbarkeit erkennen wuͤrde/ daß er bloß durch das anſchauen meines unacht- ſamen Bruſtbil des ſein Herz mir zugewendet/ und darauff alsbald ſo wol bey mir als bey meinen lieben Eltern gebuͤhrliche und mehr als gebührliche Anſuchung getahn? was wirds dann erſt ſeyn und gelten/ wann ich der heutigen Erloͤſung eingedenk bin/ die weder Zeit noch Ungluͤk noch wolergehen auß meinem Gedaͤchtniß reiſſen ſol? muß ich dann nicht geſtehen/ mein Fuͤrſt/ daß ich ſchüldig bin/ mich vor die Eure zuhalten? aber ich vernehme uͤber diß alles/ daß meine Herren Bruͤder/ und Fr. Schweſter/ die mir zugebieten haben/ den Schluß ſchon abgefaſſet/ ich ſolte des Durchleuchtigſten Großfürſten auß Meden ſei- ne verlobete ſeyn; da ſie zugleich die Verſicherung hinzu tuhn/ meine Herzliebe Eltern wer- den ſolches vorgenehm halten/ wie ich dann an deren Willen zu zweiffeln keine Urſach ha- be/ zugeſchweigen/ daß inkuͤnfftig mir noch dergleichen Gefahr zuſtoſſen moͤchte (ach ja/ ich fuͤrchte ſehr/ ſie werde nicht auſſen bleiben) auß welcher ohn ihrer Liebe Huͤlffe und Bei- ſtand ich nicht errettet werden koͤnte; und alſo mein hochwerter Fuͤrſt mich noch mehr ihm verbunden machen duͤrffte/ wann ich gleich anjetzo aller Vergeltungs-Schuld frey waͤh- re; haͤtte ſchier wegen Menge meiner Pflichten ausgelaſſen/ daß ohn gegebene endliche Er- klaͤrung ich meiner hochgeliebeten Fr. Schweſter Hulde und Liebe ſchwerlich wuͤrde er- halten koͤnnen. Dieſes alles und jedes/ Durchl. Fuͤrſt/ draͤnget mich nicht weniger als ſein muͤndliches bitten/ und aͤngſtiges verhalten/ ſeiner Liebe deſſen voͤllig und ohn alle Bedin- gung zuverſprechen/ was einer getraͤuen verlobeten Braut ihrem Braͤutigam und kuͤnff- tigen Gemahl ſchuldig iſt/ wil ſolches auch hie mit und krafft dieſes/ Euer Liebe mit gutem Wolbedacht unwiederruflich geleiſtet haben/ jedoch mit dieſem billichen und ernſtlichen Vorbehalt/ daß Eure Liebe mit mir als ſeiner verlobeten Braut zugeberden/ zwar freye Macht haben/ aber doch meiner Jungfraͤulichen Zucht und Keuſcheit nicht weniger wider ſich ſelbſt/ als wider andere Schuz haltẽ/ und dieſelbe in keinerley weiſe anfechten/ viel we- niger beleidigen oder kraͤnkẽ ſol/ biß dahin aus freyem ungezwungenẽ willen/ uñ ungenoͤh- tigter einwilligũg ich in unſere endliche Heiraht gehehlẽ weꝛde/ welche dañ über die gebuͤhꝛ ich nit auffſchiebẽ/ ſond’n hierin meiner Fr. Schweſter willen/ uñ der meinigẽ Anordnung gerne folgẽ wil. Alſo hat nun eure Liebe/ hochwerter Fuͤrſt uñ Braͤutigam/ von mir alles/ wz ein zuͤchtiges Fraͤulein uͤber ihr Herz und Zunge bringen kan; und ſolte er mir die hinan- geſetzete Bedingung/ die nur auff kurze friſt ſich erſtrecken moͤchte/ zweiffelhaftig machen wollen/ ſo wil und kan ich ihn nicht anders als einen muhtwilligen Feind meiner wolge- buͤhr-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 527. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/533>, abgerufen am 22.11.2024.