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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
kan/ alsdann wil ich ihr mit meinen Waffen nach vermögen Schuz halten/ daß von einem
Dutzet Bauren sie sobald nicht sol beraubet werden. O mein Herr/ antwortete der Alte/ das
währe gar zu grosse Belohnung vor diesen schlechten Dienst/ ich untergebe aber eurer guten
Gnaden mich und die meinen/ und verspreche euch und seiner Schwester/ mein äusserstes
anzuwenden/ sollet auch mit der Götter Hülffe morgen fruh vor Tage schon vor obgedach-
tem Städlein seyn; aber ihr werdet euch biß nach mitternacht heimlich bey mir verbergen
müssen/ welches zu oberst auff meinem Häu wol geschehen kan; dahin wil ich eure Waffen
und Pferdezeug tragen helffen/ und euer Pferd in die gemeine Weide straks hinter meiner
Hütten treiben/ damit es nicht bey mir gefunden werde. Arbianes ward dieses Trostes sehr
froh/ sattelte sein Pferd ab/ und halff es hinauß treiben/ koppelte ihm auch die Vörder Beine
zusammen/ und ließ es gehen. Als er wieder in das Hauß kam/ fand er das Fräulein auff ei-
nem Klotze sitzen/ und vor grosser Herzens Angst zittern nnd beben. Er tröstete sie aber mit
kräfftigen Worten/ sie möchte sich zufrieden geben; Gott hätte ja die gröste Gefahr durch
dieses frommen Mannes Warnung schon abgekehret/ und würde weiter helffen. Ja schöne
Jungefran/ sagte der Alte/ ob euch schon mehr Leute als der Roht Bart/ möchten gesehen
haben/ sollet ihr doch vor aller Gefahr wol versichert seyn; aber ihr müsset hier nicht lange
verweilen/ sondern jene steigere Leiter hinauff klettern/ und das übrige mich nur machen las-
sen. Wir wollen euch gerne gehorsamen/ sagte das Fräulein/ nehmet ihr euch unser nur ge-
träulich an; lösete hiemit ein köstliches Armband von ihrem Arme/ und reichete es ihm mit
diesen Worten: Sehet da lieber Vater/ nehmet dieses güldene Armband von mir an/ als
ein Zeichen meiner schierkünfftigen Dankbarkeit/ ihr könnet es willig vor 1000 Kronen
verkäuffen. O nein/ meine liebe Jungefrau/ antwortetete er/ was solte mir das Kleinot nüt-
zen? Ich dürffte es ja keinem Menschen zeigen/ dann jederman würde sprechen/ ich hätte
es gestohlen/ und solte wol gar drüber an den lichten Galgen kommen; gebet ihr euch nur
zufrieden/ ich wil eurer gutwilligen Gnade biß dahin wol erwarten/ und dessen kein ander
Pfand als eure Verheissung begehren/ nur bitte ich/ ihr wollet nach eurer Erledigung mich
in eure Landschafft nehmen/ und in diesem meinem hohen Alter mir nöhtigen Unterhalt
verschaffen/ worzu der dritte Teil dieses Kleinots nicht wird nöhtig seyn. Erinnerte sie
hierauff/ daß sie sich auff das Häu macheten/ da dann der Fürst anfangs seine Waffen
hinauff trug/ welches ihm saur genug ward/ kam bald wieder/ und ließ das Fräulein vor
sich hinauff steigen/ nachdem er sie fleissig ermahnet hatte/ mit den Händen sich feste zuhal-
ten/ und eine Staffel nach der andern zuergreiffen/ wann sie mit den Füssen hinauff treten
würde. Anfangs dauchte ihr solches unmöglich seyn hinauff zukommen/ aber die Gefahr
machte das versuchen/ und die Angst/ die Kühnheit es zuvollenden/ da der Fürst allernä-
hest hinter ihr hinauff stieg/ und mit einer Hand ihr nach Mögligkeit halff/ daß sie endlich
das Häu erreichete. Als sie sich nun gar zu oberst nach der Gassen hin gelagert hatten/ sag-
te sie; Ach mein werder Fürst/ solte der gute Alte mir nicht zu einem Trünklein Wassers
verhelffen können? Ich habe diesen ganzen Tag in aller meiner Angst weder gegessen noch
getrunken/ daher ich mein mattes Herz weiters nicht zustillen weiß. Der Fürst/ in dem
sch[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]er-tunkelen sich erkühnend/ küssete sich freundlich/ beklagete ihre Mattigkeit/ und baht/
sich ein wenig allein zugedulden/ biß er hinunter steigen/ und etwas verschaffen könte; eile-

te ge-
t t t ij

Siebendes Buch.
kan/ alsdann wil ich ihr mit meinen Waffen nach vermoͤgen Schuz halten/ daß von einem
Dutzet Bauren ſie ſobald nicht ſol beraubet werden. O mein Herr/ antwortete der Alte/ das
waͤhre gar zu groſſe Belohnung vor dieſen ſchlechten Dienſt/ ich untergebe aber eurer gutẽ
Gnaden mich und die meinen/ und verſpreche euch und ſeiner Schweſter/ mein aͤuſſerſtes
anzuwenden/ ſollet auch mit der Goͤtter Huͤlffe morgen fruh vor Tage ſchon vor obgedach-
tem Staͤdlein ſeyn; aber ihr werdet euch biß nach mitternacht heimlich bey mir verbergen
muͤſſen/ welches zu oberſt auff meinem Haͤu wol geſchehen kan; dahin wil ich eure Waffen
und Pferdezeug tragen helffen/ und euer Pferd in die gemeine Weide ſtraks hinter meiner
Huͤtten treiben/ damit es nicht bey mir gefunden werde. Arbianes ward dieſes Troſtes ſehr
froh/ ſattelte ſein Pferd ab/ und halff es hinauß treiben/ koppelte ihm auch die Voͤrder Beine
zuſammen/ und ließ es gehen. Als er wieder in das Hauß kam/ fand er das Fraͤulein auff ei-
nem Klotze ſitzen/ und vor groſſer Herzens Angſt zittern nnd beben. Er troͤſtete ſie aber mit
kraͤfftigen Worten/ ſie moͤchte ſich zufrieden geben; Gott haͤtte ja die groͤſte Gefahr durch
dieſes frommen Mannes Warnung ſchon abgekehret/ und wuͤrde weiter helffen. Ja ſchoͤne
Jungefran/ ſagte der Alte/ ob euch ſchon mehr Leute als der Roht Bart/ moͤchten geſehen
haben/ ſollet ihr doch vor aller Gefahr wol verſichert ſeyn; aber ihr muͤſſet hier nicht lange
verweilen/ ſondern jene ſteigere Leiter hinauff klettern/ und das uͤbrige mich nur machen laſ-
ſen. Wir wollen euch gerne gehorſamen/ ſagte das Fraͤulein/ nehmet ihr euch unſer nur ge-
traͤulich an; loͤſete hiemit ein koͤſtliches Armband von ihrem Arme/ und reichete es ihm mit
dieſen Worten: Sehet da lieber Vater/ nehmet dieſes güldene Armband von mir an/ als
ein Zeichen meiner ſchierkuͤnfftigen Dankbarkeit/ ihr koͤnnet es willig vor 1000 Kronen
verkaͤuffen. O nein/ meine liebe Jungefrau/ antwortetete er/ was ſolte mir das Kleinot nuͤt-
zen? Ich duͤrffte es ja keinem Menſchen zeigen/ dann jederman wuͤrde ſprechen/ ich haͤtte
es geſtohlen/ und ſolte wol gar drüber an den lichten Galgen kommen; gebet ihr euch nur
zufrieden/ ich wil eurer gutwilligen Gnade biß dahin wol erwarten/ und deſſen kein ander
Pfand als eure Verheiſſung begehrẽ/ nur bitte ich/ ihr wollet nach eurer Erledigung mich
in eure Landſchafft nehmen/ und in dieſem meinem hohen Alter mir noͤhtigen Unterhalt
verſchaffen/ worzu der dritte Teil dieſes Kleinots nicht wird noͤhtig ſeyn. Erinnerte ſie
hierauff/ daß ſie ſich auff das Haͤu macheten/ da dann der Fürſt anfangs ſeine Waffen
hinauff trug/ welches ihm ſaur genug ward/ kam bald wieder/ und ließ das Fraͤulein vor
ſich hinauff ſteigen/ nachdem er ſie fleiſſig ermahnet hatte/ mit den Haͤnden ſich feſte zuhal-
ten/ und eine Staffel nach der andern zuergreiffen/ wann ſie mit den Fuͤſſen hinauff treten
wuͤrde. Anfangs dauchte ihr ſolches unmoͤglich ſeyn hinauff zukommen/ aber die Gefahr
machte das verſuchen/ und die Angſt/ die Kühnheit es zuvollenden/ da der Fuͤrſt allernaͤ-
heſt hinter ihr hinauff ſtieg/ und mit einer Hand ihr nach Moͤgligkeit halff/ daß ſie endlich
das Haͤu erreichete. Als ſie ſich nun gar zu oberſt nach der Gaſſen hin gelagert hatten/ ſag-
te ſie; Ach mein werder Fuͤrſt/ ſolte der gute Alte mir nicht zu einem Trünklein Waſſers
verhelffen koͤnnen? Ich habe dieſen ganzen Tag in aller meiner Angſt weder gegeſſen noch
getrunken/ daher ich mein mattes Herz weiters nicht zuſtillen weiß. Der Fuͤrſt/ in dem
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ſich ein wenig allein zugedulden/ biß er hinunter ſteigen/ und etwas verſchaffen koͤnte; eile-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/521>, abgerufen am 23.11.2024.